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Geschichte Hamburgs

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ältestes erhaltenes Stadtsiegel von 1245
ältestes erhaltenes Stadtsiegel von 1245

Die Stadt Hamburg, zu Beginn des 9. Jahrhunderts als Stützpunkt zur Missionierung der Sachsen gegründet, ist seit dem Mittelalter einer der bedeutendsten Handelsplätze Europas. Neben der günstigen Lage des Hamburger Hafens stärkte die jahrhunderte währende politische Unabhängigkeit als Freie und Hansestadt die Entwicklung Hamburgs zu einer der drei größten Städte der Bundesrepublik Deutschland (neben Berlin und München).

Hamburg liegt auf 53° 30' Nord, 10° Ost an der Mündung der Alster in die Elbe.

Sturmflut 1962Operation GomorrahHamburger BrandHamburger Franzosenzeitgrößte Stadt DeutschlandsStörtebekerHammaburg


Vor- und Frühgeschichte, Antike

Nachdem das Schmelzwasser der letzten Eiszeit vor ca. 170.000 Jahren zurückfloss, siedelten sich vermutlich nomadisierende Jäger und Sammler im Urstromtal der Elbe an. Es gibt verschiedene Funde von Werkzeugen aus der Jungsteinzeit, beispielsweise im Stellmoorer Tunneltal an der Grenze von Rahlstedt und Ahrensburg sowie Funde aus der Fischbeker Heide südwestlich von Harburg die eine nomadische Besiedlung der Gegend belegen. Die ältesten Nachweise für eine feste Besiedelung, wurden auf das 4. Jahrhundert vor Christus datiert. Auch im Sachsenwald zeugen Megalithgräber für eine Frühgeschichtliche Besiedelung. Der Vorstoß römischer Expeditionstruppen bis in den Hamburger Raum ist nicht archäologisch belegt und gehört vermutlich in den Bereich der Legenden. Seit dem 4. Jahrhundert siedeln sich die nordalbingischen Sachsen im nordelbischen Raum an. Belegt sind Besiedlungen auf dem Geestrücken bei der Alstermündung. Der Zustrom dauert bis ins 6. Jahrhundert an.

Mittelalter

Frühmittelalter - Hamburg als Missionszentrum

810 n. Chr. ließ Karl der Große, nachdem seine Franken mit Unterstützung der slawischen Obotriten das Gebiet von den Sachsen erobert hatten, zwischen den Flüssen Bille und Alster eine Taufkirche errichten. Hauptaufgabe von Priester Heridag, dem die Kirche unterstellt war, ist die Christianisierung des heidnischen Nordens, der Schleswig-Holstein, Dänemark und Skandinavien umfasst. Zur Sicherung der Kirche und der Bewohner wird auf den Ruinen des sächsischen Dorfes Hamm (im Bereich des heutigen Domplatzes) eine Fluchtburg erbaut, die so genannte Hammaburg. Sie bot 40-50 Menschen Zuflucht, hatte eine Größe von etwa 130 m x 130 m, die Wälle waren 5-6m hoch und 15m Breit. Sie diente als Schutz vor feindlichen Stämmen der Sachsen und Slawen. Der Name Hammaburg wurde das erste mal 832 namentlich dokumentiert. 831 begründet Ludwig der Fromme in der Hammaburg ein Bistum, das 832 durch Papst Gregor IV. zu einem Erzbistum erhoben wird. Die Stiftungsurkunde wurde am 15. Mai 834 vom römisch-deutschen Kaiser Ludwig dem Frommen verliehen. Erster Bischof wird der Benediktinermönch Ansgar, der als Mutterkirche für die Mission eine Marienkirche errichten ließ, die noch ein schlichter Holzbau war und doch den Uranfang der großen Hamburger Kathedrale (Dom) werden sollte. Dazu kamen noch Schule und Kloster, strittig ist, ob es sogar schon eine Bibliothek zur Sammlung handschriftlicher Bücher gab. Zur Deckung der nicht unerheblichen Ausgaben standen ihm die Einkünfte der Abtei Turholt in Flandern zur Verfügung, die jedoch nach der Reichsteilung von Verdun 843, an den westfränkischen König Karl den Kahlen abgetreten werden musste. Diese Reichsteilung die ein Zeichen für die schwindende Macht der Karolinger war, hatte zur folge, dass dänische Wikinger und Normannen 845 die deutschen Siedlungen an der Elbmündung zerstören und auch vor Hamburg nicht halt machen und die religiösen Bauten in Flammen aufgehen ließen, sowie die Hammaburg selbst dem Erdboden gleich machten. Ansgar flieht nach Ramelsloh (bei Bardowik) und verlegt seinen Amtssitz nach Bremen. Das Erzbistum Hamburg-Bremen entsteht. Die kaum zerstörte Siedlung Hamburgs entwickelt sich weiter. Bereits 915 wird die Siedlung beim ersten dokumentierten Überfall der slawischen Obodriten in Schutt und Asche gelegt. In den folgenden Jahren stellt Erzbischof Adaldag das Erzbistum wieder her, lässt eine neue Burg errichten, die von Handwerkern und kleinen Händlern bewohnte Siedlung ausbauen und verleiht Hamburg das Marktrecht und legt somit den Grundstein für den späteren Status Hamburgs als Handelsstadt. Ihm sind diverse Bistümer unterstellt: Schleswig, Ripen, Aarhus und Oldenburg. Ab 964 verbrachte Papst Benedikt V. in Hamburg seinen Lebensabend in der Verbannung, nachdem er aus Rom vertrieben wurde. Nach seinem Tod 966 werden seine Gebeine im Mariendom begraben, bis sie 999 nach Rom überführt werden. Ebenfalls 966 überträgt der deutsche Kaiser und sächsische Herzog Otto I. seinem Stellvertreter und Sachsenfürst Hermann Billung die weltliche Herrschaft. Trotzdem kann Aldadag unabhängig werken, auch weil er an der Kaiserkrönung Otto I. teilnahm (962). Nach der Niederlage Ottos II. in Kalabrien und der damit einhergehenden militärischen Schwächung, erfolgte ein allgemeiner Aufstand der Wenden und Angriffe der Dänen. Der Obodritenfürst Mistui machte Hamburg im Jahre 983 dem Erdboden gleich.

