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Klosterhof (Bockum-Hövel)

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Der Klosterhof liegt in der Bauernschaft Hölter. Diese gehört zum Stadtteil Hövel, heutiger Stadtbezirk Bockum-Hövel der Großstadt Hamm. Die zugehörige Klostermühle steht seit dem 21. April 1994 unter Denkmalschutz.[1]

Lage

Der Klosterhof befindet sich nördlich der Bahntrasse Hamm-Münster, einige hundert Meter westlich des Bahnhofs Bockum-Hövel und von Haus Ermelinghof am nach ihm benannten Klostermühlenweg 40 (ehemals: Klosterhof 20).

Bauzustand

Das Klosterhofgelände war einst ein befestigter Platz, der von Erdwällen und Gräften umgeben war. Die Wälle sind inzwischen abgetragen worden, die von der Geinegge gespeisten Wassergräben sind noch teilweise vorhanden. Zwei Torhäuser an der ehemaligen Zugbrücke zeugen von der einstigen Wehrhaftigkeit des Hauses.[2] Zum Klosterhof gehört eine Windmühle, die ehemalige Jugendherberge; Hof und Mühle haben heute jedoch unterschiedliche Eigentümer.[3]

Geschichte

Der genaue Entstehungszeitpunkt des Klosterhofes ist unbekannt. Bei Ausgrabungen wurden eiserne Lanzenspitzen und kleine, von Maultieren stammende Hufeisen gefunden. Dies führte zu der Vermutung, dass sich hier ein römisches Kastell und/oder ein bedeutender Waffenplatz befunden haben könnten.[2]

Möglicherweise existierte das Anwesen in seiner späteren Form bereits nach der Christianisierung Westfalens durch Liudger ab 804, spätestens um das Jahr 900.[4]

Im 13. Jahrhundert soll das Gelände dann im Besitz der Cölestiner gestanden haben.

Später siedelten sich dann die Zisterzienserinnen dort an. Gesicherte Erkenntis ist, dass der Klosterhof ein Haupt- oder Amtshof des Klosters Kentrop war. Die Zisterzienserinnen hatten 1272 innerhalb der Stadtmauern Hamms das Kloster Marienhof (Curia sancte Maria) gegründet. Da das Kloster mehrfach durch Brände bedroht worden war und es außerdem in Hamm zu Widerständen gegen seine Expansion kam, wurde es schließlich vor die Mauern der Stadt verlegt. Die Zisterzienserinnen bezogen das ihnen am 11. März 1290 übereignete Gelände, auf dem Kloster Kentrop errichtet wurde, am 11. März 1296. Auf dem Klosterhof in Hölter wurde seitens Kentrop ein Klosterschultze oder Klosterschulte angesiedelt. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Abgaben von den anderen klosterhörigen Höfen einzuziehen. Dazu gehören Noldes, Kleine Rogge und Holtersdorf in den Bauernschaften Geinegge und Hölter sowie Rogge und Herding (auch Hering genannt) in der Bauernschaft Barsen.[2]

Von der Bockum-Höveler Heimatliteratur wird angenommen, dass die Zisterienserinnen bereits zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt in der Region anwesend waren. Die Tötung des Kölnischen Erzbischofs Engelbert I. von Köln unter Beteiligung des Friedrich von Isenberg führte zur Zerstörung der isenbergischen Burg und Stadt Nienbrügge durch Adolf I. Graf von der Mark. Die Klosterfrauen sollen danach Schutz "binnen de Muren tom Hamme" gesucht haben, den Stadtmauern Hamms. Auch später sollen sie nicht auf den Klosterhof zurückgekehrt sein, weil im Zuge der Erbauseinandersetzung zwischen Adolf I. Graf von der Mark und Dietrich von Altena-Isenberg, den sogenannten Isenberger Wirren (1232 bis 1243), die angrenzenden Bauernschaften Hölter, Geinegge und Dasbeck (Heessen) verwüstet wurden, teilweise mehrfach. Bereits nach diesem für die Zeit um 1225 angenommenen Abzug der Zisterienserinnen soll der Kosterhof als Haupt- bzw. Schultenhof gedient haben, auf dem ein Schultheiß den "Zehnten" einzog. Angenommen wird auch, dass es um diese Zeit bereits eine Klostermühle gegeben hat.[2][4] Es ist jedoch eher fraglich, ob es bereits zu einem derartig frühen Zeitpunkt Zisterzienserinnen in der Region gab. Mit der überlieferten Gründungsgeschichte Kentrops decken sich diese Angaben jedenfalls nicht.[5]

Kloster Kentrop wurde 1808 säkularisiert. Seine Besitztümer gingen damit in die Hand des Staates und wurden anschließend an Privatleute verkauft.

Klostermühle

Bei der Windmühle auf dem Klosterhof handelt es sich um eine Wallholländer- oder Kappenwindmühle mit einem angeschütteten Wall und einer gemauerten Durchfahrt.

Die heutige Mühle wurde wahrscheinlich etwa 1870 als Nachfolgebau einer bereits früher dort befindlichen Mühle errichtet. 1921 brannte sie vollständig aus und wurde dann 1923 vom Sauerländischen Gebirgsverein übernommen. Zwischen 1924 und 1967 diente sie als Zentrum für den Sauerländischen Gebirgsverein und den Heimatverein Bockum-Hövel. In dieser Zeit wurde sie als Jugendherberge betrieben.[6]

Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich in der Klostermühle das Heimatmuseum Bockum-Hövel.[2] Mit der Eingemeindung Bockum-Hövels nach Hamm im Zuge der zweiten Gemeindegebietsreform im Jahre 1975 wurde die Sammlung vom Städtischen Gustav-Lübcke-Museum Hamm übernommen.

1968 wurde die Mühle als Wohnung hergerichtet und in Privatbesitz überführt.[6] Der heutige Eigentümer (Stand: März 2011), Franz-Josef Hoppe, erwarb die Mühle in den frühen 1990er Jahren von einer Familie Ritzenhoff/Scholz.[3]

Seit dem 21. April 2004 unter Denkmalschutz stehend, wurde die Mühle 2004 umfassend saniert[6] und seither in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde regelmäßig ausgebessert.[3]

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste der Stadt Hamm, Stand 2011[1]
  2. a b c d e Fritz Schumacher, Hartmut Greilich, Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde, Hamm 1956, Neuauflage 2002.
  3. a b c Auskunft erteilt durch Franz-Josef Hoppe, Eigentümer der Mühle im Jahre 2011.
  4. a b Stadt Bockum-Hövel, Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel, Bockum-Hövel 1958.
  5. Vgl. etwa [2].
  6. a b c Informationstafel vor der Mühle.