St. Stephanus (Bockum-Hövel)
Die seit dem 6. Dezember 1985 denkmalgeschützte St. Stephanus-Kirche ist der älteste und traditionsreichste Sakralbau der katholischen Kirche im Ortsteil Bockum, Teil des Stadtbezirks Bockum-Hövel der Großstadt Hamm. Der heutige Kirchbau wurde in den Jahren 1905 bis 1907 errichtet, nachdem Bockumer Bürger die zu klein gewordene frühere Kirche heimlich abgerissen hatten, um den denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen zu entgehen, die den Erhalt des alten Kirchgebäudes vorsahen.

Geschichte
Gründung der Kirche durch das Bistum Münster
Bereits im achten und neunten Jahrhundert lagen auf der Bockumer Höhe Höfe sächsischer Bauern. Die zugehörige Bauerschaft wurde Buokheim, auch Bockhem (Buchenheim) genannt. Dieser Name wird, teils in weiter abgewandelter Form, in vielen Urkunden erwähnt. Das Zentrum Bockums bildete in dieser Zeit der Oberhof "Buokheim" mit den ihm angegliederten Gehöften. Er gehörte ursprünglich zum bischöflichen Haupthof Werne. Dieser hatte schon in früher Zeit eine Kirche, die durch den Heiligen Ludgerus persönlich geweiht worden sein soll. Wahrscheinlich ist, dass es auch in Bockum seit dem 10. Jahrhundert eine dem Domkapitel Münster gehörende Eigenkirche gab, auch wenn diese erst 1090 ausdrückliche urkundliche Erwähnung findet. Neben dem Oberhof in Bockum zählten die Oberhöfe Hugenpfahl in Stockum und Beckedorf in Horst, wo es jeweils Kapellen gab, zu dem Haupthof zu Werne. Obwohl Bockum später von Werne abgepfarrt und 1227 durch einen kleinen Teil der Urpfarre Ahlen vergrößert wurde, liegt das Patronatsrecht für die dortige Kirche noch immer beim Besitzer Beckedorfs. Die Kirche der Pfarre Bochem (1081-1105) stand gemäß der Urkunde von 1090 als domkapitularische Eigenkirche auf dem Oberhof. Fürstbischof Hermann II. von Katzenelnbogen teilte sie 1193 dem Archidiakonat des Propbstes von St. Martini in Münster zu. Der Oberhof Langen Buokheim, der auch Kemnadinkhof genannt wurde, war der Sitz eines Schulzen, der die Abgaben von den umliegenden Unterhöfen einzuziehen hatte. Noch 1265 gehörte er dem Domkapitel. Als nach der Gründung der Kirche ihre Umgebung ein begehrter Ansiedlungsplatz wurde, teilte man den Hof auf (noch vor dem Jahre 1300). Dadurch entstanden Einzelhöfe und Kotten in dem neuen Kirchdorf und in seiner Umgebung. Diese wurden von der Familie von Rinkerode zu Steinfurt-Heessen (Steinfurt = Drensteinfurt) erworben und blieben bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in ihrem Besitz. Der Schlossherr von Heessen war der Grundherr, dem die Höfe und Kotten diest- und abgabepflichtig waren. Auch der Oberhof Bockum, der Jahrhunderte überdauerte, gelangte 1468 in den Besitz der Herren von Heessen, als die Güter und Höfe zwischen Steinfurt und Heessen geteilt wurden. Bei ihm verblieb eine bedeutende Land- und Ackerfläche. Später wechselte der Hof dann in Privatbesitz und unterstand bis 1880 (alternative Angabe: 1890) der Familie Schulze-Blasum. Dann ging er an die Familie Fritz Köhne über, die ihn bis 1970 bewirtschaftete. In diesem Jahr wurde das Hofgebäude abgebrochen. Die Familie Köhne bezog einen neuen Bauernhof an der Tarnowitzer Straße, auf dem Gelände des früheren Oberhofes steht heute das Seniorenheim Ludgeristift Bockum.
Mutmaßliche Gründung der Kirche durch Bernhard von Werl-Hövel
Eher ins Reich der Legende zu verbannen ist die Annahme des Ortsheimatspflegers Willi Schroeder, die St. Stephanuskirche sei in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von einem Grafen Bernhard von Werl-Hövel begründet worden. Zwar gab es eine Grafschaft Hövel, nach aktuellem Forschungsstand ist diese jedoch erst nach 1124 entstanden. Einen Grafen Bernhard von Werl-Hövel hat es folglich nie gegeben (vgl. zu diesem Themenkomplex auch den Beitrag Grafen von Hövel). Die diesbezügliche Verwirrung geht auf eine mittelalterliche Quelle zurück, den Annalista Saxo. Dieser beschreibt einen Grafen Bernhard, der eine Tochter namens Ida und eine Enkelin namens Adelheid hatte. Nach den Angaben des Annalista Saxo hat Schroeder, bezugnehmend auf die ältere, von ihm selbst später revidierte Forschung Paul Leidingers, diesen Bernhard mit Bernhard I. von Werl identifiziert. Er soll im Jahre 1003 die Burg Hövel errichtet haben und der erste der Grafen von Hövel gewesen sein. Als zwischen 1045 und 1050 seine Enkelin Adelheid von Lauffen geboren wurde, soll Bernhard nach ungesicherter Überlieferung als dankbarer Großvater eine Eigenkirche in Bockum gestiftet haben, die das Patronat des Heiligen Stephanus erhielt. Gleichzeitig soll Bernhard einen weiblichen Orden nach Hövel geholt haben, der noch keiner Gemeinschaft angeschlossen war. Diesen habe er auf dem Klosterhof angesiedelt. Das Gelände des Klosterhofes diente vermutlich bereits den Römern als Kastell und/oder Waffenplatz; hier wurden Lanzenspitzen und kleine Hufeisen aus der Römerzeit gefunden. Wenn es in Bockum bereits zu einem so frühen Zeitpunkt eine Kirche gegeben haben sollte, so Schroeder, könne sie nicht viel mehr gewesen sein als ein bescheidener Holzbau. Die Existenz einer von einem Grafen von Hövel gestifteten Kirche ist aber schon deshalb zweifelhaft, weil es nach dem neueren Forschungsstand Paul Leidingers einen Graf von Hövel aus dem Haus Werl niemals gegeben hat. Vielmehr sei der im Annalista Saxo genannte Bernhard mit Bernhard II. von Werl gleichzusetzen, dem Ahnherrn der Grafen von Arnsberg. Das Höveler Gebiet sei also zunächst an Arnsberg gegangen und erst nach dem Tode des letzten Arnsberger Grafen im Jahre 1124 zu einer eigenständigen Grafschaft geworden.[1] Wenn es also eine frühe St. Stephanuskirche gab, ist diese von Münster aus gegründet worden, möglicherweise durch den Bistumsbegründer Liudger.
Alte Kirche


Die erste Kirche an diesem Standort, vermutlich ein einfacher Holzbau, ist erstmals für das Jahr 1092 urkundlich nachgewiesen. Als in der Zeit zwischen 1170 und 1180 die Eigentumsverhältnisse an der St. Stephanuskirche nicht geklärt werden konnten, wurde das Domkapitel von Münster Lehnsnehmer der Bockumer Kirche: 1193 teilte sie Bischof Hermann II. dem Archidiakonat (geistlicher Gerichtsbezirk) des Probstes von St. Martini in Münster zu. Lehnsherr wurde somit der Domdechant und Propst von Sankt Martini in Münster Gottfried von Altena, der womöglich – dessen Existenz vorausgesetzt – ein Nachfahre des Grafen Bernhard von Hövel. St. Stephanus wurde auf diese Weise Eigenkirche des Domkapitels zu Münster, dem damals noch der Amtshof Bockum gehörte. 1270 weihte Fürstbischof Gerhard von der Mark eine aus Stein errichtete St. Stephanuskirche in Bockum ein, die sogenannte Alte Kirche. Deren vierseitiger Turm stammt aus romanischer Zeit, das spätgotische Langhaus wurde nach Schwieters im 14. Jahrhundert angebaut. Über fünf Jahrhunderte diente der alte Bau der Gemeinde als Gotteshaus. Die auf dem Bild zur erkennenden verschiedenen Mauerarten belegen, dass die Kirche im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und ergänzt worden ist.