aus einem Panorama von 1527

Hochmittelalter - vom Missionszentrum zur Handelsstadt

Der Wiederaufbau der Altstadt dauert bis in die Anfänge des 11. Jahrhunderts. Erzbischof Bezelin Alebrand lässt 1037 mit dem Bau der Marienkirche, des Klosters und des erzbischöflichen Palastes aus Quadersteinen beginnen, die ersten Steingebäude in der Region überhaupt. Die Stadt wird durch eine Ringmauer mit 12 Verteidigungstürmen befestigt. An der Südseite des Doms wird ein festes Schloß errichtet, die Wiedenburg (=Weidenburg), daraufhin errichtet um 1045 der Billunger Bernhard II. eine eigene Turmburg auf der anderen Seite des Doms, in der Alstermarsch, die Alte- oder Alsterburg.1061 baut sein Sohn Ordulf außerhalb der Umwallungen die so genannte Wasserburg, auch neue Burg genannt, im Bereich der heutigen Nikolai-Ruine/Hopfenmarkt. Der Marktplatz, das Zentrum des damaligen Lebens, befindet sich gegenüber der heutigen Petri-Kirche. In der Amtszeit Erzbischof Adalberts, der nicht nur ein Freund Heinrichs III. sondern auch Erzieher und Berater seines Sohnes Heinrich IV. ist und einem Gerücht zu folge die Papstwürde ablehnte, blüht Hamburg auf (1043-1072). Um 1060 ist Hamburg so groß geworden, das die Stadt geteilt wird, in die erzbischöflich regierte Altstadt und die herzogliche Neustadt. Hamburg wird erneut zentraler Ausgangspunkt für die Missionierung der skandinavischen Länder und erste Handelsbeziehungen gen Norden und Osten werden aufgebaut die bis nach Island, Grönland und Finnland reichen. Ein Ausbau der Befestigungsanlagen ist geplant, doch wurde Erzbischof Adalbert (Ein Glasmosaikbild befindet/befand sich auf dem Kaiser-Karls-Brunnen) auf dem Reichstag zu Tribur 1065 gestürzt. Durch die Machtkämpfe um die Nachfolge sehen die Obodriten unter ihrem Fürsten Kruto eine Chance und fallen in Nordalbingien ein. 1066 und 1072 wird Hamburg erneut von den Obodriten überfallen, wodurch die Erzbischöfe Hamburg verlassen und fortan in Bremen residieren; Hamburg verliert seine kirchliche Vormachtstellung im Norden. Obdoritenfürst Kruto regiert von Bucu (=Alt-Lübeck) aus, Norddeutschland, bis sie sich 1090 zurückziehen müssen. Die Überfälle der Obodriten enden erst mit deren Christianisierung im Jahre 1093. 1106 stirbt das Geschlecht der Billunger aus und Adolf I. von Schauenburg wird 1110 vom sächsischen Herzog Lothar zum Landesherrn der Grafschaften Wagrien, Stormarn und Holstein, dadurch auch des herzoglichen Teils von Hamburg, bestellt. Er lässt Elbmarschen und –inseln eindeichen, trocken legen und besiedeln. 1124 wird unter Adolf I. die Alster zum ersten mal aufgestaut für eine Kornmühle am Großen Burstah. Sein Nachfolger und Sohn Adolf II. hat in Hamburg selbst kaum Akzente gesetzt, aber eine Zeit des ruhigen Wachsens ermöglicht, obwohl er um die Grafschaften mit dem Kaiser im Konflikt stand und nebenbei noch Lübeck gründete. Adolf III. (Amtszeit 1164-1203) entsteht im Bereich der Neuen Burg die Neustadt für Kaufleute, die unter gräflichem Einfluss steht. 1189 soll Kaiser Friedrich I., auch bekannt unter dem Namen Barbarossa, der Stadt den Freibrief überreicht haben. Diesen erhielt Hamburg als Dank für dessen Unterstützung beim Kreuzzug im Heiligen Land. Der Freibrief enthielt für Hamburg vier wichtige Punkte: Hamburg brauchte bis zur Nordsee keine Zölle mehr zu zahlen, die Heerpflicht wurde aufgehoben, Hamburger Bürger waren nur zum Schutze Hamburgs verpflichtet, im Umkreis von 15 Kilometern durfte um Hamburg herum keine weitere Burg errichtet werden und den Hamburgern wurde erlaubt, Vieh zu halten, Fische zu fangen und Bäume zu roden. In Ermangelung einer authentischen Urkunde wurde um 1265 der noch vorhandene und vermutlich auch inhaltlich verfälschte Barbarossa-Freibrief ausgefertigt. Eine andere Lesart ist, dass der Freibrief von Anfang an eine bewusste Fälschung Hamburger Kaufleute war. 1190 wählen die bischöfliche Altstadt und die gräfliche Neustadt einen aristokratischen Rat, begünstigt durch die Abwesenheit Adolf III. der sich an dem Dritten Kreuzzug beteiligt. Diese Freiheit resultiert in dem Bau zweier Rathäuser (1200). Im 13. Jahrhundert wird Hamburg von Kriegen gezeichnet. 1201 überfällt Herzog Waldemar II. Hamburg, besetzt Stadt und Region und nimmt Adolf III. gefangen. Friedrich II. König von Staufen tritt 1214 die Ländereien nördlich der Elbe an das Königreich Dänemark ab, um sich ein Bündnis gegen die Welfen zu sichern. Hamburg wird von einem dänischen Statthalter verwaltet. Die fremden Besatzer lassen beide Teile der Stadt näher zusammenwachsen. Hamburg eint sich unter einem Rathaus, Rat und Gericht. Am 22. Juli 1227 besiegte eine norddeutsche Fürstenkoalition mit Beteiligung Hamburger Bürger die Dänen in der Schlacht bei Bornhöved vernichtend. Die Stadt unterwarf sich Adolf IV. von Schauenburg, der ab 1228 Herr der gesamten Stadt war. Er stiftete bereits vor seiner Herrschaft über die Stadt (1227), Hamburgs erstes Kloster, das St.-Maria-Magdalenen-Franziskanerkloster (an der Stelle der heutigen Börse, wurde 1837 abgerissen). Adolf IV. überlässt Hamburg nahezu sich selbst und seiner positiven Entwicklung. Durch die Privilegien des Freibriefes können sich Handel und Gewerbe (vor allem die Bierbrauerei).Kaufmannsgilden und auswärtige Handelshäuser werden errichtet. 1239 zieht sich Adolf IV. in das von ihm gestiftete Kloster zurück und erhält später in Rom die Priesterweihe(1244). Ab 1240 wird einen neue Befestigungslinie angelegt, die bereits um 1250 die gesamte Innenstadt umgibt und deren Grundrisse und Namen noch heute das Stadtbild prägen (Lange Mühren, Kurze Mühren, Steintor, Millerntor, Alstertor). In dieser Phase des Aufbaus entstehen auch etliche Klöster und Spitäler. 1270 tritt das „Ordelbook“ (Urteilbuch) mit seinen Bestimmungen für das Zivil-, Straf- und Prozessrecht in Kraft Am 5. August 1284 wird Hamburg von einem verheerenden Brand heimgesucht und trifft die damalige Bevölkerung (ca. 5000) hart. Ab 1292 hat der Rat Hamburgs gesetzgebende Gewalt.

