Schloss Reichenschwand
Das Schloss Reichenschwand[1] ist eine ehemalige Wasserburg bei Reichenschwand im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land in Bayern.
Die Burg wurde im 13. Jahrhundert von den Herren von Strahlenfels am Fluss Pegnitz erbaut und 1312 erstmals erwähnt. Seit 1986 ist das Schloss in Privatbesitz und fungiert heute als Restaurant, Veranstaltungsraum, Hotel und Sitz der WÖHRL Akademie [2].
Geschichte
Das Schloss im Mittelalter
Die Wasserburg wurde in den Jahren um 1300 von dem Ministerialengeschlecht von Strahlenfels [3] erbaut und 1312 erstmals im Salbuch von Kaiser Karl IV. [4] namentlich erwähnt. Trotz des schützenden Fluss Pegnitz und den vier Wachtürmen wollte Kaiser Karl IV. das kleine, enge Schloss nicht in sein Burgennetz mit aufnehmen. Von 1515 bis 1531 wurde der Herrensitz in Reichenschwand von Rittern eingenommen. Bis 1531 war Ritter Ulrich von Ratz Burgherr, der nach mündlichen Überlieferungen in erster Linie davon lebte, die Handelszüge der Nürnberger Kaufleute, die auf ihrem Weg nach Prag mit ihren schweren Fuhrwerken dort vorbeifahren mussten, abzufangen und Wegzoll zu kassieren.
Bonaventura I von Furtenbach
Der reiche Kaufherr Bonaventura I. von Furtenbach [5] kaufte die Burg und ließ sie 1531 komplett abreißen, um an der Stelle der alten Wasserburg ein neues Renaissanceschloss zu erbauen. Als Geste der Gnade und Dankbarkeit für finanzielle Unterstützung, schenkte sein guter Freund Kaiser Karl V. ihm das Recht, die Wasserburg „Schloss Reichenschwand“ zu benennen. Um seinen Verpflichtungen als Schlossherr nachzukommen, kaufte sich Bonaventura I. das Pfarrlehen von dem Domkapitel zu Bamberg und musste sich dafür verpflichten, ein Pfarrhaus zu bauen und zu unterhalten, was auch das Gehalt des Pfarrers beinhaltete. Die Freundschaft zwischen Bonaventura I. und Kaiser Karl V. ging soweit, dass er das den von Ratzen entzogene Recht wieder zurückbekam. Nach dessen Tod 1564 wurde das Anwesen an seinen Sohn Bonaventura II. übertragen.
Schloss Reichenschwand und der Dreißigjährige Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurden das Schloss und die Stadt Reichenschwand weitgehend zerstört. 1703 wurde dann das Schloss von Plünderern und Dieben heimgesucht, bis der Urenkel von Bonaventura I., Johann Wilhelm von Furtenbach[6] zwischen 1700 und 1770 dem Schloss seine wesentlichen Züge verlieh.
Zu Zeiten der Französischen Revolution
Im 18. Jahrhundert geriet die Stadt Reichenschwand in den Staatsbankrott, da der französische König Ludwig XIV. von der Stadt geliehenes Geld nicht zurückbezahlen konnte. 1876 wurde das Schloss an den Königlich Bayerischen Oberpostdirektor von Axthelm verkauft, welcher nur 13 Jahre später weiter an den Ritter Franz Otto von Stranski verkaufte. Christian Thon und seine Nachfolger restaurierten das Schloss um 1854 zu seiner heutigen charakteristischen Form.

Vom 18. Jahrhundert bis heute
Um 1905 wurde ein eigenes Kraftwerk zum Beleuchten des Schlosses errichtet. Dieses Kraftwerk ist bis heute im Einsatz und erleuchtet nun die Lampen im Park sowie die der Allee. Am Ende des Zweiten Weltkriegs, im April 1945, leitete ein Stab der amerikanischen Armee von hier aus die Kämpfe um Nürnberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss in eine Schrothkuranstalt umgewandelt und Schloss Reichenschwand wurde bis ins Jahr 1975 zu einem nicht ganz unbekannten Kurort.
Literatur
- Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. Herausgegeben von der Altnürnberger Landschaft, Lauf an der Pegnitz 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 351-355.
- Walter Heinz: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs, 2. Teil, (Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/2). Herausgegeben vom Heimatverein Schaittach e.V., Schnaittach 1992, S. 109-118.
- Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schnabel, Sabine Kothes: Schlösser und Burgen in Mittelfranken. Verlag A. Hoffmann, Nürnberg 1993, ISBN 3-87191-186-0, S. 32-33.
- Wilhelm Schwemmer: Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken, Band X: Landkreis Hersbruck. R. Oldenbourg Verlag, München 1959, S. 259-260.
Weblinks
- Das Schloss auf der Seite Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft
- Webseite der Gemeinde Reichenschwand
Einzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft, S. 351
- ↑ Geschlechtsregister des Patriciats der vormaligen Reichsstadt Nürnberg
- ↑ [3]
- ↑ [4]
Koordinaten: 49° 30′ 36,3″ N, 11° 22′ 35,6″ O