Oktoberfest

Das Oktoberfest in München (mundartlich auch: die Wiesn, oft falsch mit Apostroph „Wies'n“ geschrieben) ist das größte Volksfest der Welt.
Für die Wiesn brauen die Münchner Brauereien ein spezielles, etwas dunkleres und kräftigeres Bier (Märzen).
Geschichte
Das erste „Oktoberfest“ fand am 12. Oktober 1810 statt: zur öffentlichen Feier ihrer Hochzeit veranstalteten Kronprinz Ludwig (späterer König Ludwig I.) und die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (daher: „Theresienwiese“) ein großes Pferderennen (Die Hochzeit fand am 12. Oktober statt, das Pferderennen am 17. Oktober, deshalb werden unterschiedliche Termine für das erste Oktoberfest genannt).
Die Feier war ein großer Erfolg. Man beschloss, das Fest im folgenden Jahr zu wiederholen - das Oktoberfest war geboren. Später kam noch eine landwirtschaftliche Ausstellung dazu, die ab 1812 unter dem Titel Centrallandwirtschaftsfest abgehalten wird; das heutige Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) findet allerdings nur noch alle vier Jahre statt, das Pferderennen gibt es seit 1960 nicht mehr. Im Jahre 1813 wurde die Wiesn abgesagt, da Bayern gegen Napoleon kämpfte. 1816 kamen dann die ersten Losstände zum Fest hinzu. Hauptpreise waren Silber, Porzellan und Schmuck. 1819 übernahmen dann die Münchener Stadtväter die Festleitung. Es wurde beschlossen, dass das Oktoberfest jedes Jahr und ohne Ausnahme gefeiert werden sollte. Später wurde es dann verlängert und zeitlich vorverlegt. Dabei spielt eine oft Ende September eintretende Schönwetterphase eine große Rolle. Die Höchsttemperaturen steigen in der ersten Oktoberfestwoche zuweilen noch einmal bis nahe 30 Grad Celsius, was den Durst der Besucher anregt. Das letzte Oktoberfest-Wochenende liegt aber auch heute noch im Oktober.

Seit 1850 bewacht die Statue Bavaria die Wiesn. Die Bavaria wurde von Ludwig Michael Schwanthaler und Leo von Klenze entworfen. Gegossen haben sie Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand von Miller. Im gleichen Jahr wurde die Ruhmeshalle eingeweiht. 1854 erlagen 3.000 Münchner einer Cholera-Epidemie. Das Fest fiel daher aus. Auch im Jahre 1866 gab es kein Oktoberfest, da Bayern im Preußisch-Österreichischen Krieg kämpfte. 1870 war der Deutsch-Französische Krieg der Grund für den Ausfall des Festes. 1873 wurde das Oktoberfest erneut abgesagt, da wieder eine Cholera-Epidemie ausgebrochen war. Im Jahre 1880 genehmigte die Stadtverwaltung dann den Bierverkauf. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. 1892 wurde das Bier erstmals in Glaskrügen ausgeschenkt. Ende des 19. Jahrhunderts fand dann ein Umbruch statt. Bis dahin gab es in den Bierbuden Kegelbahnen, Kletterbäume und große Tanzflächen, doch diese Attraktionen verschwanden nun aus den Hallen. Man wollte so mehr Platz für Gäste und Musikkapellen gewinnen. Aus den Buden wurden Bierhallen.
Im Jahre 1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag. 12.000 Hektoliter Bier wurden ausgeschenkt. 1913 fanden im Bräurosl, dem größten Wiesn-Bierzelt aller Zeiten rund 12.000 Gäste Platz. Heute ist das größte Zelt jedoch die Hofbräu-Festhalle mit 10.000 Plätzen. 1914-1918 verhinderte der Erste Weltkrieg das Stattfinden des Oktoberfests. In den Jahren 1919 und 1920 feierten die Münchner nach dem Krieg nur „Herbstfest“. 1923 und 1924 zwang die Inflation zur Absage des Oktoberfestes.
Ab 1933 wurden die bayerischen weiß-blauen Fahnen auf dem Oktoberfest durch eine einheitliche Hakenkreuzbeflaggung ersetzt.
1939-1945 fand wegen des Zweiten Weltkriegs wiederum kein Oktoberfest statt. 1946-1948 feierten die Münchner nach Kriegsende wieder nur „Herbstfest“. Der Ausschank von richtigem Wiesn-Bier war nicht gestattet. Die Gäste des Festes mussten mit Dünnbier vorlieb nehmen.
