Bentley

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Bentley Motors Limited
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 18 Januar, 1919 |
Sitz | Crewe, Cheshire, England |
Leitung | Wolfgang Dürheimer, CEO[1] |
Mitarbeiterzahl | 4000 (2006) |
Website | Bentley Motors |
Bentley ist ein britischer Automobilhersteller. Die Automarke gehört seit 1998 der Volkswagen AG. Derzeitiger Chief Executive Officer ist Wolfgang Dürheimer. Bentley ist offizieller Hoflieferant der britischen Königin und der Königsfamilie. Das heutige Unternehmen Bentley Motors ist Anfang des 21. Jahrhunderts aus dem Luxusautomobilhersteller Rolls-Royce Motors hervorgegangen, welcher das ursprüngliche Unternehmen Bentley Motors im Jahr 1931 übernommen hatte.
1919–1931 Bentley Motors Ltd. in Cricklewood

Die Automarke Bentley Motors Ltd. wurde im Januar 1919 von Walter Owen Bentley gegründet, der vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für DFP betrieben hatte. W. O. Bentley war selbst leidenschaftlicher Rennfahrer und gewann einige Rennen mit selbstverbesserten Autos. Neben den Rennerfolgen wurden zahlreiche Bentleys mit eleganten Reisekarosserien versehen. Diese Ausführungen waren den Modellen von Daimler oder Rolls-Royce vergleichbar.
Rennerfolge und Finanzengpässe
1919 gründete Walter Owen Bentley die Bentley Motors Ltd., in Cricklewood, heute ein Stadtteil von London. Die ersten Chassis-Auslieferungen waren für Juni 1920 geplant, tatsächlich wurde es jedoch September 1921.
Geld war bei Bentley immer knapp. 1925 musste das Unternehmen in eine AG umgewandelt werden, um „frisches Geld“ zu akquirieren. Hauptaktionär von Bentley wurde in diesem Zusammenhang Woolf Barnato, dessen Familie Diamantenminen besaß. Barnato bestimmte fortan auch Teile des Modellprogramms.
Barnato war einer der Bentley Boys, einer Gruppe junger Männer aus reichen Familien, die Autorennen fuhren, und für die W.O. die Autos baute. Barnato trat dreimal in einem Bentley als Fahrer in Le Mans an und gewann jedes mal. Er ist damit der erfolgreichste Le-Mans-Fahrer (dreimal angetreten, dreimal gewonnen).
Rennerfolge in Le Mans
Ab 1923 nahm Benley an den 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, meist mit einigem Erfolg.
- 1923: Das erste Le Mans-Rennen überhaupt fand 1923 statt. Ein Bentley 3 Liter Sport, gefahren von J. Duff (GB) und F. Clement (F) erreichte den 4. Platz.
- 1924: 1. Platz Bentley 3 Liter Sport/Startnummer 8 − Fahrer: J. Duff (GB) und F. Clement (F)
- 1925: Keine Teilnahme
- 1926: Keine Zielankunft
- 1927: 1. Platz Bentley 3 Liter Super Sport − Fahrer: D. Benjafield, S. Davis (GB)
- 1928: 1. und 5. Platz Bentley 4,5 Liter − Fahrer: W. Barnato, B. Rubin (GB)
- 1929: Plätze 1–4 für die vier Wagen des Bentley-Werks-Teams − Fahrer: W. Barnato, Sir H. Birkin (GB)
- 1930: 1. und 2. Platz Bentley 6,6 Liter (Das Bentley Werks-Team bestand aus 4 Fahrzeugen – die 2 Bentley-Blower fielen aus) − Fahrer: W. Barnato, G. Kidston (GB)
1931 erfolgte aus finanziellen Gründen keine Teilnahme mehr. Erst 2003 war Bentley wieder mit einem Speed 8 GT und den Fahrern R. Capello (IT), T. Kristensen (DK), G. Smith (GB) in Le Mans vertreten.
Cricklewood-Bentleys
1921–1929 Bentley 3 Liter

Der erste eigene Wagen war der von 1921 bis 1929 produzierte Bentley 3 Liter, dessen Chassis im Mai 1919 vorgestellt wurde – mit einer Motor-Attrappe. Die Entwicklung des Motors dauerte lange, weshalb der erste Bentley erst im September 1921 ausgeliefert wurde. Die schnellste Variante des 3 Liter, der Super Sports, erreiche die damals sehr prestigeträchtigen 100 Meilen pro Stunde (etwa 160 km/h).
