EBuLa
EBuLa, der Elektronische Buchfahrplan mit Verzeichnis der Langsamfahrstellen ist der Versuch der Deutschen Bahn AG, die Bibliothek an Fahrzeiten- und Geschwindigkeitsheften auf den Führerständen und die Verzeichnisse für Langsamfahrstellen und betriebliche Besonderheiten durch eine elektronische Version zu ersetzen.
Überblick
Das System besteht aus den Bordgeräten auf den Führerständen mit den zugehörigen Rechnerkomponenten, Bildschirmen und Bedienteilen, sowie ortsfesten Stationen in den Lokleitungen oder Betriebshöfen, an denen der Lokührer vor Fahrtantritt eine Steckkarte mit aktuellen Fahrplanberichtigungen und/oder neuen betrieblichen Besonderheiten aufladen lassen kann. Auf dem Führerstand steckt er die Karte in das Bordgerät, wählt seinen Zug aus und bekommt dann die Fahrzeiten und zulässigen Geschwindigkeiten für seinen Zug während der Fahrt angezeigt - so weit die Theorie, in der Praxis nahm die ab 1998 schrittweise anlaufende Erprobung des Systems einen ganz anderen Verlauf. EBuLa ist zwar ohne Zweifel die Zukunft und wird den Papierberg auf den DB-Loks eines Tages überflüssig machen, ob dies aber mit der in der nun in den Triebfahrzeugen eingebauten Hardware-Plattform erfolgen kann, bleibt abzuwarten.
Hardware
Das EBuLa-System auf den Fahrzeugen besteht aus einer recht inhomogenen Hardware-Plattform, bestehend aus gebraucht gekauften Rechnern mit Intel i486- oder Pentium-Prozessoren, einigen Megabyte Arbeitsspeicher, einem CD-ROM-Laufwerk für die feststehenden Fahrplandaten, einem PCMCIA-Steckplatz für die Steckkarte mit variablen Fahrplandaten, einem Farbmonitor und den Betriebssystemen Windows 95 oder Windows NT. Das bunte Nebeneinander der verschiedenen verwendeten Geräte und deren unterschiedlich guter Zustand war und ist der Wartbarkeit und Störungsfreiheit nicht gerade zuträglich.
Weitere Hardware-Probleme ergaben sich, als die Systeme ihren ersten Winter erlebten - Lokomotiven werden nachts meist im Freien abgestellt und sind dann nicht geheizt, so dass die Bordrechner Kälteschäden davontrugen oder Kurzschlüsse durch Kondenswasserbildung entstanden. Im Sommer stiegen die Temperaturen im Gehäuse teilweise so stark, dass selbst die genügsamen 486er-Systeme den Dienst quittierten. Man versuchte dies durch Einbau einer kombinierten Geräte-Heizung und -Lüftung zu beheben, die das Gerät vor dem Einschalten auf eine Temperatur im spezifizierten Bereich (0 - 55°C) bringt und diese Temperatur während des Betriebes hält. Auf einigen Lokomotiven konnten die Geräte nicht in den Führertisch integriert werden, sondern mussten teilweise freischwebend aufgehängt werden, was in Verbindung mit dem Laufverhalten bestimmter Nachkriegs-Loks (z.B. E 10/E 40) zu so starken Vibrationen des Monitors führte, dass nicht nur der Lokführer die Anzeigen des Gerätes nicht mehr lesen konnte, sondern auch Hardware-Komponenten Schaden nahmen. Auch die PCMCIA-Steckplätze erwiesen sich als problematisch, da die Kontakte durch häufige Steckvorgänge verbogen werden konnten.
Software
Auf Software-Seite erwiesen sich die zugrunde liegenden Microsoft-Betriebssysteme trotz aller Befürchtungen als recht zuverlässig, da sie im EBuLa-Gerät nur einen beschränkten Aufgabenbereich erfüllen müssen. Die Probleme lagen hier in einem ganz anderen Bereich: Zum Startzeitpunkt des ersten Großversuchs waren die Fahrplandaten und die Gerätesoftware nicht rechtzeitig fertig geworden, die Geräte mussten jedoch aus Gründen der Garantie betrieben werden und zeigten in dieser Zeit ein Testbild, bestehend aus einer Uhr, an. Nachdem die Software dann zur Verfügung stand, zeigte sich eine weitere eklatante Schwäche des Systems: Die Anzeige des Gerätes muss sicher im Sinne der Eisenbahn-Betriebsordnung (EBO) sein, da sich der Lokführer z.B. auf die Korrektheit der angezeigten Geschwindigkeiten verlassen können muss. Daher muss bei der Assemblierung des Programms ein "sicherer" Compiler benutzt werden, und die "Sicherheit" des Quellcodes der eigentlichen EBuLa-Software muss bewiesen sein. Diese Voraussetzung war bei den ersten beiden Probe-Anläufen des EBuLa-Systems nicht gegeben, der Triebfahrzeugführer durfte zwar mit einem EBuLa-Fahrplan fahren, musste jedoch weiterhin eine Papierversion vor sich liegen haben.
Gegenwärtige Situation
Seit 15. Dezember 2002 läuft die dritte Erprobung des EBuLa-Systems, wobei nun endlich einige ausgewählte Züge ohne Papierfahrplan gefahren werden. Doch selbst wenn der zu fahrende Zug in der Liste der Züge steht, die mit EBuLa gefahren werden sollen, heißt das leider noch nicht, dass das Gerät auch einen passenden Fahrplan auf seiner CD findet. In diesem Fall muss weiter nach Papier gefahren werden.
Seit geraumer Zeit läuf das EBuLa nun einigermaßen gut auf allen Baureihen der DB AG. Es sind noch nicht alle Züge auf den CDs und in den ICEs werden die EBuLa Geräte aus technischen Gründen nicht benutzt. Deshalb, und als Ersatz bei technischen Ausfällen, findet man immernoch Buchfahrpläne auf den Loks der DB AG. Auch ist das Problem, mit den La Daten auf den Fahrplan zu schreiben, immernoch nicht behoben und so gibt es noch eine Papier-La. Die Karten benötigt das System nach wie vor, um das aktuelle Datum auf den Fahrplan zu bekommen, sonst weigert sich das Gerät einen Fahrplan anzuzeigen. Aber ansonsten läuft das System gut.
siehe auch: Buchfahrplan