DB-Baureihe VT 95
VT 95.9 | |
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Technische Daten | |
Hersteller | Uerdingen |
Baujahr | 1950 - 1958 |
Achsformel | A1 |
Raddurchmesser | 900 mm |
Dienstmasse | 11,5 - 13,9 Mp |
Achslast | 6 - 7 Mp |
Antriebsart | dieselmechanisch |
Länge über Puffer | 10.650 bis 13.298 mm |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
indizierte Leistung | 110 / 130 / 150 PS |
Bremsen | Druckluft |
VT 98.9 | |
Technische Daten | |
Hersteller | Uerdingen |
Baujahr | 1953 |
Achsformel | A A’ |
Raddurchmesser | 900 mm |
Dienstmasse | 18,9 Mp |
Achslast | 9,7 Mp |
Antriebsart | dieselmechanisch |
Länge über Puffer | 13.298 mm |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
indizierte Leistung | 2x 150 PS |
Bremsen | Druckluft |


Schienenbus ist die umgangssprachliche Bezeichnung dieselbetriebener, zweiachsiger Triebwagen in Leichtbauweise. Insbesondere die VT 95 (spätere Baureihe 795) und VT 98 (spätere Baureihe 798), der früheren Deutschen Bundesbahn sind mit diesem Begriff verbunden. Diese wurden im Personenzugdienst auf im Dampflokomotiv- oder Dieselzugbetrieb weniger rentablen Nebenstrecken eingesetzt. Einschließlich aller Lizenbauten wurden von 1950 bis 1971 1492 Fahrzegue gebaut.
Die meisten dieser Fahrzeuge wurden von der Waggonfabrik Uerdingen gebaut; daher die Bezeichnung Uerdinger Schienenbus. Wegen den hohen Stückzahlen wurden aber auch viele der Fahrzeuge von anderen Waggonfabriken z.B. MAN, die selbst auch einen eigenen Schienbustyp entwickelten, gebaut.
Die bei den Fahrgästen beliebten Triebwagen wurden wegen des lauten Fahrgeräusches gerne auch Rote Brummer genannt.
Bauarten
Prototypen
Die Deutsche Bundesbahn stellte 1950 zwölf Prototypen in insgesamt drei verschiedenen Ausführungen in Dienst; diese hatten einen Achsstand 4,50m und einen unter dem Wagen im Fahrgestell eingebauten Dieselmotor. Gebremst wurde durch eine Fußbremse. Die Türen waren zweiflüglig. Die Prototypen hatten die Betriebsnummern VT 95 901 bis 911. zu den Triebwagen wurden passende Beiwagen in Dienst gestellt.
VT 95 Serie
Aus den gewonnenen Erfahrungen wurde der VT 95.9 entwickelt, die ab 1952 von der Waggonfabrik Uerdingen geliefert wurden. Gebaut wurden 557 einmotorige Motorwagen der Baureihe VT 95.9 sowie 564 Beiwagen VB 142 und 60 einachsige Schienenbusanhänger für den Gepäcktransport.
Die Einrichtung ist sehr einfach und ähnelt einem Autobus (daher der Name Schienenbus): ein Großraumwagen, in dem auch der Lokführer sitzt; je nach Fahrtrichtung umklappbare Sitze, einfache Beleuchtung mit Glühbirnen ohne weiteren Leuchtenkörper. Gebremst wurden die Serienfahrzeuge durch ein Führerbremsventil.
Die Fahrzeuge verfügen über einen Büssingmotor und ein Sechs-Gang-Getriebe. Sie haben eine Mittelpufferkupplung und Stoßfederbügel statt Puffer.
15 Schienenbusse VT 95 mit 15 Beiwagen VB 145 wurden 1956 auch an die Eisenbahnen des Saarlandes geliefert. Sie trugen das DB-rote Farbkleid mit der Aufschrift SAAR. Mit der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik wurden diese Fahrzeuge von der Bundesbahn übernommen.