1350 Die Pest erreichte Hamburg. 6000 Todesopfer waren zu beklagen.

Spätmittelalter - einer der bedeutendsten Partner der Hanse

Stadtansicht 1527

Neuzeit

Die Reformation und ihre Folgen

Nachdem zunächst verschiedene Strömungen der Reformation eine Einigung verhindert hatten, bittet Bürgermeister Wetken Luther 1528 um die Entsendung von Bugenhagen unter dessen Leitung eine Kirchenverfassung entsteht. 1529 wird Hamburg evangelisch. Nach harten Verfolgungen im Zuge der Gegenreformation in den spanischen Niederlanden treffen 1567 die ersten niederländischen Emigranten in Hamburg und Altona ein. Um 1600 kommen sephardische Juden nach Hamburg. Sie waren zunächst aus Spanien, später aus Portugal und dann auch aus den Niederlanden vertrieben worden.

Das 17. Jahrhundert

  • 1619 Hamburg ist größte Stadt Deutschlands.
  • Von 1616 bis 1625 wird Hamburg mit massiven Wallanlagen versehen, die die Stadt vor den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges bewahrten.
  • 1623 Einsetzung des Admiralitäts-Kollegiums, dem die Aufsicht über den Hafen, das Lotsenwesen, die Ernennung Hamburgischer Konsuln im Ausland sowie richterliche Befugnisse in Schiffahrts- und Versicherungsangelegenheiten unterliegen.
  • 1644 Hamburg wird zusammen mit dem damals dänischen Altona zum Zentrum des deutschen Walfangs.
  • 1669 halten Hamburg, Lübeck, Bremen, Danzig, Rostock, Braunschweig, Hildesheim, Osnabrück und Köln als die letzten in der Hanse verbliebenen Städte den letzten Hansetag in Lübeck ab.
  • 1673 Einführung der ersten öffentlichen Straßenbeleuchtung mit 400 Tranlampen.

Das 18. Jahrhundert

Der erfolgreiche Kaufmann und Bewunderer der französischen Revolution Georg Heinrich Sieveking initiierte 1790 ein "Freiheitsfest" zum Jahrestag des Sturms auf die Bastille. Im darauf folgenden Jahr kam es mit dem Streik der Hamburger Handwerkergesellen zum ersten großen (aber letztlich erfolglosen) Aufstand von Anhängern der Revolution in Deutschland.


Besiedelung schematisch ca. 1800

Französische Revolution bis Reichsgründung

Die Zeit von der französischen Revolution bis zur Reichsgründung führte Hamburg erst langsam, dann immer schneller vom Mittelalter Richtung Moderne. Der ständisch geprägte, absolut souveräne und neutrale Stadtstaat von 1800 machte bis 1871 einem boomenden Bundesstaat mit Gewaltenteilung, Religionsfreiheit und neuer Verfassung Platz. Wie in keinem Jahrhundert zuvor strömten Menschen vom Lande in die Stadt, um nach den napoleonischen Kriegen am neu aufkeimenden Wohlstand durch die Industriealisierung und den Wirtschaftsliberalismus teilzuhaben. Aber reich wurden nur wenige, die meisten lebten unter elenden Bedingungen. Hamburg war schon 1806 mit 130.000 Einwohnern eine Großstadt gewesen, doch die Bevölkerung war 1860 bereits auf 300.000 angewachsen. Die öffentliche Infrastruktur die (meist auf Privatinitiative) schon seit der französischen Revolution entstand, wurde weiter ausgebaut. Hilfsvereine sproßen wie Pilze aus dem Boden. Neue politischer Strömungen wie die Arbeiterbewegung entstanden auch in Hamburg und sowohl die Demokratiebewegung als auch der Nationalismus erstarkten. In der boomenden Stadt kam es auf den Straßen häufiger zu Streiks oder stundenweise auch zu Aufruhr, während Rat und Bürgerschaft miteinander um die Modernisierung des Staates rangen. Die Hamburger Aussenpolitik musste die zunehmende politische Dominanz von Otto von Bismarck zur Kenntnis nehmen, der erfolgreich die deutsche Einheit unter Führung Preußens vorantrieb. Hamburg wurde erst Verbündeter Preußens, dann Mitglied im Deutschen Bund, schließlich Bundesstaat im Deutschen Reich. Auf dem Weg vom Mittelalter in die Moderne war Hamburg "Mitten in Deutschland" angekommen. Doch auch 1871 gab es noch Aufgaben genug: Weder waren die politischen Strömungen durch ein gleiches, freies und geheimes Wahlrecht versöhnt, noch ließ sich ein Ende der massiven Zuwanderung und der damit verbundenen sozialen Probleme absehen.

