Die Klapperschlange
Film | |
Titel | Die Klapperschlange |
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Originaltitel | John Carpenter’s Escape from New York |
Produktionsland | UK, USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1981 |
Länge | 95 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | John Carpenter |
Drehbuch | John Carpenter, Nick Castle |
Produktion | Debra Hill, Larry J. Franco |
Musik | John Carpenter (mit Alan Howarth) |
Kamera | Dean Cundey, Jim Lucas |
Schnitt | Todd Ramsay |
Besetzung | |
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Der dystopische Science-Fiction-Film Die Klapperschlange von John Carpenter ist einer der kommerziell erfolgreichsten Filme der frühen 1980er Jahre. Er gilt als Vorläufer des Cyberpunk-Genres und brachte in der Karriere des Schauspielers Kurt Russell eine entscheidende Wende.
Handlung
USA im Jahre 1997. Das Verbrechen hat seit 1988 derart zugenommen, dass herkömmliche Gefängnisse nicht mehr ausreichen. Ganz Manhattan ist ein Hochsicherheitsgefängnis. Wer dort einfährt, kommt nie wieder heraus. Abgeschottet von der Außenwelt werden dort die Gefangenen sich selbst überlassen und haben eine eigene Gesellschaftsform entwickelt.
Eines Tages entführen Terroristen die Präsidentenmaschine Air Force One und lassen sie gezielt in Manhattan abstürzen. Der Präsident landet in einer Rettungskapsel innerhalb der Gefängniszone, wo er von den Häftlingen als Geisel genommen wird.
Dem Sträfling und Ex-Elite-Soldaten Snake Plissken wird die Freiheit versprochen, wenn es ihm gelingt, den Präsidenten mitsamt einer Audiokassette, die Informationen zu einer neuartigen Energiequelle, der Kernfusion, enthält, wieder heil aus Manhattan herauszuholen. Da der Präsident auf dem Weg zu Friedensgesprächen mit China und Russland war, bleiben Plissken nur 22 Stunden Zeit. Um Plissken gefügig zu machen, werden ihm explosive Miniaturkapseln in die Halsschlagadern eingepflanzt, die nach eben jenen 22 Stunden detonieren.
Plissken gelangt mit einem Segelflugzeug nach Manhattan und landet auf dem Dach des World Trade Centers. Er findet bald heraus, dass sich der Präsident in den Händen des mysteriösen „Duke“ befindet, der sich als Herrscher von Manhattan gibt und mit dem Präsidenten als Geisel eine Flucht aus dem Gefängnis plant. Mit der Hilfe eines Taxifahrers (Ernest Borgnine) und dem in der ehemaligen New York Public Library lebenden Harold „Brain“ Helman (Harry Dean Stanton) macht er den Duke ausfindig und kann den Präsidenten befreien. Auf der Flucht aus der Stadt erschießt der Präsident schließlich den Duke und rettet damit Plissken.
Als beide gerettet sind, lässt sich der Präsident per Satellit zur Friedenskonferenz verbinden; die Audiokassette mit den Informationen über die neue Energiequelle stellt sich jedoch als eine Musikaufnahme des Taxifahrers heraus – Plissken hatte die Bänder vertauscht und zerstört im Weggehen das richtige Band.
Hintergrund
- Eine Gefängnisstadt, in der die Insassen sich selbst überlassen sind, gibt es wirklich: Das Palmasola in Bolivien. Sehr ähnlich dem Film wird diese Stadt von Bandenbossen regiert. Dort gibt es zwar Ordnungshüter, das sind aber Gewalttäter, die dort selbst ihre Haftstrafe verbüßen.
- Während Plissken mit dem Segelflugzeug über Manhattan einschwebt, sieht er auf seinem Monitor eine computergenerierte Sicht auf die Stadt in Drahtgitterdarstellung, d. h. man sieht die Kanten der Häuser als dünne Linien. Als der Film gedreht wurde, war allerdings ein Computer, der derartiges darstellen konnte, noch unglaublich teuer. Deshalb drehte man die Szene, indem man ein Modell von Manhattan errichtete und dann alle Häuser schwarz anmalte und mit weißen Kanten versah. Dies wurde dann bei entsprechender Beleuchtung gefilmt und sah täuschend echt aus.
- Man sieht Plissken oft im Schein flackernder Feuer, die sich auf seinem Gesicht widerspiegeln, durch die Nacht gehen. Dieser Effekt wurde dadurch erzielt, dass man die Stärke des Flackerns eines Feuers aufzeichnete und dann mit dem Verlauf dieser Stärke einen Scheinwerfer ansteuerte, sodass dieser mit der gleichen unregelmäßigen Frequenz flackerte.
- Die deutsche Übersetzung des Filmtitels „Die Klapperschlange“ ist fehlerhaft: Snakes Tätowierung ist eindeutig eine Kobra, keine Klapperschlange.