1968 erhielten die Fahrzeuge die neue Baureihennummer 795, die Beiwagen 995.
VT 98 (Serie)
Der VT 98 wurde aus dem VT 95 entwickelt, der für viele Strecken mit einem Fahrmotor zu schwach motorisiert war. Der VT 98 hatte daher 2 Fahrmotoren. Da die Triebwagen über Pufferbohlen mit Schraubenkupplungen verfügten konnten sie andere Fahrzeuge mitnehmen. Passend zu den Triebwagen wurden Beiwagen und Steuerwagen gebaut.
In allen Schienbustypen wurden Unterflurmotoren des Typs U 7 von Büssing eingebaut, der gleiche Antrieb wie bei den Berliner Doppeldeckerbussen des Typs D2U. Das Sechs-Gang-Getriebe wurde von der Zahnradfabrik Friedrichshafen geliefert.
Zu diesen 329 Triebwagen wurden auch 220 Beiwagen VB 98 mit packabteil, weitere 100 ohne diesem sowie 313 Steuerwagen VS 98 entwicklet. Meistens wurden beid er DB diese Züge in Dreiersets VT+VB+VS eingesetzt. In einigen Fällen gab es Sechs-Wagen-Einheiten. 1968 wurde die Bauartnummer in 798, die der Bei- und Steuerwagen in 985 geändert.
Einige wenige VT wurden moderisiert und erhielten eine Sonderlackierung. Diese Schienbusse verkehrten im Chiemgau. Ansonsten behielten die Schienbusse bis zum Schluss das für triebwagen der DB typische rot.
Sonderbauart VT 97.9
Acht Motorwagen wurden als Zahnradtriebwagen ausgeführt und als Baureihe VT 97.9 eingeordnet; die 6 Steuerwagen VS 97 001 - VS 97 006. Die Höchstgeschwindigheit auf der Bergfahrt betrug 15 km/h auf der Zahnstange, sonst 90km/h. Die VT verkehrten auf der Zahnradbahn Honau-Lichtenstein (Schwäbische Alb) und Passau – Wegscheid. Nach Aufgabe der Zahnradstrecken wurde der Zahnradantrieb ausgebaut. Die Fahrzeuge wurden weiterhin als VT 97.9 bzw. ab 1968 als 797 bezeichnet. Ihr Einsatzgebiet war dann unter anderem die Nebenstrecke Göppingen - Boll (Voralbbahn) bis auch diese Strecke am 27. Mai 1989 stillgelegt wurde.
Einsatz bei der DB
Die Schienenbusse waren auf fast jeder Nebenbahn und im Zubringerdienst auf vielen Hauptstrecken unterwegs.
Die letzten planmäßigen Einsätze im Liniendienst bei der DB AG erfolgten 2000 vom Bahnbetriebswerk Tübingen aus. Das waren zweimotorige VT 98.9, die einmotorigen VT 95.9 wurden bereits 1980 außer Dienst gestellt.
Bahndienstfahrzeuge
Viele Uerdinger Schienbusse wurden zu Bahndienstfahrzeugen umgebaut. So wurde der Prototyp VT 95 906 zu einem Indusi - Messwagen umgebaut. Neue Baureihenbezeichnung DB Baureihe 724 Er wurde von der Signalwerkstatt Wuppertal eingesetzt.
Weitere umgebaute Uerdinger Schienenbusse werden noch teilweise heute als Schienenprüfzug, Gleismesswagen, LZB Messwagen, Gerätetriebwagen und als Signaldienstwagen eingesetzt
Museumsfahrzeuge
Viele diesen robusten und beliebten Fahrzeugen wurden von Eisenbahnvereinen und Museen gekauft und werden noch heute im Museumsbetrieb eingesetzt.
