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Geinegge

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Die Geinegge bildet als Bach oder kleiner Flusslauf mit der Gewässerkennzahl 278712 einen rechtsseitigen Nebenfluss der Lippe. Sie liegt auf dem Gebiet des Stadtbezirks Bockum-Hövel der Großstadt Hamm.

Verlauf der Geinegge im Vergleich zum Stadtplan von Hamm bzgl. des Stadtbezirks Bockum-Hövel.
Die Geinegge am Klostermühlenweg.
Die Geinegge am Klosterhof.

Name

Die Dörfer Bockum und Hövel, aus denen der heutige Hammer Stadtbezirk Bockum-Hövel hervorgegangen ist, gehörten einst zum Stammesherzogtum Sachsen und waren von Sachsen besiedelt. Der Name "Geinegge" stammt aus dem Sächsischen. Dort weist die Wortendung „…egge“ auf Sumpf, Moor o. ä. hin. Frühere Schreibweisen lauten „Gheneighe“, „Gynegge“, „Geneghe“, „Gyneghe“, „Genegge“, „Geneege“ oder „Geinhegge“. Sie bezeichnen vermutlich ein(en) „Wasser(lauf) zwischen Hecken“.[1]

Quelle

Die Geinegge entspringt im Grenzgebiet der Städte Ascheberg und Hamm, genauer gesagt an der Grenze der zu Ascheberg gehörenden Bauernschaft Nordick und der zu Hamm bzw. Bockum gehörenden Bauernschaft Barsen beim Hof Schulze Krutmann. Ihre Quelle, die erst im Jahre 1928 vom Sauerländischen Gebirgsverein festgestellt worden ist, liegt 86 Meter über dem Meeresspiegel. Das Gefälle zur Lippe beträgt 32 Meter.

Länge und Einzugsgebiet

In älteren Quellen[2] wird die Länge der Geinegge mit 8,5 Kilometern angegeben. Der Lauf der Geinegge wurde teilweise jedoch künstlich verändert. Vermutlich ergibt sich daraus die abweichende Längenangabe von 9,411 Kilometern bei TIM-online.[3] Das Einzugsgebiet der Geinegge erreicht eine Größe von 26,6 km2.

Verlauf

Die Geinegge durchquert die Bauernschaften Barsen, Hölter und Geinegge. Dabei fließt sie zunächst mehrere Kilometer weit in östlicher Richtung und wendet sich dann nach Süden. Auf diesem Weg tangiert sie den ehemaligen Klosterhof und speist die Gräfte, Wassergräben und Teiche von Haus Ermelinghof. Bis etwa 1955 wurde mit ihrer Hilfe die auf Ermelinghof befindliche, 1978 abgebrochene Schlossmühle betrieben. Schließlich unterquert die Geinegge den Bockumer Weg knapp östlich der Kreuzung Römerstraße und fließt in der Nähe der Römerstraße in den Radbodsee.

Mündung

Die Geinegge mündete zunächst in die Lippe, und zwar in der Nähe der historischen Burg Nienbrügge. Später mündete sie dann in den abgetrennten Lippearm, die sogenannte "Alte Lippe". Schließlich wurde sie in den Radbodsee umgelenkt, der bis zur Stilllegung der Zeche Radbod als Wasserreservoir genutzt wurde. Bedingt durch Bergsenkungen liegt der Radbodsee heute wesentlich tiefer als die Lippe, deshalb wird der Zufluss aus der Geinegge mit Hilfe eines Pumpwerks 121,773 Kilometer vor der Lippemündung in die Lippe weitergeleitet.

Geplante Renaturierung

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat zu Überlegungen geführt, die Geinegge zu renaturieren. Um die Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen, hat das Land Nordrhein-Westfalen unter Berücksichtigung der Geinegge neben einem behördenverbindlichen Bewirtschaftungsplan verschiedene Maßnahmenprogramme beschlossen. Die geplante Maßnahme ist zweiteilig.