1926–1931 Bentley 6½ Liter

Diese Modell war ein 6½-Liter-Sechszylinder, dessen Sportversion mit höherer Verdichtung und zwei SU-Vergasern als Speed Six bezeichnet wurde. 1929 und 1930 wurde mit der Speed Six-Ausführung des 6 ½ Liter Le Mans gewonnen.
Die unterschiedlichen Rennstrecken hatten unterschiedliche Anforderungen an das Chassis der jeweiligen Fahrzeuge. Der Bentley 6 ½ Liter war deshalb in acht unterschiedlichen Chassis-Varianten erhältlich – bei nur 545 gebauten Chassis. Für die 182 Chassis der Speed-Six-Version wurden vier Chassis-Versionen hergestellt. Hieraus resultierten hohe Produktionskosten. Zum Vergleich: Rolls-Royce baute jeweils nur die Basisversion und die Langversion eines Chassis.
1927–1931 Bentley 4½ Liter

Die Aufbauten die sich die Kunden machen ließen wurden immer größer, weshalb der 3 Liter-Motor an seine Leistungsgrenzen kam. Auch hatte der Bentley 6½ Liter einen geradezu alarmierenden Reifenverschleiß bei Sportbeanspruchung. Der 4 ½ Liter sollte diese Probleme lösen. Mit Siegen, geradezu in Serie, auf den wichtigsten Rennstrecken erwies sich der Bentley 4 ½ Liter als unerhört erfolgreich.
1929–1932 Bentley 4½ Liter Supercharged (Blower)

Henry Birkin, wie Barnato auch ein Bentley-Boy, baute in Eigeninitiative ab Januar 1929 einen 4½-Liter um. Das Fahrzeug wurde mit einem Roots-Kompressor und weiteren Modifikationen ausgestattet, und so zum Bentley 4½ Liter Supercharged modifiziert. Birkin baute in seiner Werkstatt insgesamt vier der heute Birkin-Blower genannten Modelle.
Der ab April 1930 angebotene „Blower“ war ein technisches (Öldruck/Schmierung, Kühlung, etc.) und finanzielles Desaster. Geradezu abenteuerlich war der Treibstoffverbrauch des Blower: So lag der Verbrauch des 4½ Liter bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bei 16 Liter/100 km, der Blower brauchte 102 Liter.
Auf das technische Desaster folgte das finanzielle. Um in Le Mans zugelassen zu werden, mussten mindestens 50 Fahrzeuge eines Typs produziert worden sein. Bernato ordnete den Bau der Fahrzeuge an – gegen den Willen von W.O. Bentley. Das Unternehmen produzierte die Einzelteile für die geforderten 50 Fahrzeuge und baute nach Eingang der Bestellung zusammen. Der Verkauf dieser „Lagerware“ verlief allerdings wegen der ausbleibenden Rennerfolge sehr schleppend. Bis zum Zeitpunkt des Konkurs waren noch nicht alle Fahrzeuge zusammengebaut bzw. verkauft.
1930 gewann Bernato Le Mans im von W.O. Bentley konstruierten Bentley 6.6 Liter. Er fuhr dabei nicht den von ihm selbst in Auftrag gegebenen Blower. Zwei Blower waren bei diesem Rennen eingesetzt, von denen einer sogar die schnellste Runde des Rennens fuhr. Allerdings fielen dann beide eingesetzten Blower wegen technischen Defekts aus.[2][3]
1930–1931 Bentley 8 Liter
Der Bentley 8 Liter war in seiner Lang-Version das damals größte Chassis aus britischer Produktion, und in seinem motorischen Leistungsspektrum unerreicht. Der Motor erwies sich in Bezug auf Elastizität und Laufruhe als unschlagbar; er vermochte den Wagen selbst mit opulent ausgestatteten Aufbauten bis in Geschwindigkeitsbereiche jenseits von 100 Meilen pro Stunde (160 km/h) zu beschleunigen.
