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Schisma

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Der Ausdruck Schisma (v. griech.: σχισμα, (v. σχιζω, "abspalten"), Spaltung, Trennung; Plural: Schismen oder Schismata) bezeichnet die Spaltung innerhalb einer etablierten religiösen Glaubensgemeinschaft. Im Unterschied zu gegensätzlichen Fraktionen und Parteiungen innerhalb einer solchen Gemeinschaft kennzeichnet die Spaltung die vollzogene Trennung. Man nennt das Schisma oft auch Kirchenspaltung, ist jedoch damit nicht identisch, weil diese sich eher auf den institutionellen Rahmen einer Kirche bezieht und eine Folge ihrer Kirchenverfassung ist, während ein Schisma umfassender sich auf die mit ihr verbundenen Gemeinden und Bevölkerungsgruppen erstreckt.

Schismen finden sich nicht allein im Christentum sondern auch etwa im Islam zwischen Schiiten und Sunniten.

Glaubensspaltungen begleiten die Kirchengeschichte von Anbeginn und markieren häufig die Geburtsstunde von christlichen Sondergemeinschaften oder "Kirchen", die in Konkurrenz zu den bestehenden Kirchen treten.

Im Neuen Testament, vor allem in den Paulus-Briefen finden sich viele Spuren von Zerwürfnissen und Abspaltungen. Die tiefste Krise entstand aus der Frage nach der Geltung des alttestamentlichen Gesetzes (Thora) auch für die Heidenchristen. Eine starke judenchristliche Gruppe (Ebioniten) ging dabei für die entstehende Kirche verloren.

In der Folgezeit kristallisierte sich im Prozess von Klärungen und Spaltungen diejenige Gemeinschaft heraus, die sich selbst und ihr Glaubensbekenntnis als orthodox und katholisch verstand. Dies geschah bis ins 4. Jahrhundert (konstantinische Wende) ohne staatliche Machtmittel. Wenn eine dogmatische Glaubensauffassung (wie die der Gnostiker, Donatisten, Arianer u.v.a.) nach langen Auseinandersetzungen für irrig erklärt war, wurde über ihre Anhänger der Ausschluss (Exkommunikation) verhängt, was jedoch keinerlei zivilrechtliche Folgen hatte. Bis 313 waren die Sondergemeinschaften ebenso wie die orthodox-katholische Kirche Ziel staatlicher Verfolgungen.

Erst nach dem Entstehen der römischen Reichskirche waren die "häretischen" Gemeinschaften Benachteiligungen seitens des römischen Staates ausgesetzt.

Das Konzil von Chalcedon von 451 brachte eine Reihe von Abspaltungen der dem Monophysitismus zuzurechenden Kirchen mit sich. Eine davon ist die Abspaltung der Koptischen Kirche in Ägypten von der Reichskirche.

Im Unterschied zu den späteren Spaltungen im Mittelalter hatten bei den Kirchenspaltungen, die nicht selten Folge der Streite auf den Konzilien waren, in frühchristlicher Zeit theologische Auseinandersetzungen gegenüber den kirchenpolitischen Fragen das größere Gewicht.

Ein markantes Ereignis einer Glaubensspaltung stellt das große morgenländische Schisma 1054 dar. Im Sinne des griechischen Wortes Spaltung ist dieser Begriff in die Geschichtsschreibung eingeflossen. Das bedeutet die Trennung der griechischen Kirche des Ostens, die Griechenland bzw. das Byzantinische Reich umfasst (Griechisch-Orthodoxe Kirche), von der lateinischen Kirche des Westens. Bedeutsam für diese Spaltung war die Frage nach dem Zentrum der Christenheit, welche der lateinische Westen in Rom als den Felsen Petri, und der griechische Osten in Konstantinopel sah. Der Papst in Rom und der Patriarch in Konstantinopel als das geistige Oberhaupt des griechischen Ostens exkommunizierten einander. Entscheidend für diese Trennung waren primär weniger theologische Differenzen, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelten, sondern eher kirchenpolitische Interessen, die mit dem Wachstum der Macht und des Ansehens des Papsttums zusammenhingen. Die alte Reichskirche wie sie seit dem römischen Kaiser Konstantin I. bestand, hörte hiermit auf zu existieren. In der Zeit von 1378 bis 1417 ereignet sich ein sog. abendländisches Schisma. Dabei erheben gleich mehrere Anspruch auf das Papsttum. Nicht nur in Rom, sondern auch in Avignon residierten Päpste und Gegenpäpste. Mitte des 15. Jahrhunderts zur Zeit von Eugen IV. gibt es auch den letzten katholischen Gegenpapst Felix V. 1439 - 1449, der vom Konzil von Basel ernannt wurde. Er resignierte jedoch, da er und damit das Konzil sich nicht durchsetzen konnten.

