Die Äffin und ihre Kinder
Die Äffin und ihre Kinder
Die Äffin und ihre Kinder ist der Titel einer Fabel. Dicke und Grubmüller geben den Erzählteil der Fabel Äffin und ihre Kinder folgendermaßen wieder: „Die gejagte Äffin verliert auf der Flucht ihr geliebtes Kind, das ungeliebte aber klammert sich an die Mutter und wird gerettet.“[1]
Die Überlieferung der Fabel in Antike und Mittelalter
Am Beginn der Überlieferung stehen die antiken Fassungen des Babrios und Avian. Quelle für die volkssprachlichen Fassungen des Mittelalters ist die lateinische Bearbeitung des Avian.[2] Die älteste hochdeutsche Fabelbearbeitung ist jene des Strickers (Nr. 12)[3] , eine weitere mittelhochdeutsche Fassung liegt im Wartburgkrieg vor (Str. 90, 91, 98, 99, 100)[4], zwei frühneuhochdeutsche Fassungen vor 1500 sind im Nürnberger Prosa- Äsop (Hs.: Bl. 56rb-56va ; Nr. 34)[5] und im Esopus des Heinrich Steinhöwel (Nr. 139)[6]. Eine mittelniederdeutsche Fassung liegt im Magdeburger Prosa – Äsop (Fabeln Avians, Nr. 25, Bl. 3r-3v)[7] vor.
Der Lehrteil
In den deutschen Fassungen bis 1500 wird die Erzählung geistlich gedeutet. Die Verfasser warnen vor der Fixierung auf weltliche Güter, Sinnenlust bzw. allgemeiner einer zu sehr am Diesseits orientierten Lebensweise und fordern zur rechtzeitigen Buße auf. Nur Heinrich Steinhöwel verzichtet auf eine geistliche Ausdeutung und hält sich stattdessen an seine Vorlage.
- ↑ Die Fabeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Ein Katalog der deutschen Versionen und ihrer lateinischen Entsprechungen. Hrsg. von Gerd Dicke, Klaus Grubmüller et. al. München 1987 (Münstersche Mittelalter-Schriften 60). S.18 -22. Hier: S. 18.
- ↑ Vgl. Barbara Könneker. Die Rezeption der aesopischen Fabel in der deutschen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit. In: Die Rezeption der Antike. Zum Problem der Kontinuität zwischen Mittelalter und Renaissance. In d. Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel vom 2. – 5. September 1978. Hrsg. v. August Buck. Hamburg 1981 (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung 1) S. 209.
- ↑ Der Stricker. Erzählungen, Fabeln, Reden. Hrsg., übers. und kommentiert von Otfrid Ehrismann. Stuttgart 1992 (Universal-Bibliothek 8797). S. 74, S. 76.
- ↑ Wartburgkrieg, Der. Hrsg., geord., übers. und erl. von Karl Simrok. Stuttgart und Augsburg 1858. S. 119, S. 127, S. 129.
- ↑ Nürnberger Prosa- Äsop. Hrsg. von Klaus Grubmüller. Tübingen 1994 (Altdeutsche Textbibliothek 107). S. 58-59.
- ↑ Steinhöwels Äsop. Hrsg. von Hermann Österley. Tübingen 1873 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 117). S. 289-290.
- ↑ Magdeburger Prosa-Äsop, Der. Eine mittelniederdeutsche Bearbeitung von Heinrich Steinhöwels „Esopus“ und Niklas von Wyles „Guiscard und Sigismunda“. Text und Untersuchungen hrsg. von Brigitte Derendorf. Köln; Wien 1996 (Niederdeutsche Studien 35). S. 442 – 443.