Der 8 Liter war ursprünglich als limitierte Serie von 150 Chassis geplant. Entsprechend dieser Anzahl wurden die Teile dafür auch gebaut bzw. gekauft. Da im Zuge der Weltwirtschaftskrise die Verkäufe hinter den Erwartungen zurückblieben, wurde Zahl auf 100 Chassis reduziert. Die überschüssigen 50 Chassis wurden für den Bentley 4 Liter verwendet.
Das Chassis war gut kalkuliert – nur fehlten die Käufer. Der Verkaufspreis des Chassis lag bei 1850 £ (erheblich teurer als der Rolls-Royce Phantom II), während die Produktionskosten nur etwa 1000 £ betrugen.
1931/1932–1933 Bentley 4 Liter
Überschüssige Chassis des Bentley 8 Liter wurden geringfügig modifiziert und mit einem Ricardo-F-Motor versehen. Die Auslegung des (qualitativ sehr guten) Motors und auch das gesamte Leistungsspektrum brach mit allen bis dahin bekannten Bentley-Traditionen. Der 4 Liter sollte in direkter Konkurrenz zum RR 20/25 hp – aber mit überlegener Leistung – neue Kunden gewinnen. Es begeisterten sich jedoch nur wenige Kunden für dieses Hybrid-Chassis. Insgesamt wurden 50 Chassis von Bentley und Barclay produziert.
Das Ende von Bentley Motors Ltd.

Der endgültige Bentley-Bankrott im Juli 1931 hatte mehrere Ursachen.
- Modellwechsel: Der 3 Liter und die davon abgeleiteten Modelle waren in die Jahre gekommen, und mussten ersetzt werden (4 ½ Liter = der 3-Liter-Motor wurde aufgebohrt und 6 ½ = dem 4 ½ Liter Motor wurden 2 Zylinder hinzugefügt).
- Marketing: Es wurden zwar grundsätzlich gute Fahrzeuge produziert, sie entsprachen in Ihrer Ausführung jedoch nicht immer dem Kundengeschmack. Ettore Bugatti zum damaligen Bentley-Programm: „Hr. Bentley baut die schnellsten Lastwagen der Welt …“[4]
- Rennsportprogramm: Bentley hatte ein sehr erfolgreiches aber auch sehr teures Rennsport-Programm.
- Modellpolitik von 1930/31:
W.O. Bentley präsentierte mit dem Bentley 8 Liter ein exzellentes Chassis. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise erschien das Modell aber zur falschen Zeit. Zusätzlich wurden zwei Modelle von Woolf Barnato gegen den Willen von W.O. Bentley platziert, die sich ebenfalls nur schwer verkaufen ließen: So war der Bentley 4½ Liter Supercharged ein technisches und finanzielles Desaster. Der Bentley 4 Liter war wohlüberlegt in bester Absicht entstanden, denn die überschüssigen 8-Liter-Chassis sollten verwertet werden. Die Fahrzeuge waren jedoch für Bentley-Kunden nicht wirklich attraktiv.
Übernahme durch Rolls-Royce
Im November 1931 kaufte Rolls-Royce für 125.175 £ den Konkurrenten Bentley der im Juli des gleichen Jahres Konkurs angemeldet hatte. Die Umstände dieses Kaufes waren ungewöhnlich. Bentley war zahlungsunfähig und W.O. und Bernato hatten mit dem Konkurrenzunternehmen Napier & Son bereits Übernahmegespräche geführt (Napier hatte das british Racing-Green in die Rennsportwelt eingeführt, hatte die eigene Fahrzeugproduktion 1926 aufgegeben und baute zu diesem Zeitpunkt unter anderem Flugmotoren). Napier sollte Bentley kaufen, und diese Vorgangsweise sollte in einer Gerichtsverhandlung fixiert werden. Überraschenderweise platzierte bei dieser öffentlichen – auch die Gläubiger waren anwesend – gerichtlichen Verkaufsverhandlung ein völlig unbekanntes Unternehmen – British Central Equitable Trust Limited – ein höheres Gebot als Napier. Der Konkursrichter war von diesem Gebot so überrascht, dass er bemerkte, dass dies eine Gerichtsverhandlung und keine Auktion sei. Er stimmte zu, dass am selben Tag in versiegelten Umschlägen die Letztgebote der Interessenten übergeben werden sollten. Wie sich dann herausstellte, war das Trust-Gebot um 20.000 £ höher als das von Napier. Der Trust agierte im Namen von Rolls-Royce und übergab Bentley nur wenige Tage später an diese.[5]
Nach knapp zehn Jahren, in denen 5 Basismodelle und etwa 3.030 Chassis gebaut wurden, war damit die selbstständige Geschichte der Bentley Motors Ltd. beendet. Rolls-Royce änderte den Unternehmensnamen (Firma) in Bentley Motors 1931 Ltd.. W.O. Bentley arbeitete noch bis 1935, als Rolls-Royce die Bentley Rennsportabteilung schloss, in seinem ehemaligen Unternehmen. W.O. Bentley setzte dann seine Kenntnisse bei Lagonda und Aston-Martin ein, wo er noch große Rennerfolge feierte.
