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Bahnstrecke Herford–Himmighausen

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Herford–Himmighausen
Strecke der Bahnstrecke Herford–Himmighausen
Streckennummer:2980
Kursbuchstrecke (DB):405
Streckenlänge:47,3 km
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Streckengeschwindigkeit:100 km/h
Strecke
Strecke nach Minden
Abzweig nach links und geradeaus
Ravensberger Bahn von Bünde
Kreuzung geradeaus oben (Querstrecke außer Betrieb)
Herforder Kleinbahn
Bahnhof
0,0 Herford
Abzweig nach rechts
Strecke nach Bielefeld
Aa
Werre
Verschwenkung von linksVerschwenkung von links (Strecke außer Betrieb)
Herforder Kleinbahn von Herford
BahnhofBahnhof (Strecke außer Betrieb)
7,7 Bad Salzuflen
Verschwenkung nach linksVerschwenkung nach links (Strecke außer Betrieb)
Herforder Kleinbahn nach Vlotho
Salze
Haltepunkt / Haltestelle
9,5 Schötmar
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
10,0 Awanst Schötmar
Bega
Haltepunkt / Haltestelle
14,3 Sylbach
Abzweig nach links und geradeaus
Begatalbahn von Bielefeld
Bahnhof
19,2 Lage (Lippe)
Abzweig nach links
Begatalbahn nach Lemgo
ehemaliger Bahnhof
23,3 Nienhagen (b Detmold)
Werre
Bahnhof
27,7 Detmold
Werre
Werre
Kreuzung geradeaus oben (Querstrecke außer Betrieb)
ehem. Straßenbahn PESAG
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
31,9 Remmighausen (Lippe)
Kreuzung geradeaus oben (Querstrecke außer Betrieb)
ehem. Straßenbahn PESAG
Bahnhof
36,8 Horn-Bad Meinberg
Kreuzung (Querstrecke außer Betrieb)
37,0 ehem. Straßenbahn PESAG
Bahnhof
41,4 Leopoldstal
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
43,6 Awanst Sandebeck Kronospan
Haltepunkt / Haltestelle
44,7 Sandebeck
Abzweig nach rechts und geradeaus
Strecke von Hannover
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
47,3 Himmighausen
Abzweig nach rechts und geradeaus
Strecke von Kreiensen
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
Langeland
Tunnel
Rehbergtunnel (1632 m)
Abzweig geradeaus, nach links und von links
Strecke von/nach Warburg
Bahnhof mit S-Bahn-Halt
Altenbeken
Strecke
Strecke nach Paderborn

Die Bahnstrecke Herford–Himmighausen ist eine 48 km lange, von Herford über Detmold bis Himmighausen (bei Altenbeken) führende eingleisige, elektrifizierte Hauptbahnstrecke in Ostwestfalen-Lippe (Bundesland NRW).

Sie ist Bestandteil des DB-Regionalnetzes Münster-Ostwestfalen (MOW) mit Sitz in Münster. In Herford wird die Strecke auch „Lippische Bahn“ genannt.

Geschichte

Infrastruktur

Haltepunkt und Blockstelle Sylbach

Gebaut wurde die Strecke 1880 von der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME) abzweigend von ihrer Stammstrecke zwischen Bielefeld und Minden. Begonnen wurde der Bau in Herford, da man bequem dem Flusslauf der Werre bergan folgen konnte. Am 31. Dezember 1880 wurde die Strecke zunächst nur für den Güterverkehr und nur bis Detmold eröffnet.

Kurze Zeit später wurde die CME verstaatlicht und mit ihr fiel die Strecke an die Preußischen Staatseisenbahnen, ebenso wie die bereits 1872 von der Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft gebaute Bahnstrecke Hannover–Altenbeken, an die sich die Bahnstrecke Hamm–Warburg der ehemaligen Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft anschloss.

Um eine Verbindung zwischen diesen beiden Eisenbahnmagistralen zwischen Hamm und Hannover zu schaffen, wurde die Strecke Herford–Detmold aus dem Werretal hinauf ins Eggegebirge verlängert. Am 12. Juni 1895 wurde die Gesamtstrecke bis zum neu errichteten Bahnhof Himmighausen an der Bahnstrecke Hannover–Altenbeken eröffnet. Gleichzeitig wurde der alte Bahnhof Sandebeck stillgelegt, der Personenverkehr zum neuen Bahnhof (bis 1989) sowie zum Haltepunkt Sandebeck an der neuen Strecke verlagert. Der neue Bahnhof hatte als Endbahnhof wenig Bedeutung, die Züge fuhren durchgehend bis zum Bahnhof Altenbeken, er war jedoch Umsteigepunkt in Richtung Hameln.

1896 erfuhr die Strecke in Lage (Lippe) eine Erweiterung durch die Begatalbahn Bielefeld – Hameln über Lemgo und Barntrup. Erst 1904 wurde diese Strecke in der Richtung Lage – Bielefeld fertig. Um die angrenzenden Hauptstrecken bei Bedarf entlasten zu können, wurde die Strecke von Herford bis Himmighausen zwischen 1973 und 1975 elektrifiziert.

