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Nedlitz (Gommern)

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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Nedlitz mit dem postalischen Zusatz „bei Burg (bei Magdeburg)“ ist eine Ortschaft der Stadt Gommern im Jerichower Land in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie

Nedlitz befindet sich sechs Kilometer nördlich von Gommern entfernt. Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 246, über die man in westlicher Richtung nach 13 Kilometern die Landeshauptstadt Magdeburg erreicht. Der nächste Bahnhof liegt 1,5 Kilometer nördlich an der Strecke Biederitz–Altengrabow, auf der Magdeburg ohne Umsteigen erreichbar ist. Nedlitz liegt an der Grenze zwischen der Magdeburger Elbaue und dem Westfläming auf 62 Metern über NN und ist von landwirtschaftlichen Flächen umgeben, die für diese Gegend einen überdurchschnittlichen Ertragswert aufweisen. Die höchste Erhebung in der Umgebung ist der nahe Nedlitz gelegene Kienberg mit 70,3 Metern.

Geschichte

Im Zusammenhang mit der Übereignung an das Magdeburger Erzstift wird zwischen 961 und 965 erstmals ein Ort namens Nedialesci erwähnt, der mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem heutigen Nedlitz identisch ist. Der Name ist slawischen Ursprungs, doch war der Ort schon im 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern bewohnt, denn bereits 1150 wurde mit dem Bau einer Kirche, deren wehrhafter Turm Schutz vor möglichen Angriffen bieten sollte, begonnen.

Im Mittelalter entwickelte sich ein Rittergut, das lange Zeit im Besitz der Adelsfamilie von Lindow aus Möckern war. Nach deren Aussterben zog das Erzstift das Gut ein und verlieh es an verschiedene Familien, ehe es 1755 zum Familiengut des preußischen Königshauses wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges war Nedlitz zeitweilig von schwedischen Soldaten besetzt, die unter anderem die Kirche als Pferdestall benutzten. 1642 wurde der Ort vollständig zerstört.

Pfarrhaus

Dank seiner günstigen Lage an der Poststraße von Magdeburg nach Brandenburg konnte sich Nedlitz von den Kriegsschäden schnell erholen, um 1660 waren die meisten Zerstörungen behoben. Aus dieser Zeit stammt auch das bis heute kaum veränderte Nedlitzer Pfarrhaus. Im Jahre 1684 wurde die Poststraße als verbindliche Route vorgeschrieben und in Nedlitz eine Zollstation eingerichtet. Zunächst lebten die Einwohner vorwiegend von der Landwirtschaft. Auf Befehl von Friedrich dem Großen wurden zwischen 1760 und 1780 Maulbeerbäume angepflanzt, um sie zur Seidenraupenzucht zu nutzen. Anfang des 19. Jahrhunderts richtete das Gut eine Branntweinbrennerei ein.

Durch die preußische Verwaltungsreform von 1815 kam Nedlitz zum Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Loburg, später Burg. Im Jahre 1840 lebten 324 Menschen im Ort. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Magdeburg - Loburg 1892, die ohnehin etwas abseits des Ortes verläuft, hatte kaum Auswirkungen, Nedlitz blieb weiter rein landwirtschaftlich geprägt. Dank der guten Bodenverhältnisse kamen die Bauern zu einem gewissen Wohlstand, der sich in der Errichtung großzügiger Höfe, meist aus Backstein und mit Rundbogentoren, äußerte.

Infolge der nach dem Zweiten Weltkrieg von der DDR vorgenommenen Gebietsreform kam Nedlitz 1952 in den Kreis Burg. Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den verlorenen deutschen Ostgebieten hatte sich die Einwohnerzahl gegenüber der Vorkriegszeit um über 50 Prozent erhöht und lag nun bei 890. Das Rittergut war bereits 1945 durch die Bodenreform enteignet und auf 15 Neubauern aufgeteilt worden, sodass mit den alteingesessenen Höfen insgesamt 23 bäuerliche Betriebe wirtschafteten. Die meisten von ihnen wurden 1953 in eine LPG überführt, die 1960 in der Groß-LPG Woltersdorf aufging. In Nedlitz spezialisierte man sich auf Milchviehwirtschaft sowie Getreide- und Futteranbau. 1968 war die Zahl der Einwohner auf 730 zurückgegangen.

Im Zuge der erneuten Gebietsreform nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Nedlitz in den Landkreis Jerichower Land mit der Kreisstadt Burg eingegliedert. Bewirtschafter der landwirtschaftlichen Flächen wurde die Agrargenossenschaft Königsborn mit Sitz im benachbarten Büden. Zum 1. Januar 2005 wurde Nedlitz in die Stadt Gommern eingemeindet.

Sehenswürdigkeiten

Südansicht der Kirche in Nedlitz

Evangelische Kirche St. Nicolaus: Das in seinem Ursprung romanische Bauwerk gliedert sich von West nach Ost in den querrechteckigen Turm, Kirchenschiff, Chor (Altarraum) und halbrunder Apsis. Die Fenster in der Nordwand und der Apsis sind ebenso wie die Priesterpforte an der Südseite in ihrer romanische Form erhalten geblieben. Die Außenmauern des Schiffs sind einen Meter, die des Turms bis zu 1,70 Meter breit und wurden aus Bruchsteinen errichtet. Das Kircheninnere ist mit einer flachen Holzdecke versehen, Schiff und Altarraum durch einen gemauerten Bogen (Triumphbogen) getrennt. An der West- und Nordwand verläuft eine Empore. Ältestes Inventarstück ist der zwölfeckige Taufstein aus dem 12. Jahrhundert. Das im Turm untergebrachte Geläut besteht aus zwei 530 und 283 kg schweren Gussstahlglocken. Der Baubeginn der Kirche ist auf 1150 datiert, der Turm wurde zuletzt errichtet. 1642 wurde sie bis auf die Grundmauern zerstört, der Wiederaufbau begann 1660. 1757 erhielt die Kirche zwei Bronzeglocken, und 1786 wurde die erste Orgel eingebaut. Wegen Baufälligkeit musste der Turm 1968 gesperrt werden, das gesamte Gebäude ging dem Verfall entgegen. Nachdem 1992 mit der Sanierung begonnen wurde, konnte 1996 nach 28 Jahren erstmals wieder ein Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden.

Quellen

  • Nedlitz - Ein Dorf im Wandel der Zeit, 2003 herausgegeben von der Gemeinde Nedlitz