Um die Kirche entstand im Laufe der Jahre aus den Bauernschaften Barsen, Holsen, Merschhoefeld (Merschhoven) und Bockum ein Dorf, das von dem Oberhof „Buokhem“ (=Buchenwald), der seinerseits dem Haupthof Werne unterstand, den alten Bauernschaftsnamen Bockum übernahm. Das neue Kirchspiel wurde von den Pfarrbezirken Ahlen und Werne abgepfarrt. Das Patronatsrecht haftet bis auf den heutigen Tag an dem Besitz des adeligen Hauses Beckedorf. Der Patronatsherr und die Patronatsherrin hatten früher das Vorschlagsrecht für den Inhaber einer Pfarrstelle, der dann offiziell vom Bischof ernannt wurde. Ferner war die Patronatsfamilie für die Ausstattung der Kirche zuständig. Auch hatte sie das Recht der Grablegung in dieser Kirche. Inhaber des Patronatsrechts waren zuerst die Herren von Hövel, danach die Freiherren von Boymer (Böhmer) zu Beckerdorf, anschließend die Grafen von Lignéville, danach die Grafen von Gourci, dann Herr von Schlebrügge zu Beckedorf und schließlich ab 1855 die Grafen von Merveldt von Schloss Westerwinkel. Bei diesen liegt es auch jetzt noch und wird von ihnen bis zum heutigen Tage ausgeübt. In der Stephanuskirche zu Bockum findet sich ein Wappen einer Inhaberin des Patronatsrechts. Das Wappen "Zurmühlen" zeigt oben einen rechts gewandten gekrönten Löwen, der eine Lilie in den Pranken hält, unten hingegen die untere Hälfte eines grauen naturfarbenen Mühlsteins. Auf dem Wappenschild befindet sich eine Inschrift, und zwar: obiit - 1804 - 25. aprili - aetatis 29 (sie starb - 1804 - am 25. April - im Alter von 29 Jahren). Im Kirchenbuch der damaligen Pfarrkirche St. Stephanus im bischöflichen Archiv in Münster heißt es über die 1804 Verstorbene: Clara Bernardine von Schlebrügge, geb. Zurmühlen, Ehefrau des Herrn von Schlebrügge, Besitzerin des Gutes Beckedorf, 29 Jahre alt, verstorben am 25. April morgens um 1/2 11 im Kindesbett, der Unterzeichnete (Pfarrer Joseph Kumann) hat die Verstorbene persönlich gekannt, begraben am 27. April, Erbbegräbnis, hinterlässt einen Gatten und fünf minere Kinder.
Hatte das Kirchspiel Bockum von 1173 bis 1802 zum Fürstbistum Münster gehört, wurde es am 23. Dezember 1803 dem neu gegründeten Kreis Lüdinghausen zugeschlagen und zu einer selbstständigen Gemeinde erhoben. 1873 führten die Kulturkampfgesetze zu einer längeren Schließung der Kirche, weil der Geistlichkeit jeder öffentliche Gottesdienst verboten worden war. 1891 wurde die Alte Kirche von 1270 unter Denkmalschutz gestellt, da sie zu den Kunstdenkmälern Westfalens gehörte. Zu diesem Zeitpunkt waren der romanische Turm und das im 14. Jahrhundert hinzugefügte gotische Langhaus noch vollständig erhalten. Letzteres hatte außer dem Hauptschiff nur ein Seitenschiff (gewöhnlich haben Kirchen ein Hauptschiff und zwei Seitenschiffe), das nach Norden lag. Die beiden Schiffe hatten je zwei Jochen. Weil nur zwei Gewölbe vorhanden waren, stand in dem Gotteshaus nur ein einzelner, mächtiger Pfeiler, der sie stützte. Im Osten schloss sich ein gerade, geschlossener, spätgotischer Chor mit schräggestellten Strebepfeilern außen an. Im Turm hingen drei sehr alte Glocken ohne Jahreszahl und Inschriften. Eine vierte Glocke war außen am Turm angebracht und wurde als Uhrglocke eingesetzt. Diese Glocke hing von 1978 bis Ostern 2006 im Chorraum der heutigen St. Stephanus-Kirche und wurde zur Ankündigung der Gottesdienste geläutet. Ein romanischer Taufstein, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert, der mit schräggestellten Arkaden unter einem Blattfries geschmückt ist, steht noch in der heutigen Kirche; auch ist das alte Sakramentshäuschen mit reichem Aufbau aus dem 14. Jahrhundert in die neue Kirche übernommen und an der ehemaligen Frauenseite aufgestellt worden.
Für das Jahr 1851 nennt das Handbuch für das Bistum Münster 900 zur Pfarre gehörende Katholiken. Hinzu kommt, dass viele Gläubige aus der benachbarten Pfarre Werne wegen der weiten Entfernung dorthin den Kirchbesuch in Bockum vorzogen. Die Kirche muss deshalb längst als viel zu klein empfunden worden sein. Pfarrer Bernhard Homann (1836-1884) richtete deshalb eine Kirchenbaukasse ein; die Kirche sollte in den folgenden Jahren umgebaut und erweitert werden. Man versuchte die Lage zunächst zu entschärfen, indem man mehrere große Emporen einbauen ließ, was als eine erhebliche Entstellung des Kirchengebäudes empfunden wurde. Die geplante bauliche Maßnahme hingegen verlangte an der 600 Jahre alten Kirche eine gründliche Sanierung der Grundmauern. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war man deshalb entschlossen, die immer mehr verfallende Kirche, die man „ohne nennenswerte Kunst“ wähnte, durch einen Neubau zu ersetzen. Kirchenvorstand und Gemeinderat vereinbarten dazu, jeden der Kommunikanten zu verpflichten, wöchentlich einen Pfennig in die Baukasse zu zahlen. Zusätzlich sollte jeder Hausherr von seinen Bediensteten je einen Kirchenpfennig einbehalten. Auch die regelmäßigen Kirchenbesucher aus Werne wurden an den Zahlungen beteiligt. Diese Beträge wurden gesammelt und jedes halbe Jahr bei der Bank verzinslich angelegt. Pfarrer Heinrich Rolff (1894-1901) sammelte weiterhin Geld für das Bauvorhaben, auch in den benachbarten Dörfern.
Das Kontobuch für Bernhard Mühlenhoff belegt eine für den Kirchbau durchgeführte Hauskollekte:
„Herzliche Bitte um milde Gaben für den Neubau einer katholischen Pfarrkirche zu Bockum (Dekanat Lüdinghausen).
Die kath. Pfarrei zu Bockum im Kreise Lüdinghausen zählt 950 Seelen. Die Kirche entspricht den Bedürfnissen der Gemeinde längst nicht mehr und ist in einem solchen baulichen Zustande, daß schon seit vielen Jahren die dringende Notwendigkeit eines Neubaus von allen Seiten ausgesprochen wurde.
Jedoch bei Anerkennung dieser Notlage konnte dieselbe für eine bestimmte Zeit nicht geplant werden, da die Gemeinde nicht imstande ist, aus eigenen Mitteln die Kosten aufzubringen. Sie ist nämlich durch notwendige Wegeanlagen in eine große Schuldenlast geraten, hat an Kommunalsteuern 180% zu zaheln, endlich kann ihre Steuerkraft nicht als gute bezeichnet werden. Hinzu kommt, daß ein großer Teil der Besucher der Kirche auswärtigen Gemeinden angehört, ferner, daß der Grudnbesitz vielfach Auswärtigen gehört, welche zum Teil zur Steuerzahlung zu Gunsten der Kirche nicht herangezogen werden können. Indes obschon erhebliche Anforderungen an die Gemeinde gestellt werden, hat sie seit Jahren für den Neubau gesammelt und eine erhebliche Summe zusammen gebracht.
Zur Erreichung des so heiß ersehnten Zieles hat der Oberpräsident der Provinz Westfalen unter dem 21. Dez. 19000 sub 15719 Ihr gütigst die Abhaltung einer Hauskollekte bei den kath. Bewohnern der Provinz Westfalen bewilligt. Diese Hauskollekte wird von Sr. Bischöflichen Gnaden, dem hochwürdigen Herrn Bischof Hermann von Münster und dem hochwürdigsten Bischöflichen Generalvikariate in Paderborn in folgender Weise empfohlen.
Münster, den 29. Jan. 1901
Der Bischof von Münster
J. N: 664
Die für den Neubau einer katholischen Kirche in Bockum, Dekanat Lüdinghausen, vom Herrn Oberpräsidenten bewilligte Hauskollekte bei den katholischen Bewohnern der Provinz Westfalen empfehlen wir der Mildthätigkeit unserer Diözesanen. Zugleich ermächtigen wir die Pfarrer des jeweiligen Teiles unseres Bistums, die Abhaltung der Kollekte von der Kanzel zu verkündigen und den mit der Sammlung Beauftragen thunlichst Unterstützung zu gewähren.
