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Kahl (Fluss)

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Kahl
Die Kahl in Alzenau

Die Kahl in Alzenau

Daten
Gewässerkennzahl DE: 24772
Lage Deutschland, Bayern, Hessen
Flusssystem Rhein
Abfluss über Main → Rhein → Nordsee
Quelle Kahlquellen in der Nähe der Bamberger Mühle bei Kleinkahl
50° 7′ 17″ N, 9° 18′ 59″ O
Quellhöhe ca. 290 m ü. NN [1]
Mündung bei Kahl am Main in den MainKoordinaten: 50° 3′ 59″ N, 8° 59′ 29″ O
50° 3′ 59″ N, 8° 59′ 29″ O
Mündungshöhe ca. 102 m ü. NN [1]
Höhenunterschied ca. 188 m
Sohlgefälle ca. 5,8 ‰
Länge 32,4 km[2]
Einzugsgebiet 198,35 km²[3]
Linke Nebenflüsse Edelbach, Kleine Kahl, Kleinlaudenbach, Höllenbach, Sommerkahl, Blankenbach, Erlenbach, Feldkahl, Weibersbach, Reichenbach, Forstgraben, Rappach, Fleutersbach, Hemsbach, Krebsbach, Neuwiesenbach
Rechte Nebenflüsse Lindenbach, Habersbach, Westerbach, Krombach, Sterzenbach, Schloßgrundgraben, Oberschurbach, Steinbach, Geiselbach, Weibersbach, Goldbach

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Die Kahl ist ein gut 32 km langer bayerischer Nebenfluss des Mains, der von Ost nach West durch den nördlichen Spessart fließt und bei Kahl am Main in den Main mündet. Die Quelle liegt in der Nähe des Ortes Bamberger Mühle. Das Flüsschen gibt dem Kahlgrund im Landkreis Aschaffenburg seinen Namen.

Name

Der Name Kahl stammt vom althochdeutschen Wort "kaldaha" und dem mittelhochdeutschen "kalde", was kalt, kühl, klar bedeutet[5].

Flussverlauf

Kahlquellen

Die Kahlquellen befinden sich auf etwa 290 m über NN am Rande des Ortes Bamberger Mühle, der inzwischen zum Gemeindegebiet von Kleinkahl gehört. Aus zwei Quellfassungen links und rechts der Staatsstraße 2305, strömt das Wasser der Kahl, mit einer durchschnittlichen Schüttung von 50 bis 60 Liter pro Sekunde. Schon nach wenigen Metern vereinigen sich beide Quellbäche. Von der Kahlquelle bis zur Mündung begleitet den Fluss der Kahltal-Spessart-Radwanderweg.

Im oberen Kahlgrund

Die Kahl im oberen Kahlgrund

Im oberen Kahlgrund fließt das Flüsschen in zahlreichen Schleifen an einigen Fischweihern vorbei. Ihr größter Zufluss ist hier die Kleine Kahl.

Ab dem Markt Schöllkrippen wird die Kahl von einer Normalspur-Eisenbahnlinie -der Kahlgrundbahn- begleitet. In der Nähe des Bahnhofes befindet sich die Einmündung des Westerbaches. Das Flussbett der Kahl ist ab hier teils begradigt und mit Uferbausteinen versehen.

Die Kahl bei Langenborn

Im mittleren Kahlgrund

In der Nähe der Gemarkung Langenborn trifft sie auf einen ihrer größten Zuflüsse, die Sommerkahl, die in ihrem Oberlauf auch Speckkahl genannt wird.

Im weiteren Verlauf durchfließt die Kahl nun die Gemeinden Blankenbach und 8 der 18 Ortsteile des Marktes Mömbris. Hier teilt sich der Flusslauf des Öfteren und passiert einige Mühlen. Bei Brücken, einem Ortsteil von Mömbris trifft die Kahl auf den Hemsbach, der am Fuße des Hahnenkamms entspringt. Der Hahnenkamm ist mit 437 m ü. NN die höchste Erhebung im Vorspessart. Nach Niedersteinbach, dort wo der Geiselbach einmündet, bildet sie für etwa 300 m die Grenze zwischen Bayern und Hessen.

Begradigte Kahl mit Damm bei Alzenau

Im unteren Kahlgrund

Ab Michelbach verlässt die Kahl das enge Tal des Kahlgrundes und erreicht flacheres Land, indem sie auch ins Stadtgebiet von Alzenau fließt. In der Innenstadt wird sie vom Krebsbach, dem von Wasserlos herabkommenden Neuwiesenbach (dem Unterlauf des Rückersbach) sowie dem am Waldschwimmbad entspringenden Sälzerbach gespeist.

Ein Damm trennt den Fluss vom hinter Alzenau liegenden Meerhofsee. Am 11. August 1981 brach dieser wegen eines schweren Hochwassers und das Wasser der Kahl floss in den tiefer liegenden See. Dessen Wasserspiegel erhob sich dadurch um circa sechs Meter. Auch Teile der Alzenauer Kläranlage wurden durch die Wucht des Kahlwassers zerstört.[6]

Vereiste Kahlmündung (links Kahl)

Kahlmündung

In Kahl am Main, nicht weit vom stillgelegten und bis Ende 2008 zurückgebauten Versuchsatomkraftwerk entfernt, befindet sich die Mündung der Kahl in den Main. Hier wurde ihr Flussbett zwischen 1900 und 1930 mehrmals verändert, um im anliegenden Gebiet Braunkohle abzubauen. In einem großen Bogen umfloss die Kahl nun den Tagebau Emma-Süd, wo sich heute der Hornsee befindet. Etwas nördlich der heutigen Mündung floss sie in ihrem natürlichen Zustand mit einigen Windungen in den Main. Die auch flussaufwärts betriebene Kahlregulierung führte dazu, dass mehr und mehr Mühlen den Betrieb einstellten. An der Kahlmündung befindet sich heute der tiefste Punkt Bayerns mit 102 Metern über NN.[7]

Fauna

In der Kahl kommen Äsche, Bachforelle, Bachschmerle, Flussbarsch, Gründling, Hasel, Karpfen, Laube, Nase, Regenbogenforelle, Rotauge, Schleie, Aal, Aitel und Schneider, sowie der amerikanische Signalkrebs vor.[8]

Mühlen

Vereiste Kahl an der Strötzbacher Doppelmühle

Von den vielen Mühlen an der Kahl sind nur noch einige bis heute (2007) erhalten geblieben. Vor allem die Mühlen-Stilllegungspolitik in den 1950er und 1960er Jahren , sowie die dadurch gestärkte Konkurrenz der großen Mühlen hat ihnen den Garaus gemacht.

Einige der verbliebenen Mühlen:[9]

Zuflüsse

Die größten Zuflüsse der Kahl sind (flussabwärts): Westerbach, Sommerkahl, Reichenbach und Geiselbach

Mündung der Sommerkahl
Mündung des Krombaches
Mündung des Geiselbaches
Linke Zuflüsse Rechte Zuflüsse
Oberer Kahlgrund
Mittlerer Kahlgrund
Unterer Kahlgrund
In Klammern der Ort der Mündung in die Kahl.

Hochwasser

In der Nacht zum 21. Dezember 1952 gingen starke Regengüsse über dem gesamten Kahlgrund nieder. Sie verursachten zusammen mit der Schneeschmelze ein außergewöhnliches Ansteigen der sonst so friedlichen Kahl. Diese wurde in den Morgenstunden rasch zu einem reißenden Strom und überschwemmte weite Landstriche. Die höchste Welle erreichte um 4 Uhr Schöllkrippen und Mömbris um 10 Uhr.

Das schwere Hochwasser der Kahl 1952 in der Breiten Wiese in Alzenau

Das Hochwasser kam vor allem aus dem Westerngrund, jedoch die schlimmsten Auswirkungen hatte es im mittleren und unteren Kahlgrund. Es nahm solche Ausmaße an, dass Rotes Kreuz und alle Feuerwehren alarmiert wurden. Landrat Dr. Degen war den ganzen Vormittag im Überschwemmungsgebiet unterwegs, um sich selbst ein Bild von der Katastrophe zu machen und nötige Anordnungen zu treffen.

In einer Mühle in Königshofen konnte die Feuerwehr gerade noch verhindern, dass ein großer Stapel Holz wegschwamm. In Mensengesäß rutschte der steile Abhang einer Straße herab. Durch das sich stauende Regenwasser entstand starke Verschlammung. In Niedersteinbach wurde ein Notsteg aus Wagen von der Mühle zum übrigen Ort gebaut. Vom Dörnsteinbacher Berg wurden große Mengen Sand, Steine und Schlamm herabgespült und so waren die Kanäle im Nu voll. Bei Brücken war der ganze Wiesengrund einschließlich dem Sportplatz ein einziger, riesiger See. Gehsteige wurden weggeschwemmt und die Asphaltdecke der Straße unterspült.

In Alzenau war das gesamte Garten- und Wiesengelände links und rechts der Kahl überflutet. Beim Sägewerk wurde sogar ein Junge aus der Kahl gezogen. Die Bewohner eines Gässchens konnten an diesem Sonntag ab 11 Uhr ihre Anwesen nicht mehr verlassen. Die gesamte Straße stand bei der Pfarrkirche unter Wasser. Auch Kahl am Main wurde vom Hochwasser hart getroffen. Im Bereich des Eisenbahndammes war die Kahl 100 Meter breit und die gewaltigen Fluten rissen einen Steg weg. Dieses Hochwasser vom 21. Dezember 1952 war eines der größten der Kahl im 20. Jahrhundert[6].

Die Kahl bei Schimborn

Flusssystem Kahl

siehe Liste der Fließgewässer im Flusssystem Kahl

Commons: Kahl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Pegel bei Schöllkrippen, HND Bayern
  • Pegel bei Alzenau, HND Bayern

Einzelnachweise

  1. a b TOP 10 Bayern Nord
  2. Kartenservices der Bayrischen Landesamtes für Umwelt
  3. Hochwasser Aktionsplan Main
  4. Hochwassernachrichtendienst Bayern
  5. Stein und Wasser im Landkreis Aschaffenburg
  6. a b Alzenauer Wetterchronik: Die interessantesten Wetterereignisse in Alzenau, im Kahlgrund und am Untermain von 365 bis 1999 Herausgeber Gerhard Nees & Hermann Kehrer ISBN 3-921535-51-4
  7. Archäologisches Spessart-Project e.V.
  8. Fischereiverband Unterfranken: Kahl
  9. Unser Kahlgrund 1982-2000: Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN 0933-1328