Politik

Zum Beweis seiner Neutralität in den Koalitionskriegen ließ der Hamburger Rath 1804 die Befestigungsanlagen von Hamburg einreißen. Wegen der strategischen Bedeutung der Stadt für die Durchsetzung der Kontinentalsperre ließ Napoleon die Stadt im 4. Koalitionskrieg besetzen. Am 19. November 1806 marschierten französische Truppen in Hamburg ein und hielten die Stadt bis 1814 besetzt (siehe Hamburger Franzosenzeit). Der Wiener Kongress garantierte 1815 die Souveränität Hamburgs. Hamburg trat dem Deutschen Bund bei und nannte sich seit Ende 1819 Freye und Hansestadt.

Die Besatzungszeit löste einen tiefen Franzosenhass bei vielen Hamburgern aus. In der Zeit der Neuordnung nach dem Abzug der Franzosen traten daher nur wenige wie Abendroth dafür ein, einige Modernisierungen der Verwaltung beizubehalten wie Gewaltenteilung und Trennung von Kirche und Staat. Rat und erbgesesssene Bürgerschaft setzten die Verfassung von 1712 wieder in Kraft, einzelne Reformen wurden schrittweise durchgeführt(etwa die religiöse Gleichstellung aller Bürger 1819). 1820 begann die Entfestigung der Stadt und zog sich bis 1880 hin (siehe auch Hamburger Wallanlagen).

Bevölkerungsentwicklung in Hamburg 1200 - 2000 (logarithmischer Maßstab)

In den Vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts politisierte sich auch in Hamburg die Bevölkerung. Zahllose Vereine mit demokratischen (bisweilen sozialistischen) Tendenzen wurden gegründet. Zwar wurde nach den Unruhen vom März 1848 (siehe Märzrevolution), die es auch in Hamburg gegeben hatte, ein Vorschlag für eine reformierte Verfassung erarbeitet, die jedoch erst nach jahrelangem politischem Tauziehen 1860 in Kraft trat. Demnach wurden künftig über 40% der Bürgerschaft direkt vom (männlichen, steuerzahlenden) Bürger gewählt, der Rat hieß nun auch offiziell Senat. Außerdem gewährte die neue Verfassung (sogen. Neuner Verfassung) Gewaltenteilung, Trennung von Staat und Kirche, Pressefreiheit, Vereins- und Versammlungsrecht.

Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 blieben die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck zunächst gemeinsam neutral. (Die Sympathien der Hamburger Bürger wurden sogar eher auf Seiten der Österreicher vermutet, weil Österreich im Gegensatz zu Preußen Hamburg in der Wirtschaftskrise von 1857 großzügig Finanzhilfe gewährt hatte.) Preußen legte Bündnisangebote vor und signalisierte gleichzeitig seinen Willen zur Besetzung der Städte, sollten sie sich eindeutig auf die Seite Österreichs schlagen. Schließlich stimmten alle drei Städte dem Bund mit Preußen zu.

Freie Hansestadt Hamburg 1815 -1937

Nach dem Preußen den Krieg erfolgreich beendet hatte, erweiterte es sein Terretorium um Hannover und Schleswig-Holstein, so dass Hamburg nun ganz vom mächtigen Nachbarn umschlossen war. Mit den Verbündeten aus dem Krieg bildete Preußen den Norddeutschen Bund, einen Bundesstaat, dessen neue Verfassung der Hamburger Bürgerschaft im Jahre 1867 zur Abstimmung vorgelegt wurde. Die Verfassung fand am 15. Mai mit 136 gegen eine Stimme (und bei vier Enthaltungen) Zustimmung, obwohl Hamburg dadurch deutlich Souveränität verlor. Hamburg behielt allerdings vorläufig seine Zoll- und Gerichtshoheit sowie ein Freihafengebiet, das Altona und die nördlich der Elbe gelegenen Stadtteile umfasste. Als letzte Abwehrmaßnahme gegen den dominanten Nachbarn kaufte Hamburg die restlichen Anteile von Bergedorf im Jahre 1868 von Lübeck, nachdem es Gerüchte gegeben hatte, dass auch Preußen daran Interesse habe.

Wirtschaft

Die Beendigung des Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges im Jahre 1783 brachte Hamburg einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Waren die hamburgischen Kaufleute bisher durch die Navigationsakte vom Direkthandel mit Übersee ausgeschlossen gewesen, so kamen nun Waren wie Tabak, Reis und Indigo auf direktem Weg aus den Häfen der amerikanischen Ostküste in die Hansestadt. Kaufleute wie John Parish, Georg Heinrich Sieveking oder Caspar Voght, die die Chancen der neuen Handelssparte frühzeitig erkannten, erzielten hohe Gewinne.