Verwertung der Restbestände

Rolls-Royce verkaufte nach der Übernahme von Bentley einen großen Teil des Produktionslagers an den Londoner Bentley-Händler Jack Barclay. Unter anderem ging der gesamte Bestand an 8-Liter- und 4-Liter-Teilen an Barclay. Dieser fertigte in der Folge aus den vorhandenen Teilen noch einige 4-Liter-Chassis/Motor-Einheiten, was die 4-Liter-Gesamtproduktion auf 50 brachte.
Ebenso wurde der gesamte Bestand an Bentley 4½-Liter-Supercharged-Teilen an Barclay verkauft, der die Gesamtproduktion auf 55 Stück erhöhte.
Rolls-Royce selbst fertigte bis 1937 aus noch vorhandenen Bentley 4½-Liter-Ersatzteilen sechs weitere Chassis, so dass sich die Gesamtproduktion auf 665 Chassis beläuft.
Unternehmensentwicklung unter Führung von Rolls-Royce
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Der typische Bentley-Drahtgitter-Kühler
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Bentley Brooklands mit Drahtgitter-Kühler (1997)
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Bentley 8 Liter (1931) mit Lamellen-Kühler und Badge in blau
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Bentley Flying Spur (rechts) mit Lamellen-Kühler
Die Marke Bentley war als Hersteller teurer Sportwagen bekannt geworden. Rolls-Royce pflegte diesen Ruf, indem sportlichere Modelle als Bentley, die großen Phantom-Limousinen nur als Rolls-Royce und die meisten Modelle sowohl als Rolls-Royce als auch als Bentley angeboten wurden, wobei sich diese doppelten Modelle im Wesentlichen nur durch Kühlergrill, Kühlerfigur und die Markenschriftzüge unterschieden.
Kühlergrill und Markenzeichen
Kühler Der Kühler wurde in zwei unterschiedlichen Varianten ausgeführt.
- Drahtgitter-Kühler
Dieser Ur-Kühler von Bentley wurde vor allem für sportliche Einsätze verwendet. Nach der Übernahme durch Volkswagen ist diese Variante seit 1998 wieder das alleinige „Markengesicht“.
- Lamellen-Kühler:
Bentley setzte den Lamellen- Kühler vor allem bei eleganten Modellen ein (zum Beispiel Bentley 8 Liter). Während der Jahre der Zugehörigkeit zu Rolls-Royce wurde der Lamellenkühler ebenfalls bei „eleganteren“ Modellen eingesetzt.
Markenzeichen
- Form: Das Markenzeichen wurde von W.O. Bentleys Freund Freddie Gordon Crosby gestaltet, wobei die Urversion mehrmals modifiziert wurde (Anfang der 1930er Jahre, 1990er Jahre und 2002).
- Farben: Die Hintergrundfarben für das geflügelte B („Winged B“) sind nicht fest. W.O. Bentley verwendete für sein erstes eigenes Auto einen blauen Hintergrund, wechselte dann bei anderen Modellen zu rot, grün und auch schwarz.[6] Diese variable Farbauswahl wurde sowohl unter Führung von Rolls-Royce als auch durch Volkswagen fortgesetzt.