Weitere Abspaltungen des Mittelalters, die die katholische Kirche als Häresie ansah, waren u.a die Waldenser und die Katharer.

Häufig versteht man unter Glaubensspaltung das "Zeitalter der Glaubensspaltung", die mit der Reformation mit dem berühmten Thesenanschlag von Wittenberg durch Martin Luther 1517 ihren Anfang nahm, zu deren Folgen auch der Bauernkrieg unter Thomas Müntzer von 1525 zählte, und erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 zu Ende ging. Die Zeit, welche hier als die Zeit der Glaubensspaltung verstanden wird, war auch ein Jahrhundert der Glaubenskämpfe. Dazu zählten weiter u.a. die Kämpfe des deutschen Protestantismus gegen das spanische Kaisertum unter Kaiser Karl V. und die Verfolgungen der Hugenotten in Frankreich. Die Zeit der Glaubenskämpfe von 1550-1648 nennt man seit Wolfgang Reinhard Konfessionalisierung und meint damit einen Prozess der Konfessionsbildung. Man nennt dieses Zeitalter auch häufig "konfessionelles Zeitalter".

Die innerkatholischen Reformbestrebungen beginnend mit Papst Hadrian VI. 1522 - 1523, stärker seit dem Konzil von Trient von 1545 - 1563 bis zur eigentlichen Gegenreformation zielten darauf ab, diese Spaltung im Sinne der katholischen Kirche rückgängig zu machen. Dabei bediente man sich sowohl diplomatischer Mittel der Überzeugung als auch der Gewalt. Der Versuch, den Protestantismus gewaltsam zu überwinden und der katholischen Kirche wieder einzuverleiben, blieb letztlich erfolglos. Diese Bestrebungen sind also Maßnahmen einer Sozialdisziplinierung im Sinne einer Rekatholisierungspolitik. So sieht es jedenfalls Arno Herzig. Der Westfälische Frieden 1648 gilt wohl als ein Schlusspunkt der Glaubenskämpfe, nicht jedoch der Glaubensspaltung.

Glaubensspaltung und ökumenischer Dialog

Die Glaubensspaltung bleibt bis heute bestehen. Der ökumenische Dialog bemüht sich um eine schrittweise Annäherung zwischen den getrennten Kirchen. Papst Johannes Paul II. hatte sich die Ökumene vor allem mit der Ostkirche als einen der Hauptpunkte seines Pontifikates auf die Fahnen geschrieben. Doch wirken unterschiedliche Auffassungen in zahlreichen Bereichen immer noch trennend, nicht zuletzt das Papstamt selbst wird in seiner historisch entwickelten Gestalt nach dem Ersten Vatikanischen Konzil als Hindernis für die Einheit empfunden. Darum wird das Streben nach Anerkennung des Bestehens der jeweils anderen Kirche und das Bemühen um ein beiderseitiges Mit- und Nebeneinander bereits als wichtiger Schritt angesehen.

Statt des unklaren und undeutlichen Begriffes Glaubensspaltung bevorzugt der ökumenische Dialog den ideologisch weniger belasteten Ausdruck Kirchentrennung.

Die Annäherung der Kirchen scheint in der Praxis sehr schwierig zu sein. Das Foto zeigt ein Beispiel aus der kleinen Gemeinde Splügen in Graubünden/Schweiz.

Literatur

  • Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Hubert Jedin, Freiburg 1967 ff.
  • Heinz Schilling, Aufbruch und Krise. Deutschland 1517-1648, in: Das Reich und die Deutschen, 2. Aufl., Berlin 1992.
  • Heinrich Richard Schmidt, Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert (Enzyklopädie Deutscher Geschichte Bd. 12), München 1992.
  • Alfred Kohler, Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521-1648 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte Bd. 6), München 1990.
  • Harm Klueting, Das Konfessionelle Zeitalter 1525-1648, Stuttgart 1989.
  • Heinrich Lutz, Reformation und Gegenreformation (Oldenbourg Grundriß Geschichte Bd. 10), 3. Aufl., München 1991.
  • Richard van Dülmen, Entstehung des frühmodernen Europa 1550-1648 (Fischer Weltgeschichte Bd. 24), Frankfurt am Main 1982.
  • Arno Hertzig, Der Zwang zum wahren Glauben: Rekatholisierungspolitik vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, Göttingen 2000.


Siehe auch