Hirschfelde (Werneuchen)
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde Hirschfelde ist ein märkisches Angerdorf im Barnim und gehört als Ortsteil zur Stadt Werneuchen. Es liegt im Regionalpark Barnimer Feldmark und wurde ursprünglich von Mönchen des Klosters Zinna gegründet.


Geografie
Hirschfelde liegt an der Grenze des Landkreises Barnim zum Landkreis Märkisch-Oderland. Es liegt zwischen den Orten Werneuchen und Tiefensee im Norden und Gielsdorf im Süden an einer Landstraße, die die Bundesstraße 158 mit Strausberg verbindet. Die Landschaft um Hirschfelde ist von den Eigenschaften der eiszeitlichen Grundmoräne Barnim geprägt. Die ebene, leicht gewellte Landschaft erstreckt sich in Richtung Norden und Westen.
Geschichte
Im Mittelalter gehörte Hirschfelde seit 1450 als Dorf zum Besitz der Lokatorenfamilie der Ritter von Krummensee. Später wechselt es häufiger die Besitzer. 1586 wird Hirschfelde Rittergut und gelangt 1753 in den Besitz des preußischen Justizministers Levin-Friedrich von Bismarck, der es bei seinem Tod 1774 an seinen Sohn August Wilhelm von Bismarck vererbte.
Eine kulturelle Blütezeit erlangte Hirschfelde Anfang des 20. Jahrhundert durch den damaligen Besitzer des Rittergutes, den Berliner Unternehmer und Mäzen Eduard Arnhold. Dieser erwarb das Gut 1904, ließ anschließend das Gutshaus durch den Architekten Paul Baumgarten umbauen und den Park als Skulpturenpark neu anlegen. 1907 stiftete er das Johannaheim in Werftpfuhl als Waisenheim für junge Mädchen. Bekannteste Schülerin der Waisenschule war die Schauspielerin Brigitte Helm, die Regisseur Fritz Lang bei einer Privataufführung von Shakespeares Sommernachtstraum auf der Naturbühne in Arnholds Gutspark in Hirschfelde entdeckte und der er in seinem Film Metropolis die Hauptrolle gab. Heute ist im Johannaheim die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein untergebracht. Die Bronzestatue eines Hirschs, geschaffen von dem Berliner Bildhauer Louis Tuaillon, erinnert auf dem Dorfanger mit den Pfuhlen noch an diese Zeit und den Kunstförderer Arnhold. Die Reste des Parks stehen heute unter Denkmalschutz.
Arnhold starb 1925. Das Gut verblieb zunächst im Besitz der Familie, die nach der NS-Machtübernahme 1933 fliehen musste. Nun gelangte das Gut in den Besitz des Opernsängers Carl Clewing, der es bis 1945 besaß. Nach 1945 wurde das gesamte Gut im Zuge der Bodenreform aufgesiedelt. Die Gutsgebäude wurde teilweise Volkseigentum mit unterschiedlichen Rechtsträgern. So wurde im Gutshaus ein Kindergarten, der Hort, die Kinderkrippe, Wohnungen und die Gemeindeschwester untergebracht. In den 1990er-Jahren wurde das Gutshaus und andere Gutsflächen privatisiert.
Im Gutshaus und in den benachbarten Stallanlagen wird heute eine Trakehner-Zucht betrieben. Der markante ehemalige Wasserturm des Gutes wird ebenfalls privat umgenutzt. Fernsehmoderator Dieter Moor und seine Frau Sonja züchten am Rande des ehemaligen Flugplatzes Werneuchen Schafe, Wasserbüffel und Galloway-Rinder. Die Ackerflächen rund um das Dorf werden von Wiedereinrichtern aus Hirschfelde bewirtschaftet.
