Wörgl
Wappen | Karte |
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Stadtwappen | Stadtplan |
Lage in Österreich | |
Datei:Woergl lage.png | |
Basisdaten | |
Bundesland: | Tirol |
Bezirk: | Bezirk Kufstein |
Fläche: | 19,68 km² |
Einwohner: | 12.020 |
Bevölkerungsdichte: | 611 Einwohner/km² |
Höhe: | 511 m ü. NN |
Höchster Punkt: | 1150 m ü. NN |
Niedrigster Punkt: | 502 m ü. NN |
Postleitzahl: | 6300 |
Vorwahlen: | +43-5332 |
Geografische Lage: | 47°29' n. Br. 12°04' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | KU
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Website: | www.woergl.at |
E-Mail-Adresse: | stadtamt@stadt.woergl.at |
Politik | |
Bürgermeister: | LA Arno Abler (ÖVP) |
Gemeinderat: | 8 Bürgermeisterliste (ÖVP) |
5 SPÖ (SPÖ) | |
2 Liste Petzer (ÖVP) | |
2 Unabhängiges Forum | |
2 FWL (FPÖ) | |
2 Wörgler Grüne |
Datei:Woergl night.jpg Wörgl ist eine Stadt im Inntal des Bezirks Kufstein in Tirol, etwa 20 km von der Staatsgrenze zum Freistaat Bayern .
Geografie
Datei:Woergl2.jpg Wörgl liegt am Ufer des Inns am Schnittpunkt zwischen Inntal, Brixental, Wildschönau und dem Sölllandl.
Nachbargemeinden
Angath, Angerberg, Breitenbach am Inn, Hopfgarten im Brixental, Itter, Kirchbichl, Kundl, Wildschönau
Geschichte
Wörgl ist uraltes Siedlungsgebiet. Ausgrabungen beweisen, dass hier schon in der frühen Eisenzeit reger Handel getrieben wurde.
Am 13. Mai 1809 fand bei Wörgl eine entscheidende Schlacht im Tiroler Freiheitskampf unter Andreas Hofer statt. Napoleon entsandte starke Heeresabteilungen zur Rückeroberung Tirols. Die Truppen bestanden vor allem aus bayrischen und sächsischen Soldaten, während die Franzosen die Führung übernahmen. Sie rückten über Kufstein und den Pass Strub ins Land. Die Tiroler stellten sich dem anrückenden Feind in den Feldern von Wörgl. Deren Niederlage unter General Chasteler war jedoch entscheidend. Noch heute erinnert ein von Christian Plattner gestaltetes und zum 100-jährigen Jubiläum 1909 eingeweihtes Denkmal vor der Stadtkirche an diesen Tag (Wörgler Reara).
Der wirtschaftliche Aufstieg Wörgls begann mit dem Bau der Giselabahn 1873-1875 und deren Anbindung an die Westbahnstrecke, wodurch Wörgl zum Bahnverkehrsknoten wurde. Der Wörgler Bahnhof ist aus diesem Grund heute der höchstfrequentierte in Tirol.
Die Erhebung zur Marktgemeinde erfolgte im Jahr 1911 nach dem Zusammenschluss der bis dahin getrennten Gemeinden Kufsteinisch-Wörgl und Rattenbergisch-Wörgl.
Durch den 2. Weltkrieg war Wörgl schwer gekennzeichnet. Bombenabwürfe auf den Bahnhof zerstörten Teile der Stadt. Die Wörgler Bombentage vom 22./23. Februar 1945 werden in der Geschichte des Ortes als blutrote Erinnerungsdaten eingraviert bleiben. Es fielen 46 in Wörgl wohnhafte Menschen und 23 Fremde, insgesamt 69 Personen, den Bomben zum Opfer. In Wörgl wurden 43 Häuser gänzlich zerstört, 105 Häuser wurden erheblich beschädigt. Noch heute werden auf Baustellen immer wieder Blindgänger von Fliegerbomben ausgegraben.
Im Jahr 1951 konnte auf Initiative des damaligen Wörgler Bürgermeisters und Vizepräsidenten des Tiroler Landtages, Kommerzialrat Martin Pichler, die Stadterhebung gefeiert werden.
Heute ist Wörgl die zweitgrößte Stadt im Bezirk Kufstein und das bedeutendste Wirtschaftszentrum des Tiroler Unterlandes. Durch die große Anzahl von Schulen wird Wörgl als Schulstadt bezeichnet.
Wörgler Geldexperiment

In Wörgl war um 1932 die örtliche Zement- und Zellulosefabrikation stark zurückgegangen und die Arbeitslosenquote bedrohlich angestiegen. Die Gemeinde hatte einerseits beträchtliche Steuerausfälle, andererseits hohe Lasten durch Unterstützungsleistungen an Arbeitslose. Die Kasse war leer, und ein Ende war nicht abzusehen. Ab Anfang Juli 1932 gab die Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Michael Unterguggenberger als Lohn der Gemeindeangestellten eigene sogenannte Arbeitswertscheine aus, den Wörgler Schilling. Die Scheine gab es in Nennwerten von 1, 2 und 5 Schilling. Bis zum Ende der Aktion im August 1933 waren insgesamt Scheine im Wert von etwa 34.500 Schilling ausgegeben worden. Maximal wurden 12.000 Schillinge gleichzeitig emittiert.
Die Arbeitswertscheine waren umlaufgesichertes Freigeld. Ideenlieferant war dabei die Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells. Monatlich musste eine Marke zu 1 % des Nennwertes der Note gekauft und in ein dafür vorgesehenes Feld auf der Vorderseite des Geldscheins geklebt werden, um ihn gültig zu erhalten. Das Geld war durch Hinterlegung von Schillingen der Gemeinde bei der örtlichen Raiffeisenkasse gedeckt und gleichwertig an Schillinge gekoppelt. Mit diesen Scheinen konnten Gemeindesteuern bezahlt werden. Einheimische Geschäftsleute nahmen das Geld in Zahlung.
