Zum Inhalt springen

Radikalische Substitution

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. März 2011 um 14:43 Uhr durch 79.254.55.62 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dieser Artikel wurde auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Chemie eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Chemie formal und inhaltlich auf ein in der Wikipedia gewünschtes Niveau zu bringen. Wir sind dankbar für deine Mithilfe, bitte beteilige dich an der Diskussion (neuer Eintrag) oder überarbeite den Artikel entsprechend.

Die radikalische Substitution (kurz SR) ist ein Reaktionsmechanismus der organischen Chemie, bei dem Alkane (gesättigte Kohlenwasserstoffe) und Halogene miteinander reagieren. Die Reaktion verläuft als Radikalkettenreaktion nach drei Reaktionsschritten ab:

  1. Startreaktion
  2. Kettenfortpflanzung oder Kettenreaktion
  3. Rekombination, Abbruchreaktion, Stoppreaktion oder Kettenabbruch

Die radikalische Substitution erfolgt nur, wenn Radikale gebildet werden können. Die zur Bildung der Radikale benötigte Energie wird meist durch Licht aufgebracht.[1] Die Reaktion läuft daher umso schneller ab, je heller die Umgebung ist.

Beschreibung der Reaktionsschritte

Startreaktion

Bei der Startreaktion wird das Halogenmolekül X2 homolytisch in zwei Halogenradikale gespalten.

Bei Raumtemperatur führt diese homolytische Spaltung für das Halogen Fluor zu einem sehr heftigen und schnellen Reaktionsverlauf der Gesamtreaktion, die Halogene Chlor oder Brom reagieren nur wenn das Reaktionsgemisch belichtet wird und eine Spaltung von Iod ist bei Raumtemperatur nicht möglich.

Folgereaktion

In der Folgereaktion greift das Halogenradikal die Kohlenwasserstoffkette R–H an und geht eine kovalente Bindung mit einem Wasserstoff-Atom ein. Die restliche Kohlenwasserstoffkette R wird dabei zu einem Alkylradikal.

Das Alkylradikal greift nun ein weiteres Halogenmolekül an und spaltet es homolytisch. Das Radikal bindet mit einem Halogenatom und ein weiteres Halogenradikal entsteht.

Abbruchreaktion

Treffen zwei Radikale aufeinander, gehen sie miteinander eine Elektronenpaarbindung ein. Dabei entstehen keine neuen Radikale.

Beispiele

Reaktionsgleichung Name und Reaktionspartner
Halogenierung mit molekularen Halogenen

Y=F, Cl, Br

Chlorierung mit N-Chloraminen, N-Chlorsuccinimid, Sulfurylchlorid, Phosphorpentachlorid, Phosgen, tert-Butylhypochlorit, Tetrachlormethan
Bromierung mit N-Bromsuccinimid, tert-Butylhypochlorit, Bromtrichlormethan
Peroxygenierung (und Autoxidation) mit diradikalischem Sauerstoff
Sulfochlorierung
Sulfoxidation
Nitrierung; Z = –OH, –NO2
Reduktion von Halogenverbindungen, Sulfonsäureestern und Dithiokohlensäureestern mit Trialkylstannanen und -silanen; X = –Hal, –OSO2R′, -OCS2R′; M = Sn, Si

Nachweis von Halogenkohlenwasserstoffen

Halogenkohlenwasserstoffe weisen in Verbindung mit Kupfer eine grüne Flammenfärbung auf, die von entstehenden Kupferhalogeniden herrührt. Dieses Nachweisverfahren ist unter dem Namen Beilsteinprobe bekannt.

Radikalische Substitution am Aromaten (SAr)

Die radikalische Substitution führt bei Aromaten zur Reaktion an der Seitenkette. Bei der Reaktion von Toluol mit Brom bindet das Bromradikal an den Alkylrest. Ein weiteres Beispiel ist die Gomberg-Bachmann-Reaktion.

Sind die Reaktionsbedingungen anders (Dunkelheit, niedrige Temperaturen oder Anwesenheit eines Katalysators) findet eine elektrophile Substitution statt.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu radical photosubstitution. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold Book”. doi:10.1351/goldbook.RT07471.

Literatur

Vorlage:Navigationsleiste Reaktionsmechanismen der Organischen Chemie