Mercedes-Benz W 100

Die Baureihe W100 (bekannt auch als Mercedes-Benz 600) hatte ihr Debüt im September 1963 auf der IAA in Frankfurt. Die knapp 2 m breite und 5,54 m lange Limousine, in der Pullman-Version sogar 6,24 m, ist auch heute noch eine eindrucksvolle Erscheinung und für viele der Inbegriff der repräsentativen Staatskarosse. Sie löste die Modellfamilie 300 (W186 und W189) ab.
Jedoch setzte Mercedes bei dieser Luxuslimousine nicht nur durch Größe und Gewicht (zwischen 2,5 und 3,3 Tonnen je nach Ausführung) Maßstäbe. Der V8-Einspritzmotor mit 6,3 Liter Hubraum stellte eine Premiere für Mercedes dar. Die Spitzengeschwindigkeit des Fahrzeugs beläuft sich auf 205 km/h und die Beschleunigung auf Tempo 100 gelingt ihm in 10 Sekunden. Damit war der Mercedes 600 damals das schnellste Serienfahrzeug der Welt und sogar schneller als seinerzeit die Sportwagen von Porsche.
Die Ausstattung der Limousine bietet alles, was in der damaligen Zeit technisch möglich war, und ist selbst nach Jahrzehnten der Weiterentwicklung bei den heutigen Fahrzeugen nicht immer selbstverständlich. Eine kleine Aufzählung soll dies illustrieren: Luftfederung für den bequemen Fahrkomfort, ein umfassendes Servosystem, elektrisch regulierbare Heizungs- und Lüftungsanlage, Klimaanlage, hydraulisch verstellbare Sitze, hydraulische Fensterheber und Autotelefonanlage.
Die Bauzeit des Mercedes 600 war von 1963 bis zum 16. Juni 1981. In dieser Zeit wurden 2.677 Fahrzeuge fertiggestellt, nicht wenige davon waren aufwändige Einzelanfertigungen für prominente Persönlichkeiten wie z.B. Elizabeth Taylor, John Lennon, Aristoteles Onassis oder Elvis Presley.

Eine der bekanntesten Sonderanfertigungen dürfte das für den damaligen Papst Paul VI. gebaute Landaulet sein. Dieses besitzt vier Türen, einen einzelnen Sessel hinten, einen erhöhten Dachaufbau sowie einen höheren Boden im Fond. Nach 20 Jahren Dienst im Vatikan kehrte dieses Einzelstück 1985 nach Deutschland zurück, wo es im Mercedes-Benz Museum bewundert werden kann.
Von den 2.677 Wagen wurden 429 als langgezogene Pullman-Variante und 59 als Landaulets hergestellt, so die Bezeichnung für die Variante, die vorne für den Chauffeur halb Limousine und hinten für die Passagiere halb Cabriolet ist.
Die Fertigung des 600ers soll über alle Jahre hinweg aufgrund der Kunden-Sonderwünsche und der durchgehenden Handarbeit trotz hoher Preise für Mercedes stets ein Verlustgeschäft gewesen sein, ein Prestige-Objekt. In den 1970er und 1980er Jahren sanken die 600er zu geächteten Gebrauchtwagen herab, die Preise gebrauchter Exemplare wurden zum Teil vierstellig (DM). Inzwischen jedoch dürfte kaum ein Wagen für fünfstelliges Geld (Euro) noch zu kaufen sein.
Preise
Extrem teuer sind Reparaturen an der Zentralhydraulik und an der mechanischen Einspritzanlage des Motors. Kaum noch jemand kennt sich mit diesen ungewöhnlichen Techniken aus. Der Alptraum eines 600er Eigners ist der Bedarf einer neuen Einspritzpumpe: die letzten neuen Exemplare wurden Ende der 1990er Jahre für 40.000 DM verkauft. Im August 1964 betrug der Listenpreis für einen 600er Mercedes 56.500 Mark. Dieser steigerte sich im Laufe der Zeit bis zu 144.368 Mark im Mai 1979.
Technische Daten

Länge | 5.540 mm (6.240 mm) |
Breite | 1.950 mm |
Höhe | 1.485 mm (1.500 mm) |
Radstand | 3.200 mm (3.900 mm) |
Karosserieformen: | Limousine bzw. Pullmann oder Landaulet |
Gewicht | 3.055 kg (3.350 kg) |
Tankinhalt | 112 l, davon 19 l Reserve |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
Kraftstoffverbrauch | 17,8 l/100 km |
Hubraum | 6.332 cm³ |
Maximales Drehmoment | 500 Nm bei 2.800 /min |
Nenndrehzahl | 4.000 1/min |
Die Angaben in Klammern beziehen sich auf den 7 bzw. 8 sitzigen 600er Pullmann.
Literatur
- Heribert Hofer: Mercedes-Benz 600, Delius Klasing, ISBN 3-7688-1199-9