SS. gez. + Hermann
Die Kollekte für den Neubau der kath. Kirche in Bockum wird zur wohlwollenden Unterstützung unserer Diözesanen bestens empfohlen.
Paderborn, im März 1901
Bischöfliches Generalvikariat
Wigger“
Im Kontobuch finden sich gesiegelte und bescheinigte Hauskollekten mit Einnahmen aus den Orten Menden, Olfen, Werne, Seppenrade, Nordkirchen, Südkirchen, Cappenberg, Venne und Senden.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert zählte die Gemeinde der Kirche bereits über 1.000 Köpfe. Die Kirchen hatte damit endgültig nicht mehr die Kapazitäten, alle Gläubigen aufzunehmen. Allerdings umfasste die Baukasse inzwischen mehr als 70.000 Mark, die zum Teil aus einer eigens dafür erhobenen Sonderkollekte stammten. Der damalige Pfarrer, Bernard Weckendorf, fing unmittelbar nach seiner Ernennung zum Pfarrer von St. Stephanus 1901 an, den Kirchenneubau konkret zu planen. Zunächst ließ er 1901 ein neues Pastorat bauen, das 1903 nebst Gartenanlage und Teich fertiggestellt werden konnte. Danach wurde das alte Pastorat als Notkirche eingerichtet; die alte Kirche ließ man leerstehen. In der Notkirche wurden die wertvollen Sakristeigegenstände aufgestellt: Altar mit Reliquien, romanischer Taufstein, spätgotisches Sakramentshäuschen, barocke Pieta, Statue des Heiligen Stephanus, die 1858 aus Herbern erworbene Orgel.
Ursprünglich hatte man an einen kleineren, sich an den Maßen der bestehenden Kirche orientierenden Bau gedacht. Die sprunghafte industrielle Entwicklung, die schließlich in das Abteufen der Zeche Radbod 1905/1906 mündete, führte zu einer stark vermehrten Ansiedlung, so dass noch mehr Platz benötigt wurde. Man fasste deshalb ein größeres Gebäude ins Auge. Unter mehreren Bewerbungen - unter anderem von Hilger Hertel dem Jüngeren und Johann Franziskus Klomp - entschied man sich für den Entwurf des Berliner Architekten Franz-Heinrich Jennen (1872–1920). Dieser hat in Westfalen im Jahre 1911 auch die Pfarrkirche St. Jakobus d. Ä. in Oeding/Südlohn gebaut und später verschiedene Berliner U-Bahnhöfe in Wedding und Stadtmitte gestaltet.
Man wollte in 1903 mit dem Bau der neuen Kirche beginnen. Dazu galt es zunächst einmal, die alte Kirche zu beseitigen. Die Regierung genehmigte den Neubau auf der alten Stelle aber nicht, weil sich die Denkmalpflege dem Abbruch der Alten Kirche widersetzte. Diese sollte unter allen Umständen als Kunstdenkmal erhalten bleiben. Die Kirche wurde trotzdem geräumt und erlitt im November 1903 Beschädgiungen bei einem Unwetter. Man hoffte auf den nächsten „Brauswind, bei dem auch die Macht eines königlichen Konservators nix to seggen“ habe, wie eine Zeitung schrieb. Dass der nächste „Sturmschaden“ nicht lange auf sich warten ließ, hing wohl damit zusammen, dass man die für den Neubau zusätzlich benötigten Flächen bereits angekauft und begonnen hatte, die Baustelle einzurichten.
Der Pfarrer reiste in dieser Angelegenheit zweimal nach Berlin zum Ministerium, jedoch ohne Erfolg. Als er von der zweiten Reise zurückkehrte, empfing ihn ein Gemeindemitglied auf dem Bahnhof Hamm mit den Worten: Herr Pastor, unsere Kirche in Bockum ist gestern zusammengestürzt. Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Nun können wir doch an der Stelle unsere neue Kirche bauen. Am 21. März 1904 waren Haupt- und Seitenschiff der Kirche eingestürzt, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht ganz ohne Nachhilfe. Beim Turm riskierte der Kirchenvorstand dann auch offiziell den Abbruch. Außerdem mussten vier weitere Häuser abgebrochen werden, um Platz für die neue, größere Kirche zu schaffen.
Heutige St. Stephanus-Kirche
Bau
So konnte in den Jahren 1905 bis 1907 die jetzige, neoromanische St. Stephanuskirche errichtet werden. Die alte Kirche hatte mit ihrem Chor nach Osten gewiesen – die im Osten aufgehende Sonne galt als Sinnbild Christi. Die neue, größere Stephanuskirche wurde aus Platzgründen in Nord-Süd-Richtung erbaut. Als Architekt war Heinrich Jennen (1872-1920) beauftragt worden, der in seinem Leben insgesamt drei Kirchen erbaute, dann aber von der katholischen Kirche keine Aufträge mehr erhielt, weil er eine evangelische Frau geheiratet hatte. Jennen hatte die Baukosten zunächst mit 150.000 M veranschlagt, musste diese Zahl jedoch auf 200.000 M nach oben korrigieren. Ein Beschluss des Kirchenvorstandes aus dem Jahre 1906 nennt als verfügbares Eigenkapital einen Betrag von 142.000 M. 30.000 M wurden als Darlehen genommen. Darüber hinaus verpflichtete sich die politische Gemeinde, Verzinsung und Amortisation zu übernehmen. Der preußische König bewilligte ein „Gnadengeschenk“ von 10.000 M. Hinzu kamen Schenkungen aus der Gemeinde. Eine Beihilfe der Zeche von nur 1.000 M wurde als sehr enttäuschend empfunden. Das Museum für Völkerkunde in Berlin zahlte als Entgelt für einen der Baumsärge, die bei der Aushebung für die Fundamente der Stephanuskirche gefunden wurden, 125 M. Einen weiteren derartigen Sarg erhielt das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm; ähnliche Funde hatte es bei St. Regina in Rhynern gegeben.
Weihe
Am 24. Juli 1906 erfolgte die Grundsteinlegung. Am 6. Oktober 1907[2] (alternative Angabe: 6. November 1907[3] wurde die neu erbaute Pfarrkirche durch Bischof Hermann Jakob Dingelstad eingeweiht. Sie entspricht einem Stil, der damals in Norddeutschland und Berlin üblich war. Um die Jahrhundertwende aus den Formen der Neoromantik entwickelt, im Detail vielfach mit Elementen des Jugendstils und der wilhelminischen Renaissance durchsetzt. Mit ihrem wuchtigen Turm bildet sie das Wahrzeichen des ehemaligen Dorfes, das, wie die Höveler Kirche, weit in das Münsterland und in die Gegend am Hellweg schaut.
Der große romanische Taufstein mit Blendarkaden und Blattfries aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, eine Fortbildung vom Typ des älteren Taufsteins in der Pfarrkirche St. Pankratius (Hamm-Mark), ist in das neue Gebäude übernommen worden. Auch das spätgotische Sakramentshaus, das aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts stammt, wurde in den Neubau integriert. 1983 bekam es eine von Tisa von der Schulenburg gestaltete Bronze-Tür, auf der die von Mose ausgeschickten Kundschafter und die Emmaus-Jünger mit dem auferstandenen Christus am Tuch dargestellt sind. Aus der alten Kirche stammen außerdem noch ein hölzenes Vesperbild aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts und eine lebensgroße Statue des Heiligen Stephanus. Das Kreuz stammt aus dem Jahre 1950 und wurde von Hans Gerd Bücker gefertigt. 1992 bekam die Kirche eine neue, auf 30 Register mit 2.010 Pfeifen erweiterte Orgel von der Hamburger Firma Christian Lobback. Dabei wurde ein alter Orgelprospekt wiederverwendet, den die Firma Breil aus Dorsten im Jahre 1918 erstellt hatte.
Auch die übrigen zunächst in der Notkirche aufgestellten Sakralgegenstände fanden in der neuen Kirche ihren Platz. Orgelbaumeister Breil übernahm die Restauration der Orgel, die aber nicht nachhaltig blieb. Der zweimonatige Ortswechsel hatte bleibende Schäden an dem Instrument hinterlassen, so dass schließlich der Ankauf einer neuen Orgel beschlossen wurde. Diese konnte 1918 eingeweiht werden.
Folgezeit
1911 wurde durch den Bildhauer Peter Weinfurth aus Neuss mit dem Ausbau des Hochaltars und der Ausschmückung der Kapitelle an den Säulen begonnen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Gedenken an die 72 Gefallenen aus Bockum im Turm eine Kriegsgedächtniskapelle errichtet. Sie enthielt einen Altar und die darauf stehende Pieta. Links und rechts an der Turmwand waren die Namen der Gefallenen zu lesen.