- Die Hauptfigur Snake Plissken diente als Vorbild für Solid Snake, den Hauptcharakter des Videospiels Metal Gear Solid. In Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty wird dies aufgegriffen, indem die Hauptfigur den Namen Iroquois Pliskin als Decknamen verwendet. Iroquois bedeutet in der Sprache der Algonkin so viel wie Schwarze Schlange.
- Die Bankraubszene, in der Plissken verhaftet wurde, wurde aus dem Film herausgeschnitten. Laut Carpenter half die Szene nicht der Figur "Plissken", weil sie ihn zu sehr vermenschlichte.
- Die Szene, in der Maggie tot auf der Brücke gezeigt wurde, ist in der Garage von John Carpenter gedreht worden. Man hatte vergessen die Einstellung in den Studios zu drehen. Adrienne Barbeau ist übrigens die Frau von John Carpenter gewesen.
Soundtrack
Eines der wichtigsten Merkmale des Filmes ist der Soundtrack. Er wurde von John Carpenter komponiert mit Hilfe von Alan Howarth. Der gesamte Soundtrack wurde überwiegend positiv von den Kritikern aufgenommen. Er erschien im Label Colosseum.
- Main Title (3:52)
- Up the Wall / Airforce[1] (2:29)
- Orientation 2 (1:48)
- Engulfed Cathedral (Debussy)[1] (3:33)
- Back to the Pod/The Crazies Come Out (3:00)
- Arrival at the Library (1:06)
- Everyone’s Coming to New York (2:54)
- The Duke Arrives / The Barricade[2] (3:35)
- Police State / Romero and the President (3:21)
- The President at the Train (2:55)
- The President is Gone (2:30)
- Chase Across the 69th Street Bridge (2:33)
- Over the Wall (3:43)
Fortsetzungen
- 1996 drehte Carpenter eine Fortsetzung unter dem Titel Flucht aus L.A. Mehr eine Neuverfilmung als eine Fortsetzung, konnte dieser Film nicht an den Erfolg des Originals anknüpfen.
- Im Jahr 2004 brachte der französische Regisseur Pierre Morel mit Ghettogangz – Die Hölle vor Paris einen Film ähnlicher Thematik heraus, verlegte die Handlung aber in einen Vorort (Banlieue) von Paris.
Kritiken
„Eine bittere, düstere, streckenweise auch ironische Zukunftsvision, die trotz des perfekten Einsatzes filmischer Effekte keineswegs spekulativ auf Horror ausgerichtet ist; statt dessen geben die apokalyptischen Bilder Anstöße zum Nachdenken über die Realität und eine mögliche nahe Zukunft.“[3]
„Der ‚säbelrasselnde‘ deutsche Titel führt mal wieder in die Irre: ‚Escape from New York‘, so das treffendere Original, ist weniger ein Heldenepos als die düstere Vision einer verwahrlosten, pervertierten Zivilisation. Der sechste Film des Action- und Horrorspezis John Carpenter erntete fast nur Lob: perfekte Kamera und Schnittechnik, gelungene Effekte, kühl kalkulierte, spartanische Dialoge und die kargelektrisierende, von Carpenter selbst komponierte Synthi-Musik.“[4]
„… eine Genre-Mischung aus Science Fiction, Großstadtwestern, Thriller, Horror und Endzeitfilm (…) ein klaustrophobisches, düsteres Zukunftsbild einer Geisterstadt-Metropole, das geschickt mit durchaus realen Zukunftsängsten spielt (…). Die archaischen Gladiatorenkämpfe und die verelende[te]n Massen, die durch den wild wuchernden Central Park ziehen, symbolisieren den staatlich sanktionierten Rückfall in die Barbarei. Somit ergibt sich auf einer weiteren Ebene ein intelligenter anti-utopischer Gegenentwurf zum Ende der 70er-Jahre (…) wieder erwachten Optimismus im Science-Fiction-Genre (…).“
Literatur
- Frank Schnelle: Suspense, Schock, Terror. John Carpenter und seine Filme. Verlag Robert Fischer, Stuttgart 1991, ISBN 3-924098-04-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b mit Pamela Smith – Keyboard
- ↑ mit Tommy Wallace – Gitarre
- ↑ Kritik von Die Klapperschlange. Lexikon des internationalen Films, abgerufen am 14. Februar 2011.
- ↑ Die Klapperschlange. TV Spielfilm, abgerufen am 14. Februar 2011.
- ↑ Andreas Rauscher: Die Klapperschlange, in: Filmgenres : Science Fiction / Hrsg. von Thomas Koebner. Reclam, Stuttgart 2003 (Universal-Bibliothek; 18401), ISBN 3-15-018401-0, S. 370-372