Seit Bestehen der Wiesn ist das Fest aufgrund von Seuchen, Krieg und sonstigen Notzeiten damit schon 24 mal ausgefallen.
Seit 1950 gibt es die traditionelle Festeröffnung: Zwölf Böllerschüsse und der Anstich des ersten Fasses Wiesnbier um 12 Uhr durch den jeweils amtierenden Münchener Oberbürgermeister mit dem Ruf „Ozapft is!“ eröffnen das Oktoberfest. Der erste Oberbürgermeister, der selbst das erste Fass anzapfte, war Thomas Wimmer.
Ab 1960 entwickelte sich die Wiesn langsam zu einem weltberühmten Massenfest. Die ersten Japaner, Amerikaner und Neuseeländer entdeckten das Oktoberfest und stießen mit Urbayern zusammen mit Maßkrügen an. Sie tragen den Ruf der Stadt München in die Welt hinaus. Seit dieser Zeit entwickelte sich im Ausland stetig das Bild des typisch aussehenden Deutschen mit „Sennerhut“, Lederhose oder die Mädchen auch im Dirndl.
1980 starben bei einem Bombenanschlag am Haupteingang 13 Besucher, über 200 weitere Personen wurden verletzt. Es gibt bis heute nur Vermutungen über die Täter, viele machen Rechtsextremisten dafür verantwortlich.
Ein besonderes Problem sind jedes Jahr die jugendlichen Bierleichen. Viel zu viele Jugendliche überschätzen ihre Kapazität, Alkohol zu sich zu nehmen. Sie finden sich dann wieder in einen Ausnüchterungszelt, das vom Roten Kreuz eingerichtet ist und in dem sowohl schwer Betrunkene als auch Verletzte behandelt werden.
siehe auch: Olympien
Daten und Fakten (2004)
Das Oktoberfest dauert 2005 17 Tage und 2006 19 Tage und endet traditionell am ersten Sonntag im Oktober. Wegen einer Verlängerung des Festes und aufgrund des kühlen Wetters im Oktober beginnt seit 1872 das Oktoberfest damit schon im September. Die Festwiese ist 26 Hektar groß.
Das Oktoberfest wird gerne als größtes Volksfest der Welt bezeichnet. Jahr für Jahr kommen rund sechs Millionen Besucher auf die Theresienwiese. 70 Prozent der Besucher stammen aus Bayern. Zahlreiche Besucher kommen aus dem Ausland, insbesondere aus Italien. Aber auch aus anderen europäischen Ländern, aus Japan und sogar aus Australien kommen regelmäßig viele Gäste.
- 30 Prozent der Jahresproduktion der großen Münchner Brauereien wird in den 2 Wochen des Oktoberfestes konsumiert
- 12.000 Personen arbeiten auf dem Oktoberfest, davon 1.600 Kellnerinnen
- 1.440 Toiletten stehen auf der Wiesn
- Sitzplätze für 100.000 Personen stehen zur Verfügung
- Die sechs zugelassenen Brauereien (Spaten, Augustiner, Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräuhaus, Löwenbräu) haben 2004 5,5 (2003: 6,1) Millionen Maß Bier verkauft.
Neben dem Oktoberfest findet am gleichen Ort im April/Mai ein zweites Volksfest statt: das Münchner Frühlingsfest, welches auch als „kloane Wiesn“ (kleine Wiese) bezeichnet wird. Daneben gibt es diverse Stadtteilfeste, von denen die Auer Dult das bekannteste ist.
Nach dem Vorbild der Wiesn entstanden auch in anderen Ländern Oktoberfeste: Das nächstgrößere Oktoberfest findet jährlich in Kitchener, Ontario (Kanada) statt. Auch in den USA gibt es zahlreiche Orte, die ein Oktoberfest ausrichten, z.B. das Little Oktoberfest in Milwaukee, auf dem deutsche Blasmusik gespielt wird und es Sauerkraut-Burger zu kaufen gibt. In Brasilien ist das Oktoberfest in Blumenau (im südlichen Bundesstaat Santa Catarina) mit ca. 800.000 Besuchern eines der größten und bekanntesten anderen Oktoberfeste, da es sich sehr am Münchner Original orientiert.
Die traditionelle Konkurrenzveranstaltung zum Oktoberfest in Deutschland ist das Cannstatter Volksfest in Stuttgart, das von der Größe, der Zahl der Besucher und der ausgeschenkten Biermenge auf Rang 2 liegt. Das Cannstatter Volksfest endet in der Regel eine Woche später als die Wiesn. Eine weitere, allerdings weniger bekannte Konkurrenzveranstaltung, ist das Oktoberfest Hannover.
