Kegeln

Kegeln ist eine Sportart, bei dem der Spieler von einem Ende einer glatten Bahn (Kegelbahn) aus mit kontrolliertem Schwung eine Kunststoffkugel ins Rollen bringt, um die am anderen Ende der Bahn aufgestellten neun Kegel umzulegen. Es besteht eine Verwandtschaft mit dem Bowling: Beim traditionellen Kegeln gibt es neun Kegel, beim Bowling dagegen zehn (die Pins genannt werden).
Technisches
Bahnaufbau
Siehe auch: Kegelbild
Bahnarten
Die üblichen Bahnen beim Sportkegeln sind: Asphaltbahn (Classic), Bohlebahn, Scherebahn und Bowlingbahn. Die Verteilung der Bahnen ist in Deutschland regional unterschiedlich, nur Bowling ist im ganzen Bundesgebiet verbreitet. Es ist das Ziel, die größtmögliche Anzahl von Kegeln mit einem Wurf (Schub) umzuwerfen. Eine weitere Variante des Spiels ist es, bestimmte Konstellationen von Kegeln (Bilder) zu werfen.
Geschichte
Bei archäologischen Ausgrabungen in Ägypten fand man Teile eines Kinder-Kegelspieles etwa aus dem Jahre 3.500 vor unserer Zeitrechnung. Indessen wird das Kegeln als Volksspiel zuerst urkundlich im Jahre 1157 erwähnt. Anno 1786 schrieb der Berliner Mediziner und Gelehrte Johann Georg Krünitz in seinem Lexikon erstmals von "13 Regeln für das Kegelspiel", die teilweise heute noch gelten, beispielsweise daß nicht übergetreten werden darf und die Kugel vor einer bestimmten Markierung aufgesetzt werden muß. Die klassischen Dichter Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe waren eifrige Anhänger des Kegelns. Süddeutsche Einwanderer wollten in den USA nicht auf ihre "Lattenbahn" verzichten und führten das Spiel in Nordamerika ein. Allerdings gab es in der Neuen Welt Probleme mit dem Kegeln, da es oftmals im Zusammenhang mit Wetteinsätzen betrieben wurde. Das "Spielen auf neun Kegel" wurde schließlich verboten. Findige Kegler kamen dann aber auf die Idee, durch einen 10. Kegel das Verbot zu umgehen - das Bowling war geboren. Im Laufe der Zeit hat sich das Kegeln in seinen vier Varianten zu einem echten, anerkannten Leistungssport entwickelt, der in hohem Maße technische Fähigkeiten und Kondition verlangt und seine Anziehungskraft auch auf junge Leute ausübt.

Nicht nur deutsche Einwanderer brachten das Kegelspiel in die neue Welt, auch andere Europäer, wie z.B. die Niederländer und auch die Engländer. Wer die englische "Skittle Alley" (= Kegelbahn) kennt, wird leicht feststellen, dass auch sie Vorläufer des heutigen Bowling sein könnte und es wahrscheinlich eher war, als die aus Deutschland stammende Lattenbahn. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sich bis heute in den USA eine Sonderform des Bowling erhalten hat: Das Candlepin-Bowling. Die dabei verwendeten Kegel sind und waren in Deutschland unbekannt, in England werden ähnliche Kegel bis heute verwendet!
Umstritten ist auch, dass das Kegeln mit 10 Kegeln als Antwort auf das Verbot des Kegelns mit 9 Kegeln entstanden ist. Zum Zeitpunkt des Verbotes sollen bereits Bahnen mit 10 Kegeln existiert haben. Auch in Europa wurden im Laufe der Zeit auf Bahnen mit unterschiedlicher Kegelzahl gekegelt.
