The Church
The Church | |||||
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The Church ist eine Rockband, die 1980 in Australien gegründet wurde und seitdem musikalisch aktiv ist. Während sie in den 80ern dem
Neo Psychedelic Rock zugeordnet werden konnte, ist heute die Einordnung in den Bereich Alternative angebracht, wobei vor allem in ihren neueren Werken auch Einflüsse aus dem Psychedelic Rock, dem Space Rock und dem Progressive Rock enthalten sind. Ihr Markenzeichen ist die Verbindung aus der unverwechselbaren, tiefen Stimme des Sängers Steve Kilbey, dessen abstrakten Liedtexten und dem Zusammenspiel der beiden Gitarristen Peter Koppes und Marty Willson-Piper.
Bandmitglieder
Heutige
- Steve Kilbey: Bass und Gesang
- Marty Willson-Piper: Gitarre
- Peter Koppes: Gitarre
- Tim Powles: Schlagzeug
Die hier angegebenen Instrumente sind die vom jeweiligen Bandmitglied hauptsächlich verwendeten. In der Geschichte der Band wird darauf näher eingegangen.
Frühere
- Nick Ward: Schlagzeug (1980-1981)
- Richard Ploog: Schlagzeug (1981-1990)
- Jay Dee Daugherty: Schlagzeug (1990-1993)
Geschichte
Steve Kilbey und Peter Koppes spielten bereits seit den frühen siebziger Jahren gemeinsam in verschiedenen Glam Rock-Bands. Ergänzt durch den aus Liverpool stammenden Gitarristen Marty Willson-Piper gründeten sie schließlich 1980 The Church. Mit der Single The Unguarded Moment ihres 1981 erschienenen Debütalbums Of Skins and Heart machte The Church zum ersten Mal auf sich aufmerksam, als sie es in den Charts in Australien auf eine Top-20-Plazierung brachten. Nachfolgende Alben konnten diesen Erfolg zunächst nicht wiederholen. Erst 1988 gelang ihnen mit dem Album Starfish und der Single Under the Milky Way ihr bisher größter Hit, der weltweit in den Charts vertreten war. Die Erwartungen an das 1990 erschienene Nachfolgealbum Gold Afternoon Fix waren dementsprechend hoch und konnten nicht erfüllt werden, so dass die Band wieder in der Versenkung verschwand. Damit einher gingen personelle Probleme, die sich 1990 mit dem Weggang des Schlagzeugers Richard Ploog anbahnten. Ploog wurde für die Tour und das Folgealbum Priest=Aura durch den Drummer Jay Dee Daugherty (Patti Smith, The Waterboys, Indigo Girls) ersetzt. Durch den zeitweisen Ausstieg des Gitarristen Peter Koppes erschien 1994 das Album Sometime Anywhere nur noch mit dem Duo Steve Kilbey und Marty Willson-Piper. Auf Sometime Anywhere experimentierten The Church verstärkt mit elektronischen Beats und Klängen aus dem Sequenzer. Als Gastmusiker trat dort erstmalig Tim Powles am Schlagzeug in Erscheinung, der im Laufe der nachfolgenden Jahre festes Bandmitglied werden und mit seinen Kenntnissen als Mixer und Produzent den Weg der Band in neuen Bahnen lenken sollte. Der kommerzielle Misserfolg von Sometime Anywhere brachte die Band um ihren Major-Plattenvertrag. Kilbey und Willson-Piper tourten als Gitarren-Duo in kleinsten Clubs durch Europa und die USA. In dieser Kernbesetzung spielten sie auch das 1996er Album Magician Among The Spirits ein, wobei sie durch zahlreiche Gastmusiker, darunter auch Peter Koppes, ergänzt wurden. Dieses Album rückte die Gitarrentexturen wieder deutlicher in den Vordergrund; auch die Einflüsse des Prog Rock traten deutlicher hervor. Auch Magician Among The Spirits ging im wesentlichen unbemerkt unter. Mit der endgültigen Rückkehr von Peter Koppes und der Veröffentlichung von Hologram of Baal 1998 scheint diese Krise überwunden und die Band feiert seitdem, gefolgt von einer loyalen Fangemeinde, wenn auch keine kommerziellen, so doch künstlerische Erfolge. Das Album After Everything Now This (2002) wurde von vielen Kritikern und Fans hoch gelobt. Hier machte sich unter anderem auch der Einfluss von Tim Powles bemerkbar, der mit Gastproduzenten Remixe sämtlicher Lieder dieses Albums schuf und als Parallel Universe veröffentlichte, einem stark von Trip-Hop und Ambient Music beeinflussten Album. Des Weiteren spielt er als Produzent und Mixer der ab 1998 erschienenen Alben eine wichtige Rolle.