1924 wurde die Kirche ausgemalt. P. Hoppe aus Düsseldorf schuf den Kreuzweg nach Entwürfen von Professor Pugel. 1927 stellte dann Schreinermeister Bernhard Hölscher eine neue Kanzel her, deren Schnitzereien der Bildhauer Freichmann fertigte.
Bis 1927 war die Bevölkerung bedingt durch den Bau der Zeche Radbod so stark angestiegen, dass für die Zechenkolonie ein eigenes Gotteshaus errichtet werden musste. Deshalb wurde die Herz-Jesu-Kirche errichtet und 1928 geweiht. Sie wurde am 1. November 1938 von der St. Stephanus-Kirche abgepfarrt und zur selbstständigen Rektoratsgemeinde erhoben. Die Errichtungsurkunde der Pfarrei datiert auf den 1. Juni 1939. Rektor Wellekötter, der vier Jahre seines lebens an Vikar in Bockum verbracht hatte, wurde erster Pfarrer dieser Gemeinde.
1931 installierte man das elektrische Läutewerk in der Stephanuskirche. Zwei Jahre später, 1933, baute Schreinermeister Heinrich Hölscher das Seitenportal der Kirche (bei Rodenstein). 1934 ging eine erste Warmluftheizung der Kirche in Betrieb. 1935 schuf Schreinermeister Bernhard Hölscher dann die Schränke in der Sakristei. Der Anstrich erfolgte durch Malermeister Josef Hölscher. 1934 wurde die Erstkommunion zweimal gefeiert, für die Kinder des vierten Jahrgangs am Weißen Sonntag und für die Kinder des dritten Jahrgangs am 1. Juli.
Die Kirche hat den Zweiten Weltkrieg bis auf einige zerbrochene Fenster unbeschadet überstanden.
Kurz vor Weihnachten 1953 instalierte man eine Lautsprechernalage in der Kirche. 1954 erneurte die Firma Nachtigäller die zwei Rundfenster und sechs Fenster im Hauptschiff.
Umgestaltung von 1958
Als Folge der Liturgiereform wurde 1958 der Kircheninnenraum umgestaltet. Um die Baumaßnahmen zu finanzieren, wurden wiederholt "Briefsammlungen" abgehalten. Im Januar 1957 wurde zur Neugestaltung der Turmkapelle als Kriegergedächtniskapelle das Michaelsfenster von der Männerseite als Mittelfenster in die Turmkapelle verlegt – die Fensteröffnungen im Mauerwerk hatten die gleiche Größe. Die beiden anderen Fenster der Turmkapelle wurden ebenfalls erneuert. Nach der Reinigung von Farben bekam die Pieta eine einheitliche Tönung. Danach wurde sie auf einem Postament aus Sandstein in ungefähr einem Meter Entfernung von der Wand aufgestellt. Auf der rechten Seitenwand brachte man Kreuze der Gefallenen des Zweiten Weltrkieges an, auf der linken Wand die Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen, Vermissten und in der Heimat Umgekommenen.
Ab dem 3. März 1958 wurde dann der Chorraum umgestaltet. Zunächst brach man den Altar ab, dann riss man die Platten auf, verlegte die Stufen, schuf die Unterlage für einen neuen Altar, der nach vorn gerückt werden konnte, und stellte einen Behelfsaltar für die Messfeier vor einer 3,5 Meter hohen Holzfaserwand auf. Die Firma Jocoby aus Anröchte begann dann am 10. März mit dem Aufbau des neuen Altars, gefertigt aus Anröchter Dolomitstein. Er bestand aus zwei Seitenstücken, einem Mittelstück und einer Platte mit einem Gewicht von 80 Zentnern.
Am Passionssonntag (20. März) waren die Arbeiten beendet. Pfarrer Rekers kam zur der Auffassung, dass der neue Altar vor den dunklen Farben der Wände nicht wirke. Deshalb ließ er die Chorwände bis zu den Fenstern, außerdem die Apsis mit Spezialfarbe übermalen, so dass sie von nun an hell erschienen. Dies führte zu viel Widerspruch in der Gemeinde.
Die Firma Heinrich Nachtigäller übernahm ab dem 24. April 1958 die Gerüstbau- und Übermalarbeiten. Begonnen wurde im Chor, dann kamen Mitteljoch des Querschiffen, die Seitenschiffe und die übrigen Teile der Kirche an die Reihe. Von Nachtigäller stammen die Entwürfe für die drei rot-blauen Chorfenster über dem Altar. An den Pfeilern wurde die Farbe entfernt und so der Naturstein wiederhergestellt.
Der alte Taufstein, der bislang auf der anderen Seite in der Ecke gestanden hatte, wurde anstellte des Josefsaltares aufgestellt. Das große Triumphkreuz wurde abgenommen, getönt und dem Taufstein gegenüber an der Wand neben dem Seiteneingang aufgehängt; auch wurden seine Verzierungen entfernt. Die Rosenkranzkönigin wurde durch die bisher vor dem Pfeiler stehende Figur der Immaculata ersetzt, bei der man zuvor die Farben entfernte.
An der Wand gegenüber dem Muttergottesaltar platzierte man das die Steinigung des Heiligen Stephanus, das Altarbild aus der Alten Kirche, dem Kreuz entsprechend auf der anderen Seite. Es hatte bis dahin im Flur des Pastorats gehangen. Schließlich wurde auch der farbige Kreuzweg zugunsten des Weißes der Wände entfernt. Viele Gemeindemitglieder forderten seinen Erhalt, doch setzte der Pfarrer seine Vorstellung vom Inneren des Kirchenraumes durch. Zuletzt wurde auch das Sakramenthaus von seinen Farben entkleidet.
Die Firma Kaiser aus Neheim-Hüsten leiferte eine neue Beleuchtung. Die sechs Leuchtstoffröhrenkuppeln leuchteten den Kirchenraum einschließlich der Gewölbe hell aus. Bildhauer Bücker aus Vellern schuf Tabernakel, Leuchter und Kreuz, die den Altarraum vollendeten.
Am 16. November 1958 führte Weihbischof Heinrich Baaken unter der Assistenz von Dechant Hörster und Pfarrer Hoppe die feierliche Konsekration durch. Der einstige Vikar Kleinbrink, seit 1958 Pfarrer in Gladbeck, trug die Reliquien zum Altar. Diese wurden dann von Josef Rubbert eingemauert.
Im Januar 1968 konnte dann eine neue Turmuhr installiert werden. Mai 1970 wurde die Kirchenheizung von Koks auf Öl umgestellt.
Renovierung von 1977
Im Juni 1977 wurde die Kirche erneut weitläufig renoviert. Die Kosten wurden zunächst mit 448.000,- DM veranschlagt, reduzierten sich jedoch durch Eigenarbeit der Gemeindemitglieder um 76.873,25 DM. Zunächst stattete man den Chorraum mit dem heutigen Altar aus. Außerdem wurde Marmorboden verlegt und eine neue Heizung eingebaut. Bereits 1946 hatte man die Kommunionbank durchtrennt, um einen Durchgang zum Chor zu schaffen (die flankierenden Engelfiguren standen danach lange neben der "Schmerzhaften Mutter" in der Turmkapelle). Nun baute man sie zum Chorgestühl um. Seitenaltäre und Kanzel wurden entfernt. Man platzierte die Holzskulpturen der vier Evangelisten im Chorraum und erneuerte die acht Kirchenfenster.
Das spätgotische Sakramentshaus aus dem 15. Jahrhunderte, das bislang im mittleren Teil der Kirche gestanden hatte, wurde in die Vierung platziert. Dabei erhielt es auch wieder seine ursprüngliche Funktion, den Tabernakel zu beherbergen. Altar, Sockel und Tisch schnitt man aus dem alten Altar, ebenso die Podeste der Heilignefiguren.
Der Altar wurde am 8. April 1978 feierlich eingeweiht. Dabei vermauerte Maurerpolier Karl Rubbert die Reliquien der Märtyrer Aetherius und amator in der Tischplatte des Altars. Bischof Reinhard Lettmann erklärte in der vollbesetzten Kirche sein Erstaunen, dass die Kirche so schön, würdig und einladend geworden sei.
1978 hängte man die alte Angelusglocke als Sakristeiglocke auf. Bis Ostern 2006 hing sie im Chorraum.
