Gangan Verlag

Der Gangan Verlag ist ein ehemals österreichischer Literaturverlag, der inzwischen seinen Sitz in Sydney, Australien hat.
Graz - Wien
Gangan (projekt gangan bis zur Erlangung der Gewerbeberechtigung, gangan [althochdeutsch]: bewegen, entwickeln, verändern) wurde 1984 in Graz als Autorenverlag für die damals aufstrebenden experimentellen jungen Dichter der achtziger Jahre von Horst Gerald Ganglbauer gegründet, einem damals 25-jährigen Studenten der Karl-Franzens-Universität. Bis 1986 betrieb er den Kleinverlag gemeinsam mit seiner damaligen Frau, der Autorin Petra Ganglbauer in Graz. 1986 nach der Scheidung wurde der Verlag nach Wien verlegt. Zwischen 1984 und 1994 verschaffte der Verlag inzwischen etablierten österreichischen Autoren wie Marc Adrian, Reinhold Aumaier, Peter Köck, Mike Markart oder Magdalena Sadlon ein Sprungbrett.
1984 entstand in Graz mit DAS JAHRBUCH, ein periodikum zum steirischen kulturgeschehen das erste Produkt des neuen projekt gangan von Gerald Ganglbauer aus der zusammen mit Petra Ganglbauer im Sommer 1983 geborenen Idee, eine Bestandsaufnahme der Kulturszene zu schaffen. Das projekt gangan hat diese Publikation in den Jahren 1984 bis 1986 in Graz durch zahlreiche Veranstaltungen wie Autorenlesungen, Podiumsdiskussionen, "grazer straßenliteraturtage", sowie Aktionen wie beispielsweise das "buchdenkmal", ein überlebensgroßes Holzbuch im Zentrum der Stadt mit wechselnden Gedichtdisplays, ergänzt.[1]
Der Verlag gehörte der ARGE Privatverlage an und stellte sowohl auf der Frankfurter Buchmesse als auch auf der alternativen Mainzer Minipressenmesse aus. Der Vorlass des Verlags ist heute im Literaturhaus Graz archiviert.[2]
Gerald Ganglbauers Motto: Die großen Verlage machen die Maschinensemmeln, wir Kleinverleger das Feingebäck.[3]
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Sydney
1989 wanderte der 30-jährige Verleger nach Australien aus und nahm den Verlag quasi im Rucksack mit, um ihn noch weitere fünf Jahre mit hohem Aufwand von Sydney und Wien aus unter dem Namen gangan books austr(al)ia weiter zu führen. Die explodierenden Kommunikations-, Druck- und Vertriebskosten mit einer Verlagsauslieferung in Berlin, Wien und München zwangen Gerald Ganglbauer jedoch letztendlich, als einer der Pioniere auf das damals gerade heranwachsende World Wide Web umzusteigen. In den ersten zehn Jahren entstanden so 24 Bücher zeitgenössischer österreichischer Autoren, aber auch die australische Reihe ganGAROO sowie einige bibliophile Sonderdrucke in limitierter Auflage.
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Verlagsprogramm
Im Programm waren umfangreiche Werke wie Marc Adrians "Wunschpumpe", Anthologien wie Josef Haslingers "ROTWEISSBUCH" und die Reihe gedichte, die 1988/89 durch die vierteljährliche Zeitschrift für ZeitSCHRIFT, gangan viertel[4] ergänzt wurde. Die australische Reihe ganGAROO wurde von Rudi Krausmann und Michael Wilding 1991 bis 1994 herausgegeben und hat 20 Kurzgeschichten in deutscher Übersetzung sowie 80 australische Dichter mit Paralleltexten im deutschen Sprachraum erstveröffentlicht. 1996 bis 2006 wurden weitere Neuerscheinungen online publiziert. 1996 kam das Literaturmagazin Gangway dazu, das seither über 400 internationale Autorinnen und Autoren in über 40 online Ausgaben veröffentlicht hat und sich auf das Segment der Expatriates und Exilautorinnen und Autoren spezialisiert.
Einzelnachweise
- ↑ Gerald Ganglbauer: Jahrbücher 1984 - 1989. Website des Verlags. Abgerufen am 5. Dezember 2010.
- ↑ Vor- und Nachlässe. Website der Karl-Franzens Universität. Abgerufen am 5. Dezember 2010.
- ↑ Gangan Verlagsprospekt 1990/91.
- ↑ gangan viertel. In: Österreichische Literaturzeitschriften 1945-1990, Österreichische Nationalbibliothek, Wien.