Fritz Kortner
Fritz Kortner (* 12. Mai 1892 in Wien; † 22. Juli 1970 in Berlin; eigentlich Nathan Kohn) war ein deutschsprachiger Schauspieler und Theaterregisseur. Er war ein virtuoser Charakterdarsteller jener Schauspielkunst, die heute ihresgleichen sucht.
Leben
Zunächst 1908 Schauspielakademie am Burgtheater Wien. 1910 erstes Engagement am Nationaltheater Mannheim bis er bereits 1911 von Max Reinhardt nach Berlin ans Deutsche Theater engagiert wird. Spielt allerdings nur kleinere Rollen und steigt bald wieder aus. Es beginnen die Wanderjahre von Bühne zu Bühne.
1914 wird er bei Kriegsausbruch zum Wehrdienst einberufen, wird jedoch frontuntauglich geschrieben. Während des Krieges erste Filmarbeiten. Sesshaft wird er allerdings nicht, doch die Rollen an den Theatern werden größer.
1919 Durchbruch in Berlin. Spielt am Staatlichen Schauspielhaus den Mortimer in Maria Stuart von Friedrich Schiller und den Geßler in Wilhelm Tell unter der Regie von Leopold Jessner.
In den 20er Jahren wird er zu einem der großen Theaterstars, die nach dem Ersten Weltkrieg sich einer neuen Theaterform verschrieben haben: der Expressionismus. Seine größten Erfolge hatte er mit folgenden Rollen: Hamlet, Othello, Danton. Doch über allem steht der Shylock im Kaufmann von Venedig von William Shakespeare. Sie wird ihm zur Lebensrolle. Neben den Theaterarbeiten verstärkt er seine Aktivitäten beim Film. Und auch hier mit überwältigenden Erfolg. 1924 heiratet er die Schauspielerin Johanna Hofer. Sie begleitet ihn bis an sein Lebensende.
Die unruhigen Zeiten zu Beginn der 30er Jahre veranlassen Kortner seinen Wohnsitz bereits im Frühjahr 1932 nach Ascona zu verlegen. Als Hitler an die Macht kommt, befindet er sich auf einer Tournee durch Skandinavien und Osteuropa. Aus der Ferne trifft er die Entscheidung nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren. Über die Tschechoslowakei, dann über Wien nach Paris emigriert die Familie Kortner nach England. Es folgen Filmarbeiten in England.
1937 geht Kortner nach New York und holt 1938 seine Familie nach und es geht weiter nach Hollywood. Arbeitet hier an Drehbüchern. Bis zu seiner Rückkehr nach Europa 1947 spielte er in neun Filmen mit. Künstlerisch allerdings nicht überzeugend.
Seit 1947 wieder zurück in Deutschland wird er in den 50er Jahren zur Regie-Ikone des Theaters der Bundesrepublik Deutschland, obwohl Kortner nie Intendant eines Theaters war. Seine künstlerische Heimat werden die Münchener Kammerspiele unter Intendant Hans Schweikart und das Berliner Schillertheater unter Intendant Boleslaw Barlog. An den Kammerspielen inszeniert er bis 1967 17 Stücke.
Wichtigste Inszenierungen an den Münchener Kammerspielen
- 1949 Donauwellen von Fritz Kortner
- 1949 Der Vater von August Strindberg
- 1951 Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing
- 1953 Gespenster von Henrik Ibsen
- 1954 Warten auf Godot von Samuel Beckett (mit Heinz Rühmann und Ernst Schröder)
- 1957 Was ihr wollt von William Shakespeare
- 1961 Timon von Athen von William Shakespeare
- 1962 Othello von William Shakespeare (mit Rolf Boysen in der Titelrolle)
- 1963 König Richard III. von William Shakespeare
- 1963 Leonce und Lena von Georg Büchner
- 1965 Kabale und Liebe von Friedrich Schiller (mit Helmut Lohner)
Der Kortner-Stil in Interpretation und Probenarbeit prägte eine neue Regie-Generation. Peter Stein und Jürgen Flimm sind als ehemaligen Regie-Assistenten Kortner hier besonders hervorzuheben.
Am 22. Juli 1970 stirbt er nach langer Krebserkrankung in München.
Filmographie
- Landstraße und Großstadt (1921) Regie: Carl Wilhelm
- Die Brüder Karamasoff (1921) Regie: Dimitri Buchowetzki
- Hintertreppe (1921) Regie: Leopold Jessner
- Luise Millerin (1922) Regie: Carl Froelich
- Der Ruf des Schicksals (1922) Regie: Johannes Guter
- Schatten (1923) Regie: Arthur Robison
- Peter der Große (1924) Regie: Dimitri Buchowetzki
- Moderne Ehen (1924) Regie: Hans Otto
- Orlacs Hände (1925) Regie: Robert Wiene
- Mata Hari (1927) Regie: Friedrich Feher
- Primanerliebe (1927) Regie: Robert Land
- Maria Stuart (1927) Regie: Leopold Jessner
- Das Leben des Beethoven (1927) Regie: Hans Otto
- Die Büchse der Pandora (1929) Regie: Georg Wilhelm Pabst mit Louise Brooks
- Das Schiff der verlorenen Menschen (1929) Regie: Maurice Tourneur
- Atlantik (1929) Regie: Ewald André Dupont
- Somnambul (1929) Regie: Adolf Trotz
- Die Frau, nach der man sich sehnt (1929) Regie:Curtis Bernhardt mit Marlene Dietrich
- Der Andere (1930) Regie: Robert Wiene
- Dreyfus (1930) Regie: Richard Oswald
- Danton (1931) Regie: Hans Behrendt
- Der Mörder Dimitri Karamasoff (1931) Regie: Fjodor Ozep
- Chu Chin Chow (1934) Regie: Walter Forde
- The Hitler Gang (1944) Regie: John Farrow
- The Wife of Monte Christo (1946) Regie: Edgar G. Ulmer
- Berlin Express (1948) Regie: Jaques Tourneur
- Epilog (1950) Regie: Helmut Käutner
- Der Kaufmann von Venedig (1968) Regie: Otto Schenk
Zitate
- "Die Weisheit der Schöpfung erkennt man daran, dass die Fische stumm sind. Was gäbe es sonst für einen Lärm, wenn sie über jedes Ei gackern würden wie die Hühner."
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- http://www.swr.de/kulturdoku/archiv/2005/02/24/printbeitrag1.html
- http://www.deutsches-filmhaus.de/bio_reg/k_bio_regiss/kortner_fritz_bio.htm
- http://www.geocities.com/Hollywood/Club/4297/lex/kortner_fritz.html
Personendaten | |
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NAME | Kortner, Fritz |
ALTERNATIVNAMEN | Nathan Kohn |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Theaterregisseur |
GEBURTSDATUM | 12. Mai 1892 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. Juli 1970 |
STERBEORT | München |