1979 schuf der heimische Künstler Dieckmann den Mosaik-Kreuzweg. Im gleichen Jahr stellte man die "Madonna" des Bildhauer Bernhardi auf. 1984 folgte dann der ebenfalls von Bernhardi gefertigte "Gute Hirt".
Im Mai 1980 wurden Zelebrationsaltar, Taufbrunnen und Sakramentshäuschen restauriert.
Denkmalschutz 1985
Das neue Kirchengebäude wurde am. 6. Dezember 1985 unter der Laufenden Nummer 19 in die Denkmalliste der Stadt Hamm eingetragen. Die Denkmaleigenschaft bezieht sich auf das Äußere ohne moderne Zutaten (nach 1945), auf das Innere (soweit in historischer Form erhalten) und das konstruktive Gefüge. Denkmalwert sind auch zwei Glocken aus dem 13. Jh. und die Turmuhr von 1905.
Am 7. Oktober 1988 schlug ein Blitz in den Turm der Kirche ein. Dabei wurde die elektrische Installation in Mitleidenschaft gezogen. Auch der vergoldete Wetterhahn, das Gestänge und die Lagerung wurden beschädigt, so dass Wetterhahn und Turmdach erneuert werden mussten.
1991 wurde die Breilorgel ausgebaut. Die Firma Paul Reif aus Hoetmar installierte im Jahr 1992 den Liedanzeiger. Zu Weihnachten 1992 ging eine neue Orgel in Betrieb. Dabei wurden brauchbare Orgelteile wie der Preopekt weitgehend wiederverwertet. 1994 erfolgte eine Außensanierung der Kirche, bei der das Dach ohne das Turmdach neu eingedeckt wurde. Auch wurden Fugen im Mauerwerk ausgebessert und die Giebel verankert.
Im Sommer 1997 wurde die Kirche dann ausgemalt. 1.938 m2 Wandfläche und 905 m2 Gewölbe- und Gurtbogenflächen mussten mit Spezialschwämmen gereinigt, grundiert und mit Haftgrund versehen werden. Abschließend wurde das Ganze mit einem Mineralisierungsansstrich übermalt. Im Gewöbe wurden zur Ausbesserung von Putzrissen 214 m Risse aufgekratzt und sachgerecht verfugt werden.
Da die Kirchentüren aufgrund der denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen nicht erneuert werden durften, wurden sie im Jahre 2002 restauriert. Dazu wurden die Türblätter aus Eichenkernholz sandgestrahlt und abgebeizt. Nach dem Verfugen der Risse und Fugen strich man die Türen mit einer Holzschutzlasur. Besonderes Augenmerk wurden auf die Ornamente gelegt, die von Pfarrer Werges so gedeutet wurden: Sie zeigt ein Kreuz und die Früchte von Eiche und Paradiesbaum. Die Symbole weisen den Betrachter auf die Treue Gottes und die Erlösung durch Jesus Christus hin. Jeder, der durch die Trü eintritt, kann in der Mitfeier des Gottesdienstes einen Abglanz des Paradieses verspüren. Um die Ornamente wieder zur Geltung zu bringen, wurde sie gereinigt und von Korrosionsschäden befreit.
Da sich einige Gemeindemitglieder und -gruppen die Möglichkeit wünschten, den Turm wieder besteigen zu können, wurde 2003 im oberen Turmbereich eine Leiter durch eine Treppe ersetzt. Dies ermöglicht es, für Kleingruppen eine Führung zu den Glocken abzuhalten.
2003 wurde die unzureichende Innenbeleuchtung der Kirche ersetzt. Um die architektonisch und kunstgeschichtlich bedeutsamen Bauteile hinreichend zur Geltung zu bringen, entwarf das Architekturbüro "Böhm.Flohre.Monacu" ein neues Beleuchtungskonzept. Dazu wurden in allen Jochen des Hauptschiffs, der Seitenschiffe und an den vier Ecken des Kreuzgewölbes Reflektor-Leuchten angebrachten. Diese strahlen an die Decke und heben durch die Bestückung mit Skulpturlinsen die Gewölberippen hervor. Im Altarbereich und im vorderen Joch installierte man zusätzliche und grö0ßere Strahler. Diese beleuchten Ambo, Seitenaltar, Altartisch, Sakramentshaus und Taubecken und betonen somit diesen Bereich. Auch auf der Orgelempore wurden Strahler angebracht, und zwar im Bereich der Bögen zwischen Seitenschiff und Hauptshciff. Die Pendelleuchten in diesem Bereich sorgen im Bereich der Sitzbänke für Lesbarkeit etwa des Notenmaterials des Kirchenchores. Das gezielte Anstraheln der Gewölbedecken und die Hervorhebung der Gewölbegrate sollen eine festliche Grundstimmung erzeugen. Dies wird durch die Möglichkeit unterstüzt, die einzelnen räumlichen Bereiche (Taufbrunen, Seitenschiffe, Eingang, Altar, Hauptschiff) und die horizontalen Bereich (Strahler oben, Pendelleuchten auf halber Höhe) getrennt zu schalten.
Geschichtsschreibung in Bockum-Hövel im Umfeld der Kirche
Der Pastor Kumann, der von 1797 bis 1836 in Bockum wirkte, verdankt Bockum-Hövel ausgedehnte Forschungen auf dem Gebiete der münsterländischen Geschichte. Er schrieb eine Geschichte der Bischöfe von Münster sowie über die Adelsgeschlechter, die Rittergüter und die Städte und Ortschaften des Bistums.
Auch von Pfarrer Josef Kloster (1931-1943) stammt eine Chronik.
Pfarrgemeinde St. Stephanus
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Wie Pfarrer Kloster in seiner Chronik berichtet, waren die Jahre vor und während des Zweiten Weltkrieges für die Gemeinde sehr bedrückend. 1933 feierte man das Ernstedankfest in St. Stephanus nicht kirchlich. Die NSDAP hatte erfolgreich gebeten, den Platz vor dem Kirchenportal zum Erntedankfest ausschmücken zu dürfen. Als 1934 die gleiche Bitte erhoben wurde, gewährte man sie unter der Bedingung, dass keine Hakenkreuzfahnen angebracht würden; die bischöfliche Behörde habe die Beflaggung der Gotteshäuser mit diesen Fahnen verboten. Dennoch wurden Hakenkreuzfahnen angebracht, die der Pfarrer dann entfernen ließ. 1935 entsprach man dem Parteiwunsch zu den gleichen Bedingungen. Diejenigen, die mit der Schmückung beauftragt waren, beschränkten sich darauf, Hakenkreuzfahnen und Girlanden auf der Grenze des Vorplatzes anzubringen. Der Pfarrer wagte es nicht, ihre Entfernung zu fordern – der Innenminister hatte die Beflaggung der Krihcen verfügt, die bischöfliche Behörde hatte hingegen erneut ein Verbot der Flaggen ausgesprochen. Weil der Pfarrer keine Flaggen am Portal der Kirche zuließ, wurde er am Folgetag in der Zeitung angeprangert. Die Kirchen seien zum Erntedankfest mit der Hakenkreuzflagge geschmückt gewesen, nur die Dorfkirche in Bockum nicht. Allerdings habe das Pastorat an diesem Tag, dem 6. Oktober, zum ersten Mal die Hakenkreuzfahne gezeigt.
1935 verbot der Staat den Lehrerinnen und Lehrern jede Mitarbeit in kirchlichen Vereinen. Die Kirche verlor dadurch engagierte Mitarbeiter. So war die Lehrerin Fräulein Dieckmann bis dahin Präfektin der Jungfrauen-Congregation und Vorsitzende des Elisabeth-Vereins gewesen. Fräulein Kruse hatte die Kirchenzeitung besorgt und im Mütterverein garbeitet. Fräulein Wenning war die Leiterin der Gesangsabteilung der Jungfrauen-Congregation gewesen. Fräulein Potthoff hatte als Vorsitzende des katholischen Fürsorgevereins gewirkt. Fräulein Holtkötter war die Leiterin des 1933 gegründeten Bonifatiusvereins gewesen. Sie alle hatten auch für den Kindheit-Jesu-Verein und den Elisabeth-Verein gearbeitet.
