Donau City



Die Donau-City ist ein neuer Stadtteil im 22. Wiener Gemeindebezirk, Donaustadt. Sie liegt unmittelbar neben der Reichsbrücke und ist der stadtzentrumsnächste Stadtteil am linken Donauufer.
Geschichte
Überschwemmungen und Bretteldorf
Die Donau ist untrennbar mit der Geschichte Wiens verbunden, verlief aber Jahrhunderte lang außerhalb der Stadt und fungierte als Verkehrsweg ebenso wie als Verkehrshindernis. Die zahlreichen Überschwemmungen des unregulierten Stromes ließen es nicht geraten erscheinen, wichtige Gebäude direkt am Wasser, in den flachen Donauauen oder auf den vom Strom gebildeten Inseln zu errichten. Brücken bestanden zumeist aus Holz und mussten nach Hochwässern nicht selten neu errichtet werden.
Die Donauregulierung von 1870 bis 1875 machte das Areal der Donau-City durch den neu angelegten Hubertusdamm, der parallel zum neuen Hauptstrom das Hinterland vom Überschwemmungsgebiet abgrenzte, hochwassersicher. Der bisherige Hauptstrom wurde zum stehenden Gewässer, Alte Donau genannt. Auf dem Areal befanden sich aber ein Altarm, das südlich der Wagramer Straße bis heute bestehende Kaiserwasser, und Aulandschaften, die als Bauland vorerst nicht gefragt waren. Teile des Areals dienten zwischen den Weltkriegen und danach als Mistablagerungsstätte, andere Teile wurden mit Schrebergärten besiedelt. Die schlechte Bauqualität der in Notzeiten errichteten Hütten führte zum Namen Bretteldorf.
Initialzündung Gartenschau 1964
Die Freimachung des Geländes und die Abhaltung der Wiener Internationalen Gartenschau 1964 auf einem Teil des Areals bildeten die Initialzündung für alle weiteren städtebaulichen Investitionen. Der ab 1962 errichtete Donauturm wurde zum Wahrzeichen der Gegend; das Gartenschaugelände blieb als Donaupark großteils bis heute erhalten. Für den Geländestreifen entlang der Wagramer Straße, der wichtigsten Ausfallstraße Wiens nach Nordosten, wurde städtische Bebauung geplant, ohne dass damals bereits konkrete Projekte vorgelegen wären.
UNO-City, neue Reichsbrücke, Neue Donau
Dies änderte sich, als Österreich 1967 der UNO ein Amtssitzzentrum in Wien versprach: Es sollte zwischen Donaupark und Wagramer Straße errichtet werden. 1979 wurde die UNO-City, offiziell Vienna International Centre genannt, eröffnet. (Die Bauten gaben größenmäßig einen neuen, großstädtischen Maßstab für ihre Umgebung vor, die bis dahin Stadtrandcharakter hatte.)
1976 stürzte die alte Reichsbrücke ein und musste neu errichtet werden: Sie wurde 1980, mit U-Bahn-Trasse im Untergeschoß, für den Verkehr freigegeben. Seit 1982 verkehrt die U-Bahn-Linie U1 über die Donau, am Areal der heutigen Donau-City und an der UNO-City vorbei, nach Kagran, Zentrum des 22. Bezirks.
1972–1988 wurde die Donau im Raum Wien neuerlich reguliert, um verbliebene Hochwassergefahren zu beseitigen. Neben dem Areal der heutigen Donau-City entstanden dabei, parallel zum Hauptstrom, die Neue Donau, ein zumeist stehendes Gewässer, das sich für Freizeitnutzung eignete, und die Donauinsel zwischen Neuer Donau und Hauptstrom, die nach Entscheid der Stadtverwaltung nicht verbaut, sondern ebenfalls für Freizeitnutzung bereitstehen sollte.
Kongresszentrum, keine Expo 1995
1987 wurde neben der UNO-City das von Staat und Stadtverwaltung finanzierte Kongresszentrum Austria Center Vienna (ACV) eröffnet. Pläne einer Ende der achtziger Jahre erwogenen EXPO 1995 Wien-Budapest mit dem nördlichen Wiener Donauufer in der engeren Wahl für das Ausstellungsgelände wurde von der Wiener Bevölkerung bei einer Volksbefragung mehrheitlich abgelehnt.
Anfang der neunziger Jahre begann daher die Detailplanung für einen neuen, multifunktionalen Stadtteil auf dem noch freien Areal zwischen VIC, ACV und Hubertusdamm bzw. Neuer Donau.
- Bilder der Donau-City
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Die Donau-City vom Donauturm aus gesehen
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Donau-City und Neue Donau mit der „Copa Cagrana“ im Vordergrund
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Austria Center Vienna und UNO-City
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In der Donau-City; links hinten ein Wohnturm von Harry Seidler
Entwicklung der Donau-City
Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum
1991 ging aus der Expo AG die Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum AG (WED) hervor. An ihr sind die größten österreichischen Banken und Versicherungen beteiligt:
- Bank Austria
- Erste Bank
- Raiffeisen Zentralbank
- BAWAG P.S.K.
