Aufklärung
Aufklärung (Begriffsklärung)
Das 'Zeitalter der Aufklärung' bezeichnet eine Epoche in der intellektuellen Entwicklung der westlichen Gesellschaft im 16. bis 18.Jahrhundert, die besonders durch das Bestreben geprägt ist, das Denken von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen, Vorurteilen und Ideologie zu befreien und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen.
Aufklärung im Allgemeinen
Unter 'Aufklärung' im allgemeinen Sinne versteht man einen gesellschaftlichen Emanzipationsprozess, dessen Ziel es ist, traditionelle, auf Frömmigkeit beruhende, autoritäre Geisteshaltungen kritisch zu hinterfragen, um einer ernüchterten Kultur des Verstandes Vorschub zu leisten. Der aufgeklärte Mensch soll nicht mehr den Vorgaben der Obrigkeiten vertrauen, sondern aus „seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Immanuel Kant) ausgehen und sein Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen.
Beispiele für Aufklärungsprozesse sind die griechische Aufklärung im Zeitalter der Antike oder die moderne europäische Aufklärung, die sich auf erstere stützt.
Die moderne europäische Aufklärung beginnt mit der Wiedergeburt des antiken Geistes in der Renaissance. Diese und die Reformation bilden das Vorspiel für das so genannte 'Zeitalter der Aufklärung'.
Das 'Zeitalter der Aufklärung' wird oft kurz 'Aufklärung' genannt, obwohl der Aufklärungsprozess eine menschheitliche und welthistorische Dimension hat und nicht erst im 17. Jahrhundert in West-Europa begann und sich auch nicht am Ende des 18. Jahrhunderts verabschiedete.
Geschichtlicher Hintergrund
Das 'Zeitalter der Aufklärung' ist die Epoche der europäischen Geistesgeschichte im 17. und 18. Jahrhundert. Sie war geprägt durch eine Bewegung der Säkularisierung und eine Abkehr von der absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung und dem Aufkommen des Liberalismus mit seinem Konzept der Menschenrechte und Bürgerrechte. Die Bewegung trat für ein vernunftgemäßes Denken und gegen Vorurteile und religiösen Aberglauben ein, gegen den sie eine „Vernunftreligion“ entwickelte;
Wissenschaft und Bildung sollten gefördert und auch in den „niederen“ Volksschichten verbreitet werden.
Die Aufklärung ging vor allem von England, Frankreich und Deutschland aus. Die wichtigsten Voraussetzungen für die Aufklärung waren die vorausgegangene Renaissance, die neuen Entdeckungen in Amerika, Übersee und das daraus entstandene neue Weltbild, die Papierherstellung und der Buchdruck. Damit wurde der Bucherwerb auch für das bürgerliche Publikum erschwinglich, ein Verlagswesen mit Zeitungsproduktion und Buchmarkt entstand.
Allgemeine Charakteristika
Der wichtigste Grundsatz der Aufklärung besagte, dass die Vernunft imstande ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Nicht wenige Anhänger der Aufklärung landeten wegen dieser Überzeugung und ihrer Forschungsergebnisse hinter Schloss und Riegel wie Galilei oder mussten fliehen.
Die Menschen der Aufklärung beflügelte der Glaube, Vernunft und Freiheit würden die Menschheit in absehbarer Zeit von Unterdrückung und Armut erlösen. Auch glaubten viele an den Slogan „Wissen ist Macht“ von Francis Bacon. In Frankreich entstand so die berühmte Encyclopédie. Herausgegeben wurde sie von Denis Diderot und Jean d'Alembert, und etliche Aufklärer mit großem Namen wie Voltaire und Montesquieu schrieben Artikel für das Hauptwerk der Aufklärung.
Voltaire war ein unerbittlicher Gegner der Kirche und ein Erneuerer der Geschichtsschreibung. Einen großen Teil seines guten Rufs verdankt er seinem erfolgreichen Kampf gegen krasse Irrtümer bzw. Willkür-Urteile der Justiz.
Die Aufklärung war vor allem Sache der Wohlhabenden, namentlich des ökonomisch erfolgreichen Bürgertums. Manche Aristokraten sympathisierten sogar mit der Bewegung und unterstützten in juristische oder finanzielle Bedrängnis geratene Aufklärer.
Aufgrund der strengen Zensur in Frankreich arbeiteten einige französische Druckereien in Amsterdam, wo auch berühmte Aufklärer Zuflucht fanden. Schriften wurden von dort nach Frankreich geschmuggelt. Das gleiche Muster offenbarte sich in Österreich; viele Druckwerke erschienen in Deutschland.
Die Aufklärung war nicht die einzige Ursache der französische Revolution, hat sie jedoch in vielen Aspekten geprägt: ihre Führer, radikale Anhänger der Aufklärung, schafften den Einfluss der Kirche ab und ordneten Kalender, Uhr, Maße, Geldsystem und Gesetze anhand von rein rationalen Kriterien neu. Die französische Revolution markiert gemeinhin das Ende der Aufklärung.
Die extreme Betonung von Ratio und Objektivität der Aufklärung führte zur Gegenbewegung, der Romantik, die Individualität und subjektive Erfahrung betonten und die Menschen in einer Welt, in der Werte und Regeln einzig nach Kriterien der Vernunft bestimmt wurden, als Gefangene sah.
Typische Merkmale
- Denkbewegungen auf allen Gebieten
- Kritisches Fragen, Denken und Zweifeln wird zu Tugend
- Wachsende Relevanz der im Verstand gegründeten
- Weisheit und Intellekt werden zu Tugend
- Tugend und ihre Förderung werden zum Hauptziel *
- Das „Gute“ und das „Vernünftige“ werden gleichgesetzt
- Natur statt offenbarte Religion als Referenz
- Freiheit statt Absolutismus; Gleichheit statt
Ständeordnung; Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben.
- „Der Mensch ist von Natur aus gut, man muss es ihm
nur zeigen.“
Bekannte Vertreter der Aufklärung
Viele Vertreter der Aufklärung waren
In alphabetischer Reihenfolge:
- Galileo Galilei
- Johann Wolfgang von Goethe
- Jean-Jacques Rousseau
- Voltaire