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Hamburger Bürgereid 19. Jahrhundert, unterschrieben vom Begründer der Baptistengemeinden Johann Gerhard Oncken

Mit Ausbruch des 1. Koalitionskrieges 1793 verhängte die Französische Republik ein Handelsembargo gegen Hamburg. Diese Maßnahme traf den Stadtstaat hart, denn Frankreich war zu dieser Zeit Hamburgs größter Wirtschaftspartner. Erst drei Jahre später gelang es Georg Heinrich Sieveking unter persönlichem Einsatz, einen neuen hamburgisch-französischen Handelsvertrag abzuschließen. Im darauffolgenden Jahr schlossen sich die ansässigen Seeversicherer im Verein Hamburger Assecuradeure zusammen.

In einer kurzen aber heftigen Wirtschaftskrise im 2. Koalitionskrieg 1799 gingen in der Stadt 152 Handelshäuser in Konkurs. Während der französischen Besatzung setzte sich der wirtschaftliche Niedergang fort, weil der Handel mit England in der Zeit nicht möglich war. Nach den napoleonischen Kriegen gewann Lateinamerika zunehmend Bedeutung für die Handelsaktivitäten der Hansestadt. An die wirtschaftliche Blütezeit vom ausgehenden 18. Jahrhundert konnte jedoch nicht angeknüpft werden. U.a. durch Staatsanleihen für den Wiederaufbau nach dem großen Brand wurde Hamburg 1850 - pro Kopf der Bevölkerung - der höchstverschuldete Staat Deutschlands.

Soziales

Den durch die massive Zuwanderung entstandenen Problemen wurde u.a. durch Gründung des allgemeinen Krankenhauses St. Georg (1823), der Hamburger Sparkasse (1827 durch Abendroth) und des Rauhen Hauses (1833) begegnet. Außerdem wurde ein öffentliches Nahverkehrssystem aufgebaut (ab 1824). Zunächst wurde eine Droschkenlinie nach Altona angeboten, 1830 und 1840 folgten weitere Linien. Ab 1842 war es auch möglich mit der Eisenbahn nach Bergedorf zu fahren. Bis 1871 kommen noch Linien nach Lübeck, Altona und Berlin dazu.

1814 - 1819 lernte der junge Heinrich Heine in Hamburg den Beruf des Kaufmannes. 1819 und 1830 kam es zu judenfeindlichen Ausschreitungen. Im Auftrag von Rat und Bürgerschaft wurde 1828 das Hammonialied als Hamburg-Hymne gedichtet. Johann Gerhard Oncken und sechs weitere Personen gründeten 1834 die erste deutsche Baptistengemeinde, die zur Keimzelle vieler kontinentaleuropäischen Baptistenkirchen wurde. Der Bundestag des Deutschen Bundes verbot 1835 die Schriften des Jungen Deutschland, deren wichtigster Verleger Julius Campe in Hamburg war. 1841 wurde erstmals das Das Lied der Deutschen auf dem Jungfernstieg öffentlich gesungen.

Bei der Zollenbrücke 1842

Der große Brand von 1842 vernichtete ein Viertel der Innenstadt, rund 4000 Wohnungen, etwa 10% der Bevölkerung wurden obdachlos (siehe Hamburger Brand). Nach der Katastrophe wurde mit dem Aufbau einer zentrale Wasserversorgung und eines Sielsystems begonnen. 1846 wurde erstmals nachts eine Straße mit Gaslaternen beleuchtet. Kurze Zeit nach Verabschiedung der neuen Verfassung wurde Gabriel Riesser erster deutscher Oberrichter jüdischen Glaubens. Zum 1.1. 1861 wird die Torsperre aufgehoben, vier Jahre später der Zunftzwang. Im Mai 1849 ist Karl Marx in Hamburg und trifft Angehörige des Bundes der Kommunisten. Hamburg wurde in dieser Zeit ein bedeutender Umstiegsplatz für Auswanderer, vor allem in die vereinigten Staaten. 1869 fand im Alten Elbpark die erste Internationale Gartenbauausstellung statt.

Jüngere Geschichte

Deutsches Reich

In der Gründerzeit beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum Hamburgs noch einmal von knapp 300.000 Einwohnern beim Eintritt in das Reich bis ca. 1.000.000 beim Beginn des ersten Weltkriegs. Sowohl die wirtschaftlichen als auch die sozialen Bedürfnisse der Zuwanderer wurden zwar ständig besser und in größerem Stile befriedigt (durch Bau- und Konsumgenossenschaften, Gewerkschaften, Arbeiterparteien, bürgerliche soziale Initiativen wie die Patriotische Gesellschaft und Sportvereine), doch weder besaßen die Zuwanderer das Wahlrecht noch erkannte der Senat in vollem Umfange die Bedeutung und Ausmaß der politischen sozialen und stadtplanerischen Aufgaben.

Einige Dörfer, die noch vor ein paar Jahren vor den Toren Hamburgs gelegenen hatten, wurden dichtbesiedelte Vororte der wachsenden Stadt (wie Barmbek, Ottensen, Eimsbüttel). Noch heute dominiert die Architektur dieser Zeit dort ganze Straßenzüge. Auch die Wirtschaft entwickelte sich weiter rasant, ständig wuchs der Bedarf an immer neue Flächen für Büros, Fabriken und Lager in der Innenstadt. Der Umgestaltungsprozess der Stadt verstärkte sich noch einmal. Der Warenumschlag verlagerte sich aus der Innenstadt in das neu geschaffene Hafengebiet zwischen Norder- und Süderelbe. Es verschwanden gewachsenen Stadtviertel, die durch kleinteilige Betriebe und arbeitsnahes Wohnen geprägt gewesen waren, und machten der Aufteilung in reine Wohn- und reine Gewerbegebiete Platz, wie sie noch heute das Stadtbild prägen. Die Hafenerweiterung mit dem neuen Freihafen und der Speicherstadt ist ein Beispiel für diese Entwicklung. Sie ist zugleich das wirtschaftliche und städtebauliche Kernprojekt Hamburgs jener Jahre.