- Investkredit Bank AG der Volksbank-Gruppe
- UNIQA
- Vienna Insurance Group, früher Wiener Städtische
Die WED ist Eigentümerin des 17,4 ha großen Areals und für die Gesamtentwicklung verantwortlich. 1993 begann sie mit der Errichtung der Infrastruktur für die kommende Nutzung. Durch den Bau der sogenannten Donauplatte, der Überplattung der Donauuferautobahn, konnte das Areal vergrößert werden. Der Grundstein für das erste Gebäude, den Andromeda-Tower, wurde 1995 gelegt.
Insgesamt werden hier ca. 1,7 Mio. m³ verbaut; das entspricht einer Bruttogeschoßfläche von rund 500.000 m². Knapp zwei Drittel der Gesamtplanung sind fertig gestellt. Die WED wählte für das Areal den Namen Donau-City.
Konzept
Das Bebauungskonzept geht von einer breiten Nutzungsmischung aus, die Büro- und Geschäftsnutzung von maximal 70 Prozent, Wohnnutzung von etwa 20 Prozent und Kultur- und Freitzeiteinrichtungen von zirka 10 Prozent vorsieht.
Rund 7.500 Menschen leben und arbeiten derzeit hier. Im Gesamtausbau, der voraussichtlich 2012 abgeschlossen sein wird, sollen es bis zu 15.000 sein. Unter den derzeitigen Nutzern sind internationale Konzerne wie IBM, sanofi-aventis und die Bauholding Strabag SE. In Wiens erstem Wissenschafts- und Technologiepark, dem Tech Gate Vienna, haben sich Hightechunternehmen niedergelassen.
Weiters sind in der Donau City Einkaufsmärkte, Restaurants, Cafés, Veranstaltungsorte, Arztpraxen, eine Schule und eine Kirche vorhanden.
Zukunft
Für die noch freien Baugründe ließ die WED AG vom französischen Architekten Dominique Perrault Planungen erstellen. Hier sollen an der Kante zur Neuen Donau zwei von Perrault gestaltete, markante Hochhaustürme, genannt DC Towers – mit bis zu 220 Meter bzw. 160 Meter Höhe – die weithin sichtbaren „Wahrzeichen“ der Donau-City bilden. Für den höheren der beiden Türme fand im Juni 2010 der Spatenstich statt.
Ein drittes Hochhaus mit 100 Meter wird die Skyline vervollständigen. Baubeginn dafür ist voraussichtlich in den 2010er Jahren. Geplant sind weiters ein etwa 50 Meter hoher Wohnblock, ein Haus der Kulturen mit rund 70 Meter Höhe und ein Sea Life Centre auf der Überplattung.
Chronologische Übersicht der Bauten
Gebäude | Höhe | Baubeginn | Bauende | Architekt | Nutzung | Bild |
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Andromeda-Tower | 113 Meter | 1996 | 1998 | Wilhelm Holzbauer | Büros | |
Volksschule | 1996 | 1999 | Hans Hollein | Volksschule der Stadt Wien | ||
Mischek-Tower | 110 Meter | 1998 | 2000 | Elke Delugan-Meissl, Roman Delugan | Wohnungen | ![]() |
IZD-Tower | 130 Meter | 1998 | 2001 | Thomas Feiger | Büros | ![]() |
Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“ | 1999 | 2000 | Heinz Tesar | Römisch-katholische Kirche | ![]() | |
Ares-Tower | 100 Meter | 1999 | 2001 | Heinz Neumann | Büros | ![]() |
Hochhaus Neue Donau mit Wohnpark Neue Donau | 150 Meter | 1999 | 2002 | Harry Seidler | Wohnungen, Garagen, Kindertagesheim | ![]() |
Tech Gate Vienna/Tech Gate Tower | 75 Meter | 1999 | 2005 | Sepp Frank, Wilhelm Holzbauer | Wissenschafts- und Technologieinstitutionen | ![]() |
STRABAG-Haus | 45 Meter | 2001 | 2003 | Ernst Hoffmann | Büros | |
Saturn-Tower | 95 Meter | 2003 | 2004 | Heinz Neumann, Hans Hollein | Büros | ![]() |
DC-Tower 1 | 220 Meter | 17. Juni 2010[1] | voraussichtlich Anfang 2013 | Dominique Perrault | Büros, Hotel, Restaurant | |
DC-Tower 2 | 168 Meter | 2010er Jahre | Dominique Perrault | Büros |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Spatenstich für Österreichs höchstes Haus., orf.at, 17. Juni 2010. Abgerufen am 27. Juni 2010.
Koordinaten: 48° 14′ 4″ N, 16° 24′ 55″ O