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Mein G’müt ist mir verwirret

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Mein G’müt ist mir verwirret, das macht ein Jungfrau zart ist ein Liebeslied auf einen Text unbekannter Herkunft aus dem 16. Jahrhundert. Hans Leo Haßler (1564–1612) komponierte die Melodie und veröffentlichte sie 1601 in seinem Lustgarten neuer deutscher Gesäng. Die Melodie wurde im Liederbuch Harmoniae sacrae (Görlitz 1613) dem geistlichen Liedtext Herzlich tut mich verlangen nach einem sel’gen End (1599) von Christoph Knoll (1563–1621) unterlegt. Johann Crüger (1598–1662) übernahm sie in rhythmisch vereinfachter Fassung für das Kirchenlied O Haupt voll Blut und Wunden auf einen Text von Paul Gerhardt (1607–1676).

Der Text ist ein Akrostichon und ergibt in den Anfangsbuchstaben den Namen MARIA. Somit ist der Text sowohl im Sinne der weltlichen Liebe zu einem Mädchen dieses Namens, im geistliche Sinne aber auch zur Gottesmutter Maria verstehbar.

Text

Mein Gmüth ist mir verwirret,
das macht ein Jungfrau zart,
bin ganz und gar verirret,
mein Herz das kränckt sich hart,
hab tag und nacht kein Ruh,
führ allzeit grosse klag,
thu stets seufftzen und weinen,
in trauren schier verzag.

Ach daß sie mich thet fragen,
was doch die uersach sei,
warum ich führ solch klagen,
ich wolt irs sagen frei,
daß sie allein die ist,
die mich so sehr verwundt,
köndt ich ir Hertz erweichen,
würd ich bald wider g’sund.

Reichlich ist sie gezieret,
mit schön thugend ohn Ziel,
höflich wie sie gebüret,
ihrs gleichen ist nicht viel,
für andern Jungfraun zart
führt sie allzeit den Preiß,
wann ichs anschau, vermeine,
ich sei im Paradeiß.

Ich kann nicht ganz erzehlen,
Ihr schon und tugend viel,
Fur all’n wollt ich’s erwehlen,
wär es nur auch ihr will,
Dass sie ihr Herz und Lieb
geg’n mir wendet allzeit,
So wurd mein Schmerz und klagen,
verkehrt in grosse Freud.

Aber ich muß auffgeben,
und allzeit traurig sein,
solts mir gleich kosten Leben,
das ist mein gröste Pein,
dann ich bin ir zu schlecht,
darumb sie mein nicht acht,
Gott wolts für leid bewahren,
durch sein Göttliche macht.

Literatur

  • Heinz Rölleke (Hrsg.): Das Volksliederbuch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02294-6, S. 90.
  • Hansjakob Becker et al.: Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder. 2. Auflage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-48094-2, S. 275-290 (zu O Haupt voll Blut und Wunden).