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Kloster Ebrach

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Kloster Ebrach
Kloster Ebrach
Kloster Ebrach
Kloster Ebrach
Lage Deutschland Deutschland
Bayern
Liegt im Bistum Erzbistum Bamberg
Koordinaten: 49° 50′ 49″ N, 10° 29′ 39″ OKoordinaten: 49° 50′ 49″ N, 10° 29′ 39″ O
Gründungsjahr 1127
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1803
Mutterkloster Kloster Morimond
Primarabtei Kloster Morimond
Gotische Rosette (Kopie von Notre-Dame de Paris, Südseite) und Teilansicht des Orgelprospekts der Hauptorgel
Mittelschiff der Klosterkirche
Mittelschiff-Gewölbe

Das Kloster Ebrach ist ein ehemaliges Kloster der Zisterzienser in Ebrach in Bayern im Erzbistum Bamberg.

Geschichte

Das Kloster wurde 1127 als erstes rechtsrheinisches Zisterzienserkloster in Deutschland durch die Brüder Berno und Richwin, fränkische Edelfreie, im bewaldeten Tal der Mittleren Ebrach gegründet und dem Mutterkloster Morimond unterstellt, das zwölf Mönche mit dem ersten Abt Adam als Gründungskonvent nach Ebrach sandte. Adam war eine in kirchlichen und weltlichen Kreisen einflussreiche Persönlichkeit und ein Vertrauter des Heiligen Bernhard von Clairvaux. Unter Adam († 1161) erlebte das Kloster eine erste Blütezeit. Sechs Tochterklöster wurden gegründet: Stift Rein (1129), Kloster Heilsbronn (1132), Kloster Langheim (1133), Kloster Nepomuk (1145), Kloster Aldersbach (1146) und Kloster Bildhausen (1158). Umfangreiche Schenkungen des fränkischen Adels begründeten den Wohlstand des Klosters. Zeitweise gehörten über hundert Mönche dem Kloster an, 37 von ihnen wurden als Äbte in andere Abteien berufen, zwei wurden Bischöfe. Die Abtei Ebrach wurde 1803 unter dem Abt Eugen Montag im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche. Seit 1851 dienen die Klostergebäude als Haftanstalt.

Klosterbauten

Zunächst waren die Klosterbauten wohl sehr bescheiden. Die neuen Abteigebäude sind allesamt im 18. Jahrhundert entstanden, besonders hervorzuheben sind das Treppenhaus und der Kaisersaal, ein großer Festsaal. Diese können im Rahmen von Führungen, ebenso wie das Klostermuseum, besichtigt werden. Die restlichen Gebäudetrakte dienen der Verwaltung der angrenzenden Justizvollzugsanstalt.

Ehemalige Klosterkirche

Um 1200 begann man mit dem Bau der Michaelskapelle, die heute an das Nordquerhaus der Klosterkirche angrenzt. Es handelt sich um einen kreuzförmigen Bau, dessen einer Kreuzarm zweijochig und damit verlängert angelegt ist. Die Michaelskapelle ist eines der bemerkenswertesten Bauwerke dieser Zeit auf deutschem Boden, da sie zwar in der Gesamterscheinung noch durchaus romanisch verwurzelt ist, aber eine Reihe frühgotischer Formenelemente aus der Bausprache der Zisterzienser (Burgund) zeigt.

Die unregelmäßigen Abmessungen und der unbefriedigende Anschluss an die Klosterkirche lassen eine Reihe von Schlüssen für die Baugeschichte zu, die hier nicht näher ausgeführt werden sollen. Die große Klosterkirche wurde unmittelbar im Anschluss an die Kapelle errichtet und den Heiligen Maria, Johannes Evangelist und Nikolaus geweiht. Sie hat ein typisch zisterziensisches Bauschema: dreischiffige Basilika mit Querhaus und Rechteckchor mit Umgang. Außerdem werden Querhaus und Chor von einem Kapellenkranz (ebenfalls alle rechteckig) begleitet. Die Grundformen der Kirche sind – trotz klassizistischer Überformung durch Materno Bossi – ein eindrucksvolles Beispiel für die frühe Zisterzienserarchitektur in Deutschland.

Der Bauverlauf von Kapelle und Kirche wurde durch eine eingehende Untersuchung der Steinmetzzeichen sehr genau bestimmt. Initiator der meisten Forschungen über den Bau war der Kunsthistoriker Wolfgang Wiemer, der auch die maßgebliche Literatur verfasst hat, auch wenn seine Abhandlungen über mystische Maßverhältnisse, die der Kirche angeblich zu Grunde liegen, mit sehr viel Vorsicht betrachtet werden müssen.

Von den drei Orgeln in der ehemaligen Abteikirche ist zur Zeit lediglich die große Hauptorgel (IV/56) unterhalb der Fensterrosette auf der Westempore übrig geblieben - die beiden original erhaltenen Barock-Chororgeln in den gegenüberliegenden Nischen des Mönchschors, gefertigt in der Werkstatt des Frankfurter Orgelbauers Johann Christian Köhler, wurden im Zuge der Kirchensanierung zerlegt und ausgebaut und warten seitdem auf ihre kostspielige Instandsetzung und den Wiedereinbau in ihren ursprünglichen Aufstellungsort.

Die Klosterkirche dient als Veranstaltungsort für den Ebracher Musiksommer.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Wiemer: Zisterzienserabtei Ebrach. Geschichte und Kunst. Verlag Schnell & Steiner, München und Zürich 1992 (= Schnell & Steiner, Große Kunstführer Band 177). ISBN 3-7954-0852-0
  • Wolfgang Wüst: "... im flor der reichs-ohnmittelbarkeit": Die Zisterzienserabtei Ebrach zwischen Fürstendienst und Reichsfreiheit unter Abt Eugen Montag (1791-1802), in: Jahrbuch für Fränkische Landesforschung 57 (1997) S. 181-198. ISSN 0446-3943