Namensgebung

- Brooklands: 1912 gründete W.O. Bentley zusammen mit seinem Bruder H.M. Bentley ein Unternehmen zum Vertrieb von französischen DFP-Autos. W.O. verbesserte den DFP-Motor und gewann mit diesem Fahrzeug auf der Rennstrecke in Brooklands 1913 und 1914 mehrere Rennen. 1921 gewann der Bentley 3 Liter Experimental 2 hier als erstes Bentley-Fahrzeug das erste Rennen. RR-Bentley-Modelle: 1992–1997 Brooklands, 1996–1998 Brooklands R und seit 2006 VW-Bentley: Brooklands Coupé.[7]
- Le Mans/Mulsanne: Die „Mulsanne“ ist das Teilstück der Rennstrecke von Le Mans, auf dem die höchsten Geschwindigkeiten erzielt werden. Bentley feierte beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans seine größten Erfolge – so zum Beispiel 1929 einen Vierfach-Sieg. RR-Bentley ehrte diese Renntradition: 1980–1987 Bentley Mulsanne (incl. Turbo) 1980–1987, 1987–1992 Mulsanne S, und VW-Bentley ab 2010 der „New“ Mulsanne.
- Le Mans/Arnage: Arnage bezeichnet die anspruchsvolle Arnage-Kurve des berühmten französische Rennkurses. Seit 1998 wird der Name Arnage sowohl von RR-Bentley als auch von VW-Bentley verwendet.
- Eight: Mit der Startnummer 8 gewann ein Bentley 3 Liter 1924 erstmals das 24-Stunden-Rennen von Le Mans – 8 ist seither die magische Bentley-Zahl. W.O. konstruierte einen 8-Liter-Motor und nannte dieses Spitzenmodell im Jahr 1931 Eight, RR-Bentley baute 1984–1992 den Bentley Eight und VW-Bentley verwendete 2001–2003 das Spitzen-Rennmodell Bentley Speed 8.
Derby-Bentleys

1933–1937 Bentley 3,5 Liter / 1.177 Chassis: Rolls-Royce hatte Bentley gekauft und musste den Bentley 4-Liter umgehend ersetzen. Rolls-Royce stellte in aller Schnelle ein Ersatzmodell, den 3,5 Liter, zusammen: Motor vom RR 20/25hp, Rahmen von einem nie in Serie gegangenen Rolls-Royce Modell. Zu diesem, unter dem Namen „The Silent Sports Car“ vermarktete 3-½-Liter, sagte W.O. Bentley, der noch bis 1935 in seinem ehemaligen Unternehmen mitarbeitete, und mit der Konstruktion des 3,5 Liter nichts zu tun hatte: „Taking all things into consideration, I would rather own this Bentley than any other car produced under that name“[33].
1936–1939 Bentley 4,25 Liter / 1.234 Chassis: Ab 1936 wurde das RR/Bentley 3,5 Liter Chassis für einen Aufpreis von 50 Pfund mit dem 4257 cm³ – Motor des RR 25/30 hp angeboten. Diese Version war so erfolgreich, dass die ursprüngliche 3,5 Liter-Version kurz darauf eingestellt wurde. Dieser Bentley sollte vor allem um auf den aufkommenden Autobahnen hohe Dauergeschwindigkeiten ermöglichen.
1939–1941 Bentley Mark V und die davon abgeleitete deutlich sportliche Variante Bentley Corniche. Die begonnene Entwicklung der Modelle wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. 15 Bentley Mark V wurden als Fahrgestell mit Motor fertiggestellt, elf davon erhielten auch Aufbauten. Lediglich vier Bentley Corniche-Fahrgestelle wurden fertiggestellt, nur der zuvor gebaute Prototyp hatte auch einen Aufbau erhalten.
Die Derby-Bentleys hatten obengesteuerte Stoßstangenmotoren (OHV) mit seitlicher Nockenwelle. Im Gegensatz dazu hatten die W. O. Bentley gebauten Motoren eine obenliegende Nockenwelle (OHC).
Crewe-Bentleys
Um den Bedarf an Merlin-Flugzeugmotoren zu decken, baute Rolls-Royce eine neue Fabrik in Crewe. Baubeginn war Mai 1938 und die ersten Merlin-Motoren wurden 1939 geliefert.
1941 war die Produktion von zivilen Autos von Rolls-Royce und Bentley kriegsbedingt eingestellt worden. Nach dem Krieg entschloss man sich, deren Produktion in Derby nicht mehr aufzunehmen. Die Chassis-Fertigung wurde nach Crewe verlagert, während die Fabrik in Derby dem Bau von Flugzeugturbinen gewidmet wurde.