Während die Lieder (Musik und Text) bis zum Album Remote Luxury (1984) fast ausschließlich von Steve Kilbey geschrieben wurden, änderte sich das mit Heyday (1985), wo die Band erstmalig die meisten Stücke zusammen schrieb. Seit Hologram of Baal (1998) wurden immer alle vier Bandmitglieder gleichberechtigt als Komponisten erwähnt, die Texte schrieb aber weiterhin fast ausschließlich Steve Kilbey. Die Komposition der Stücke erfolgte bei den späteren Alben über improvisierte Jam-Sessions. Auf der limitierten Bonus-CD zu Hologram of Baal, Bastard Universe (1998), und auf Jammed (2004) wurden solche Sessions veröffentlicht. Bei Live-Auftritten oder im Studio wird die oben genannte klassische Instrumenten- und Rollenverteilung gelegentlich aufgelöst und die Instrumente getauscht. Als Beispiel seien die Aufnahmen zum 2004er-Album Forget Yourself genannt, wo bei Sealine eine Gitarre vom Schlagzeuger Tim Powles gespielt wurde und bei Maya Gitarrist Marty Willson-Piper das Schlagzeug bediente.
Mit dem Aufkommen des Internet entdeckte die Band die Möglichkeiten der Direktvermarktung ihrer Musik und richtete einen Onlineshop auf ihrer offiziellen Homepage ein, auf der Alben, Soloalben, Projekte, Poster usw. erhältlich sind. Während die meisten Alben auch regulär bei einem Plattenlabel erschienen, war Jammed eine Eigenproduktion und zunächst nur über die offizielle Website zu erwerben.
Stil
Der Stil von The Church hat sich über die Jahre markant verändert. Die frühen Songs waren größtenteils einfach strukturiert. Die erste Single, "She never said", hatte einen New Wave-artigen Staccato-Rhythmus, über dem Kilbeys Bowie-inspirierter Sprechgesang lag. Kurze, gitarrenbetonte Stücke dominieren auch das Debüt Of Skins and Heart. Parallelen sind möglicherweise bei den frühen XTC, Television, den Beatles und Echo & The Bunnymen zu finden. Ungewöhnlich für die Zeit waren jedoch Experimente mit überlangen Songs mit verschiedenen "Sektionen" ("Is this where you live", 1981). Der prägnante Einsatz von Willson-Pipers zwölfsaitiger Rickenbacker-Gitarre brachte The Church Vergleiche mit den Byrds ein, obwohl kaum eine stilistische Nähe besteht.
Das zweite Album, The Blurred Crusade, verfeinerte den Sound und stellte die Sixties-Einflüsse noch deutlicher in den Vordergrund. Die Single "Almost with you" ist repräsentativ für den frühen Church-Stil: die glockenartigen Arpeggien von Willson-Pipers Gitarre, atmosphärische Soli und Klangeffekte in ungewöhnlichen Voicings von Peter Koppes, Richard Ploogs recht harter, treibender Schlagzeugsound und Kilbeys dunkle Stimme mit ihrer Intonation zwischen Gesang und Rezitation. Auch The Blurred Crusade beinhaltet mit dem neunminütigen "You Took" ein psychedelisches Art-Rock-Stück.
Seance, das dritte Album, war ein Versuch, den Church-Sound mit Synthesizer-Klängen und "elektronischerer" Produktion zu aktualisieren. Unter der Ägide von Nick Launay (Midnight Oil, Kate Bush) entstanden, fällt vor allem der exzentrische, kanonenartige Drum-Sound auf. Mit "Travel by thought" enthält Seance ein psychedelisches improvisiertes Klangexperiment. Auch das Nachfolgealbum Remote Luxury arbeitet mit Keyboard-Klangflächen und experimentellen Gitarrenklängen. Die klare Trennung von Leadgitarre (Koppes) und Rhythmusgitarre (Willson-Piper) löst sich immer mehr zugunsten eines "texturierten" Klangideals auf. Soli und Riffs werden zunehmend durch ein komplexes Gewebe aus mehreren Gitarrenstimmen, die wie Zahnräder ineinandergreifen, ersetzt.
Heyday (1985) verzichtet fast vollständig auf Synthesizer-Klänge. Die Produktion von Peter Walsh (Simple Minds, Scott Walker) ist mit ihrem durchsichtigen Klangbild zum Gros der Mittachtzigerproduktionen ausgesprochen querständig. Soli kommen kaum vor, stattdessen dominiert ein von zwölfsaitigen Gitarren geprägter kaleidoskopartiger Sound mit massivem Einsatz von Gitarren-Effekten (Echo, E-Bow, Bordun). Kilbeys Gesang löst sich deutlich vom Vorbild David Bowie. Statt synthetischen Streichern kommt auf einigen Songs ein echtes Sinfonieorchester zum Einsatz. Starfish (1988) verbindet das Aufgebot an Gitarreneffekten mit im Gegensatz zum psychedelischen Klangteppich von Heyday schärfer konturierten, rockigeren Gitarren-Stimmen. Voicings mit offenen Saiten und modale Skalen prägen den Sound; diese Richtung setzt sich auf Gold Afternoon Fix in noch durchsichtigerer Weise fort.