Die großen Festzelte

Platzkapazitäten der Wiesn-Festzelte:
Zelt | Innen | Aussen |
---|---|---|
Augustiner-Bräu | ? | ? |
Bräurosl | 6.000 | 2.500 |
Hacker-Festzelt | ? | ? |
Hippodrom | ? | ? |
Hofbräu-Festzelt | 10.000 | ? |
Löwenbräu-Festzelt | 8.573 | ? |
Ochsenbraterei | ? | ? |
Schottenhamel | 6.000 | 4.000 |
Schützenfestzelt | 4.300 | 1.090 |
Paulaner-Festhalle | 8.450 | 2.450 |
Kleinere Festzelte
Fischer-Vroni

Die Fischer-Vroni ist eines der kleineren Zelte auf der Wiesn. Spezialität ist der Steckerlfisch, ein auf dem Spieß gegrillter Fisch. Seit einigen Jahren hat sich am zweiten Wiesn-Montag eingebürgert, dass das Zelt von Schwulen und Lesben „besetzt“ wird. Diese Tradition geht zurück auf den inzwischen verstorbenen schwulen Wirt der Bar Prosecco, der einfach einige Tische für seine Gäste reservierte, woraufhin sich auch viele andere Schwule und Lesben anschlossen. Inzwischen ist dieser Termin aber ein Selbstläufer, so dass man nur rechtzeitig erscheinen muss um mitfeiern zu können.
Attraktionen
Neben den Bierzelten gibt es auf dem Oktoberfest auch viele Fahrgeschäfte. Darunter befinden sich einige historische Attraktionen:
Krinoline
Die Krinoline ist ein traditionelles Rundkarussell, das bereits seit 1924 auf dem Oktoberfest aufgestellt wird und 2004 sein 80jähriges Jubiläum feierte. Die runde Form und die schwankende Bewegung erinnern an eine Krinoline, wodurch sich der Name erklärt. Die Krinoline wurde bis 1938 mit Muskelkraft bewegt, seither per Elektroantrieb. Bis heute wird die Musik live von einer Blaskapelle gespielt.
Toboggan
Der Toboggan ist eine Turmrutschbahn: der Fahrgast wird mittels eines schnell laufenden Förderbandes auf etwa acht Meter Höhe transportiert. Von dort steigt man auf Treppen zur Turmspitze und rutscht dann in einer sich um den Turm windenden Holzrinne mit durchaus beachtlicher Geschwindigkeit wieder zu Boden. Die eigentliche Attraktion für die Zuschauer sind allerdings die mehr oder weniger eleganten Versuche der Fahrgäste, das Förderband zu betreten. Boshafterweise bewegt sich, anders als bei einer Rolltreppe, der Handlauf nicht mit, und wer sich dort festhält, fällt unweigerlich hintenüber.
Die Idee kommt ursprünglich aus Nordamerika. Das Wort „Toboggan“ entstammt der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer, und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten.
Der Münchner Toboggan steht seit 1933 auf dem Oktoberfest.
Kettenkarussell
Das Kettenkarussell der Familie Kalb ist das älteste Fahrgeschäft auf dem Oktoberfest. Es wurde 1919 gebaut und befindet sich seither im Familienbesitz.
Teufelsrad
Das Teufelsrad ist eine liegende, drehbar gelagerte Holzscheibe mit etwa fünf Metern Durchmesser. Jeder Besucher ist eingeladen, sich darauf zu setzen oder zu legen und sich, bei steigender Drehzahl, so lange wie möglich zu halten. Dies wird, sehr zum Gaudium der Zuschauer, erschwert durch einen an einem Seil über dem Rad aufgehängten Strohsack, mit dem Mitarbeiter des Teufelsrads die Personen regelrecht vom Rad „herunterkegeln“. Aber erst der Rekommandeur, der die Vorgänge mit derbem bairischen Humor kommentiert, macht das Teufelsrad zu einem besonderen Vergnügen für die Zuschauer. Das Teufelsrad kam um 1910 auf.