1946 wurde der Produktionsbetrieb im heute noch genutzten Werk in Crewe aufgenommen. Bis 2002 wurden hier sowohl Rolls-Royce als auch Bentleys gefertigt. Die Fahrzeug-Produktionshallen gehören heute dem VW-Konzern und werden für die Produktion der Marke Bentley verwendet.
Nach dem Krieg begann Rolls-Royce die Entwicklung einer eigenen Werks-Standard-Karosserie („Standard Steel“ genannt), die es ermöglichen sollte, komplette Fahrzeuge und nicht nur Fahrgestelle auszuliefern (dem Chassis wurde im Werk die Standard-Steel-Karosserie aufgesetzt).


1946–1952: Bentley Mark VI 1.012 Chassis + 4.190 mit Standard-Steel-Body. Der Mark VI war das Schwestermodell des Rolls-Royce Silver Wraith und gleichzeitig das erste Komplett-Fahrzeug, das vom Rolls-Royce-Konzern mit dem neuen „Standard-Steel-Body“ angeboten wurde.
Neben den Mark VI mit Werkskarosserien wurden auch 1.012 individuelle Aufbauten von renommierten Karosseriebauern wie Mulliner, Park Ward und vielen anderen realisiert.
1952 löste der nur geringfügig weiterentwickelte R-Type das Vorgängermodell ab. Mit dem R-Type begann auch die Tradition bei Bentley, besonders sportliche Ableger des Serienmodells als Continental anzubieten. Der Name beruht, aus britischer Sicht, auf den höheren Geschwindigkeiten, die auf dem Kontinent gefahren werden durften. Der nur 208 mal gebaute Bentley R-Type Continental mit überwiegend zweitüriger Fastback-Karosserie von H. J. Mulliner war zu seiner Zeit der schnellste viersitzige Sportwagen der Welt.
Die Ähnlichkeiten zwischen den Rolls-Royce-Modellen und den Schwestermodellen von Bentley nahmen weiter zu, als 1955 parallel der Rolls-Royce Silver Cloud und der Bentley S-Type vorgestellt wurden. Die beiden Typen unterschieden sich nicht mehr in der Motorleistung, sondern nur noch durch Kühler, Markenembleme und Karosseriedetails. Der Bentley S-Type beruhte immer noch auf einem separaten Fahrgestell, wodurch weiterhin Sonderaufbauten realisiert werden konnten. Auch von diesem Modell gab es eine mit sportlicher Sonderkarosserie ausgestattete Continental-Version und eine Variante mit verlängertem Radstand.
Der große Erfolg des S-Type wurde 1959 durch die Einführung des noch heute (2006) in weiterentwickelter Form gebauten Leichtmetall-V8 Motors mit 6,2 Litern Hubraum gekrönt. Das S2 genannte Modell war ansonsten baugleich und wurde ab 1962 bis zum Bauende der Serie 1965 von dem S3 mit Doppelscheinwerfern abgelöst.
Interessant ist die Verteilung der Bauzahlen zwischen den Schwestermodellen: Während von dem im Nachhinein so bezeichneten S1 mit 3.538 Stück deutlich mehr als vom Silver Cloud I mit 2.360 Stück gebaut wurden, betrug das Verhältnis beim S2 schon 2.308 zu 2.717 Silver Cloud II und beim S3 nur noch 1.630 zu 2.809 Silver Cloud III.
1965 wurde der für Rolls-Royce Verhältnisse geradezu revolutionäre Silver Shadow und das baugleiche Schwestermodell Bentley T-Series vorgestellt. Waren die Vorgängermodelle mit ihren geschwungenen Formen selbst für die damalige Zeit sehr konservativ, so waren die neuen Schwestermodelle nun technisch und optisch auf der Höhe der Zeit und wurden allgemein als äußerst gelungen anerkannt.
Erstmalig wurden technische Neuerungen wie eine selbsttragende Karosserie, Scheibenbremsen, eine unabhängige Radaufhängung und eine Niveauregulierung eingesetzt. Der neue T-Type war in seinen Außenabmessungen in allen Dimensionen kleiner und auch leichter, was allerdings relativ zu verstehen ist, dennoch konnte der Innenraum durch die selbsttragende Karosserie vergrößert werden.
