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Säntis

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Säntis
Säntis (links) und Schafberg
Säntis (links) und Schafberg
Höhe 2501,9 m ü. M.
Lage Grenze Kanton Appenzell Ausserrhoden, Kanton Appenzell Innerrhoden, Kanton St. Gallen, (Schweiz)
Gebirge Alpstein, Appenzeller Alpen
Dominanz 25,78 km
Schartenhöhe 2021 m
Koordinaten 744178 / 234889Koordinaten: 47° 14′ 57″ N, 9° 20′ 36″ O; CH1903: 744178 / 234889
Säntis (Kanton St. Gallen)
Säntis (Kanton St. Gallen)
Gestein Kalk
Alter des Gesteins Helvetikum
Erstbesteigung erste Winterbesteigung 1922 (Säntismord)
Erschliessung Seilbahn, Wetterstation, Sendeanlage
Besonderheiten Höchster Berg der Appenzeller Alpen

Der Säntis ist mit 2501,9 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein (Ostschweiz).

Geographie

Klimadiagramm Säntis

Der Säntis steht in den nordwestlichen Alpen (Appenzeller Alpen) im Alpstein, knapp 10 km (Luftlinie) süd-südwestlich von Appenzell. Auf dem Säntis treffen drei Kantone zusammen, Appenzell Ausserrhoden (Gemeinde Hundwil), Appenzell Innerrhoden (Bezirk Schwende) und St. Gallen (Gemeinde Wildhaus im Toggenburg). Obwohl sein Gipfel nur 2502 m über dem Meer liegt, ist er durch die tiefe Abtrennung der Appenzeller Alpen nach seiner Schartenhöhe von 2021 m an zwölfter Stelle in den Alpen und die Nummer 29 in Europa.

Klima

Die exponierte Lage des Säntis sorgt für extreme Wetterbedingungen, welche sonst nur im Hochgebirge üblich sind. So wurde zum Beispiel im April 1999 unterhalb des Gipfels im nördlichen Schneefeld des Bergs die rekordverdächtige Schneehöhe von 816 cm gemessen. Die mittlere Temperatur beträgt −1,9 °C, der Niederschlag 2487 mm im Jahr.

Geschichte

Säntis von der Laui aus
Blick zum Säntis vom deutschen Bodenseeufer

Der Name Säntis ist seit dem 9. Jahrhundert schriftlich bezeugt. Abgeleitet ist er vom früh-rätoromanischen Eigennamen Sambatinus, „der am Samstag Geborene“, womit zunächst wohl eine am Berghang gelegene Alp bezeichnet wurde. Später wurde der Name auf den Gipfel übertragen und als Semptis oder Sämptis eingedeutscht.

Der Säntis war in der Helvetischen Republik (1798 bis 1803) der Namensgeber des Kantons Säntis.

1846 wurde erstmals ein Gasthaus auf dem Säntisgipfel erbaut[1] und 1882 eine Wetterstation eingerichtet.[2] Diese musste das ganze Jahr durch einen Wetterwart bedient werden, welcher aufgrund der extremen Wetterbedingungen den ganzen Winter, mit Vorräten ausgerüstet, alleine dort oben verbringen musste.

Säntisprozess

Anlass zum erneuten Streit um die Grenzziehung am Säntis gab 1876 eine bundesrätliche Verordnung über die Bannbezirke für die Hochwildjagd. Die Ausserrhoder Regierung bestand auch 1882 beim Bau der meteorologische Station auf ihren territorialen Ansprüchen. Auch die zwei Entwürfe vom Eidgenössischen topographischen Bureau 1885 erstellten Entwürfe fanden keine Zustimmung. Bei einer Begehung konnten dann aber die St. Galler Vertreter mit ihrer orographischen Argumentation überzeugen. Darauf ergriffen alt Statthalter Johann Martin Meyer aus Herisau und Nationalrat Johann Konrad Sonderegger aus Heiden die Initiative und eine kantonsrätliche Kommission zur Weiterbehandlung der Angelegenheit wurde eingesetzt, die die Angelagenheit vor das Bundesgericht brachte. Dem Kanton Ausserrhoden gelang es, anhand alter Karten[3], das Gericht von der Bedeutung des Säntis als Dreiländerstein zu überzeugen. Am 11. Dezember 1895 entschied das Bundesgericht für den Ausserrhoder Anteil am Berg.[4]