Ebenfalls 1935 ließ Vikar Blanke durch den kaufmännischen Angestellten Anton Hölscher einen Brief an die Arbeitsdienstpflichtigen schreiben. Darin fordern er diese auf, durch ihre katholische Haltung und ihr Beispiel "positiv auf Andersdenkende einzuwirken". Ein Feldmeister entdeckte den Brief bei einem Arbeitsdienstpflichtigen und überstellte ihn der Geheimen Staatspolizei. Diese wertete ihn als Sabotage der Arbeitsdienstpflicht. Eine bei Vikar Blanke durchgeführte Hausdurchsuchung führte zur Beschlanahme von Schriften, Predigten und seiner Schreibmaschine. Tonius Hölscher, der den Breif geschrieben hatte, wurde verhaftet und sechs Wochen lang im Gefägnis der Geheimen Staatspolizei in Recklinghausen festgehalten. Gegen Vikar Blanke wurde ein Aufenthaltsverbot für den Regierungsbezirk Münster erlassen. Seine Brüder, die im Staatsdienst standen, einer davon als Kreisleiter in Ahaus, erwirkten zum 15. September eine Aufhebung dieses Verbotes. Allerdings durfte Vikar Blanke auch in Zukunft nicht in den konfessionellen Jugendvereinen arbeiten. Der Pfarrer musste sich beim Landrat dafür verbürgen, dass der Vikar in Zukunft alles unterlassen würde, was auch nur dem Anschein nach politisch gedeutet werden könnte. Desweiteren wurde gegen den Vikar von Regierungsseite ein Unterrichtsverbot für die Schulen des Regierungsbezirks verhängt. Zur Begründung wurde ausgeführt, dass er nicht die Gewähr biete, die Jugend im nationalsozialistischen Geiste zu erziehen. Durch diese Behinderung seines Wirkens in St. Stephanus wurde de Vikar vom Generalvikariat auferlegt, er möge sich um eine Zurücknahme des Unterrichtsverbots bemühen, ansonsten sei seine Versetzung nicht zu vermeiden.
In dieser Zeit wurde auch ein seitens des Kirchenchores geplanter gemütlicher Sonntagnachmittag bei Kuchen und Bier von der Geheimen Staatspolizei verboten. Zugleich schloss man die Jungmänner Paul Staufenbiel und Johann Deipenbrock aus der Partei, ersteren auch aus der SA aus, weil sie einem Verein angehörten, der sich als staatszersetzend geriert habe. Gemeint war die Jünglings-Solidarität, der unterstellt wurde, dass sie den besagten Brief veranlasst hätte. Den beiden Männern wurde die Zugehörigkeit zu jeglichem konfessionellen Verein untersagt. In der Folge verloren der Kirchenchor und die Jüngling-Solidarität mehrere Mitglieder.
Im Herbst des Jahres 1940 kam Pater Emil Schmann (MSC, 1908 - 1982) als Vikar nach St. Stephanus. Er wurde am 20. September 1941 von der Gestapo verhaftet. Zunächst verhörte man ihn in Münster, dann wurde er am 5. Dezember 1941 in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nach seiner Befreiung verfasste er im Auftrag der amerikanischen Miltiärbehörden einen Bericht über seine Haftzeit in Dachau. Diese übergab er am 19. Mai 1945 dem Komitee "Presse und Kultur".
Eine neue Beerdigungsform wurde im Sommer des Jahres 1943 eingeführt. Dabei wurde der Sarg in der Kirche vor der Kommunionsbank aufgebahrt. Dann folgten Requiem, absolution ad tumbam, schließlich die Beerdigung. Die NSDAP beanstande diese Beerdigungsform mehrfach, so dass der Pfarrer schließlich nachgeben musste. Am 14. Dezember 1943 schrieb er an den Bürgermeister: Da Sie der Ansicht sind, dass kriegswirtschaftliche Gründe gegen die hier für gewöhnlich angewandte Beerdigungsform bestehen, wird sie bis auf weiteres geändert.
Am 21. November 1943 fand eine Heldengedenkfeierstunde statt. Dazu wurden 42 Kreuze mit den Namen, Geburtsdaten und dem Todestag der Gefallenen an der Wand rechts des westlichen Hinterausgangs aufgehängt. Je ein Messdiener trug nach dem Totengebet ein Kreuz durch die Kirche zu der Wandfläche. Man wiederholte das gleiche Procedere bei jedem weiteren Seelenamt für einen weiteren Gefallenen und fügte ein Kreuz mit seinen Daten hinzu. Später wurden diese Kreuze in der Turmkapelle aufgehängt, auch versetzte man den Taufbrunnen in das Kreuzschiff der Kirche. Auf diese Weise wurde die einstige Taufkapelle zur Kriegerkapelle.
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
1951 schaffte die Bundesrepublik Deutschland die Feste Unbefleckte Empfängnis, Erscheinung des Herrn und Peter und Paul als staatliche Feiertag ab. Am 1. Mai 1956 konnte die Gemeinde hingegen zum ersten Mal das Fest des Heiligen Jsoef als Patron der Werktätigen feiern. Zum 1. April 1957 wurde die bereits bis zum 1. März 1956 als Seelsorgehelferin tätige Franziska Kupitz wieder als Seelsorgehelferin eingestellt. Sie gründete den Arbeitskreis "Junge Frauen und Mütter". Dieser trat künftig jeweils am ersten Montag im Monat zusammen, erstmals zum 1. Juli 1957.
Per Pachtvertrag stellte der Kirchenvorstand 1960 eine etwa fünf Morgen große Wiesen- und Ackerfläche zur Errichtung des heute noch dort befindlichen Sportplatzes zur Verfügung. Das Stellgebäude des Pastorats an der Dörholtstraße wurde im April 1963 zu drei Heimräumen für die Jugend umgebaut und im April 1965 bezogen. Ebenfalls 1965 stiftete ein Gemeindemitglied die bis 2005 in der Kirche aufgestellten Krippenfiguren. Diese wurden zu Weihnachten 2006 durch eine neue, ebenfalls gestiftete Krippe ersetzt.
1968 stifteten die Anwohner der Barsener Straße und der Wellingstraße einen neuen Bildstock des Heiligen Stephanus. Dieser wurde durch den Bildhauer Josef Krautwald aus Rheine aus Ibbenbürener Sandstein gestaltet und noch im gleichen Jahr geweiht. Er sollte an einen Bauern erinnern, der an dieser Stelle Jahre zuvor vom Blitz erschlagen worden war. In späteren Jahren diente er als zweiter Segensaltar bei der Fronleichnamsprozession. Schließlich wurde der völlig verwirrte Bildstock durch ein anderes Bildnis des Heiligen Stephanus ersetzt.
1969 wurde die Vorabendmesse am Samstag als gültige Sonntagsmesse eingeführt. Somit konnten sich die etwa 1.260 Kirchenbesucher auf die drei Messfeiern am Samstag um 18.30 Uhr, am Sonntag um 8 Uhr und am Sonntag um 10 Uhr verteilen.
1971 wählte man zum ersten Mal das Pfarrkomitee. Franz Bäumer wurde zu seinem ersten Vorsitzenden. In den Folgejahren benannte man das Gremium in "Pfarrgemeinderat" um. Der erste Pfarrgemeinderat fällte die Entscheidung, auch Mädchen als Messdiener für den Altardienst zuzulassen.
Pfarrer Georg Gerken verbrachte mit der Gemeinde den "Tag der Freude" am 28. Mai 1972 im Heim für körperbehinderte Kinder und Erwachsene im St. Bernhards-Hof in Maria Veen (Kreis Coesfeld). 1974 wurde dies wiederholt. Der passionierte Bergsteiger Gerken, der während seiner Amtszeit desöfteren Reisen in die Dolomiten für die Pfarrjugend anbot, seilte sich am 23. Mai 1976 vom Turm der Kirche ab. Die Veranstaltung kam behinderten Jugendlichen zugute. Mit dem Reinerlös führte die Pfarrgemeinde im September 1976 im Rehabilitationszentrum "Maria Veen" wieder einen "Tag der Freude" durch.
Im Januar 1974 beauftragte man den Artitekten Heinrich Blombecker aus Bockum mit der Neuerrichtung des Pastorats zwischen dem ehemaligen Pastorat und der Vikarie. Die im September 1974 begonnenen Arbeiten führten zur Bezugsfertigkeit im Folgejahr.
Nach einjähriger Bauzeit konnte das alte Pastorat im Mai 1977 durch Weihbischof Reinhard Lettmann als Altentagesstätte eingeweiht werden. Dieses hat noch heute eine große Terrasse, drei Versammlungsräume, einen Clubraum, eine Küche, einen Beratungsraum und einen Werkraum.
Zur Weihe des Evangelischen Katharina-Luther-Gemeindezentrums an der Südgeist am 5. Februar 1989 überreichte die Stephanusgemeinde eine Osterkerze nebst Ständer als Geschenk. Zu Weihnachten 1990 wurde eine von der Sparkasse Hamm gestiftete und vom Architekten Herbert Dunkel gestaltete Stephanus-Statue an der Kirche auf dem neugestalteten Platz vor der Sparkasse Hamm aufgestellt.