Ab 1969 konnte eine Version mit langem Radstand und wahlweise mit einer Trennscheibe geordert werden. Gebaut wurden die Fahrzeuge bis 1980, wobei die Modelle von 1977 bis 1980 aufgrund der zahlreichen Veränderungen, wie ein anderes Armaturenbrett, kunststoffgepolsterten Stoßstangen sowie zahlreichen technischen Änderungen als Silver Shadow II bzw. T2 bezeichnet wurden. Dennoch ging der Anteil der Bentleys gegenüber den Rolls-Royce Versionen weiter zurück, lediglich rund 7 Prozent wurden als Bentley T-Series ausgeliefert. Der T2 wurde nicht mehr für den wichtigsten Exportmarkt USA homologiert. Seinerzeit wurde sogar erwogen, die Marke Bentley einzustellen.
Als Nachfolger wurden im Oktober 1980 der Rolls-Royce Silver Spirit und das Schwestermodell Bentley Mulsanne vorgestellt. Damit und insbesondere mit dem 1982 vorgestellten Bentley Mulsanne Turbo begann die Erholung der Bentley-Verkäufe. Die Turbo-Versionen, mit einer Leistung von „ausreichend plus 50 %“ deutlich leistungsstärker und wieder unterscheidbar gegenüber den Rolls-Royce-Schwestermodellen, erschlossen neue und vor allem jüngere Käuferschichten.
1984 wurde der für Rolls-Royce-Verhältnisse etwas günstigere Bentley Eight mit traditionellem verchromtem Drahtgeflecht-Kühlergrill vorgestellt. 1985 wurde dann das wichtigste Modell dieser Zeit, der Bentley Turbo R, vorgestellt, der in mehreren Evolutionsstufen bis 1997 gebaut wurde. Damit gewann Bentley wieder ein klares Profil als sportliche, aber dennoch luxuriöse Marke. Die Verkaufszahlen nahmen wieder zu, und seit 1990 wurden mehr Bentleys als Rolls-Royce produziert: Manche Kunden lehnten den pompösen Auftritt eines Rolls-Royce mit der Kühlerfigur („Spirit of Ecstasy“) ab und nutzten lieber das komfortgleiche, schnellere Bentley-Modell.
Verkauf an die Volkswagen AG
Die Marke Bentley wurde 1998 von Volkswagen für 1,44 Milliarden D-Mark erworben. Im Rahmen einer Übergangszeit, 1998 bis 2002, wurden Bentley und Rolls-Royce noch gemeinsam im Werk Crewe produziert. Danach wurden in Crewe weiterhin Fahrzeuge der Marke Bentleys produziert, während Rolls-Royce ab 2003 im Werk Goodwood gefertigt wurden.
Bentley Motors Limited




Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen Rolls-Royce von der Mutter, dem Vickers-Konzern, nach einem Bietergefecht zwischen BMW und Volkswagen an Volkswagen verkauft. BMW kündigte daraufhin die bestehende Motorenlieferung und nutzte seine guten Beziehungen zum Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce plc., der nicht verkauft worden war, aber die Markenrechte an Rolls-Royce besaß, um sich für 40 Millionen Pfund die Rechte an dem Namen zu sichern. Volkswagen hatte damit zwar das Automobil-Werk in Crewe und den Namen Bentley erworben, aber eben nicht die Namensrechte an Rolls-Royce. So kam es zu einem Gentlemen's Agreement zwischen dem damaligen Chef von VW, Piëch und dem damaligen Chef von BMW und späteren VW-Chef, Bernd Pischetsrieder, dass VW im Stammwerk in Crewe bis Ende 2002 unter der Lizenz von BMW und mit Motoren von BMW weiter Rolls-Royce-Modelle bauen durfte und BMW mit dem Markennamen eine völlig neue Fertigung in Goodwood aufbauen werde.
Im Zuge des Übergangs der Markenrechte an Rolls-Royce an den BMW-Konzern wurde das Unternehmen Rolls-Royce Motors offiziell in Bentley Motors Limited umbenannt.
Im Jahre 2001 nahm Bentley nach 70 Jahren erstmals wieder mit dem Modell Bentley EXP Speed 8 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. Für den Wiedereinstieg in das Renngeschehen nach dieser jahrzehntelangen Pause wurde auf Know-how der Konzernschwester Audi zurückgegriffen, die mit dem Audi R8 (Rennprototyp) Sportprototypen in den Jahren 2000, 2001, 2002 sowie 2004 und 2005 siegreich war. Im Jahre 2003 gewann das Sport Team Joest auf dem Bentley Speed 8 mit einem Doppelsieg zum sechsten Mal in Le Mans. Der Sieg ging an das Team Tom Kristensen/Rinaldo Capello/Guy Smith. Zweite wurden Johnny Herbert/David Brabham/Mark Blundell. Aus Marketinggründen wurde das Sport Team Joest als Bentley Werksteam geführt.