Schichtl
„Der Schichtl“ ist ein Wiesn-Varieté, das in Kurzvorstellungen Zauberei und Kuriositäten präsentiert. Berühmt wurde es durch die „Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine“, die bis heute präsentiert wird. Natürlich wird dabei nicht wirklich jemand getötet. Von Zeit zu Zeit lassen sich Prominente - wie z.B. Oberbürgermeister Christian Ude - „enthaupten“. Der Werbespruch „Auf geht's beim Schichtl“ dürfte einer der ersten Slogans gewesen sein, der - zumindest im Münchner Raum - den Sprung in die Alltagssprache geschafft hat. Der Schichtl ist seit 1869 Bestandteil des Oktoberfestes.
Pitt's Todeswand
Pitt's Todeswand (der Apostroph gehört zum Firmennamen) ist im Wesentlichen ein großer hölzerner Zylinder von etwa acht Metern Durchmesser und acht Metern Höhe, an dessen Innenwand Motorradfahrer - nur durch die Fliehkraft gehalten - bis dicht an die Oberkante (an der die Zuschauer stehen) herauf fahren, und dabei sogar noch akrobatische Übungen im Sattel vollführen. Moderne Motorräder sind dafür ungeeignet, deshalb werden Maschinen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts benutzt. Das Unternehmen ist seit 1932 auf dem Oktoberfest dabei.
Moderne Fahrgeschäfte

Zu den modernsten zählen unter anderem der Fünferlooping - die größte mobile Achterbahn der Welt mit fünf Loopings auf einer 1.250 Meter langen Strecke. Im Eurostar hängen die Wägen unter den Schienen, und die Füße der sitzenden Fahrgäste hängen frei in der Luft. Das auf dem Oktoberfest aufgestellte Riesenrad hat einen Durchmesser von 50 Metern.
Sanitäts- und Rettungsdienst
2004 wurde ein neues Gebäude im sogenannten Behördenhof in den Dienst gestellt, in dem die Polizei, Berufsfeuerwehr München und das Rote Kreuz stationiert sind.
Das Bayerische Rote Kreuz ist seit Jahrzehnten für den Sanitätsdienst auf der Wiesn zuständig. Um in dem Gedränge einigermaßen zügig voranzukommen, hat sich der Einsatz von Schiebetragen mit Sichtschutzplanen bewährt(Spitzname:Banane). Im Gegensatz zur verbreiteten Ansicht kommen die Sanitäter relativ selten wegen betrunkener Personen zum Einsatz, sondern viel häufiger wegen „normaler“ medizinischer Notfälle. Durch die hohe Besucherzahl entsteht auf ihr das Einsatzaufkommen einer mittleren Stadt.
Im Behördenhof stehen ein Notarzteinsatzfahrzeug und eine vollausgestattete Krankenstation mit einem kleinen OP-Raum zur Verfügung, in dem ambulante Notfall-Operationen vorgenommen werden können. Ausführliche Informationen dazu stellt das Bayerische Rote Kreuz auf einer eigenen Webseite bereit.
Philatelie
Briefe, die in die auf dem Oktoberfest aufgestellten Briefkasten gesteckt wurden, werden mit einem Sonderstempel der Post versehen. Sie sind begehrte Sammlerobjekte.
Termine des Münchner Oktoberfestes
Das Oktoberfest endet regelmäßig am ersten Sonntag im Oktober. Fällt dieser Sonntag auf den 1. oder 2. Oktober, so wird das Fest bis zum 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) verlängert. Aus dieser Regel ergeben sich die folgenden Termine für die einzelnen Jahre:
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*) Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest
Maßkrugdiebstähle
Die Maßkrugdiebstähle nahmen besonders in den 80er- und 90er-Jahren so stark zu, dass heutzutage das Festzeltsicherheitspersonal angewiesen ist, bereits an den Zeltausgängen nach Dieben Ausschau zu halten. Maßkrüge können jedoch überall als Souvenir gekauft werden, doch man sollte die Rechnung mitnehmen, um nicht in falschen Verdacht zu geraten.
Literatur
- Maria von Welser (Hrsg.): Münchner Oktoberfest; Bummel-Verlag, München; 1982; ISBN 388781004X
- 175 [Hundertfünfundsiebzig] Jahre Oktoberfest: 1810-1985/hrsg. von d. Landeshauptstadt München. Zsgest. von Richard Bauer u. Fritz Fenzl.- München : Bruckmann, 1985. ISBN 3-7654-2027-1
Weblinks
- muenchen.de Offizielle Website der Stadt München, seit 2005 auch offizielle Seite zur Wiesn
- Oktoberfest.de Website zur Wiesn
- Wiesn.de Der offizielle Shop zum Oktoberfest.
- Oktoberfest im München Wiki WP-Klon mit weiterführenden Infos und Weblinks