1994 wurden auf dem Grundstück der Kirchengemeinde vor dem Pastorat drei Bäume unter Schutz gestellt und in das Baumverzeichnis der Stadt Hamm aufgenommen. Es handelt sich um einen Bergahorn, eine Eibe und eine Linde. Im gleichen Jahr erhielt die Kirchengemeinde St. Stephanus nach der Teilnahme an dem Wettbewerb "familienfreundliche Gemeinde 1994" eine Auszeichnung durch das Kreisdekanat Warendort. Neben St. Stephanus wurde auch die Drensteinfurter Gemeinde St. Regina ausgezeichnet. Zur Begründung führte das Kreisdekanat aus: Die Pfarrgemeinde St. Stephanus ist engagiert in einem zur Pfarrgemeinde gehörenden Brennpunkt tätig. Hier wurde eine konkrete Hilfe für Menschen vor Ort duetlich. Hinzu kommt, dass sämtliche Maßnahmen für Familien in der Pfarrgemeinde St. Stephanus in Bockum in einem geschlossenen Gesamtkonzept verankert sind.
Pfarrer Sundermann rief im März 1995 die Gemeindemitglieder zu einer Aktion "Arbeit für alle" auf. Dabei sollten sie ihre Solidarität mit Arbeitslosen bekunden. Durch die Spenden sollten zusätzliche Lehrstellen für schwer vermittelbare Jugendliche geschaffen werden.
Bei der Umgestaltung des Kirchrings wurde der historische Ortskern Bockum betont. Es wurde mit Betonpflastersteinen und Natursteinen in verschiedenen Verlegemustern gepflastert. Außerdem wurden Rosenbeete angepflanzt und Anpflanzungen von Bäumen wie Rotdorn und Hainbuche vorgenommen.Am 18. August 2001 wurde der neugestaltete Kirchplatz eingeweiht.
Pfarrei Heilig Geist
Vor dem Hintergrund der Veränderungen im kirchlichen Leben und des zunehmenden Priestermangels forderte Bischof Reinhard Lettmann durch Schreiben vom 14. Juni 1999 die Chriten im Bistum Münster auf, Kooperationsüberlegungen anzustellen. Die Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände der vier Bockum-Höveler Pfarrgemeinden traten daraufhin zusammen und verständigten sich auf das Modell "Seelsorgeeinheit". Dies bedeutet, dass alle Bockum-Höveler Pfarrgemeinden gemeinschaftlich durch ein Seelsorgerteam betreut werden sollten. Der so gegründete neue Seelsorgerat tagte zum ersten Mal am 30. Oktober 2000. Auf diese Weise wollten die vier Gemeinden in enger Kooperation ein Netzuwerk bilden, in dem Haupt- und Ehrenamtliche eine offene Kirche leben konnten. Vom 6. und 7. Januar 2001 an wurden die Sonntagsmessen sowohl in der Anzahl als auch im Zeitplan aufeinander abgestimmt.
2005 wurde die ehemals selbständige Kirchengemeinde St. Stephanus mit den Gemeinden Christus König, Herz Jesu und St. Pankratius zur neuen katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel zusammengelegt. Neue Pfarrkirche ist St. Pankratius, die anderen Kirchen werden als Filialkirchen genutzt.
Architektur und Ausstattung
Es handelt sich bei der St.-Stephanuskirche um einen stattlichen Quaderbau. Sie weist eine dreijochige Halle mit Querhaus, ein Chorjoch und eine flache, polygonale Apsis auf, in Schmuckformen des romanogotischen Übergangsstils. In der Westfassade sind drei Portale, Firesen und vorgestellte Dreiviertelsäulen eingelassen. Im Nordwesten befindet sich ein wuchtiger Turm. Die Fassade des Südquerhauses hat Blendbögen im Ergeschoss; darüber findet sich eine Rosette. Die Konsolen der Friese und die Kapitelle sind teilweise mit Masken und Rankenwert ausgestattet.
Jennen hatte für die Ausführung anstelle von Backstein den Ibbenbürer Sandstein empfohlen. Dieser sei „monumentaler und bodenwüchsiger“. Diesen Eindruck vermittelt der in sauberem Quaderwerk errichtete Bau auch heute noch. Zur Hammer Straße hin, an der die Kirche auch gelegen ist, findet sich eine mächtige Giebelfassade mit drei Gewändeportalen im Erdgeschoss. Das mittlere Portal hat zwei Türen und ist höher als die beiden links und recht davon befindlichen Seitenportale, mit denen es durch hohe Blenarkaden verbunden ist. Für die spitzbogige Tympana war offensichtlich eine Ausstattung mit Skulpturen vorgesehen. Diese ist jedoch aus Kostengründen nie realisiert worden. Vier aus der Gliederung des Erdgeschosses emporsteigende Lisenen teilen den oberen Bereich dieser Fassade in ein großes mittleres und zwei schmale seitliche Fenster. Diese werden oben von einem Bogenfries abgeschlossen. Der Fries wiederum wird im mittleren Feld durch ein großes Rundfenster mit mehrfach abgestuftem Gewände unterbrochen, das zur Hälfte in das Giebeldreieck hineinragt. Zudem finden sich dort drei kleinere Rundfenster, eines im oberen Giebeldreieck, zwei in den seitlichen Feldern der Fassade.
Anders als bei den Portalen dieser Front und den schmalen Fenstern der seitlichen Kirchenwände hat der Architekt an der westlichen Giebelfront des Querhauses nicht dem Spitzbogen den Vorzug gegeben, sondern ihm einen eher dem romanischen Stil entlehnten Charakter gegeben. Die Wand im Erdgeschoss wird durch vier hohe Wandpfeiler mit Basen auf einem Sopckel und drei Rundbögen gegliedert. Das darüber befindliche Obergeschoss wird unterhalb des Giebeldreiecks von einem großen Rundfenster durchbrochen. Die Süd-Ost-Ansicht der Kirche wirkt aufgelockerter. Unter einer reich gegliederten, jetzt mit roten Ziegeln neu gedeckten Dachlachschaft befinden sich der östliche Querhausgiebel und das in den Winkel zwischen Querhaus und Chor gesetzte, in Rennaissanceformen gestaltete Sakristeigebäude. Die übrigen Gebäudeteile werden von dem in vier Geschossen aufsteigenden, seitlich an das Langhaus angefügten, 35 Meter hohen Turm überragt. Dieser ist durch ein steiles Walmdach gedeckt. Er wirkt, vor allem aus der Fernsicht, recht schlank im Verhältnis zum massigen, bodenständigen Kirchengebäude. Die in die Sakristei führende Außentür stammt noch aus der alten Kirche.
Das Innere des großen, dreischiffigen Gebäudes mit Querhaus erinnert an die westfälischen Hallenkirchen des hohen Mittelalters. An der innere Nordfassade weist die Stephanuskirche eine Breite von 19,50 Meter und von dort bis in die halbrunde Apsis hinein eine Läönge von 40 Meter auf. Die zweieinhalb querrechteckigen Joche des Langhauses werden von sehr schmalen Seitenschiffjochen begleitet und sind, ebenso wie diese, mit einem Kreuzrippengewölbe bedeckt, dessen Gurtbögen auf schweren, quadratischen Pfeilern ruhen. Über Eck gestellte, sehr kräftige runde Dienste an diesen Pfeilern münden in kämpferartig ausgebildete Kapitelle. Ihr stark im Jugendstil gehaltener Schmuck wurde im Jahre 1911 seitens des Bildhauers Peter Weinforth aus Neuss gefertigt. Er zeigt im Westen Verkündigung und Sündenfall, im Osten Geburt und Vertreibung aus dem Paradies und an gleicher Stelle im Chor die Masken der vier Evangelisten. Die Kämpfer außen an der Westfassade des Querhauses wurden durch den gleichen Künstler gestaltet.
Im südlichen Bereich der Außenwände der Seitenschiffe finden sich jeweils flach gerundete Nischen. Das mittlere Portal in der Nordront wird innen auf beiden Seiten von Wendeltreppen gesäumt, die zur Orgelempore führen. Diese öffnet sich im Erdgeschoss in drei Bögen zum Langhaus hin. Die Bögen ruhen auf niedrigen Säulen; ihr Kapitellschmuck stammt von Peter Weinforth. Die beiden Seitenportale münden in die Seitenschiffe. Hier schließlich sich auf der Ostseite auf quadratischem Grundriss die Kapelle im Erdgeschoss des Turmes an. Diese ist heute der Ehrung der Opfer beider Weltkriege gewidmet.