Priest=Aura (1992) integriert wieder verstärkt Elemente des Prog Rock. Das Zusammenspiel von Koppes und Willson-Piper wird immer komplexer. Durch die Schaffensweise der Band in langen Jam-Sessions entstehen Songs mit einer Vielzahl an oft gegenläufigen Melodiestimmen und ungewöhnlichen Akkorden. Die meist mollgefärbten oder modalen Songs werden elegischer und immer ausgefeilter. Im Mix verbergen sich eine Vielzahl an kleinen Details; die Songstrukturen werden elaborierter. Verstärkt werden auch Geräusch und Weißes Rauschen (möglicherweise inspiriert durch die Experimente von My Bloody Valentine als Klangelemente miteinbezogen.
Sometime Anywhere (1994) spiegelt einen radikalen Bruch wider, ausgelöst durch den Ausstieg von Peter Koppes. Was den Gitarrensätzen an Komplexität verlorengeht, wird durch massiven Einsatz von Sequenzern und elektronisch erzeugten Sounds kompensiert. Willson-Pipers Spiel setzt sich mit seinen einstimmigen Experimenten deutlich von seinem bisherigen Stil ab. Diese Linie wird, etwas weniger elektronisch dominiert, auf Magician Among The Spirits fortgesetzt. Hinzu tritt auf manchen Stücken deutlich der Einfluss von "Krautrock"-Bands wie Can oder Neu!. Die Aufnahme von Steve Harleys Song "Ritz" stellt eine Hommage an die 1970er Jahre dar. Hologram Of Baal ist hingegen ein Versuch, nach dem Wiedereinstieg von Peter Koppes zum kompakteren Klang der Starfish-Ära zurückzufinden, erweitert durch Elemente der Ambient Music. After Everything Now This ist hingegen von einem weichen, fließenden, elegischen Sound geprägt, in dem vor allem ein orchestraler, streicher-artiger Gitarrenklang vorherrscht; Steve Kilbeys Texte haben deutlich persönlichere, emotionale Inhalte.
Forget Yourself (2004) stellt eine Art Fazit aus den verschiedensten Phasen des Church-Sounds dar. Nach dem getragenen After Everything Now This tendieren The Church hier wieder zu rauheren Klangfarben und gleichsam enzyklopädischem Einsatz einer Vielzahl von Gitarren und Effektboxen bei oft höchst ungewöhnlichen Songstrukturen: Als Beispiel sei "The Theatre and its Double" genannt, das wie ein Walzer beginnt und in ein bizarres, Flamenco-haftes Solo ausufert. Die Produktion fällt durch ihren spröden, live-artigen und doch vielschichtigen Klang auf.
Die Jahreszahlen hinter dem Namen des Albums geben das Jahr der Erstveröffentlichung an. Viele der Alben wurden zu späteren Zeitpunkten neu aufgelegt und dabei zum Teil um Bonus-CDs erweitert, die zusätzliche Musikvideos oder B-Seiten enthielten.
- Of Skins and Heart (1981)
- The Church (1982)
- The Blurred Crusade (1982)
- Singsongs e.p. (1982)
- Seance (1983)
- Remote Luxury (1984)
- Heyday (1985)
- Starfish (1988)
- Gold Afternoon Fix (1990)
- A Quick Smoke at Spots (1991)
- Priest=Aura (1992)
- Sometime Anywhere (1994), eine limitierte Auflage enthielt Somewhere Else als Bonus CD
- Magician Among the Spirits (1996), wurde 1999 wiederveröffentlicht als Magician Among the Spirits plus Some mit zusätzlichen Stücken der Comedown-Single
- Hologram of Baal (1998), eine limitierte Auflage enthielt Bastard Universe als Bonus CD
- A Box of Birds (1999)
- After Everything Now This (2002)
- Parallel Universe (2002)
- Forget Yourself (2003), eine limitierte Auflage erschien in den USA mit Bonus-CD, deren Stücke auch auf Beside Yourself enthalten sind
- Jammed (2004)
- Beside Yourself (2004), weltweit limitiert auf 500 Exemplare
- El Momento Descuidado (2004)
- Uninvited, Like the Clouds (voraussichtlich Anfang 2006 )
- Back With Two Beasts (angekündigt)
- Hindsight (1987)
- Conception (1988)
- Almost Yesterday (1994)
- Under the Milky Way: The Best of the Church (USA, 1999)
- The Best of the Church (Australien, 1999)
- Singsongs/Remote Luxury/Persia (2001)
Soloalben und Projekte
Alle Bandmitglieder haben insgesamt mehr als ein Dutzend Soloalben veröffentlicht, wobei Steve Kilbey der aktivste ist. Weiterhin sind sie entweder als Produzenten aktiv oder beteiligen sich als Musiker an anderen Projekten. Details darüber sind auf den Seiten der Bandmitglieder Steve Kilbey, Marty Willson-Piper und Peter Koppes nachzulesen.