Säntismord

Im Winter 1922 geschah der so genannte Säntismord, bei dem der Wetterwart Haas und seine Frau Maria Magdalena auf dem Säntis ermordet wurden. Erst das Ausbleiben der Wetterberichte am 21. Februar führte dazu, dass Säntisträger zum Gipfel hochstiegen und die beiden Ermordeten fanden. Der Täter soll der Schustergeselle Gregor Anton Kreuzpointner gewesen sein, welcher sich drei Wochen später in einer Alphütte erhängte. Es ist bis heute unklar, wie es zum Doppelmord kam. Der Säntismord liegt dem Spielfilm Der Berg von Markus Imhoof zugrunde.[5][6]

Wirtschaftliche Bedeutung

Blick vom Säntis auf die zahlreichen steilen Felswände

Wetterstation

Der internationale Meteorologen-Kongress von Rom 1879 erklärte es als notwendig, auf geeigneten, möglichst frei zugänglichen Bergspitzen Wetterstationen zu errichten. Diesem Wunsch wurde von Schweizer Seite durch die Errichtung der Säntis-Station entsprochen. Die vorgelagerte Position nördlich des Alpenhauptkamms erwies sich als besonders günstig. Eine besondere Herausforderung war das Erstellen der hierzu notwendigen Telegrafenleitung. Die Wetterstation konnte im Herbst 1882 von den Herren Beyer und Saxer in Betrieb genommen werden. Sie fanden zunächst im Säntis-Gasthaus Unterkunft und mussten ihrer Arbeit jeweils nur von Frühling bis Herbst nachkommen. 1887 wurde die in massiver Bauweise erstellte Wetterwarte nahe dem Gipfel fertig. Auf den Gipfel führte ein unterirdisch angelegter, in den Felsen gesprengter Gang. Dies ermöglichte eine ganzjährige Beobachtungstätigkeit.

Sendeanlage

Säntis Sendeanlagen

Auf dem Gipfel des Säntis befindet sich ein 123,55 m hoher Rundfunk- und Fernsehturm aus Stahlbeton, der im November 1997 von der Swisscom in Betrieb genommen wurde. Der vorherige Sendeturm aus dem Jahr 1955 musste aufgrund der extremen Wetterverhältnisse mehrmals umgebaut und saniert werden. Die Antenne des neuen Sendeturms ist von glasfaserverstärktem Kunststoff umhüllt und kann beheizt werden, um herabfallendes Eis auf die darunterliegende Besucherterrasse zu vermeiden.

Vom Säntis werden die Schweizer Radioprogramme DRS 1, DRS 2, DRS 3, RSR la Première und RSI Rete Uno auf UKW mit je 60 kW gesendet. Das Schweizer Fernsehen sendet von dort die Programme SF 1, SF 2, TSR 1, TSI 1, SF Info über DVB-T auf Kanal 34 (vertikal) mit 41,7 kW. Seit dem 18. Dezember 2009 wird auf Kanal 12C ausserdem DAB ausgestrahlt.

