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András Pető

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András Petö

András Petö (*1893 in Szombathely, †1967 in Budapest) war ein ungarischer Neurologe, der die konduktive Förderung für cerebral - und bewegungsgeschädigte Menschen entwickelt hat.Nach Deutschland wurde die konduktive Förderung durch die Initative von Peter von Quadt, einem betroffenen Vater, gebracht.Er gründete 1994 gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern den Verein FortSchritt e.V. Von Quadt war durch André Kostolany, den bekannten Börsenexperten, auf Petö aufmerksam gemacht worden Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>.

Kindheit

András Petö wurde 1893 in Szombathely, Ungarn, als Ältester von drei Söhnen geboren. Der Vater erkrankte 1907 an Parkinson, was András dazu zwang die Familie durch eigene Arbeit finanziell zu unterstützen. Er arbeitete als Nachhilfelehrer, Hauslehrer und Zeitungsredakteur. Er soll ein guter und fleißiger Schüler gewesen sein, der von seinen Lehrern unterstützt und gefördert wurde. Petö konnte sich durch die notwendige Unterstützung der Familie nicht mehr ausreichend auf die Schule konzentrieren, verließ sie aber mit dem Abitur.[1]Nach dem Abitur studierte er ab 1911 in Wien. Ursprünglich wollte er Journalist werden, entschied sich aber in Wien für ein Medizinstudium. Petö hat von diesem Zeitpunkt an fast dreißig Jahre im deutschsprachigen Raum zugebracht und Wien hat ihn zu einer Zeit geprägt, als diese Stadt eine der „geistigen Hauptstädte der Welt“ war.[2]In seiner Studienzeit lernte er Jacob Levy Moreno kennen, den späteren Arzt, Dramatiker und Psychotherapeuten, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.[3]Mit Moreno spielte Petö in Wien Stegreiftheater für Kinder und später für Prostituierte. Nach Hári entwickelte sich daraus die spätere Gruppentherapie.[4]Er kam mit den verschiedenen psychologischen Schulen der Zeit in Berührung, die ihren Sitz in Wien hatten: Freud, Adler und Frankl.[5]

Studium und Ausbildung

Petös Studium und weitere Ausbildung zeigt einen vielseitig interessierten und engagierten Menschen, der unter Pseudonymen auch Novellen, Gedichte und Dramen veröffentlichte. Neben diesen literarischen Tätigkeiten interessierte er sich auch für alte und östliche Religionen.[6]Er kannte den österreichischen Liederkomponisten Hans Eisler und trat 1919 in die KPÖ ein.“Es spricht für die Größe Petös, dass sich in seinem Werk zwar die humanistischen Wurzeln der Lehre von Karl Marx, nicht aber die stalinistische Einstellung zum Menschen widerspiegeln.“[7]Als Medizinstudent arbeitete er 1914-18 drei Jahre auf einer Tuberkulose-Abteilung und anschließend im Kriegsspital in Grinzing, wo er seine Ausbildung zum Internisten in der Lungenstation und Inneren-Abteilung absolviert.[8]1921 erhielt er sein Medizin-Diplom, 1922 wurde er österreichischer Staatsbürger.

In den Jahren nach 1920 bildete er sich in Neurologie, Psychiatrie und Physiotherapie weiter und praktizierte in verschiedenen Kliniken in Österreich in leitenden Arztpositionen, wo er sich mit dem Problem von angeborenen Schädigungen bei Kindern befasste.[9]Seit 1921 arbeitete er in wechselnden Kliniken und Sanatorien, befasste sich als Assistenzarzt mit Orthopädie und führte 1922 mit seinem Chefarzt Dr. Hecht im Sanatorium in Semmering Bewegungstherapie durch. Von 1928-1929 war er Ärztlicher Direktor in einem Volkssanatorium in Wien, wo er sich intensiv mit der Verknüpfung unterschiedlicher Heilmethoden befasste. Im nächsten Jahr arbeitete er als Anstaltsarzt in der Landes -und Pflegeheilanstalt für Geistes- und Nervenkranke und von 1930-38 war er Mitarbeiter am Institut für Physiotherapie in Wien. Während dieser Zeit arbeitete er auch als Leiter des Medizinverlags „Weidmann&Co“ und war Chefredakteur der Publikation „Biologische Heilkunst“ dieses Verlags, für die er in neun Jahren unter ca. 60 Pseudonymen Artikel verfasste, in denen man in der Reihe von 1931 schon Grundprinzipien der Konduktiven Förderung erkennen konnte.[10] In Wien, Paris und Budapest war er zu dieser Zeit mehr als Journalist bekannt, als Arzt kannte man ihn weniger.[11]