Aus der Vielzahl von Projekten seien hier ein paar als Beispiel genannt:
- Isidore (Projekt von Steve Kilbey und Jeffrey Cain, ehemals Remy Zero)
- Jack Frost (Gemeinschaftsprojekt von Steve Kilbey und Grant McLennan von den Go-Betweens)
- The Saints (2004 stieg Marty Willson-Piper als Gitarrist bei der australischen Band ein)
- All About Eve (Marty Willson-Piper war Gitarrist für mehrere Jahre)
- Mae Moore (Steve Kilbey als Produzent und Musiker)
- Margot Smith (Peter Koppes ist Musiker auf ihrem Album Taste, es wurde auf seinem eigenen Label Immersion Music veröffentlicht)
- Spacejunk (Tim Powles' Studio)
Die Band war bei folgenden Plattenlabeln unter Vertrag:
- Parlophone / EMI Australien (1980 bis ca. 1986)
- Arista (ca. 1987 bis ca. 1994)
- Cooking Vinyl (seit ca. 1997)
Die Band hat im Laufe ihrer Geschichte nur wenige Chartplatzierungen erreicht, die bekannteste und erfolgreichste davon ist das Lied Under The Milky Way aus dem Jahre 1988. Abgesehen davon haben es noch ein paar Alben und Lieder in bestimmte Charts geschafft. Die folgende Liste ist aber nicht vollständig oder repräsentativ und wird es wohl auch nie sein, da es darüber nicht mehr sehr viele Informationen gibt.
Alben
Album | Land | Platz | Jahr |
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The Blurred Crusade | Australien (national charts) | 10 | 1982 |
Seance | Australien (national charts) | 18 | 1983 |
Heyday | |||
Australien (national charts) | 14 | 1985 | |
Australien (alternative charts) | 1 | 1985 |
Singles
Lied | Land | Platz | Jahr |
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The Unguarded Moment | Australien (national charts) | 22 | 1981 |
Almost With You | Australien (national charts) | 21 | 1982 |
Under The Milky Way | Australien (national charts) | 5 | 1988 |
USA | 24 | 1988 |
Die Musik im Film
- Donnie Darko ist ein Kultfilm aus dem Jahre 2001. Er spielt im Jahre 1988 und setzt zur Unterstützung der Handlung eine Reihe von Liedern ein, die zu der Zeit aktuell waren. Darunter ist eine 2 Minuten lange Szene, während der Under The Milky Way läuft. Schnitt und Handlung des Films sind dabei geschickt auf das Lied abgestimmt, wodurch das Lied wiederum die Bedeutung dieser wichtigen Szene sehr gut unterstützen kann. Obwohl Regisseur und Schauspieler im Audio-Kommentar auf der DVD zum Film betonen, wie gut das Lied in die Szene passt, wurde es im 2004 erschienenen Director's Cut des Films auf ca. 50 Sekunden gekürzt und in eine andere Szene verlegt.
- A Foreign Affair (2003) verwendet eine Coverversion von Under The Milky Way, gespielt von einer Band namens Trippping Jar
- Der australische Fernsehfilm Walking On Water (2002) verwendet Under The Milky Way fast vollständig. Im Abspann wird eine Coverversion des Liedes gespielt.
- Looking for Alibrandi (2000): australischer Independent-Film, der The Unguarded Moment fast vollständig verwendet.
- Für Tequila Sunrise (1988) steuerte die Band das Lied Unsubstantiated bei, das aber im Film nur für einen Augenblick auftaucht. Es erschien auf dem Soundtrack zum Film und wurde bisher nur dort veröffentlicht.
- Storm Riders (1982) ist ein australischer Surfer-Film, der die B-Seite Life Speeds Up (später erschienen auf der Compilation Hindsight) und Is This Where You Live vom Album Of Skins And Heart verwendet.
Weblinks
- Offizielle Webseite der Band (Englisch)
- Shadow Cabinet (viele Artikel und Interviews, Englisch)
- Komplette Diskographie (Englisch)
- Hotel Womb Diskussionsforum (Englisch)
- Lyrics (Englisch)
- Sing-Songs Tabulaturen und Akkorde (Englisch)