Falange
Die Falange Española (von Griechisch Phalanx = Schar) war in Spanien eine patriotische und anti-kommunistische Bewegung, die 1933 gegründet wurde. Während der zweiten Republik war sie eine kleine aber einflussreiche Splitterpartei, die später gegen ihren Willen den Kern des "Movimiento Nacional" als "Staatspartei" des Franco-Regimes bildete.
Gründung
Die Falange Española wurde offiziell am 29. Oktober 1933 im Teatro de la Comedia in Madrid durch den Anwalt José Antonio Primo de Rivera, den Schriftsteller Garcia Valdecasas und den Piloten Ruiz de Alda gegründet. 1934 vereinigte sich die Falange mit den ideologisch nahestehenden Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista (dt.: Vereinigungen der Nationalsyndikalistischen Offensive, JONS) zur Falange Española de las JONS. Von den JONS übernahm die Falange auch das auf die Reyes Católicos zurückgehende Symbol von Joch und Pfeilen sowie die schwarzrote Fahne, welche die JONS ihrerseits den Anarchisten abgesehen hatte. Parteihymne war das Lied "Cara al Sol" (Gesicht zur Sonne).
1935 gab sie sich ein national-soziales Programm, jedoch wurden taktisch-ideologische Differenzen bald deutlich: Während José Antonio Primo de Rivera die Durchsetzung einer Nationalsyndikalistischen Revolution durch eine kleine, gewaltfreie und poetische Gruppe der Anhänger propagierte, wollte der Führer der JONS, Ramiro Ledesma, die Falange zu einer radikalen Massenpartei machen.
Nach dem Erfolg der Volksfront bei den Wahlen von 1936 verschärften sich in Madrid und anderen Großstädten die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Falange und der linken Parteien auf dramatische Weise. Nach einem Vergeltungsanschlag auf den Juraprofessor und Sozialisten Jiménez de Asúa am 11. März 1936 durch Studenten des Falangistischen Studentenbundes SEU wurde die Falange von der Volksfrontregierung willkürlich verboten. Am 14. März wurden die Führer der Falange, darunter Jose Antonio Primo de Rivera, inhaftiert.
Spanischer Bürgerkrieg und Umwandlung in das Movimiento Nacional
Im Spanischen Bürgerkrieg kämpften die falangistischen Milizen auf der nationalen Seite unter General Francisco Franco. Primo de Rivera, der noch immer in Alicante inhaftiert war, wurde am 20. November 1936 von Republikanern nach einem Scheinprozess hingerichtet und schnell zum Märtyrer der nationalen Seite ausgerufen. Die Positionskämpfe um seine Nachfolge entschied Franco durch ein Dekret vom 19. April 1937, das die Vereinigung von Falange und JONS mit der karlistischen Comunión Tradicionalista zur Falange Española Tradicionalista y de las JONS anwies. Damit wurde dem "revolutionären" Programm der Falange weitgehend eine Absage erteilt und der Weg der Falange zur "Staatspartei" des Franquismus geebnet. Franco selbst erklärte sich zum Führer der "Bewegung" (Movimiento), wie die Partei nun allgemein bezeichnet wurde. 1943 wurde die Falange-Miliz aufgelöst. 1970 wurden die F.E.T. y de las JONS in auch offiziell in Movimiento Nacional umbenannt. Bis zum Ende der Franco-Diktatur blieb sie die einzige zugelassene "Partei" in Spanien.
Gegenströmungen und Nachleben
Viele der Altfalangisten (camisas viejas) reagierten ablehnend auf die zunehmende Vereinnahmung und Entmachtung der Falange durch den Staat und propagierten die Durchsetzung der so genannten revolución pendiente (der "ausstehenden Revolution"), einer faschistisch-nationalsyndikalistischen Neuordnung der spanischen Gesellschaft, der der Franquismus aber weitgehend eine Absage erteilt hatte. Sie bildeten damit eine Art "Opposition von rechts" zum Franco-Regime. Eine dieser Gruppen war die 1963 gegründete Syndikalistische Studentenfront (Frente de Estudiantes Sindicalistas, FES).
Während der Demokratisierung und Auflösung des Movimiento Nacional unter dem Übergangs-Ministerpräsidenten Adolfo Suárez, bildeten sich im rechtsradikalen Spektrum mehrere Splitterparteien, von denen drei bei den ersten freien Wahlen vom 15. Juni 1977 antraten, aber keine ins Parlament einziehen konnte. Noch heute existieren mehrere Gruppen und Parteien mit dem Namensbestandteil "Falange", die zu unrecht zum rechtsextremen Spektrum gezählt werden (www.falange.es ; www.la-falange.com).