1938 floh er als Jude vor den Nationalsozialisten nach Paris, wo er sich kurz aufhielt und als Fachjournalist arbeitete, danach kehrte er nach Ungarn als ungarischer Staatsbürger zurück. Nur sehr wenig ist über das Leben Petös während der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Judenverfolgung in Ungarn in der deutschsprachigen Sekundärliteratur zu finden. András Petös Mutter ist in Auschwitz ermordet worden. Hári schreibt, dass Petö von 1939-1947 seine Steuern in Budapest als Heilgymnast bezahlt habe. In dieser Zeit soll er die Grundlagen der Konduktiven Erziehung geschaffen haben.[12]

Die Entwicklung der Konduktiven Förderung

Nach dem Krieg bekam Petö seine Ärztezulassung und nahm seine bewegungstherapeutische Arbeit mit 14 Kindern auf, die ihm aus dem staatlichen Kinderheim vom Ministerium für Bildung und Volkswohlstand zugewiesen wurden und als „unausbildbar“ galten.[13]Der Versuch sollte unternommen werden, die von Petö geschaffene Methode in der Praxis anzuwenden. Von 1945-1963 war Petö für die Heilpädagogische Hochschule für Somatopädagogik zuständig, die mit der deutschen Körperbehindertenpädagogik vergleichbar ist. Ab 1948 hielt er dort im Rang eines Professors Vorträge für Studenten, die ihre Erfahrungen im angeschlossenen Institut sammeln konnten.[14]Dieses Institut für Bewegungspädagogik war aus der Arbeit mit den „unausbildbaren“ Kindern nach 1945 entstanden. Petö hatte strukturierte Programme für diese Kinder entwickelt und organisierte das Leben und Arbeiten in der Gruppe. Der Versuch startete mit sehr bescheidenen Mitteln, weil der Staatshaushalt nichts zur Verfügung stellen konnte.[15]Als Helfer bekam er vier Medizinstudenten zur Seite gestellt. Der Tagesablauf war genau geplant, Diagnosen durften nicht gestellt werden. Die Kinder sollten ohne Wertungen beobachtet und motiviert werden, aktiv im Tageslauf sinnvolle alltagspraktische Tätigkeiten zu erlernen: Essen, Toilettengänge, Anziehen usw. Petö hatte großen Erfolg mit seiner Arbeit, einige der Kinder konnten nach 2 Jahren in die Schule gehen.[16]

Ab Februar 1950 wurde das von Petö entworfene Institut für Bewegungstherapie für eine Kapazität von 80 Kindern fertiggestellt, das nun ein Budget aus dem Staatshaushalt erhielt. Erst 1963 konnte das Institut der Zugehörigkeit zum Gesundheitsministerium entzogen werden und dem Kultusministerium unterstellt werden. Dafür hatte Petö lange gekämpft, er verstand seine Methode als Bewegungspädagogik, während man im Gesundheitsministerium die Behinderung und die Förderung als biologisches Problem verstand und deshalb von Bewegungstherapie sprach. In Petös Verständnis handelte es sich aber bei der Entstehung einer neuen Lebensweise, der Herausbildung einer Bewegungskoordination, um ein Lernproblem, dem man nur mit einer „vollständig pädagogischen Herangehensweise“ begegnen kann. Um eine neue Bewegung erlernen zu können, braucht es die Eigenaktivität des Kindes oder Erwachsenen und keine spezielle Methode der Bewegungsübungen. Der Konduktor achtet dabei auf die Hinführung zur richtigen Bewegung.[17] Ab 1963 hieß das Institut „Erziehungs- und Pädagogenausbildungsanstalt für motorisch Geschädigte“. Petö verließ in diesem Jahr die Heilpädagogische Hochschule und widmete sich ganz der Leitung seines Instituts.1965 wurde die Ausbildung der Konduktoren offiziell genehmigt.Am 11.September 1967 starb András Petö im Alter von 74 Jahren im Institut.