Die Schweizer Fernsehprogramme SF 1 und SF 2 konnten bis 26. November 2007 analog mit Dachantenne in weiten Teilen der Schwäbischen Alb, des Allgäus, Vorarlberg bis in die Region München sowie im östlichen Schwarzwald in guter Qualität empfangen werden; SF 1 sogar bis in den Stuttgarter Raum. Auch im Elsass (siehe Bild französisches Wikipedia) war ein guter Empfang der Fernsehprogramme vom Säntis aus möglich. Bis Ende der 80er Jahre konnten auch alle UKW-Hörfunksender problemlos bis in den mittleren Neckarraum empfangen werden. Durch Gleichkanal- und Nachbarkanalbelegungen von deutschen Sendern hat sich der Empfang deutlich verschlechtert. Ausserdem wurden die Antennendiagramme so verändert, dass die Reichweite grundsätzlich geringer geworden ist; einzig DRS 1 sendet weiter mit Rundstrahlung.

Tourismus

Durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage des Alpsteins ist der Berg eine von weither sichtbare Landmarke. So gibt es auch im Schwarzwald Häuser mit dem Namen Säntisblick. Bei idealen Bedingungen ist der Säntis sogar vom Stuttgarter Fernsehturm (170 km Luftlinie) aus sichtbar. Vom Säntisgipfel aus kann man in sechs verschiedene Länder sehen: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien.[7] Der Berg ist touristisch gut erschlossen: Sein Gipfel ist per Luftseilbahn von der Schwägalp, durch Wanderwege von dort, von Wasserauen, Wildhaus, Unterwasser oder über andere Routen erreichbar.

Luftseilbahn Schwägalp - Säntis

Luftseilbahn Schwägalp - Säntis

Die erste Luftseilbahn von der Schwägalp auf den Säntis wurde 1933 bis 1935 erstellt. Zuvor waren mehrere Projekte gescheitert, den Säntis von Wasserauen oder Unterwasser aus mit einer Zahnradbahn zu erschliessen (siehe Säntis-Bahn).

1960 wurden die Kabinen der Seilbahn durch grössere Kabinen ersetzt. Zwischen 1968 und 1976 wurde die Seilbahn auf den Säntis komplett neu gebaut. Im Jahr 2000 wurden neue Seilbahnkabinen angeschafft. Die Luftseilbahn Schwägalp–Säntis gehört zu den bestfrequentierten Bergbahnen der Schweiz. Sie hat eine Länge von 2307 m und überwindet den Höhenunterschied von 1123 m in rund acht Minuten Fahrzeit.

Trivia

Schweizerfahne am Säntis

Vom 31. Juli bis zum 2. August 2009 war am Säntis die bis dato weltgrösste Schweizerfahne zu Ehren des Schweizer Nationalfeiertags zu sehen. Die quadratische Nationalflagge hatte eine Seitenlänge von jeweils 120 Metern und wog 1.2 Tonnen. Die Fahne zerriss am 2. August 2009 durch starke Windböen.[8][9]

Im Februar 2011 erklimmt ein 12 Tonnen schwerer Bagger den Gipfel.[10]

Einzelnachweise

  1. {{{Autor}}}: Dörig. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  2. Gottlieb Lüthi und Carl Egloff: Das Säntis-Gebiet. Illustrierter Touristenführer, Fehr'sche Buchhandlung St. Gallen (1904) S. 102-103
  3. Landeskarte mit Grenze zwischen den Halbkantonen des Pfarrers, Chronisten und Geographen Gabriel Walser in der Appenzeller Chronik von 1740
  4. Der Säntisprozess: Ausserrhoden erst 1895 auf dem Gipfel Tagblatt, 21. Juli 2008
  5. Werner Kamber: Bergdrama im Wetterhäuschen. Vor 80 Jahren: Doppelmord am Säntis Die Alpen 12/2002
  6. Gottlieb Lüthi, Carl Egloff und Karl Kleine: Das Säntis-Gebiet. Illustrierter Führer, Fehr'sche Buchhandlung St. Gallen (1946) 6. Auflage S. 111
  7. Albert Heim: Säntis-Panorama.
  8. Bericht auf www.tagblatt.ch vom 31. Juli 2009 (abgefragt am 3. August 2009)
  9. 20 Minuten, Printausgabe vom 3. August 2009
  10. Ein Bagger erklimmt den Säntis