So fahren auch heute noch Schienenbusse für die DB, auch wenn die betreffenden Leistungen durch die Schienenbusfreunde Ulm e. V. erbracht werden. Die in Regionalbahn-Produktfarben lackierten Garnituren fahren an den Sommer-Wochenenden im Touristikverkehr auf der KBS 759 Kleinengstingen - Münsingen - Schelklingen - Ulm Hbf. Diese Züge laufen im Fahrplan als ganz normale RB, der erste Wagen ist mit einem Schild "im Auftrag der DB" gekennzeichnet. Konsequenterweise gilt auch der reguläre DB-Nahverkehrstarif (bzw. abschnittsweise die Verbundtarife NALDO und DING). Zum Einsatz kommen die ehemaligen Chiemgaubahn-Schienenbusse sowie weitere Schienenbusse, welche im mintgrünen Farbschema der Bundesbahn lackiert wurden. Eine Garnitur wird auch Ulmer Spatz genannt.
Weitere Fahrzeuge werden z.B. vom Eisenbahnmuseum Dahlhausen, den Passauer Eisenbahnfreunden und dem Bayerischen Eisenbahnmuseum eingesetzt. Zwei VT der Dürener Kreisbahn sind in Stuttgart bei der SVG abgestellt. Auch das Verkehrsmuseum Nürnberg besitzt je eine Garnitur]]. Im Deutschen Technikmuseum in Berlin kann ein VT 98 besichtigt werden. Zwei VT 97 gehören den Freunden der Zahnradbahn Honau - Lichtenstein. Einer der wenigen noch betriebsfähigen Schienenbusse der Baureihe VT95 kann im Eisenbahnmuseum in Münster besichtigt werden.
Deutsche Privatbahnen

Viele Privatbahnen haben gebrauchte Uerdinger Schienenbusse der DB angeschafft. Die Hersfelder Kreisbahn erwarb Neufahrzeuge, darunter eine dreiteilige Garnitur mit Faltenbalg-Wagenübergängen.
1993 kaufte die Dürener Kreisbahn 10 VT 98, modernisierte diese und setzte diese in neuer weiß blauer Lackierung auf der Rurtalbahn bis zur Übernahme des Verkehrs durch Regio-Sprinter 1995 ein.
Weitere gebrauchte VT 98 wurden von der Prignitzer Eisenbahn gekauft
Export
- Luxemburg: Die CFL kaufte zehn Motorwagen mit Beiwagen des Prototyps. Eine Garnitur wird als Museumsfahrzeug bei der Museumseisenbahn im Industrie- und Eisenbahnpark Fond-de-Gras in Luxemburg eingesetzt.
- Österreich: Die ÖBB stellte ebenfalls Schienenbusse als Reihe 5081 in Dienst. Diese Triebwagen wurden auch von der Montafonerbahn Bludenz – Schruns sowie von der Graz-Köflacher Eisenbahn beschafft. Diese Fahrzeuge wurden in Lizenz durch Simmering-Graz-Pauker und den Jenbacher Werken gebaut.
- Weitere Fahrzeuge konnten nach Jugoslawien und Spanien geliefert werden. In Spanien wurden auch mehrteilige Einheiten eingesetzt.
Literatur
- Die Schienenbusse der DB – VT 95/98. EK Verlag
- Schienenbusse VT 95 - VT 98: Triebwagen-Veteranen der 50er Jahre, Malte Werning, GeraMond, 1. Auflage 2001, ISBN 3-7654-7102-X
- 50 Jahre Uerdinger Schienenbus Eisenbahnkurier Special 56,EK Verlag
- Hajt, Jörg Abschied vom Schienenbus, Heel Verlag
Weblinks
- Der Nebenbahnretter
- Bilder der VT98 (BR 798) in der Europäischen Eisenbahnbildergalerie
- Bilder der VT95 (BR 795) in der Europäischen Eisenbahnbildergalerie
- Roter Brummer Umfangreiche Darstellung der deutschen Schienenbusse
- zum Ulmer Spatz
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