Segelschiffhafen am Asia-Quai um 1895
Auswanderung am Beispiel Schleswig-Holstein 1870-1940 (schematisch)

Außerdem profitierte Hamburgs Überseehandel von der einsetzenden Kolonialismus des Deutschen Reiches und die Werften von der Kaiserlichen Marine und dem Aufkommen der Dampfschiffe. Trotz der sich stark entwickelnden Wirtschaft lebte die breiten Bevölkerung im wirtschaftlichen Elend und in sozialer Not. Die Cholera wütete in den überfüllten Arbeitervierteln, Streiks und Aufruhr (Emeuten) forderten Tote und Verletzte. Der Senat konzentrierte sich auf die Förderung der Wirtschaft und vernachläßigte die Modernisierung der Verwaltung. So kam es zu der Situation, dass ab 1890 einerseits das Leitungsgremium der deutschen Gewerkschaften seinen Sitz in der Stadt hatte (und 25 der 58 Einzelverbände der Gewerkschaften), andererseits war der Senat gemäß der Verfassung von 1860 durch die Angehörigen von Handel und Schifffahrt dominiert. Von der politischen Richtung her blieb der Senat daher großbürgerlich geprägt, während die Hamburger Direktmandate zum Reichstag ab 1890 durchgehend von Sozialdemokraten vertreten wurden (u.a. 20 Jahre von August Bebel der die Stadt Hauptstadt des sozialistischen Deutschlands nennt).

In der Zeit verstärkte sich maßgeblich durch Betreiben von Albert Ballin (HAPAG) auch der Strom der Auswanderer, die über den Hafen meist (> 90%) in die vereinigten Staaten reisten. Der Begriff Tor zur Welt für den Hamburger Hafen bekam in dieser Zeit einen neuen Sinn: Er diente nicht nur als Tor für die Ein- und Ausfuhr von Waren, sondern wurde Durchgangstür für ein neues Leben in einer neuen Welt. Von 1815 bis 1934 verließen 50 Millionen Menschen Europa, 5 Millionen davon über Hamburg (übertroffen nur von Bremen).

Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 kam die Wirtschaft in Hamburg durch die Seeblockade größtenteils zum Erliegen. Mehrere Zehntausend Hamburger fielen als Soldaten, in der Heimat herrschte trotz aller Bemühungen Hunger und Mangel. Während der sich anschließenden Novemberrevolution 1918/1919 wurde Hamburg zeitweilig von einem Arbeiter- und Soldatenrat regiert. Er beschloß ein freies, gleiches und geheimes Wahlrecht und ordnete Neuwahlen zur Bürgerschaft für den 16.3.1919 an.

Segelschiffhafen am Asia-Quai um 1895
Holländischer Brook um 1895

Politik

1871 wurde Hamburg ein Bundesstaat des Deutschen Reiches, blieb aber zunächst zollrechtlich selbständig. Im Bundesrat hatte es wie Bremen und Lübeck eine Stimme. Bismarck wollte die staatliche Einheit vollenden und verhandelte 1881 den Beitritt Hamburgs zum Zollgebiet zum 15. Oktober 1888. Neben der siebenjährigen Frist erhielt Hamburg als Ausgleich von Preußen 16 km² Land beiderseits der Elbe zur Errichtung eines neuen Freihafens außerhalb der Innenstadt. Während der Geltung des Sozialistengesetzes war in Hamburg und Altona eine der sechs Belagerungsgebiete im Reich. Vierzig Prozent aller in der Geltungszeit von 1880-1890 verbannten Personen stammten aus Hamburg und seiner Umgebung. Unter der staatlichen Repression wuchsen auch in Hamburg SPD und Gewerkschaften eng zusammen und gewannen neue Anhängerschaft. Seit 1890 wurden alle drei Hamburger Mandate im Reichstag von Sozialdemokraten ausgeübt. Im Gegensatz dazu verhinderte das alte Landeswahlrecht den Einzug der Sozialisten in die Bürgerschaft. Die politisch weniger organisierten Bürgerlichen beherrschten die Landespolitik. Hamburger Kaufleute wie Adolph Woermann und die Handelskammer Hamburg spielten eine große Rolle in den kolonialen Aktivitäten des Reiches, wenn man heute auch mehr von geschäftlichen als kolonialpolitischen Motiven ausgeht. Am 19. Juni 1895 wurde Kaiser Wilhelm II. in Hamburg bejubelt. Am 26. Oktober 1897 wurde nach 44 Jahren Planung und 11 Jahren Bauzeit das noch heute genutze Hamburger Rathaus eingeweiht. In den folgenden beiden Jahren zogen erstmals Vertreter der antisemitischen Deutschsozialen Reformpartei in die Bürgerschaft ein. 1906 kam es in Hamburg zum ersten politischen Generalstreik in Deutschland als die Bürgerschaft das Wahlrecht zugunsten der Besserverdienenden veränderte. Wie sehr die Hambuger sich inzwischen mit dem Deutschen Reich identifizierten, zeigt beispielhaft die Errichtung des 35m hohen Bismarck-Denkmales an der Helgoländer Allee im selben Jahr. Über die Frage, ob man der von der Reichsregierung gewünschten Burgfriedenpolitik zustimmen solle, oder ob man gegen den Krieg agieren solte, spaltet sich im ersten Weltkrieg auch in Hamburg die Arbeiterbewegung in die Mehrheits-SPD, die Unabhängige SPD (USPD) und die Linksradikalen (später KPD). Während die SPD gemeinsam mit den Bürgerlichen den Mangel im Krieg zu verwalten versuchte, nahmen USPD und Linksradikale in Hamburg an der Novemberrevolution aktiv teil und stellten den Arbeiter- und Soldatenrat, der am 6. November 1918 vom Senat als oberstes Regierungsorgan faktisch anerkannt wurde. Nach 10 Toten und zwei Tagen Aufruhr wurde das Blutvergiessen beendet, der Arbeiter-und-Soldaten-Rat regiert vier Monate bis zu den ersten freien, gleichen und geheimen Bürgerschaftswahlen.

