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Robert Guiskard

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Datei:Robert guiskard.jpg
Robert Guiskard auf einer Bronzemünze des 11. Jhds.

Robert Guiskard, (* um 1015; † 1085), normannischer Herrscher, Herzog von Apulien und Kalabrien.

Der Name »Guiskard«, eine Bildung nach dem Französischen guiscart oder viscart (»pfiffig«, auch »listig« und »verschlagen«) bedeutet soviel wie »Schlaukopf«. Wilhelm von Apulien: »... sein Name war Guiskard, weil er an Verschlagenheit Cicero und auch Odysseus überlegen war.«

Leben

Herkunft

Robert war der 6. Sohn des Tankred von Hauteville, einem Angehörigen des niederern Adels (Valvassor) aus der westlichen Normandie (heute: Hauteville-la-Guichard bei Coutances). Robert war der erste Sohn der zweiten Frau Tankreds, Frensendis, und damit in der Erbfolge lediglich an sechster Stelle positioniert. Obgleich der väterliche Besitz schon 1035 auf den Sohn Gottfried überging, blieb Robert (im Gegensatz zu den älteren Brüdern) noch bis etwa 1045 in der Normandie. Aus den Jugendjahren des Robert in der Normandie ist im Prinzip nichts überliefert. Das normannische Herzogtum wurde allerdings in jenen Jahren von blutigen Fehden erschüttert, da der Herzog in Rouen, Wilhelm, der spätere Eroberer, zum Zeitpunkt seiner Erhebung 1035 noch ein Kind war und um sein Überleben kämpfte.

Die Anfänge in Süditalien

Der rasante Aufstieg der Brüder in Süditalien musste Robert verlockend erscheinen. Als er um das Jahr 1047 in Unteritalien eintraf, war sein ältester (Halb-)Bruder, der Anführer der apulischen Normannen, Graf Wilhelm Eisenarm, bereits tot (1045). Die Hautevilles hatten schon mit der Wahl des nachrückenden zweitältesten Bruders Drogo ein dynastisches Prinzip in Süditalien etabliert: Aus den ehemals 12 gleichwertigen normannischen Grafen ragten die Hautevilles deutlich als primi inter pares heraus. Sie bauten Melfi zur Zentrale ihrer Herrschaft weiter aus. Robert jedoch schien zunächst alles andere als willkommen und erhielt vom Bruder kein Lehen. Ein geschätztes Jahr verdingte er sich als Söldner für den kriegerischen Pandulf von Capua. (Siehe Apulien (Geschichte von 1000-1050) zur Vorgeschichte der Normannen in Italien)

Gegen das Jahr 1048 gelang es ihm, die Burg Scribla an der Via Popilia in Nordkalabrien als Lehen für sich herausschlagen - aus Sicht seines Bruders Drogo in ausreichender Entfernung vom Machtzentrum Melfi. Allerdings erhielt er die Zusage, alles Dazueroberte behalten zu dürfen. Bei Scribla handelte es sich lediglich um eine kleine hölzerne Burg (Motte) in der damals stark malariaverseuchten Ebene von Sibari. Es nimmt nicht Wunder, dass der Guiskard schon bald den unwirtlichen Platz gegen das nicht weit entfernte aber hoch gelegene San Marco Argentano eintauschte. Hier errichtete er einen soliden steinernen Wehrturm. Mangels Pferde und ausgebildeter Kämpfer verlegte er sich zunächst auf ein reines Banditendasein. Bald schon gebot er über eine etwa 60 Mann starke Bande, die vermutlich aus entlaufenen Balkansklaven bestand. Gegen befestigte Städte konnte die Truppe zu jenem Zeitpunkt nichts ausrichten.

Scribla, Festungsruine auf einer künstl. Erhöhung, Ebene von Sibari, Kalabrien.

Dieses Manko schien Robert Guiskard um das Jahr 1050 durch eine Heirat kompensiert zu haben. Er ehelichte nach einigen Widerstand von Drogo schließlich Alberada von Bonauberge, eine Tante des normannischen Anführers Girard von Bonauberge, der Robert als Mitgift 200 Krieger überließ und so dessen Handlungsmöglichkeiten beträchtlich erweiterte. Auf Girard, mit dem Robert nun auch öfter zusammenarbeitete, dürfte auch der Beiname Guiskard, der »Schlaukopf«, zurückgegangen sein.

