Adscharien
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Adschara ist eine Autonome Republik Georgiens (georgisch Ac'aris Avt'onomiuri Resp'ublikh'a Sakartvelo), begrenzt von der Türkei im Süden und dem Schwarzen Meer im Westen. Die Adscharier sind ethnische Georgier, die sich zum Islam bekennen.
- Hauptstadt: Batumi
- Gebiet: 3.800 Quadratkilometer
- Bevölkerung: 420.000 (2002), ca. 82% Georgier sowie russische, ukrainische, armenische und griechische Minderheiten.
- Wirtschaft: Wichtigste Industriezweige sind die Ölverarbeitung, Maschinenbau, Lebensmittelproduktion, Leichtindustrie und Bauholz. Die Landwirtschaft stellt Tee, Zitrusfrüchte, Weintrauben und Mais her. Die wichtigsten Häfen sind Batumi und Kobuleti. Bodenschätze sind Gold, Silber, Kupfer und andere Metalle.
Geschichte
Adschara war seit altersher ein Teil Georgiens. Die seljukischen Türken besetzten das Gebiet im 11. Jahrhundert, die Mongolen im 13. Jahrhundert. Georgien verlor das Territorium im 17. Jahrhundert an das Osmanische Reich. In dieser Zeit konvertierten viele seiner Einwohner zum Islam. Als Ergebnis des Berliner Kongresses wurde Adschara am 13. Juli 1878 Russland zugeschlagen. Nach der Oktoberrevolution wurde das Land wegen seiner strategischen Lage kurzzeitig von Truppen der Türkei und Großbritanniens besetzt. 1918 bis 1921 gehörte es zur Demokratischen Republik Georgien.
1921 wurde Adschara der Sowjetunion eingegliedert. Das Gebiet um die Hafenstadt Batumi wurde als Adscharische Autnome Sozialistische Sowjetrepublik Teil der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Die Ursachen der Gründung einer Autonomen Republik sind nicht ethnischer Natur, da Georgier und Adscharier der gleichen Volksgruppe entstammen. Es wird vielmehr angenommen, dass die Moskauer Zentralregierung verhindern wollte, dass Georgien eine vollständige Kontrolle über die wichtigen Schwarzmeerhäfen gewinnt. Zudem wurde versucht, die kommunistischen Tendenzen unter den in der Türkei lebenden ethnischen georgischen Muslimen zu verstärken. Der Status von Adschara wurde im türkisch-sowjetischen Vertrag von Kars 1921 bestätigt.
1991 traten die adscharischen Kommunisten von der Macht ab. Auf Betreiben des georgischen Präsidenten Zviad Gamsachurdia wurde Aslan Abaschidse als Vorsitzender des Obersten Rats von Adschara eingesetzt. Abaschidse errichtete ein autokratisches lokales Regime, das von Georgien weitgehend unabhängig ist. 1998 wurde er mit 93% der abgegebenen Stimmen zum Präsidenten Adscharas gewählt. Dabei half ihm die stille Unterstützung Russlands, das Truppen in Adschara und anderen sezessionistischen Gebieten Georgiens stationiert hat.
Unter der Herrschaft Abaschidses hat Adschara eigene Streitkräfte aufgestellt und zahlt keine Steuern an Georgien. Autos, die von Georgien nach Adschara einfahren, werden Grenzkontrollen durch die lokale Polizei unterworfen und müssen Gebühren zahlen. Kritik am Staatschef wird nicht geduldet. Politische Gegner Abaschidses wurden aus Adschara verwiesen oder wegen angeblicher Straftaten vor Gericht gestellt.
Georgiens früherer Staatspräsident Eduard Schewardnadse hat Adschara während seiner Amtszeit von 1992 bis 2003 mehrfach besucht, um eine Aussöhnung mit Abaschidse zu erreichen. 1995 trat die Partei Abaschidses, die Union für den demokratischen Aufschwung (georgisch Demokratiuli Agordsinebis Kavshiri) Georgiens zusammen mit Schewardnadses Georgischer Bürgerunion zu den Parlamentswahlen an.
Konflikt mit Saakaschwili
Abaschidses Union für den demokratischen Aufschwung hat im georgischen Parlament 30 Sitze. Im Oktober 2003 hat sie sich der samtenen Revolution in Georgien widersetzt und steht heute in Opposition zum georgischen Staatspräsidenten Michail Saakaschwili und seiner Regierung. Sie ist besorgt, daß Saakschwilis Politik die Rechte der adscharischen Regierung beschneiden und Abaschidse schließlich beseitigen könnte.
Die neue georgische Regierung hat versprochen, die Interessen der Autonomen Republik zu wahren, doch sie besteht darauf, das georgische Recht und die Rechte der Zentralregierung auch in Adschara durchzusetzen. Abaschidse signalisierte Tiflis im Januar 2004 zunächst Kompromißbereitschaft und führte erstmals seit Jahren Steuern ab. Eine Abspaltung Adscharas vom georgischen Staat schloß er wie in den vergangenen Jahren aus.
Beflügelt vom Erfolg der georgischen samtenen Revolution hat sich in Adschara eine breite Opposition gegen die Regierung Abaschidse gebildet. Am 27. Dezember 2003 gründete sich das Oppositionsbündnis Unser Adschara. Ihm gehören Vertreter intellektueller Gruppen und Mitglieder georgischer Parteien an. Am 27. Januar 2004 entstand die Oppositionspartei Demokratisches Adschara. Ihr Vorsitzender ist Eduard Surmanidse, zugleich Mitglied der georgischen Partei Nationale Bewegung - Demokratische Front. Am 3. Februar 2004 hat auch das georgische Studentenbündnis Kmara (georgisch genug), das eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der samtenen Revolution spielte, seine Tätigkeit in Adschara aufgenommen.
Die Regierung Abaschidse versucht, die Opposition mit Gewalt einzudämmen. Oppositionspolitiker und Journalisten wurden verpügelt, Oppositionsbüros verwüstet. Dabei tritt eine von Abaschidse aufgestellte Privatmiliz in Erscheinung, die von der Bevölkerung wegen ihrer schwarzen Bekleidung Men in Black genannt wird.
Im März 2004 hat sich der Konflikt zwischen Adschara und der georgischen Regierung erneut zugespitzt. Präsident Saakaschwili verlangte die unmittelbare Kontrolle über den Hafen von Batumi sowie die Zollbehörden an der türkischen Grenze und dem internationalen Flughafen Adscharas. Am 14. März verweigerte Adschara dem Präsidenten die Einreise. Georgien hat im Gegenzug eine Teilblockade über Adschara verhängt.