An der Infrastruktur fanden wegen des zurückgegangenen Güterverkehrs in den letzten Jahren Rückbauten statt. Der Bahnhof Sylbach wurde 2005 durch Rückbau des Kreuzungsgleises zu einem Haltepunkt mit Blockstelle; im denkmalgeschützten Holzgebäude befindet sich u.a. die Mechanik für die bis heute von Hand betriebene Bahnschranke. Der bereits seit 1988 nicht mehr von Personenzügen bediente, bisher jedoch noch für außerplanmäßige Zugbegegnungen genutzte Bahnhof Nienhagen (b. Detmold) ist seit 2006 als Ausweich- und Betriebsstelle nicht mehr vorhanden.

Fernverkehr

101 141 mit Leerzug Düsseldorf - Paderborn am 12. August 2007 in Lage

Die Strecke hatte bis in die 1970er und 80er Jahre Bedeutung für den Nord-Süd-Fernverkehr. Es gab Eil- und D-Züge mit Kurswagen von Osnabrück bzw. Bielefeld über WarburgKassel nach Süddeutschland. Im Norden erreichten Eilzüge Hamburg oder Cuxhaven. Einige Eilzüge fuhren als Dieseltriebwagen oder als lokbespannte Wendezüge über die Sollingbahn in den Harz. Über die Strecke verkehrte auch ein Eilzugpaar Enschede - Bad Pyrmont mit Fahrtrichtungswechsel in Himmighausen.

Im Laufe der Jahre wurde der Personenverkehr jedoch immer weiter systematisiert. Anstelle der Fernzüge trat ein vertakteter Nahverkehr, planmäßiger Fernverkehr ist bereits seit Mitte der 1980er Jahre Geschichte. Im Fahrplanjahr 1993/94 verkehrte wegen Bauarbeiten zwischen Paderborn und Soest nochmals einmal wöchentlich das D-Zug-Paar D 1956/1957 Köln – Herford – Kassel – Chemnitz über die Umgehungskurve in Altenbeken; seither wird die Strecke nur noch bei Streckensperrungen von Fernzügen befahren. Die oben beschriebenen Rückbauten der letzten Jahren machen die Strecke für Fernzüge jedoch zunehmend unattraktiv, so dass nun bei Störungen z.B. zwischen Altenbeken und Soest nicht selten weiträumig über Hannover umgeleitet wird.

Nahverkehr

143 183-2 verlässt im November 2004 den Bahnhof Lage mit RB nach Herford

Im Nahverkehr gab es lange Zeit ebenfalls überregionale Durchbindungen, z.B. nach Rahden, Bremen, Bad Bentheim, Löhne und Bielefeld. Nach der schrittweise eingeführten Vertaktung, welche ihren Höhepunkt im NRW-Takt fand, verkehrten die Züge im Stundentakt Paderborn – Detmold – Herford und weiter abwechselnd von / nach Bielefeld (RB 72Ostwestfalen-Bahn“) oder Bad Bentheim (RB 62 „Der Cherusker“) sowie zusätzlich südlich von Lage die Linie RE 82 „Der Leineweber“ der Relation (Münster –) Bielefeld – Oerlinghausen – Lage – Detmold – Altenbeken. Letztere wird seit Dezember 2003 durch die NordWestBahn betrieben, welche sich in der zuvor von den Zweckverbänden ZVM, VVOWL und NPH durchgeführten Ausschreibung durchsetzen konnte.

Seit Oktober 2004 ist der stündliche Linientausch zwischen der RB 61 („Wiehengebirgsbahn“), 62 und 72 in Herford Geschichte, seither werden nur noch die RB 61 Bielefeld – Bad Bentheim und RB 72 Herford – Detmold – Paderborn jeweils im Stundentakt bedient. Durchgehende Verbindungen Osnabrück – Altenbeken und Bielefeld – Bad Salzuflen bestehen dadurch nicht mehr. Seit 9. Dezember 2007 werden diese beiden Linien von der Westfalenbahn betrieben, nachdem sie von den Zweckverbänden ZVM, VVOWL, NPH und LNVG ausgeschrieben wurden.

Güterverkehr

DGS 64000 Kassel - Holthausen verlässt am 26. September 2008 den Bahnhof Horn-Bad Meinberg

Der Güterverkehr bestand früher neben regionalen Übergabezügen auch aus überregionalen Verkehren. Prägend war lange Zeit der Zuckerrübenverkehr im Herbst, welcher auch zum Bau der Straßenbrücke über den Nordkopf des Bahnhofs Lage führte. Lage und Detmold besaßen lange Jahre jeweils eine eigene Kleinlok zur Bedienung der örtlichen Anschlußgleise. Heute finden Bedienungsfahrten noch werktäglich von Paderborn aus bis Detmold statt. Bedient werden dabei örtliche Kunden in Sandebeck (Kronospan), Horn-Bad Meinberg (Glunz AG - ehem. Hornitex) und Detmold.