Ein Jahr später (1051) fiel Graf Drogo einer Verschwörung zum Opfer. Die unterdrückte Bevölkerung begehrte wohl um den St.Laurentiustag (9./10.Aug.) allenortens gegen die normannischen Besatzer auf und tötete viele von ihnen. Die Antwort der Überlebenden fiel nicht minder blutig aus. Der 3. Hauteville-Bruder Humfred rückte als Anführer nach. Hinzu kamen die zunehmenden Schwierigkeiten mit dem 1049 inthronisierten Papst Leo IX., die nun 1051 darin gipfelten, dass die Bevölkerung Benevents dem Papst den Oberbefehl über ihre Stadt übergab.

Aufstieg

Papst Leo IX., 1049-1053, entschloss sich, massiv gegen die als Ungläubige gebrandmarkten Normannen vorzugehen und sie militärisch niederzuringen. Bei seiner letzten Bittfahrt ins Reich konnte der Papst von seinem Landsmann und Vertrauten Kaiser Heinrich III. allerdings lediglich 300-400 Schwaben als Schutztruppe erhalten. Auf dem Zug zurück durch Oberitalien nach Rom gesellten sich noch etwa 2000 Leute aus dem Volk sowie ein Kontingent der Langobarden zu dem Heer. Leo zeigte sich siegesbewusst.

Als sich die Heere bei Civitate gegenüberstanden, versuchten die Normannen, die in ungewohnter Einigkeit erschienen, zwar zu verhandeln, indem sie ihre Lehnsabhängigkeit anboten, bedingten sich aber im Gegenzug freie Hand gegen Byzanz aus. Papst Leo lehnte ab. Am 18. Juni schlugen die Normannen in der Schlacht von Civitate trotz starker Gegenwehr die Päpstlichen. Papst Leo wurde arrestiert und neun Monate in Benevent festgehalten.

Robert konnte in der Folge in Kalabrien weitgehend selbstständig vorgehen. Bisignano und Cosenza, beides Bischofsstädte, fielen an den Hauteville. Die angewandte Taktik war in erster Linie die Belagerung, was zunächst die schlichte Abschneidung der Versorgungswege bedeutete. Erst in einem zweiten Schritt suchten die Normannen den offenen Kampf. Die Besiegten hatten in der Regel Geiseln zu stellen und mussten Tribut zahlen.

Der Erfolg zog die Rivalität mit dem älterern Bruder und Lehnsherren Roberts, Humfred, nach sich. Während Humfred als Anführer der apulischen Normannen sich permanent der anderen normannischen Grafen, die z. T. genauso lange vor Ort waren wie er, zu erwehren hatte, konnte der Guiskard in Kalabrien frei walten und erweiterte seine Machtssphäre in kürzester Zeit um ein Vielfaches. Das schürte den Neid. Eine Quelle berichtet, dass Humfred Robert eine kurze Zeit lang einsperren ließ. Kaum in Freiheit, eroberte Robert freilich unbekümmert weiter.

Etwa um das Jahr 1057 erschien Roberts jüngerer Bruder Roger, der spätere Roger I. in Süditalien. Trotz einiger Zerwürfnisse zwischen den beiden Brüdern sollte Roger Roberts wichtigste Stütze bei der Eroberung des Südens werden. Ohne Roger wäre wohl nie ein normannisches Südreich entstanden. Seinen Erfolgen haftete ein dauerhafteres Glück an als denen des älteren Bruders.

Ebenfalls im Jahr 1057 starb Graf Humfred. Zwar hinterließ er in Abälard einen möglichen, wenngleich noch unmündigen Nachfolger, doch konnte er nicht umhin, den ungleich mächtigeren Guiskard zu seinem Nachfolger zu bestimmen. Robert war schon zu diesem Zeitpunkt der einzige Anführer, der das Zeug hatte, die normannischen Sache gegen äußere und innere Widersacher voranzutreiben. Offenbar war die Dynastie der Hauteville mittlerweile so etabliert, dass keiner der normannischen Grafen seinem Herrschaftsanspruch widersprach.

Führer der apulischen Normannen

Noch im Jahr 1057 nahm Robert die Eroberung Kalabriens wieder auf, konnte hierzu nun aber auf mehrere hundert Krieger zurückgreifen. Die Belagerung von Reggio, der größten Stadt Kalabriens, wurde aber nicht von Erfolg gekrönt. Das Kommando über Kalabrien übertrug Robert dem jungen und ehrgeizigen Bruder Roger, um selbst gegen einen apulischen Aufstand unter Graf Peter von Trani vorgehen zu können. Ein weiterer Versuch, Reggio Calabria einzunehmen scheiterte. 1058 überwarfen sich die Brüder, da Robert Roger den Sold für dessen stipendiarii schuldig blieb. Roger suchte nun die Annäherung an den Bruder Wilhelm, der ihm das befestigte Scalea überließ. Von hier aus zog Roger dann mit seiner Bande wie einst Robert durch die Lande. Dieser beargwöhnte zwar den Bruder, söhnte sich aber angesichts wieder ausbrechender kalabrischer Aufstände wieder mit Roger aus. Vielleicht ist nun auch eine Aufteilung Südkalabriens vereinbart worden. Jedem der beiden wurde die Hälfte einer jeden eroberten Stadt zugesprochen.

Der von Wilhelm bedrängte Fürst Gisulf von Salerno wandte sich in dieser Zeit an Robert. Dieser nutzte die Gelegenheit und spielte beide gegeneinander aus. Gisulf zahlte für den Frieden einen jährlichen Tribut an Robert, wofür dieser den Frieden mit Wilhelm garantierte. Robert bekam außerdem 1058/59 die Hand von Gisulfs Schwester Sichelgaita. Die Ehe mit Alberada wurde zuvor wegen (angeblicher) Blutsverwandschaft aufgelöst.

In Kalabrien schlug Roger um diese Zeit den letzten größeren Aufstand nieder. Bis zum Jahresende war bis auf den äußersten Süden so Byzanz aus Kalabrien völlig verdrängt worden.

Melfi 1059: Robert wird Lehnsmann des Papstes

Melfi. Das Kastell

Im Jahr 1059 vollführte der Papst eine radikale Wende in seiner Haltung gegenüber den Normannen. Galten sie bis zu jenem Zeitpunkt als Ungläubige, auf einer Stufe mit den Sarazenen, so suchte die Kurie nun ein Bündnis. Der primäre Grund lag in der schwachen militärischen Stellung des Reformpapsttums selbst: 1059 konnte die Reformpartei um Archidiakon Hildebrand den amtierenden Papst Benedikt X. absetzen und ihren Kandidaten Nikolaus II. (Papst) inthronisieren. Im Lateran erkannte man allerdings schnell die Realitäten: Gegen so starke Feinde wie den römischen Adel und den deutschen König benötigte der Papst einen starken Verbündeten. Der größte Machtfaktor im Süden waren die Normannen und so suchte der Papst vermutlich durch die Vermittlung von Desiderius, dem Abt von Montecassino, ein Pakt mit den Normannen.

Im August des Jahres 1059 kam es zur Synode von Melfi. Papst Nikolaus bestätigte nicht nur die Gebietsansprüche der beiden Fürsten Richard von Capua und Robert Guiskard, sondern machte sie zu seinen Lehnsleuten. Robert wurde in den Stand des Herzogs von Apulien, Kalabrien und des zukünftigen Siziliens erhoben. Mit dieser Formulierung unterstützte der Papst ausdrücklich die Rückeroberung Siziliens aus den Händen der Sarazenen. Robert hatte eine jährliche Abgabe zu zahlen und trug fortan das Banner des Papstes. Die Belehnung, vor allem die Rechtsgrundlage des Papstes, ist Gegenstand einer intensiven historischen Diskussion (s. Josef Déer, Papsttum und Normannen, Studien und Quellen zur Welt Kaiser Friedrichs II. 1, Köln 1972, dazu auch Graham Loud, The Age of Robert Guiscard).

1060-1072: Sizilien & Apulien

Mit dem päpstlichen Banner voran begannen die Hauteville-Brüder die Eroberung Siziliens. Um das Jahr 1060 fiel zunächst Reggio Calabria. Die Bewohner der Stadt ergaben sich kampflos, weil der Herzog mit schwerem Kriegsmaterial vor die Stadtmauer gerückt war. Im Mai 1061 überquerte ein normannischer Trupp unter Roger die Straße von Messina. Der gegnerischer Anführer Ibn al-Hawas ließ sich zuvor erfolgreich von Robert täuschen. Messina ergab sich ebenfalls kampflos und wurde geplündert. Der wichtige Brückenkopf nach Sizilien stand. In der Folge gerieten die Eroberungen allerdings ins Stocken. Roberts Kräfte wurde immer wieder auf dem Festland gebunden. Aufstände der eigenen Barone und der Bevölkerung erforderten regelmäßig seine kämpferische Präsenz.

Mit geringen Mitteln versuchte Roger indes die Macht in Sizilien auszubauen. Zwischen 1061 und 62 überwarfen sich die Brüder über Machtfragen. 1062 spätestens musste sich Herzog Robert mit seinem Bruder zähneknirschend aussöhnen, um seinen wichtigsten Mann nicht gegen sich zu haben. 1064 scheiterte der erste gemeinsame Versuch, Palermo zu erobern. Um die stark befestigte Stadt einzunehmen, musste er alle Kräfte bündeln. Daher lag es nahe, dass er zunächst die byzantinische Hafenstadt Bari - damals eine der wichtigsten Städte des Südens - eroberte. Solange die Byzantiner von Baris aus Aufstände gegen die Hauteville anzetteln konnten, würde die Einnahme Siziliens kaum gelingen.

Zwischen 1068 und 1071 belagerten die Normannen Bari. Schließlich gelang die Einnahme. Ausschlaggebend war die Flotte, die Roger aufbrachte und damit den byzantinischen Nachschub abschneiden konnte. Ohne Pause ging es weiter nach Sizilien. Vor Palermo bezwang der Herzog den Ziriden Ayub Ibn Tamim. 1072 gelang die Einnahme Palermos, offenbar wiederum durch eine Kriegslist. Robert täuschte den Angriff auf die Altstadt vor, im Schutze der Nacht aber überwand er die Mauern der Neustadt. Am 10. Januar öffneten die Palermitaner ihrem neuen Herrn die Tore. Er selbst wurde Ammiratus (Emir). Umgehend ließ er neue Münzen prägen. Erneut fiel eine Großstadt ohne offenen Kampf. Palermo schien der Herzog für sich zu behalten, den Rest der Insel überließ er Roger. Dieser wurde sein Lehnsmann und war damit der große Gewinner. Das zeigte sich später besonders im Umgang Rogers mit dem Papst, da er eben nicht dessen direkter Lehnsmann war.

1073-1080 Guiscard und Gregor VII: Die Normannen profitieren vom Investiturstreit

1073 wurde Erzdiakon Hildebrand zum Papst gewählt und nannte sich Gregor VII. Bald entzündete sich Streit zwischen dem selbst- und sendungsbewussten Papst und dem mächtigen Herzog. Zunächst ging es um Land. Robert handelte in diesem Konflikt stets aus einer Position militärischer Stärke und Gregor hatte ihn bald als Verbündeten gegen den deutschen König nötig. Somit konnte der Normanne aus dem epochalen Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser, der in seine heiße Phase trat, großen Nutzen ziehen.

1073 schlug Robert Guiscard in einem atemberaubenden Tempo seine Feinde in Nordapulien nieder, so unter anderem den Fürsten von Capua. Darüber erkrankte er allerdings ernsthaft. Schnell verbreitete sich das Gerücht, er sei tot. Seine Frau Sichelgaita schwor derweil die normannischen Granden auf ihren Sohn Roger Borsa (ca. 13jährig) ein. Papst Gregor brachte hingegen sein Herrschaftsverständnis im Kondolenzschreiben zum Ausdruck: Er erwartete, dass Sichelgaita den jungen Sohn zur Investitur nach Rom brachte. Ohne das päpstliche placet – so die Haltung Gregors – gibt es keinen normannischen Herzog. Das Lehen - so der Papst - war an die jeweilige Person gebunden, somit nicht erblich. Zur Überraschung des Papstes aber beantwortete der totgeglaubte Guiscard das Kondolenzschreiben selbst.

Auch in den folgenden Jahren blieb das Verhältnis zwischen Robert und Gregor belastet. Unter anderem deswegen, weil Robert seinem Neffen Robert von Loritello keinen Einhalt gebot. Dieser verletzte mehrfach die Grenzen des Kirchenstaates. Immerhin gewann der Papst den Fürsten Richard von Capua als Verbündeten für sich – ein großer diplomatischer Erfolg - konnte er doch die Normannen zeitweise entzweien. Divide et impera! Der Guiscard allerdings antwortete mit entschiedener Härte und führte Richard die Folgen seiner Untreue vor Augen. Plündernd brach er in das Fürstentum Capua ein. Richard wiederum stiftete Roberts Neffen Abälard zum Aufstand an. Jener Abälard, den der Guiscard bei seiner Erhebung zum Herzog übergangen hatte.

