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Imperialismus

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Unter Imperialismus (lat. imperium = Reich/Z. B. Imperium Romanum) versteht man das Ausdehnungsbestreben von Großstaaten.

Die Erscheinung des Imperialismus gibt es die gesamte Geschichte hindurch. Die Benutzung des Wortes Imperialismus ist neueren Datums.

Wortgeschichte und Bedeutungsvarianten

Erstmals wurde das Wort Imperialismus für die Großmachtbestrebungen Napoleon I. benutzt. Später wurde es zunächst vor allem für die Erweiterung des britischen Kolonialreiches ("Empire") gebraucht. Ende des 19. Jahrhunderts gab es ein allgemeines europäisches Bestreben, Kolonialreiche zu errichten. Diese Phase wird als Zeitalter des Imperialismus bezeichnet. Danach wird das Wort ganz allgemein für Bestrebungen benutzt, die - z.B. aus ideologisch-missionarischen Gründen - eine Weltherrschaft oder zumindest die Herrschaft über großräumige Gebiete außerhalb des eigenen Stammlandes anstreben. So sprach bzw. spricht man insbesondere vom Sowjet-Imperialismus und vom US-Imperialismus.

In der marxistischen Geschichtsphilosophie wird seit Lenin der Imperialismus als Endstufe des Kapitalismus interpretiert.

Als Gegenbewegung gegen die im Zeitalter des Imperialismus errichteten Kolonialreiche etablierte sich der Nationalismus, der die Unabhängigkeit von fremden Mächten anstrebte und oft auch erreichte.

Der historische Imperialismus

Die ersten imperialen Ausdehnungen ergaben sich durch die Machterweiterug der Römer. Nach dem Prinzip "Teile & Herrsche" gaben sie den eroberten Gebieten allerdings auch eine gewisse Mitbestimmung durch eine Selbstbestimmung der Bevölkerung oder eine eigene Regierung, die durch einen Statthalter vertreten war. Mit der Pax Romana konnten die Römer also ihre eroberten Gebiete so durch Machtteilung mit den lokalen Ethnien befrieden. Für die Römer ergab sich durch diese Ausweitung ein Flächenreich. Als weitere Imperialisten sind neben den Römern auch die Spanier zu erwähnen. Durch Kolumbus und Cortez erfolgte die Entdeckung Mittelamerikas und die Ausbeutung der ortsansässigen Azteken. Ziel war also die Eroberung der "unzivilisierten" Bevölkerung, die, im Gegensatz zu den spanischen Behautungen, doch schon sehr fortschrittlich war. Die Spanier unter Cortez versklavten die Azteken. Sie agierten nach dem Prinzip erobern (von Land), vernichten (der Kultur) und errichten (eigener Staaten). Die Portugiesen hingegen errichteten Stützpunkte bei den fremden Kulturen und nutzten diesen Kontakt eher wirtschaftlich.

Der Imperialismus im 19. Jahrhundert

Großbritannien/ England: Die Zunahme des europäischen Imperialismus unter der Führung Großbritanniens erfolgte im Zuge der industriellen Revolution. Der sich ergebende Fortschritt in der Schwerindustrie spielte auch in der Schifffahrt eine zunehmend größere Rolle. Die Dampfschiffahrt ermöglichte neue Dimensionen. Kohle, Stahl und Eisen wurden zu einem wichtigen Machtindikator. Großbritannien versuchte sich durch die Industrialisierung vom Agrar- zum Industriestaat zu verändern. Die Zunahme der Massenproduktion erforderte neue Absatzmärkte, so dass man hoffte diese in den Kolonien zu finden.

Frankreich: Die französischen imperialistischen Bestrebungen ergaben sich vor allem in Konkurrenz zum englischen Erzfeind. Das Erreichen eines Weltmachtstatus hatte oberste Priorität. So entstand eine auch vor allem Konkurrenz in den Kolonien.

Deutschland beteiligte sich am Imperialismus vor allem aus nationalem Prestigedenken heraus. Als sich Deutschland in den 1880er Jahren für Kolonien zu interessieren begann, war die Erde bereits weitgehend zwischen anderen Kolonialstaaten aufgeteilt. Die von Deutschland erworbenen Kolonien waren wirtschaftlich uninteressant, da sie weder über größere Bodenschätze noch über agrarische Nutzflächen verfügten. 1906 kam es zur ersten Marokkokrise, weil Deutschland französichen Betrebungen, Marokko dem französischen Kolonialreich beizufügen, unter Berufung auf internationale Verträge entgegentrat. 1911 kam es nach dem Einmarsch französischer Truppen in die marokkanischen Städte Rabat und Fez und der Entsendung eines deutschen Kriegsschiffs (Panthersprung nach Agadir) zur zweiten Marrokkokrise. Deutschland erhielt als Kompensation Teil von franz. Äquatorialafrikas zur Abrundung seiner kamerunischen Besitzungen, sah sich aber außenpolitisch isoliert. Die Generalstäbe von Frankreich und England arbeiteten noch im selben Jahr einen gemeinsamen Aufmarschplan für den Kriegsfall gegen Deutschland aus, der dann auch 3 Jahre später zum Einsatz kam.