Nach längerer Pause gibt es von Sommer 2008 bis Dezember 2009 auch wieder überregionalen Güterverkehr in Gestalt des DGS 64000 Kassel - Holthausen, welcher etwa drei bis vier mal pro Woche am frühen Abend die Strecke nordwärts befuhr. Inzwischen nimmt dieser Zug jedoch wieder den Umweg über Hamm. Durch zurückgebaute Kreuzungsgleise ist die Strecke für den Güterverkehr mittlerweile wenig attraktiv. Hin und wieder gibt es dennoch einzelne Güterzüge durch Umleitungen und Sonderverkehre.

Fahrzeugeinsatz

VT 624 als RE 82 Altenbeken - Bielefeld am 11. Dezember 2003 in Detmold

Nach der Elektrifizierung dominierten elektrische Triebfahrzeuge, vor allem die DB-Baureihen 110, 140 und für Jahrzehnte besonders die 141 das Bild, jedoch gelangten auch weiterhin die Baureihen 211, 216, 290/291 und ebenfalls prägend der 624 auf die Strecke. Bei den lokbespannten Zügen wurden vor allem n-Wagen eingesetzt, zuletzt stets als Wendezug.

Nach der Jahrtausendwende kamen zunehmend neue Elektrotriebwagen der Baureihe 425 zum Einsatz, vor allem südlich von Lage ergänzt durch Dieseltriebzüge der Baureihen 624, 628, 640 und 643. Gegenwärtig wird die RB 72 mit dreiteiligen Elektrotriebzügen des Typs FLIRT der Westfalenbahn für Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h bedient. Die NordWestBahn setzt auf der Linie RE 82 südlich von Lage Talent-Dieseltriebzüge für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h ein.

Bedienungsangebot

Zugkreuzung in Lage mit Eurobahn nach Lemgo und Nordwestbahn nach Bielefeld am 15. Mai 2006.

Die Strecke wird im Stundentakt von der RB 72 „Ostwestfalen-Bahn“ Herford–Altenbeken–Paderborn sowie zwischen Lage und Altenbeken vom RE 82 „Der Leineweber“ Bielefeld–Detmold (–Altenbeken) genutzt. Der RE 82 verkehrt bis Detmold im Stundentakt, sonntags jedoch nur alle zwei Stunden, sowie täglich teilweise alle zwei Stunden bis Altenbeken mit Anschluss an die IC-Züge der Mitte-Deutschland-Verbindung in Richtung Kassel. Vor allem der Fahrgastverband Pro Bahn bemängelt, dass es keine direkte Zugverbindung zum ICE Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe gibt, sodass Reisende aus Lippe in Altenbeken umsteigen müssen, um in Richtung Süddeutschland zu gelangen.

Im Jahresfahrplan 2008 wird am späten Abend wieder ein durchgehender Zug Bad Bentheim–Detmold (an Wochenenden bis Paderborn) angeboten, allerdings mit zwei Zugnummern und bisher nicht als „Der Cherusker“ (RB 62). „Der Leineweber“ (RE 82) ist in Bielefeld mit der RB 67 „Der Warendorfer“ nach Münster verbunden. Der Personennahverkehr wird von der Westfalenbahn und der NordWestBahn durchgeführt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des RE 82 zwischen Bielefeld und Altenbeken beträgt 62 km/h.

Tarif

Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr gilt im nördlichen Streckenabschnitt bis Leopoldstal der Tarif des Verkehrsverbundes OstWestfalenLippe („Der Sechser“), im südlichen der Tarif des Nahverkehrsverbundes Paderborn-Höxter („Hochstift-Tarif“) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Detmold Military Railway

1946 übernahm die Britische Rheinarmee die Bahnstrecke von der Deutschen Reichsbahn und richtete dort eine Trainingsstrecke für Eisenbahnpioniere ein, die den Betrieb einer deutschen Eisenbahn erlernen sollten. In der Folge übernahmen die Briten die gesamte Betriebsführung der Strecke, sowohl Personen- als auch Güterverkehr sowie die Besetzung der Stellwerke. Federführend war die 3 Railway Operating Group der Royal Engineers. Die Betriebsführung oblag der 153 Railway Operating Coy, die dafür eigens in Detmold stationiert wurde. Die britische Armee schaffte zu diesen Zwecken britische Kriegslokomotiven des Typs „Austerity“ (Achsfolge 1D) nach Detmold, die aber bald durch beschlagnahmte Lokomotiven der Reichsbahn ergänzt und 1947 abgefahren wurden. 1948, mit Gründung der Deutschen Bundesbahn, wurde die Bahnstrecke an diese zurückgegeben.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Menninghaus: 100 Jahre Eisenbahn in Lippe. Verlag Uhle & Kleimann Lübbecke 1981, ISBN 3-922657-15-X
  • Garrelt Riepelmeier, Ingrid und Werner Schütte: Die Eisenbahn in Lippe. DGEG Medien Hövelhof 2005, ISBN 3-937189-17-3
  • Wolfgang Klee: Eisenbahn-Landschaft Westfalen-Lippe. Eigenverlag Paderborn 1989, ISBN 3-927144-03-7

NRWbahnarchiv von André Joost:

Weitere Belege: