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Rammstein

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Rammstein
Gründung: 1994
Genre: Neue Deutsche Härte
Website: http://www.rammstein.de/
Mitglieder
Gesang / Liedtexte: Till Lindemann
Leadgitarre: Richard Z. Kruspe
Rhythmusgitarre: Paul Landers
E-Bass: Oliver Riedel
Schlagzeug: Christoph "Doom" Schneider
Keyboard: Christian "Flake" Lorenz
Alben
Herzeleid (Motor Music, 25. September 1995)
Sehnsucht (Motor Music, 22. August 1997)
Live aus Berlin (Motor Music, 31. August 1999)
Mutter (Motor Music, 2. April 2001)
Reise, Reise (Motor Music, 27. September 2004)


Rammstein ist eine deutsche Band aus Ostberlin. Sie sind bekannt für ihre martialischen Texte und Pyroshows bei Konzerten. Ihr Musikstil beinhaltet Elemente des Metal, Industrial und in Ansätzen der Neuen Deutschen Welle sowie des Punkrocks. Ihr Stil wird u.a. als Neue Deutsche Härte bezeichnet.


Bandgeschichte

Bandsänger Till Lindemann

Gründung

Die Band gründete sich 1994, als Richard Zven Kruspe aus Berlin zurück in seine Heimatstadt Schwerin zog, dort mit Oliver Riedel und Christoph „Doom“ Schneider zusammen wohnte und Musik machte. Kurze Zeit später kam Till Lindemann dazu. Als sie von einem Wettbewerb für junge Bands hörten, bei dem Zeit in einem Tonstudio zu gewinnen war, nahmen sie ein erstes Demo-Tape auf und gewannen auf Anhieb.

Paul Landers von der Band Feeling B trat als Gitarrist hinzu. Wunschkandidat als Keyboarder war Christian „Flake“ Lorenz von „Feeling B“. Dieser zeigte zuerst Abneigung gegen die neue Band und kam erst nach einigem Zureden hinzu. Zusammen nahmen sie dann 1995 ihr erstes Album „Herzeleid“ auf. Doch erst mit dem zweiten Album schaffte Rammstein – auch international – den kommerziellen Durchbruch. Das Stück „Engel“ erreichte im Mai 1997 Platz 3 der deutschen Charts. Beflügelt durch den Erfolg dieses Albums stieg auch das Vorgängeralbum im Mai 1997 in die deutschen Album-Charts auf Platz 8. Die Band verbindet eine enge Freundschaft mit der schwedischen Crossover Band Clawfinger, welche Rammstein Anfang der 90er Jahre über die Landesgrenze hinaus pushten und heute immer wieder Remixe für Rammstein schreiben (Du hast, Keine Lust, uvm.)

Name der Band

Der Name „Rammstein“ wurde von Paul Landers, Christoph Schneider und Flake Lorenz ausgesucht. Am 28. August 1988 fand im rheinland-pfälzischen Ort Ramstein eine Flugschau der Kunstflugstaffel Frecce Tricolori statt. Dabei passierte ein tragischer Flugzeugabsturz (siehe auch Flugtagunglück von Ramstein), der 67 Menschen das Leben kostete. Rammstein selber haben sich lange davon distanziert und erklärt, dass sie auf keinen Fall ihren Namen damit in Verbindung bringen wollen, geschweige denn ihn davon ableiten. Die Erklärung, „Rammstein“ sei ein Steinpoller an Einfahrten, war nur eine Ausrede der Band. Seit der Herausgabe des Buches „Die Gestalten“ von Gert Hof ist endgültig bekannt, dass sie zu Anfangszeiten mit dem Namen „Rammstein-Flugschau“ durch das Land getourt sind. Letztendlich hat sich nur der erste Teil des Namens bei den Zuschauern eingeprägt und seitdem kennt man das Sextett als „Rammstein“.