Besiedelung, Verkehrsnetz 1910

Wirtschaft

Die Zeit im Deutschen Reich war gekennzeichnet durch großen technischen Fortschritt, Expansion der Industrie (in Hamburg besonders des Dampfschiffbaus und -betriebs durch Blohm und Voss und der HAPAG unter Albert Ballin) sowie anhaltender Arbeitskämpfe um bessere Arbeits-, Lebens- und Ausbildungsbedingungen. 1872 wurden die Elbbrücken vollendet und damit die Eisenbahnlinie Hamburg-Paris. Neun Jahre später wurde das am 16. April wurde das erste Hamburger Telefonnetz mit 206 Teilnehmern in Betrieb genommen. 1882 brannte in Hamburg das erste elektrische Licht. 1911 ging der Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel in Betrieb. Der mit Preußen vereinbarte Hafenausbau erlebte 1885-1888 mit dem Bau der Speicherstadt seine wichtigste Phase. Sowohl einfache Quartiere als auch Kaufmannsvillen waren für das Projekt abgerissen worden, 20.000 Menschen waren in Neubaugebiete am Stadtrand umgesiedelt worden (Ottensen, Eimsbüttel, Barmbek). Schon in den Jahrzehnten zuvor waren gewachsene Stadtviertel der Altstadtsanierung zum Opfer gefallen. Durch kleinere Abschwungphasen unterbrochen wuchs die Wirtschaft jahrzehntelang (auch durch die Rüstungspolitik des Reiches) stark und sorgt für Zuversicht und Selbstbewußtsein für das anbrechende neue Jahrhundert. Das fand im ersten Weltkrieg auch in Hamburg ein Ende, als die Seeblockade der Alliierten die Hamburger Wirtschaft stark bremste.

Soziales

Viele der noch heute stadtbekannten Lokalitäten wurden in dieser Zeit gegründet wie u.a. Carl Hagenbecks Tierpark (1874), der Ohlsdorfer Friedhof (1877), Santa Fu, das Gefängnis in Fuhlsbüttel (1879), der Hauptbahnhof (1906), die Laeiszhalle (1908), die Gerichtsgebäude am Sievekingplatz (1882-1912), der (alte) Elbtunnel (1911) und St. Pauli-Landungsbrücken (1909), die Hamburger U-Bahn (1912), das Tropeninstitut am Hafen und der Stadtpark (1914), das Curiohaus (1911) und andere mehr. Darüberhinaus prägte von 1906 an Fritz Schumacher 24 Jahre als Baudirektor der Stadt den traditionalistischen Klinkerstil, der das Stadtbild immer noch kennzeichnet. Beispiele sind Kontorhäuser, wie das Chilehaus (1924) und ganzen Wohnviertel wie die Jarrestadt (1929) und die Dulsberg-Siedlung (1930). Auch die Kanäle ("Fleete") wurden in der Form hergerichtet, die sie noch heute haben. Nach einem Brand 1906 wurde die Michaeliskirche (der Michel) bis 1912 wieder aufgebaut. 1880 wurde das Hamburger Theologischen Seminars der Baptisten gegründet. Zwölf Jahre später erkrankten während einer Cholera-Epidemie 16.956 Einwohner, 8.605 Personen starben. Hamburg wurde aus Sicherheitsgründen zeitweise vom Umland isoliert. Der größte Streik dieser Zeit ereignete sich 1896, als ein Ausstand der Hafenarbeiter sich zum Generalstreik ausweitete, an dem bis zu 16.000 Personen teilnahmen und der 11 Wochen dauerte. 1910 arbeitet Emil Nolde 4 Wochen in Hamburg. Im ersten Weltkrieg fielen 34.519 Hamburger als Soldaten, 23.000 Kriegswaisen wurden nach Kriegsende in der Stadt registriert.

Weimarer Republik

Am 16. März 1919 fanden die ersten freien demokratischen Bürgerschaftswahlen statt. Die SPD erreichte dabei 50,5% der Stimmen. Werner von Melle wurde zum Ersten Bürgermeister und Präsidenten des Senats gewählt. Schon am 28. März beschloss die neue Bürgerschaft die Gründung einer Volkshochschule sowie der Universität Hamburg. Das bereits 1911 fertiggestellte Vorlesungsgebäude des traditionsreichen allgemeinen Vorlesungswesens wird Sitz der Lehranstalt. Im neuen Reichsrat hatte die Hansestadt zwei Stimmen. Im Oktober 1923 findet der Hamburger Aufstand statt. Anders als im Reichsgebiet war die Hamburger Landesregierung in der Weimarer Zeit stabil, was darauf zurückgeführt wird, daß einerseits die bürgerlichen Parteien von der SPD stets an der Regierung beteiligen wurden, andereseits war die Hamburger SPD durch den engen Kontakt zu den Gewerkschaften in Hamburg eher pragmatisch als radikal ausgerichtet. Bei den Bürgerschaftswahlen am 27. September 1931 bekam die NSDAP 26,2% der Stimmen und wurde zweitstärkste Kraft hinter der SPD mit nur noch 27,8%. Der Senat erklärte nach der Niederlage seinen Rücktritt, verblieb aber bis März 1933 geschäftsführend im Amt, da trotz einer weiteren Wahl im Jahr 1932 keine Regierungskoalition zustande kam.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Gleichschaltung

Nach der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 traten die SPD- Senatoren aufgrund starken Druckes durch Reichsinnenminister Wilhelm Frick am 3. März zurück. Zwei Tage später erklärte auch der schwer kranke Bürgermeister Carl Petersen von der Deutschen Staatspartei seinen Rücktritt, am 6. März folgte ihm der Senator Paul de Chapeaurouge (Deutsche Volkspartei). Die Bürgerschaft wählte am 8. März mit Beteiligung von DVP und DStP einen neuen nationalsozialistisch- geführten Senat. Zum Ersten Bürgermeister wählte der Senat das NSDAP-Mitglied Carl Vincent Krogmann, der dieses Amt bis Mai 1945 inne hatte. Als Reichsstatthalter für Hamburg wurde der Gauleiter Karl Kaufmann am 16. Mai ernannt und am 28. Juni war die letzte Sitzung der Bürgerschaft.