Verbände
Die deutschen Sportkegler sind im Deutschen Keglerbund (DKB) organisiert, der sich in vier Disziplinverbände (entsprechend den Bahnarten) gliedert: Deutscher Bohle-Kegler-Verband (DBKV) für den Kegelsport auf Bohlebahnen, Deutscher Schere-Keglerbund (DSKB) für die Schere-Aktivisten, Deutscher Keglerbund-Classic für Classic/Asphalt (DKBC) und die Deutsche Bowling-Union (DBU) für die Bahnart Bowling. In Österreich ist der Österreichische Sportkeglerbund (ÖSKB), in der Schweiz und in Liechtenstein der Schweizerische Sportkegler-Verband (SSKV) Dachverband aller Sportkegler des Landes. International vertritt die World-Ninepin-Bowling-Association (WNBA) die Interessen aller Länder und Verbände, die das Kegeln auf neun Kegel betreiben. Für die Länder, in denen auf zehn Kegel (Pins) gespielt wird, wo also Bowling betrieben wird, ist die World-Tenpin-Bowling-Association (WTBA) der entsprechende Verband. Beide Verbände, WNBA und WTBA, arbeiten wiederum unter dem Dach des Spitzenverbandes aller Sportkegler auf der Erde, dem Weltkeglerverband / Fédération Internationale des Quilleurs - FIQ).
In der Schweiz gibt es noch eine Besonderheit: Die Schweizer Freien Kegler (Leitsatz: "Kegeln als Spiel mit sportlichem Ziel, Pflege der Kameradschaft und Geselligkeit") sind in der Schweizerischen Freien Keglervereinigung (SFKV) organisiert. Die SFKV hat 21 Unterverbände, welche selbständige Verwaltungen sind, auch gibt es einen Kantonalen Verband des Kantons Bern.
Aktuell
Ein deutliches Symbol dafür, dass Kegeln und Bowling international an Bedeutung gewonnen haben, sind zwei bedeutende Ereignisse im Jahr 2005:
Vom 14.-21. Mai 2005 wurden in Hagen (Westfalen) die XII. Europameisterschaften im Sportkegeln auf Scherenbahnen mit Teilnehmern aus zwölf Nationen ausgetragen. Vom 29. Mai bis zum 04. Juni 2005 fanden in Novi Sad (ehemals Neusatz) in Serbien-Montenegro die XXVI. Weltmeisterschaften im Sportkegeln auf Classic-/Asphaltbahnen statt.
Das Weltsportereignis schlechthin fand im Sommer 2005 in Duisburg und den Partnerstädten Bottrop, Oberhausen und Mülheim an der Ruhr statt: Vom 14.-24. Juli 2005 wurden dort die World Games mit 3.500 Sportlern aus 100 Nationen ausgetragen. Schirmherren des spektakulären Leistungsvergleiches in 177 Disziplinen, darunter die Präzisionssportarten Kegeln und Bowling, waren das Internationale Olympische Komitee / IOC und der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Kegeln als Freizeitbetätigung
Strikt vom Sportkegeln zu trennen ist das Freizeitkegeln, das die Sportart Kegeln schon oft und unberechtigterweise in Misskredit gebracht hat. In vielen Orten schließen sich Männer und/oder Frauen zu Freizeit-Kegelklubs zusammen. Sie treffen sich regelmäßig, um dabei ausschließlich der Geselligkeit zu frönen und mitunter auch große Mengen Alkohols zu konsumieren. Zumeist werden in diesen Kreisen bestimmte Würfe wie "Pumpen" ("Pudel", "Ratten" = Nullwürfe), "Klingel" ("Kranz-Acht", Neunerwurf), "Verpasster Einsatz" usw. mit finanziellen Strafen belegt, um so die Treffen und Ausflüge zu finanzieren. Mit einer anspruchsvollen sportlichen Betätigung haben diese weit verbreiteten Freizeitaktivitäten nichts gemein.
Weblinks
- Weltkeglerverband / Fédération Internationale des Quilleurs / FIQ
- World-Ninepin-Bowling-Association / FIQ-WNBA für Bohle, Schere & Classic/Asphalt
- Deutscher Keglerbund e.V
- Österreichischer Sportkegel- und Bowling-Verband
- Schweizerischer Sportkegler-Verband
- Schweizerische Freie Keglervereinigung
- World Games 2005 in Deutschland