Das Konzept „Rammstein“

Konzert von Rammstein in der Globe Arena, Stockholm, 18. September 2004

Stilmittel

Charakteristisch für den Klang Rammsteins sind eine treibende, tiefgestimmte Rhythmusgitarre, ein einfacher, stampfender Takt, breitwandige, technoide Elektronikklänge, sowie Till Lindemanns tiefer, teutonenhafter Gesang. Des weiteren sind Rammstein auch für ihre kontroversen Texte bekannt (siehe unten). Ebenso bekannt sind sie allerdings auch für die Liveshows auf ihren Konzerten, auf denen sie sehr viel Pyrotechnik benutzen.

Datei:Rammstein inferno.JPG
Konzert von Rammstein in Brixton, London, 5. Februar 2005

Die Bühnenschau der Band umfasst unter anderem folgende Elemente:

  • Bandmitglieder tragen Flammenwerfer auf dem Kopf („Lycopodiummasken“), während sie singen bzw. spielen.
  • Till Lindemann pflegte früher brennend das Lied „Rammstein“ zu singen. Jetzt benutzt er dabei Flammenwerfer, die an seinen Armen befestigt sind.
  • explodierende Sticks, Schlagzeuge und Mikrofone
  • Christian „Flake“ Lorenz steigt in einen großen Kessel, unter dem Till Lindemann einen Flammenwerfer entzündet
  • angedeuteter Analverkehr, ein großer spritzender Dildo, der Bühneneingang in Form einer Vagina

Texte

Rammstein gehört zu den wenigen deutschen Bands, deren deutsche Texte auch im Ausland bekannt sind. Diese Texte bedürfen genauerer Betrachtung. Sie entsprechen im Allgemeinen dem aggressiven Image der Band und sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit. Oft werden die Texte der Band sehr kontrovers diskutiert, da ständig Themen meist sexueller Natur angesprochen werden, die gesellschaftlich verpönt oder sogar illegal sind, darunter Kindesmissbrauch, Inzest, Sodomie, Sadomasochismus, Nekrophilie, Kannibalismus und Lustmord. Dem gegenüber stehen die einfach poetischen Motive, die die Band in diversen Songs verarbeitet. Die Band selbst nimmt für sich in Anspruch, es im Allgemeinen zu vermeiden ihre Texte zu eindeutig zu schreiben, sondern stattdessen auch in ihren brutaleren Songs Mehrdeutigkeiten verschiedenster Arten einzusetzen.

Politische Grundeinstellung

Die politische Grundeinstellung der Band bedarf gesonderter Aufmerksamkeit, da sie oft Gegenstand öffentlicher Diskussion ist. Die Stilmittel der Band, wie tiefer expressiver Gesang mit charakteristischem rollendem „r“, sorgen bei vielen Kritikern der Band für Unbehagen. Auch der Song „Links 2-3-4“ (2001, Album „Mutter“) mit den Textzeilen „Sie wollen mein Herz am rechten Fleck, doch seh ich dann nach unten weg, da schlägt es links“ beruhigte viele Kritiker nicht. Hier rückte dann der Fokus auf den militärisch stampfenden Rhythmus. Der überwiegende Teil der Kritiker und Kritikerinnen entfernte sich aber von solchen „Thesen“, da damit unter anderem jeder Techno-Künstler zu kritisieren wäre. Laut eigenen Angaben waren diese Stilmittel gedacht, um den Song nicht zu einer Plattitüde verkommen zu lassen.

Kritiker wie Martin Büsser dagegen rücken weniger populistische Thesen in den Fokus ihrer Kritik. Es stünde die Ästhetisierung rechter Symbolik, welche „einer Verherrlichung des Faschismus“ ähnlich käme, im Mittelpunkt und somit erhielte nationalsozialistische Symbolik und Ästhetik Einzug in die Jugendkultur. Auch wenn Rammstein nicht in die rechtsradikale oder nationalsozialistische Ecke gedrängt werden dürften, gäbe es berechtigte Kritikpunkte an ihrer Ästhetik. Diese These wird unter anderem auch von der Initiative I Can't Relax in Deutschland unterstrichen, welche Nationalisierungstendenzen in der Popkultur kritisiert und aufzeigt und von einem nach ihrer Meinung stattfindenden „Wegbrechen der sogenannten Poplinken“ spricht.