Schreckensherrschaft

Auch Hamburger Bürger wurden getreu dem Rassenwahn der Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben, umgebracht oder in den Selbstmord getrieben. Die Zahl der in Hamburg lebenden Juden sank von ca. 22.000 Mitte der Zwanziger Jahre auf etwa 700 bei der Befreiung 1945. Heute geht man davon aus, daß etwa 10.000 Hamburger Juden durch Auswanderung entkamen, etwa 10.000 wurden demnach während der Schreckensherrschaft verschleppt und ermordet. Nicht nur Hamburger wurde im Stadtgebiet ermordet, allein im KZ Neuengamme fanden 1938-1945 etwa 55.000 Menschen den Gewalttod. Nach dem Krieg wurden ca. 8.500 Hamburger als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt, etwa 1.500 wurden im Rahmen der Entnazifizierung bestraft. 40-60.000 Hamburger Soldaten waren im Krieg gefallen. Unter den 1.417 politischen Opfern waren auch 20 Abgeordnete der Bürgerschaft.

Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz vom 26. Januar 1937, welches am 1. April 1938 für Hamburg in Kraft trat, ergaben sich für die Hansestadt große territoriale Veränderungen, die bis heute gültig sind (Siehe auch Bezirke in Hamburg). Die Stadt hatte, trotz des Verlustes des Exklave Cuxhaven, nunmehr eine zusammenhängende Gesamtfläche von 755 km² statt zuvor von 415 km².

Bombenkrieg

Durch schwere Bombardierungen amerikanischer und britischer Flugzeuge im Juli/August 1943, der Operation Gomorrha, wurden geschätzte 40-50.000 Menschen getötet und rund ein Drittel aller Wohngebäude zerstört. Etwa 125.000 Hamburger wurden verletzt, 900.000 obdachlos. Bis Kriegsende haben bei 213 Luftangriffen ca. 17.000 Flugzeuge etwa 101.000 Sprengbomben und 1,6 Mio. Brandbomben auf die Stadt abgeworfen.

Nachkriegszeit

Am 3. Mai 1945 wird Hamburg von Britischen Streitkräften besetzt, eine weitere Zerstörung der Stadt wird mit der kampflosen Übergabe durch Bürgermeister Carl Vincent Krogmann und Stadtkommandant Alwin Wolz an britische Truppen verhindert. Hamburg wird Teil der Britischen Zone, bleibt eigenständiges Land und wird 1949 Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Bei der Sturmflut 1962 starben über 300 Hamburger. Innensenator Helmut Schmidt wurde durch sein gutes Krisenmanagement bundesweit bekannt. Seit den 1970ern entwickelte sich Hamburg zu einer Hochburg der autonomen Szene. Die Hausbesetzungen in der Hafenstraße und der Roten Flora, die Räumung des Bauwagenplatzes Bambule 2002 wurden zeitweise bundesweit diskutiert.

Bedeutende städtebauliche Maßnahmen nach dem Krieg waren: Die 12 Grindelhochhäuser 1950-1956, die Hamburgische Staatsoper 1955, 1958 das Audimax und der Philsophen-Turm der Universität Hamburg Ende der Fünfziger und Anfang der Sechziger Jahre, das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) und das Unilever-Hochhaus (1964). Ende der sechziger Jahre wurde der Fernsehturm fertig gestellt. Als typische Vertreter der Siebziger Jahren sind zu nennen: Die Geschäftsstadt Nord (City Nord, seit 1967), die Einkaufszentren (wie Hamburger Straße, Alstertal Einkaufszentrum), das Congress Centrum Hamburg (CCH, 1970-1973), die Wohnsiedlungen Osdorfer Born und Steilshoop. Ferner wurden eingeweiht: 1973 die Alsterschwimmhalle ('Schwimmoper'), 1974 die Köhlbrandbrücke und der neue Elbtunnel. Seit Ende der 1990er baut Hamburg an der HafenCity, einem neuen Stadtteil im innenstädtischen Hafengebiet.

(Siehe auch: Politik in Hamburg)

Hamburg im wiedervereinigten Deutschland

Das Theologische Seminar des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden verlegte 1997 seinen Standort von Hamburg-Horn nach Wustermark-Elstal bei Berlin. 117 Jahre war es in der Hansestadt beheimatet.

  • AOL-Arena, Colorline-Arena, Hafencity
  • Privatisierung und Sparpolitik als Ausweg aus Kostenfalle durch Länderfinanzausgleich, Wiedervereinigung, demografischer Wandel, struktureller Arbeitslosigkeit, Steuersenkungs-Politik
  • Hamburg und die Europäische Union (intl. Seegerichtshof)

Zukunft

Die S-Bahn zum Flughafen soll 2008 fertig werden. 2013 wird im Stadtteil Wilhelmsburg die Internationale Gartenbauausstellung stattfinden. Das Projekt Hafencity soll etwa 2020 abgeschlossen sein.

Literatur

Museen

Hamburger Museen mit Exponaten zur Hamburger Geschichte:

sonstige