Die ebenfalls denkmalgeschützte mittelalterliche märkische Dorfkirche (Chorquadratkirche mit Turm) aus dem 13. Jahrhundert gehört zum Pfarrsprengel Gielsdorf und weist noch schwere Nachkriegsschäden auf, als die Gemeinde die Dachbedeckung mangels neuen Baumaterials selbst abdeckte. Berichte sagen, die Kirche habe zuvor kaum Schäden aus dem Krieg davongetragen. Ein örtlicher Förderverein ist bemüht, das Kirchenschiff des Feldsteinbaus mit Spendenmitteln neu einzudecken.
Modelldorf für ökologisches und soziales Miteinander
Die Frau des Fernsehmoderators Dieter Moor, Sonja Moor, macht gemeinsam mit anderen Dorfbewohnern und dem Verein afz das Dorf Hirschfelde zu einem Modelldorf. Ehrfürchtig sagt Moor: "Hirschfelde ist 800 Jahre alt. Wie viele Füße sind hier schon über das Land gegangen, das jetzt ich selbst beackere." Seitdem er 2004 in den Ort gezogen ist, versuchen er und seine Frau, das "gesamte nachbarschaftliche Miteinander", das nach der Wende brach lag, wieder zu beleben. Statt Brötchen kilometerweit mit dem Auto zu holen und "Äpfel bei Lidl zu holen, obwohl die Bäume hier voll mit Äpfeln sind", wurde eine Genossenschaft gegründet, die im ehemaligen Konsum einen Dorfladen ins Leben gerufen hat. Vor allem regionale Produkte werden hier verkauft. Aber es ist gleichzeitig "Tante-Emma-Laden, Tratschplätzchen, Kleinkredit-Bank und Kulturcafé". Es gibt auch eine Handwerkervermittlung, und im Saal sollen Dorffeste gefeiert und Konzerte veranstaltet werden. Dieter Moor, seine Frau, der Aufsichtsrat der Genossenschaft Andreas Strube und die anderen Hirschfelder haben noch weitere Ziele: "liebevolle Landschaftspflege, artgerechte Tierhaltung, nachbarschaftliche Hilfe von Haustür zu Haustür" und ein "neues Bewusstsein für das Zusammenleben im ländlichen Raum, eine neue kulturelle Identität".[1][2]
Politik

- Wappen
Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Diemar gestaltet.
Rittergut


Der Mittelpunkt Hirschfeldes ist seit altersher der Gutshof. Das Gutshaus selbst wurde von den verschiedenen Besitzern immer wieder erweitert, verändert und modernisiert. Dank Eduard Arnhold gab es auch schon Anfang des 20. Jahrhunderts Strom und Zentralheizung, ein Wasserturm versorgte den Ort mit Wasser. Zum Rittergut gehörten auch weitere Gebäude. Vorhanden war zum Beispiel ein benachbarter Wirtschaftshof, ein Pferdestall und die Remise für die Kutschen und Kutschpferde, eine eigene Schnapsbrennerei, das Verwalterhaus und ein Kindergarten neben der Kirche. Im Ort befanden sich mehrere kleine Höfe, die sich im Besitz von Kleinbauern befunden haben dürften. Gebaut wurden die Gebäude ganz im Stil der Region: aus roten Ziegelsteinen, die Grundmauern teilweise auch aus behauenen Feldsteinen. Eine Feldsteinmauer umrahmte den Park. Später wurde der Park vergrößert und zu diesem Zweck eine zweite Feldsteinmauer errichtet. Beide sind inzwischen jedoch fast vollständig zerfallen. Angeblich wurden ihre Steine nach 1945 dazu benutzt, neue Wohnhäuser im Ort zu errichten.