Für die Verwendung auf öffentlichen Straßen werden derzeit die große Limousine Arnage in drei Varianten, das sportliche Coupé Continental GT, die Limousine Continental Flying Spur, das große Cabrio Azure II und das Cabrio GTC auf Basis des Bentley Continental GT angeboten, alle bis auf den Arnage und Azure auf derselben Plattform gefertigt wie der Konzernbruder VW Phaeton. Seit Ende 2007 ist zudem auf Basis des Bentley Azure (seit 2006) ein Coupé erhältlich, welches den Namen Brooklands trägt und mit rund 537 PS und über 1000 Nm Drehmoment nochmals mehr Leistung bietet als der stärkste Bentley Arnage. Das Fahrzeug ist als limitierte Serie (550 Stück) vorgesehen und feierte sein Überraschungsdebüt auf dem Genfer Autosalon 2007.
Während die Arnage-Modelle noch unter Rolls-Royce entwickelt wurden, ist die Continental-Reihe eine Neuentwicklung unter VW-Regie. Sie zeigen den Weg, der Bentley in die Zukunft führen soll. Mit dem Flying Spur und dem Continental GT Speed liefert Bentley wieder, wie schon in den 1950er Jahren, mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h die schnellste in Serie gefertigte Limousine bzw. viersitzige Coupé.
Der Bentley State Limousine ist der Dienstwagen der britischen Königin Elisabeth II. Nur zwei Exemplare wurden für ihr goldenes Thronjubiläum im Jahre 2002 als Geschenk hergestellt. Somit ist der Bentley State Limousine seltener als der legendäre Rolls-Royce Phantom IV, von dem nur 18 Stück produziert wurden.
2009 hat die Produktion einer Kleinserie von GT-Zagato-Fahrzeugen in Zusammenarbeit mit der italienischen Designunternehmen begonnen.[8]
Im Februar 2011 löste Wolfgang Dürheimer den langjährigen CEO Franz-Josef Paefgen ab und übernahm die Leitung des Unternehmens.
Modelle

- Vorkriegsmodelle
Modelle aus der Produktion von Bentley Motors Ltd in Cricklewood:
Einige Bentley 4 Liter und Bentley 4½ Liter Supercharged wurden auch von Jack Barclay in London produziert. 1936/7 wurden sechs Bentley 4½ Liter-Chassis von Rolls-Royce in Derby aus Ersatzteilen gefertigt.
Modelle nach der Übernahme durch Rolls-Royce (Produktion im Rolls-Royce-Werk Derby):
- Nachkriegsmodelle in der Zeitleiste
- Rennsportwagen
Literatur
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Die Geschichte der Marke Rolls-Royce und Bentley. Sonsbeck: Brinkmann, 1981
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley,Geschichte-Daten-Fakten. BLV-Verlag, 1988
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley Automobile, Vom Anfang des Jahrhunderts bis ins Neue Jahrtausend. Eigenverlag, 1998
- Jonathan Wood: Rolls-Royce & Bentley, die Geschichte einer legendären Marke, Heel, 2001, ISBN 3-89880-106-3
- Andrew Frankel: Bentley – Die Geschichte, Delius Klasing Verlag, ISBN 3-7688-1658-3
Weblinks
- Website von Bentley Motors Limited (englisch)
- Das Roßfeldt-Archiv mit allen Bentley Modellen seit 1919
Einzelnachweise
- ↑ Bentley Motors Key Facts & Figures (engl.); abgerufen am 21. Februar 2011
- ↑ 1926-1930 Bentley Blower. TopSpeed.com, abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
- ↑ The Automotive history of Bentley. Justgoodcars, abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
- ↑ Sportscarmarket [1]
- ↑ Classic Cars [2]
- ↑ Mot [3]
- ↑ [4]
- ↑ Bentley Zagato GTZ – Das Unikat, 4. Februar 2009