Das Experiment glückte. Geldkreislauf und Wirtschaftstätigkeit wurden – entgegen dem allgemeinen Trend im Land – wiederbelebt. Überall in Wörgl wurde gebaut und investiert. Eine Straßenbrücke "mit Freigeld erbaut" zeugt davon. In den vierzehn Monaten des Experiments nahm die Arbeitslosenquote in Wörgl von 21 auf 15 % ab, während sie im übrigen Land weiter anstieg.
Die positiven Auswirkungen führten dazu, dass der Modellversuch in der Presse als das "Wunder von Wörgl" gepriesen wurde. Das Interesse daran stieg derart, dass über hundert weitere Gemeinden in Österreich dem Beispiel folgen wollten. Auch im Ausland und in Übersee fand die Aktion starke Beachtung und Nachahmer. Aus Frankreich reiste der Finanzminister und spätere Ministerpräsident Édouard Daladier nach Wörgl, und in den USA schlug der Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher der amerikanischen Regierung – wenn auch vergeblich – vor, ein wörgl-ähnliches Geld mit Namen Stamp Script zur Überwindung der Wirtschaftskrise einzuführen.
Allerdings erhob die Österreichische Nationalbank gegen die Wörgler Freigeld-Aktion vor Gericht erfolgreich Widerspruch, weil allein ihr das Recht auf Ausgabe von Geld zustand. Das Experiment von Wörgl und alle weiteren Planungen wurden verboten. Unter Drohung von Armeeeinsatz beendete Wörgl das Experiment im September 1933. Da in der Folge die Weltwirtschaft wieder anzog und bald darauf der Zweite Weltkrieg ausbrach, gerieten das Modell und sein Erfolg weitgehend in Vergessenheit.
Der Verein Unterguggenberger Institut hält das Erbe des Wörgler Geld-Experimentes hoch und bringt historische Erfahrungen mit aktuellen Projekten zusammen. Gemeinsam mit dem Heimatmuseum und dem Stadtarchiv wird eine Ausstellung bereitgehalten. Zeitgemäße Lösungen rund um das Thema Komplementärwährung werden umfassend zusammengetragen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Partnerstädte
Albrechtice nad Orlicí (Tschechien). Die Gemeinde hat etwa 1000 Einwohner und liegt östlich von Königgrätz nahe der polnischen Grenze.
Persönlichkeiten
Bekannte Wörgler Persönlichkeiten sind unter anderem:
- Gerhard Berger - erfolgreicher Formel1-Fahrer
- Stefan Horngacher - erfolgreicher Skispringer
- Reinhard Furrer - Astronaut
- Jeremy Faith, der mit dem 60er-Jahre-Hit "Jesus" einen Welterfolg hatte
- Heinz Zak - Extrembergsteiger und Fotograf
- Hans-Peter Haselsteiner - Bau-Tycoon
- Michael Unterguggenberger - Bürgermeister und Initiator des weltweit beachteten Wörgler Freigeldexperiments
- Schneidermeister Böck, der unfreiwillig im Wörgler Bach baden ging und dadurch angeblich die Vorlage zum dritten Streich in Max und Moritz von Wilhelm Busch lieferte. Die Brücke gibt es übrigens heute noch.
Sehenswürdigkeiten
Eine besondere Attraktion ist seit 2003 das Wave, die Wörgler Wasserwelt, ein Badetempel der besonderen Art mit Wellenbad, Erlebnisrutschen, Badelagunen und einer römischen Saunalandschaft der Superlative.
Wirtschaft und Infrastruktur
Der Schwerpunkt der Stadt liegt im Bereich des regionalen Einzelhandels, wo alle wichtigen Handelsketten und Branchen vertreten sind. Die Wörgler Bahnhofstraße ist die zweitlängste Einkaufsstraße Tirols. Neben weiteren Zentren wie dem M4, dem Westend und dem Interspar-Gelände, bietet Wörgl Einheimischen und Gästen ein besonderes Einkaufserlebnis.
Der Gewerbepark vor den Toren der Stadt liegt unmittelbar an der Autobahn und wird im Endausbau auf rund 35 Hektar eine Heimat für klein- und mittelständische Unternehmen im Bereich von Produktion, Technologie und Logistik bieten.
Nach neuesten Berechnungen ist Wörgl europaweit jene Stadt mit der größten Verkaufsflächendichte.
Verkehr
Wörgl ist mit zwei Ausfahrten an die A 12 Inntalautobahn angebunden: Wörgl-West und Wörgl-Ost. Weiters führen die B 171 Tiroler Straße und die B 170 Brixental Straße durch Wörgl.
Wörgl ist ein Schnellzughalt an der Westbahn. Hier zweigt auch die Salzburg-Tiroler-Bahn nach Kitzbühel und Zell am See ab.
Weiterführende Hinweise
Literatur
- Wendel, Thomas - Das Wörgler Schwundgeld-Experiment 1932-1933 (PDF zum Download)
Weblinks
- Luftbild von Wörgl
- Homepage von Wörgl: www.woergl.at
- Wave - Die Wörgler Wasserwelt: www.woerglerwasserwelt.at
- Mehr zum Freigeldexperiment
- Unterguggenberger-Institut in Wörgl
- Michael Unterguggenberger: End results of the Wörgl Experiment
- die direktion: das freigeld von wörgl - ein bericht
- Homepage der Stadtpfarre Wörgl: http://pfarre-woergl.at