Das mächtige Querhaus, das beiderseits um ein Joch über die Seitenschiffe hinausragt, öffnet sich im großen Triumphbogen zum Chorjoch hin. Dieses endet im Süden mit einer flach gerundeten, außen dreiseitig ummauerten Apsis. Dort befindet sich ein hohes Kreuz, das aus einem ca. 1920 errichteten Holzaltar stammt, der inzwischen verschwunden ist. Links vom Altar hängt als Chorglocke die Angelusglocke der mittelalterlichen Kirche. Rechts davon befindet sich ein wohl aus dem 19. Jahrhundert stammendes Retabel mit den Heiligen Petrus und Stephanus.
In der Südwand des Querhauses, und zwar rechts und links vom Chor, befinden sich flach gerundete Nebenapsiden. In der östlichen steht heute ein Altar, der aus Spolien des ehemaligen Hochaltars aus der Erbauungszeit gefertigt ist. Der aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende Taufstein wurde vor der westlichen Nebenapside aufgestellt. Darüber hängt ein Kruzifix aus dem Jahre 1950, das der Bildhauer Gerhard Bücker gefertigt hat. Links am Pfeiler vom Chor ist ein spätgotischer, im drittel Quartal des 15. Jahrhunderts geschaffener steinerner Wandschrein für die Sakramente angebracht, der ebenfalls noch aus der alten Kirche stammt. 1983 hat er eine von der Bildhauerin Schwester Tisa von Schulenburg OSU aus Dorsten gestaltete Bronzetür bekommen, auf der die von Mose ausgeschickten Kundschafter und die Emmau-Jünger mit dem auferstandenen Christus am Tisch zu sehen sind. Dieselbe Künstlerin hat auch den Ambo mit dem fleißigen Sämann gestaltet.
Links am Chorpfeiler ist der Grundstein der Kirche aus dem Jahre 1906 eingemauert. Eine kleine hölzerne Piete im linken Nebenchor wurde um das Jahr 1730 herum gefertigt. Sie stammt, ebenso wie eine Figur des Heiligen Stephanus an der Ostwand des Querhauses, noch aus der alten Kirche.
Ergänzt wurde die künstliche Aussatttung in neuere Zeit durch eine lebensgroße Madonna von 1979 und den guten Hirten von 1984, Holzschnitzwerke von Franz Bernhardi aus dem Grödnertal und durch die mosaikgearbeiteten Kreuzwegstationen des ortsansässsigen Malers Josef Dickmann von 1978.
1992/93 wurde die 1916 von der Firma Breil aus Dorsten auf der Empore aufgestellte Orgel überholt. Sie weist jetzt 30 Register auf, wobei das ursprüngliche Prospekt beibehalten wurde.
Der von dem Architekten Jennen geschaffene Bau scheint in Anlage und Konzeption mittelaltlerlichen Vorbildern zu entsprechen. Doch trägt der übersichtliche Raum mit weit gestellten Pfeilern vor allem dem modernen, sich um die Jahrhundertwende in der Architektur durchsetzenden Bedürfnis nach Durchsichtigkeit und Zusammenführung Rechnung. Die St.-Stephanuskirche hat somit als Werk des späteren Historismus zu gelten.
Glocken
Bis zum Jahre 1909 hingen im Turm der Stephanuskirche vier Glocken, die aus dem 13. Jahrhundert stammten. Das Geläut zählte zusammen mit dem der Dome zu Minden und Münster zu den bedeutendsten Geläuten dieser Zeit in Westfalen und weit darüber hinaus. Dann jedoch wurden zwei der Glocken durch Einschmelzen vernichten, so dass jetzt nur noch die Hälfte des damaligen Bestandes existiert. Die größere der Glocken hängt noch immer als Läuteglocke im Turm. Sie trägt aus Wachsfäden modellierte Buchstaben, die frei von Hand geformt sind. Die Enden der Wachsfäden wurden zu kleinen Voluten gerollt. Beim Formen des Glockenmaterials sind allerdings einige Partien verdrückt oder sogar zerrissen worden.
Die kleinere Glocke hing jahrzehntelang im Turm und war zuletzt unbenutzt. Vor einigen Jahren wurde sie als Sakristeiglocke zum Anschlagen in der Kirche aufgehängt. Die Oberfläche der Glocke ist aufs blanke Metall abgeschliffen. Dadurch sind die jahrhundertealte Patina und die originale Gusshaut für immer zerstört.
Eine der beiden Glocken, die im Jahre 1909 von der Firma Schilling in Apolda gegossen wurden, fiel, ebenso wie ihre Nachfolgerin von 1928, der Enteignung in den Weltkriegen zum Opfer. 1942 ging dann auch die zweite Glocke von 1909 verloren. 1946 konnte das Geläut durch Zuguss dreier Glocken wiederhergestellt werden.
Auch am alten Turm von St. Stephanus gab es früher eine kleine Uhrglocke. Diese ist vermutlich mit der kleinen Glocke von 1678 identisch, die in den Listen zuur Glockenerfassung von 1917/18 aufgeführt ist. Die Glocke ist heute nicht mehr vorhanden. Die Turmuhr der Kirche, ein wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stammendes Werk der Firma Bernhard Vortmann aus Recklinghausen, ist mit einem freischwingenden Pendel ausgestattet und steht schon seit Jahren stillgelegt im Turm.
Heutiger Glockenbestand:
- Glocke I: 1946 Petit & Gebr. Edelbrock, Ton cis´-5, Durchmesser: 1504 mm, Gewicht: 2106 kg
- Glocke II: 1946 Petit & Gebr. Edelbrock, Ton e´+7, Durchmesser: 1248 mm, Gewicht: 1219 kg
- Glocke III: 13. Jahrhundert unbekannter Gießer, Ton fis´-5, Durchmesser: 1074 mm, Gewicht: ca. 750 kg
- Glocke IV: 1946 Petit & Gebr. Edelbrock, Ton gis´+7, Durchmesser: 988 mm, Gewicht: 598 kg
- Glocke V: 13. Jahrhundert unbekannter Gießer, Ton g´+-0, Durchmesser: 609 mm, Gewicht: ca. 190 kg.
Einzelnachweise
- ↑ Paul Leidinger: Die Zeit der Grafen von Werl (ca. 950–1124). In: Amalie Rohrer, Hans-Jürgen Zacher (Hrsg.): Werl. Geschichte einer westfälischen Stadt. Band 1. Paderborn 1994, ISBN 3-87088-844-X.
- ↑ Nach Jerrentrup.
- ↑ Nach Werges.
Literatur
- Broschüre der Bezirksvertretung Bockum-Hövel[1];
- Brücker, Rainer: Die Konfessionsentwicklung in Westfalen im 17. Jahrhundert, Dissertation, Münster 2004[2].
- Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Dt. Kunstverl., München 1964, S. 63.
- Denkmaleigenschaft der Kirche, Denkmalliste der Stadt Hamm von 2005 (Stand: 2002)[3].
- Denkmaleigenschaft der Kirche, Denkmalliste der Stadt Hamm von 2007 (Stand: 2005)[4].
- Denkmaleigenschaft der Kirche, Denkmalliste der Stadt Hamm von 2011[5].
- Friedrich Wilhelm Jerrentrup: Katholische Pfarrkirche St. Stephanus, in: Kirchen der Neuzeit in Hamm, Hamm 2002, S. 82-87.
- Friedrich Wilhelm Jerrentrup: Bockum: ehemalige Pfarrkirche St. Stephanus, in: Alte Kirchen in Hamm, Hamm 1999, S. 104-106.
- Franz Bäumer, Johannes Werges (Hrsg.), Günther Bachtrop, Heinz-Josef Dörholt, Annelies Langenstroth, Andreas Weber, St. Stephanus Bockum 1907-2007, Katholische Pfarrgemeinde HeiligGeist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum, Löche Druck GmbH Hamm, 2006.
- Katholischer Arbeiter- und Knappenverein Bockum (Hrsg.): 1907 25 Jahre 1932 Festschrift, Bockum - Hövel 1932.
- Masannek, Winfried: „Bockum-Hövel - Erinnerungen an eine junge, dynamische Stadt“, Bockum-Hövel 1974.
- Schroeder, Willi E.: Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel., 1980.
- Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde, Hamm 1956, Neuauflage 2002.
- Schwieters, Julius: Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Teil des Kreises Lüdinghausen, 1886.
Weblinks
Koordinaten: 51° 41′ 40,1″ N, 7° 43′ 55,2″ O