Das Institut nach Petös Tod

Das nun nach Petö benannte Institut wurde erst von Maria Hári bis 1992 und danach von verschiedenen anderen Persönlichkeiten geleitet. Seit 2007 wird es von dem ungarischen Diplomaten Dr. Franz Schaffhauser geleitet. Dr. Schaffhauser war an der Universität für Lehrerausbildung zuständig und vor seiner Tätigkeit am Petö-Institut Programmsekretär im Erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität Budapest.[18]1989 wurde die Internationale András Petö-Stiftung zur Verbreitung der Konduktiven Förderung von der ungarischen Regierung ins Leben gerufen, zu dem das Internationale Petö-Institut, die Hochschule für Konduktorinnenausbildung, ihr Übungskindergarten und die Übungsschule gehören.[19]Das Institut hat viele internationale Verbindungen ins Ausland.

Einzelnachweise

  1. Hári, Maria: Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997.S.12
  2. [1]Website Gresch,Hans-Ulrich. Abgerufen 12.07.2010
  3. Hári, Maria:Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997.22ff
  4. Hári, Maria: Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997.S.13
  5. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998,S.31
  6. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998,S.31ff./Danielczyk,M.:Konduktive Förderung bei Erwachsenen. Konzept nach András Petö.2003, S.18f.
  7. [2]Website Gresch,Hans-Ulrich.Abgerufen 12.07.2010
  8. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998, S.31/Hári, Maria: Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997. S.13
  9. Baumann, Angelika: Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung in Bildung und Erziehung.2009,S.188
  10. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998,S.32f.
  11. Hári, Maria: Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997.S.14ff
  12. Hári, Maria:Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997. S.16
  13. Es gibt unterschiedliche Angaben über die Anzahl der Kinder:Hári, Maria:Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997,S.29 zitiert eine Quelle, dass es sich um 20 Kinder mit der Little-Krankheit handelte, die als „unheilbar und idiotisch“ galten. Man hatte sich bis dahin nicht um sie gekümmert, sie vegetierten in den Kinderheimen vor sich hin.
  14. Baumann, Angelika: Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung in Bildung und Erziehung.2009,S.193
  15. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998, S.33; das Schweizer Rote Kreuz hatte Decken zur Verfügung gestellt; vgl auch Baumann, Angelika: Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung in Bildung und Erziehung.2009,193ff.
  16. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998,S.33;Baumann, Angelika: Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung in Bildung und Erziehung.2009,S. 194 spricht von 14 Kindern; Danielczyk,M.:Konduktive Förderung bei Erwachsenen. Konzept nach András Petö.2003,S.19 von einigen.
  17. Hári, Maria: Die Geschichte der Konduktiven Pädagogik, Verkürzte Übersetzung des ungarischen Originals von 1977, German Version in Occasional Papers 1997,S.43ff.
  18. Baumann, Angelika: Die Beziehung zwischen Körperbehindertenpädagogik und Konduktiver Förderung in Bildung und Erziehung.2009,S.197. Hier auch die verschiedenen LeiterInnen des Instituts zwischen 1992 und 2007.
  19. Fink, Annette:Praxis der Konduktiven Förderung nach A.Petö.1998, S.34

Literatur