Breitenwirksame Aufmerksamkeit erlangten solche Vorwürfe, als Rammstein für ein Musikvideo zu ihrem Depeche-Mode-Cover Stripped auf Filmmaterial von Leni Riefenstahl zurückgriffen. Der Olympiafilm von 1936 zeigt u.a. idealisierte Darstellungen makelloser und kräftiger Körper, wodurch sich die gesellschaftlichen Vorstellungen des faschistischen Deutschlands zu dieser Zeit Ausdruck verschafften. In dem Rammsteinvideo wurden zwar sämtliche Nazi-Symbole herausgearbeitet, jedoch fühlen sich Kritiker durch das Entfernen unliebsamer Symbole darin bestätigt, dass hierdurch eine Verharmlosung des Faschismus Vorschub geleistet würde.

Es gab jedoch auch nicht direkt mit der Band in Zusammenhang zu bringende diverse negative Schlagzeilen, welche jedoch ihren Einfluss auf Jugendkultur und Lebensstil belegen, zum Beispiel als bekannt wurde, dass die Täter des Massakers von Littleton Fans der Band waren. Allerdings hinkt der Vorwurf an der Stelle, wenn man sich die Reihe von Gewalttaten ansieht, bei der irgenwelche Einflüsse von Bands - aus welchem vermeintlichen Spektrum auch immer - anschaut. Demzufolge müssten zahlreiche linke, rechte oder vermeintlich / angeblich linke oder rechte Gruppen für eine Anzahl von Gewaltverbrechen verantwortlich sein, nur, da die jeweilige Musik der einen oder anderen Gruppe konsumiert wurde.

Den Vorwürfen steht zudem entgegen, dass die Band der DDR-Punkszene entsprang sowie Aussagen der einzelnen Bandmitglieder, die sich als eher unpolitisch oder links gerichtet einstufen lassen.

Viele Fans sehen auch in Liedtexten von Liedern wie „Amerika“ oder „Moskau“ eine klare politisch linke Haltung. Am Beispiel von „Amerika“, zeigt sich jedoch, dass damit antiamerikanische Ressentiments bedient werden, worüber es auch in der Linken durchaus radikale Auseinandersetzungen gibt. Einige antideutsche Gruppen weisen auf die Gefahr hin, welche in „einer verkürzte Kapitalismuskritik“ läge. Antiamerikanismus sei nicht links, da solche Ressentiments aufgrund des „strukturellen Antisemitismus“ durchaus auch mit rechten Positionen d'accord gehen würden.

Um die Problematik, in welche sich die Band damit wohl auch bewusst begeben zu haben scheint, aufzufächern, muss dabei jedoch auch auf die Schwierigkeit hingewiesen werden, eine genaue Abgrenzung zwischen „Links“, „Mitte“ und „Rechts“ in der Postmoderne festzulegen. Tendenzielle politisch inkorrekte Strömungen sind mittlerweile tief in der gesellschaftlichen „Mitte“ verwurzelt.

Vollständige Diskografie

Alben

Singles

Sonstiges

  • Wut will nicht sterben gespielt von den Puhdys unter Unterstützung von Till Lindemann, veröffentlicht 1999

DVDs

Videos

  • Live aus Berlin, unzensiert (1999), FSK 18
  • Live aus Berlin (30. August 1999), FSK 16 (enthält das von der FSK indizierte „Bück Dich“ nicht)

Soundtracks & Compilations

Remixe

Literatur

  • Gert Hof: Rammstein. Die Gestalten, 2001, ISBN 3931126323
  • Michele Bettendorf: Ursprung Punkszene. Oder Rammstein hätte es im Westen nie gegeben, 2002, ISBN 3831144931
  • Till Lindemann und Gert Hof: Messer, Eichborn, 2002 ISBN 3821809272

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