Park
Der Park ist maßgeblich dem Kunstmäzen Eduard Arnhold zu verdanken. Heute lässt sich seine frühere Pracht nur noch erahnen. Ein altes Amphitheater hat sich die Vegetation inzwischen zurückerobert, die Parkmauern sind bis auf einen Rest an der alten Försterei in der Akazienallee zerfallen. Anfang des 20. Jahrhunderts schmückte ein Springbrunnen die Achse der Kastanienallee mit Blick auf eine Skulptur an einem der Seitenflügel des Gutshauses. Der kostbare Brunnen war ein Ausgrabungsstück aus Herkulaneum am Vesuv, heute wächst Gras im Sandsteinbecken und es fehlt das kostbare Geländer aus weißem Marmor - und das Wasser. Viele der Skulpturen, die Arnhold sammelte, um mit ihnen den Park zu schmücken, sind entweder unauffindbar oder zerstört, teilweise befinden sie sich seit Jahren im Besitz fremder Gemeinden - die Frage des Eigentums ist oft nicht zu klären. So befindet sich ein ebenfalls von Tuaillon geschaffener Stier aus weißem Carrara-Marmor im Kurpark von Bad Freienwalde.
Einzig das Hirschstandbild, das, an neuer Stelle, heute das Dorfzentrum ziert, ist noch in Hirschfelde selbst vorhanden. Ursprünglich stand es mittig vor dem Gutshaus. Die sowjetischen Streitkräfte bargen den Hirsch 1945 nach Kriegsende, als das Dorf Hirschfelde verlassen war (die Einwohner waren unmittelbar vor dem sowjetischen Einmarsch evakuiert worden) und stellten ihn auf dem Kasernengelände vor dem Offizierskasino vom Militär-Flugplatz Werneuchen auf. Nach der Deutschen Wiedervereinigung gab die Stadt Werneuchen das Standbild an Hirschfelde zurück. Der Hirsch steht seither am Pfuhl in der Dorfmitte.[3]
Ursprung des Namens
Ob der Hirsch für den Ortsnamen Pate gestanden hat, ist umstritten. Als Ursprung des Namens „Hirschfelde“ wird manchmal auch „Heeresfelde“ genannt. Hirschfelde liegt an einer früheren Heerstraße, auf der später auch Napoléon Bonaparte gegen Russland zog. Eine allgemeingültige Antwort gibt es jedoch nicht, geht der Name doch weiter zurück als der Napoleonische Krieg. Die erste urkundliche Erwähnung von Hirschfelde findet sich bereits im Jahre 1268.
Literatur
- Michael Dorrmann: Eduard Arnhold (1849-1925) - Eine biographische Studie zu Unternehmer- und Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich, 2002, ISBN 3-05-003748-2
- Gregor Geismeier: Hirschfelde - Von Gutsherren und guten Herren, in: Die Mark Brandenburg, Heft 34, 1999
- Dieter Moor: Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht. Geschichten aus der arschlochfreien Zone. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009, ISBN 978-3499-62475-9 – Eine Reminiszenz an Hirschfelde, ohne es ausdrücklich zu benennen.
Einzelnachweise
- ↑ Titel, Thesen, Tierzucht, Moderator Dieter Moor startet mit seinem Bio-Hof einen Modellversuch, Artikel im Weser-Kurier vom 11. Januar 2011
- ↑ Geschäftsmodell "Modelldorf Hirschfelde" 2010
- ↑ Geschichtliche Darstellung der Gemeinde Werneuchen zum Hirsch von Hirschfelde
Weblinks
- Commons: Hirschfelde (Barnim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Arnhold und Hirschfelde
- Hirschfelde in der Sammlung Alexander Duncker (PDF-Datei; 200 kB)
- Gutshaus mit Geschichte und früheren Besitzern
- Modelldorf Hirschfelde – Fair & Regional, Webseite von Sonja Moor zur ökologischen Landwirtschaft in Hirschfelde
- Verein Alternativen für Zukunft (AFZ) e.V. – ...oder auch die "arschlochfreie Zone", ein Gemeinschaftsprojekt von Dieter & Sonja Moor
- Hirschfelder Genossenschaft – Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht. Oder doch?...der neue Dorfladen
- Slow Food Deutschland e.V. – Stützpunkt Hirschfelde des Convivium Barnim-Oderland