1074 Fastensynode, Rom. Gregor begeisterte sich für eine Doppelstrategie. Ein Heer sollte aufgestellt werden, um den Byzantinern im Kampf gegen die Türken zu helfen. Bei dieser Gelegenheit wollte er zuerst die ungläubigen Normannen besiegen. Zu diesem Zweck schmiedete er eine große Koalition: Markgräfin Mathilde von Tuszien, Gisulf von Salerno, EB Wibert von Ravenna, Gottfried der Bucklige von Lothringen. Ein großer Feldzug stand bevor. Aber schon von Beginn an zeigten sich Risse in der Allianz. Gottfried unterließ es, Truppen zu stellen, während Gisulf kein Geld für Söldner aufbrachte. Trotzdem versammelt Gregor im Juni ein Heer. Im Heereslager nördlich von Viterbo kam es zum Streit zwischen Gisulf und den ebenfalls teilnehmenden Pisanern. Gisulf stieg aus dem Unternehmen aus. Richard von Capua hielt sich geschickt raus. Die letzten Verbündeten, die tuszische Markgräfin eilten nach einem Aufstand zurück in der Toskana. Das ehrgeizige Unternehmen endete mit einem Desaster für den Papst. Ein Treffen mit Robert schlug indes fehl, da der Papst ernsthaft erkrankte. Erst im Oktober fühlte er sich wieder gesund. Versöhungsversuche seitens des Normannen schlugen weiterhin fehl. Auch mit Richard von Capua konnte sich der Guiscard nicht aussöhnen, formal blieb dieser an des Papstes Seite. So musste sich der Herzog weiter mit seinem Neffen Abälard herumschlagen und belagerte diesen in Santa Severina.

1074 gelang Robert die Verlobung seiner Tochter Olympia mit dem im Purpur geborenen Konstantin, Sohn des oströmischen Kaisers Michael VII. Dukas. Durch diesen diplomatischen Erfolg gelang es dem Herzog Byzanz und Rom ein wenig mehr zu trennen.

1075 Fastensynode, Rom. Gregor holte zum Rundumschlag aus: Laieninvestituren untersagte er samt und sonders. Dem französischen König Heinrich drohte er mit Exkommunikation, dem deutschen Heinrich IV. untersagte er, Bischöfe einzusetzen. Robert Guiscard aber traf der päpstliche Bannstrahl, zusammen mit seinem Neffen Roberto von Loritello. Was aber für den deutschen König in den Folgejahren von schwerwiegender Bedeutung sein sollte, schien den gerissenen Normannen wenig zu kümmern. Der Bann verfehlte seine Wirkung. Im Gegenteil, es schien gerade so, als fühlte der Herzog sich nun erst richtig ungebunden. Santa Severina, die Burg Abälards, nahm er 1076 ein.

Als sich im Verlauf des Jahres 1076 der Streit zwischen dem Papst und dem König zuspitzte und in der Exkommunikation des letzteren gipfelte, zeigte sich Papst Gregor erstmals versöhnungsbereit. Zunächst erteilte er dem 1074 ebenfalls gebannten Roger die Absolution. Auch Robert erhielt ein Angebot auf Absolution. Der aber besaß die bei weitem besseren Karten. Das bewies besonders das Werben des deutschen Königs, der versuchte, mit Robert in Verbindung zu treten. Vermutlich in Melfi traf sich Robert mit deutschen Gesandten. Die Deutschen unterbreiteten das Angebot, sein Territorium als Lehen aus der Hand Heinrichs zu erhalten. Freundlich, aber bestimmt lehnte Robert ab. Ein geschicktes Kalkül. Er bevorzugte einen schwachen Lehnsherrn - den Papst. Zwar hatte der Papst die Moral auf seiner Seite, aber keine Truppen. Und nur Truppen konnten dem normannischen Herzog gefährlich werden.

Im Frühjahr fanden die beiden Normannenführer Robert und Richard von Capua wieder zueinander. Sie nutzten die Schwäche des Papstes, der durch den Konflikt mit Heinrich gebunden war, schamlos aus. Ihr Ziel: Der eine (Robert) durfte sich Salerno unter den Nagel reißen, der andere (Richard) Neapel. Das war insofern besonders dreist, da Salerno ausdrückliche Schutzzone der Kurie war. Gregor versuchte über Abt Desiderius einen Verhandlungsfrieden zwischen Gisulf (Salerno) und Robert herbeizuführen. Das misslang. Alle Vermittlungen scheiterten. Robert und Richard belagerten Salerno (Mai). Wie üblich sollte die Stadt zunächst ausgehungert werden. Es wurde berichtet, dass Robert vor dem eigentlichen Angriff einen Markt abgehalten hatte - zwischen den feindlichen Linien. So sehr Gregor auch die Normannen verdammte und sie des Meineids bezichtigte - Robert wusste sich argumentativ bestens zu helfen. Der Papst, so der Herzog, habe ihm stets den Lehnseid verwehrt, daher sei er streng genommen nicht einmal dessen Vasall. Genau genommen handelte es sich um ein vertragsloses Verhältnis. Ein Umstand, den die stets um Legitimation ihrer Herrschaft bemühten Normannen für sich nutzten. Ende 1076 fiel Salerno durch Verrat, nur die Burg blieb in der Hand Gisulfs. Dieser erhandelte schließlich seine Kapitulation und erhielt Asyl bei Papst Gregor. Mit Gisulf trat der letzte Langobarden-Fürst in Italien ab. Salerno, die moderne Großstadt, wurde zur bevorzugten Residenz des Guiscards in seinen letzten Lebensjahren.

Während sich der Papst in Canossa verschanzte und den Bußgang Heinrichs beobachtete, machten sich die Normannen an die Eroberung Neapels. Eine zähe Angelegenheit, doch Robert war nur halbherzig bei der Sache. Denn Fürst Landulf von Benevent starb. Robert verlagerte seinen Truppen nach Benevent (Dez). Wie stets nutzte der Improvisator Robert die Gunst der Stunde.

1078 Fastensynode, Rom. Der Papst, wütend über den Vorstoß Guiscards vor Benevent, bannte auch noch die letzten Reste der Normannen. Im April starb Richard von Capua nach schwerer Krankheit. Bereits vorher hatte sein Sohn Jordan Frieden mit der Kurie geschlossen. Jordan blies alle Kampfhandlungen umgehend ab. Das Bündnis mit dem Guiscard zerfiel. Neapel entkam der Belagerung und Jordan fiel den Truppen des Guiscards in den Rücken. Am Ostersonntag ließ dieser von der Belagerung Benevents ab. Ein Sieg des Papstes.

Im Juli 1079 schlossen Jordan und Robert in Salerno Waffenstillstand, was wiederum einer diplomatischen Niederlage für den Papst gleichkam. Das Blatt wandte sich wieder zugunsten des Hauteville. Jetzt hat er den Rücken frei für Verhandlungen mit dem Papst.

Dieser hatte offenbar König Heinrich unterschätzt. Heinrich wusste mittlerweile die deutschen Fürsten mehrheitlich hinter sich. Gegenkönig Rudolf schien isoliert. In der Fastensynode des Jahres 1080 bannte Gregor Heinrich zum zweiten Mal. Gegenüber dem Normannen gab er sich betont gemäßigt. Pfingsten 1080 holte Heinrich zum Gegenschlag gegen Gregor aus und ließ ihn in Mainz absetzen. Gregor rechnete jetzt mit einem Romzug des Königs. Umso dringlicher war nun ein schneller Friedensschluss mit Robert. So löste er Robert Guiscard im Juni aus den Fesseln der Exkommunikation, nach insgesamt 6 Jahren. Zeitgleich ließ König Heinrich Wibert von Ravenna zum Papst ernennen. Nachdem Gegenkönig Rudolf von Schwaben in offener Schlacht gefallen war, zog der König mit seinem Gegenpapst Clemens III. gen Süden. Sein erklärtes Ziel: Die Kaiserkrone.

Im Juni trafen sich der Guiscard und Gregor in Ceprano. Der Normanne ließ es nicht an Demut fehlen. Von einer langen Aussprach unter vier Augen ist die Rede. Aus Furcht vor den Entwicklungen um Heinrich sah sich Gregor schließlich gezwungen, den ungläubigen Barbar zu seinem Bundesgenossen machen.

1080-85: Zwischen Byzanz und Rom

Ab 1081 befand sich Robert dann auf einem Zug gegen den griechischen Kaiser Alexios Komnenos, der bei Durazzo geschlagen wurde. Die Stadt selbst wurde 1082 eingenommen und Robert drang noch bis Saloniki vor, bevor er dann auf das italienische Festland zurückeilen musste, um dem auf der Engelsburg von Heinrich IV. belagerten Gregor VII. zur Hilfe zu eilen.

1084 eroberten die normannischen Truppen Rom, plünderten die Stadt und brannten sie nieder. Der Papst folgte Robert an dessen Hof in Salerno. Rückschläge, die sein Sohn Bohemund erfahren musste, zogen Robert dann wieder nach Griechenland. Nach einigen Niederlagen gegen die mit Alexios verbündete venezianischen Flotten, konnte ein Schiffsverband aus Griechenland und Venedig bei Korfu entscheidend geschlagen werden. Robert bereitete nun das Eindringen in das Ionische Meer vor, über das er auf die Insel Kefalonia gelangte. Hier verstarb Robert am 17. Juli 1085 in der Nähe von Atheras vermutlich an einer Typhus- oder Ruhrerkrankung. Seine Besitzungen wurden zwischen seinem Sohn Bohamund und seinem Bruder Roger (der Apulien erhielt) aufgeteilt.

Literarische Verarbeitung

Verewigt wurde Robert schon von Dante, der sowohl im Inferno (XXVIII, 14), als auch im Paradiso (XVIII, 48) den Normannen zu erwähnen wußte. Weniger bekannt sind die Werke von Claudius (Die Grafen Guiscardi. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen; 1791) und von Matthew Gregory Lewis (Adelghita - or: The fruits of a single error. A tragedy in five acts; 1806).

Um so bekannter geworden ist aber dafür Heinrich Kleists Robert Guiskard. Herzog der Normänner von 1808, in dem (neben Die Familie Schroffenstein) die Problematik der Legitimation von Herrschaft (mit deutlichen Parallelen zu Napoleon) im Mittelpunkt steht.

Wieder wenig bekannt ist Joseph Eichendorffs Versepos Robert und Guiscard von 1855. Dem folgen Friedrich Lorchs Robert Guiskard. Drama in fünf Akten von 1907 und Michele Scozias Sichelgaita. Signora del Mezzogiorno von 1994, das der zweiten Frau Roberts gewidmet ist und Gabriella Brookes The words of Bernfrieda. Chronicle of Hauteville, the chronicle of the life of Fredesenda, wife of Tancred of Hauteville and mother of Robert Guiscard von 1999, das die Mutter in das Zentrum setzt.

Auf Rijn Thalands Der große Bruder oder Robert Guiskards Widerspiel. Dramatisches Mysterium in vier Bildern von 1968 sei noch am Rande hingewiesen, auch wenn für das (angeblich) im Manuskript veröffentlichte Werk bislang nur ein Beleg gefunden werden konnte.

Literatur: R. Samuel/H. Brown, Kleist's Lost Year and the Quest for Robert Guiskard; Spa 1981

Literatur

  • Finch Allibone, In Pursuit of the Robber Baron: Recreating the Travels of Robert Guiscard, Duke of Apulia, Calabria and Sicily; Luton 1988
  • Richard Bünemann, Robert Guiskard - Terror mundi. Eroberer zwischen Rom und Konstantinopel; in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 10 (1987), 627-644
  • ders., Robert Guiskard. Ein Normanne erobert Süditalien; Köln, Weimar u. Wien 1997.
  • Salvatore Impellizzeri, (Hg.) Anna Comnena: La precrociata di Roberto il Guiscardo; Bari 1965
  • Graham A. Loud, Coinage, Wealth and Plunder in the Age of Robert Guiscard; in: English Historical Review 114 (1999), 815-843
  • ders., The Age of Robert Guiscard: Southern Italy and the Norman Conquest; London 2000
  • Marguerite Mathieu (Hg.), Guillelmus Apuliensis: La Geste de Robert Guiscard, Testi et Monumenti, Testi 4, Palermo 1961
  • Léon Robert Ménager, Les fondations monastiques de Robert Guiscard; in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Bd. 39, Tübingen 1959, 1-116
  • Huguette Taviani-Carozzi, La terreur du monde. Robert Guiscard et la conquête normande en Italie. Mythe et histoire; Paris 1996
  • Otto Vehse, Robert Guiscard; in: ders., Nordische Staatengründer, Hamburg 1943, 105-122

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