Zum Einen soll die Geinegge auf einem 500 Meter langen Teilstück zwischen dem Waldgebiet Wiggert und der Straße "Geinegge" renaturiert werden. Dazu will man die massiven Steinschüttungen entfernen und den Lauf der Geinegge durch Mäander (Gewässerschlingen) und Kolken verändern. Zusätzlich soll der Uferweg an dieser Stelle verlegt werden, um auf der östlichen Seite eine natürliche Entwicklung des Gewässers zu ermöglichen. Die dazu nötigen Grundstücke wurden von der Stadt Hamm bereits angekauft. Nach Angaben der Hammer Stadtverwaltung sind die Grundstücke an der westlichen Seite der Geinegge nicht betroffen. Die Baukosten für diese Maßnahme werden auf 80.000 Euro geschätzt. 90 % davon wird das Land Nordrhein-Westfalen tragen.

Zum Anderen soll die Geinegge wieder direkt an die Lippe angeschlossen werden. Die Wasserrechtsrahmenrichtlinie sieht vor, für alle Gewässer einen guten ökologischen und chemischen Zustand erreichen und erhalten, damit die Gewässer wieder Lebensadern für der Natur werden. Das Pumpwerk am Ende der Geinegge bildet jedoch ein Wanderhindernis für Wanderfischarten, Wasserpflanzen und Kleinlebewesen in der Geinegge. Darüber hinaus verursacht es Betriebskosten. Eine von einem externen Ingenieursbüro erarbeitete Machbarkeitsstudie soll nach Möglichkeiten zur freien Anbindung der Geinegge an die Lippe suchen. Geinegge und Radbodsee sollen sich danach nicht mehr gegenseitig beeinflussen. Die Belange des Radbodsees werden jedoch berücksichtigt. So stellt sich etwa die Frage, ob durch die Abkopplung der Geinegge die Nährstoffzufuhr in den Radbodsee vermindert wird. Die Studie soll außerdem Auskunft über Randbedingugen und Restriktionen geben und die Kosten der Baumaßnahme abschätzen. Die Studie selbst soll 35.000 Euro kosten, wobei 90 % dieser Kosten vom Land getragen werden.[4] Seitens der Bezirksvertretung Bockum-Hövel wurde die Befürchtung geäußert, die Verlagerung des Radbodsees in ein natürliches Bett würde dazu führen, dass das gesamte Gebiet um den Radbodsee "absäuft". Das Umweltamt der Stadt Hamm sieht eine solche Gefahr nicht. Die Geinegge solle auf der östlichen, nicht auf der westlichen Seite der Römerstraße in die Lippe fließen. Hier gebe es noch das natürliche Gefälle, so dass der Höhenunterschied zwischen Lippe und dem tiefergelegenen Radbodsee keine Rolle spiele. Vor diesem Hintergrund stimmte auch die Bezirksvertretung einer Machbarkeitsstudie zu.[5]

Burg Geinegge und Rittersitz Aquack

Nach der Geinegge benannt ist die nicht erhaltene Burg Geinegge und das dort ansässige Rittergeschlecht derer von Geinegge. Zur Zeit der Erbauung von Burg Geinegge muss der Bach mehr Wasser geführt haben als in der Gegenwart, denn Quellen belegen einen außerordentlichen Fischbestand, wie es ihn dort heute nicht mehr gibt.

Auch der noch ältere Rittersitz Aquack in der selbstständigen Bauernschaft Aquack lag an der Geinegge.

Zusammen mit Klosterhof, Haus Ermelinghof und Burg Nienbrügge waren somit alle adeligen Häuser in Bockum-Hövel durch die Geinegge erschlossen, ausgenommen Burg Hövel.

Sonstiges

Von der heutigen Stadt Hamm wurde der von der früheren Stadt Bockum-Hövel geplante Geinegge-Wanderweg angelegt.

Im Bachbett der Geinegge sind Knochenreste eines eiszeitlichen Mammuts und eines Wollnashorns gefunden worden.

Siehe auch

Literatur

  • Willi Schroeder, Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel, 1980.
  • Fritz Schumacher, Hartmut Greilich, Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde, Hamm 1956, Neuauflage 2002.

Einzelnachweise

  1. Hans Bahlow, Deutschlands geographische Namenwelt: Etymologisches Lexikon der Fluss- und Ortsnamen alteuropäischer Herkunft, Frankfurt a.M. : Klostermann, 1965.
  2. vgl. etwa Schumacher, Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde von 1958.
  3. Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  4. Berichterstattung des Westfälischen Anzeigers vom 24. August 2010.
  5. Berichterstattung des Westfälischen Anzeigers vom 28. September 2010.