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Wikinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wikinger waren Krieger aus Skandinavien, die zwischen 800 und 1050 die Küstengebiete und Inseln Europas plünderten und kolonisierten. Auch wenn sie allgemein für Schrecken und Zerstörung bekannt sind, siedelten und handelten sie auch friedlich. Die Wikingerzeit bezeichnet den jüngsten Teil der skandinavischen Eisenzeit.

Der germanische Wortstamm vik oder wik bezieht sich auf Märkte und war eine gebräuchliche Endung die "Handelsniederlassung" meinte, ähnlich wie burg "befestigter Ort" meinte. Sandwich und Harwich in England zeigen noch immer diese Endung, ebenso die kürzlich ausgegrabene fränkische Hafenstadt Quentovic. Die Neigung der Wikinger zum Handel zeigt sich auch an Handelshäfen wie etwa Haithabu, das, an der Grenze zum Frankenreich gelegen, besonders zum kulturellen Austausch beitrug, bis es schließlich 1055 in einer Schlacht zwischen Harold Hadraga und Sweyn II. zerstört und 1066 von Slawen ausgeplündert wurde.

Der erste Bericht eines Überfalls stammt aus dem Jahr 793, als das Kloster Lindisfarne im Nordosten Englands von fremden Seefahrern geplündert wurde. Für die nächsten 200 Jahre ist die Europäische Geschichte voll mit Berichten über die Plünderungen der Wikinger. Die Wikinger eroberten den größten Teil Irlands und große Teile Englands, befuhren die Flüsse Frankreichs und Spaniens und erlangten die Kontrolle über Gebiete in Russland und entlang der baltischen Küste. Berichte erzählen von Überfällen im Mittelmeer und sogar im Kaspischen Meer.

Die Dänen segelten südlich nach Friesland, Frankreich und ins südliche England. In den Jahren 1013-1016 gelangte Knut der Große auf den Englischen Thron. Die Schweden segelten östlich nach Russland, wo Rurik den ersten russischen Staat gründete, und auf den Flüssen südlich ins Schwarze Meer und nach Konstantinopel. Die Norweger segelten nach Nordwesten und Westen zu den Färöer Inseln, Shetlands, Orkneys nach Irland, Island und Nordengland. Bis auf Irland und Großbritannien fanden sie unbewohnte Gebiete vor und siedelten dort. Erik der Rote musste Island verlassen. Dabei segelte er Richtung Westen, wo er nach einer langen und beschwerlichen Seefahrt Grönland vorfand. Etwa um 1000 wurde Nordamerika von Leif Eriksson, Sohn von Erik dem Roten, von Grönland aus entdeckt, der es Vinland nannte. Eine kleine Siedlung wurde auf der nördlichen Halbinsel von Neufundland bei L'Anse Aux Meadows angelegt, aber die Ureinwohner und das kalte Klima führten innerhalb einiger Jahre zu ihrem Ende. Die archäologischen Überreste sind nun UNESCO Weltkulturerbe.

Neben der Möglichkeit von Fahrten über lange Entfernungen, brachten die Langschiffe auch taktische Vorteile. Sie ermöglichten sehr wirkungsvolle Überraschungsangriffe, wobei sie schnell und unerwartet angriffen und sich ebenso schnell zurückzogen bevor ein Vergeltungsschlag organisiert werden konnte. Langschiffe konnten auch in flachen Gewässern segeln, was den Wikingern erlaubte entlang der Flüsse tiefer ins Landesinnere vorzudringen.

Den Grund für die Überfälle sehen einige in einer Überbevölkerung, die durch die technischen Fortschritte (wie etwa die Verwendung von Eisen) hervorgerufen wurde, wenngleich eine andere Ursache der Druck sein könnte, den die fränkische Expansion verursacht hat. Für Menschen, die an der Küste leben, scheint es normal zu sein, neues Land übers Meer zu suchen. Ein weiterer Grund ist, dass sich zu dieser Zeit einige europäische Länder (besonders England, Wales und Irland) in inneren Unruhen befanden und somit leichte Beute waren. Das Frankenreich jedoch hatte gut verteidigte Küsten und gut befestigte Häfen. Reine Abenteuerlust könnte ebenso eine Ursache gewesen sein.

Die nordische Mythologie und die altnordische Literatur berichten uns über ihre heidnische Religion und ihre kühnen Helden. Das bedeutendste Beispiel für die skandinavische Mythologie stellt wohl die Edda dar. In dieser Sammlung sind die verschiedensten Erzählungen der Wikinger zusammengefasst.

Nach Jahrzehnten des Ausplünderns wurde der Widerstand in Teilen Europas wirkungsvoller und die Christianisierung Skandinaviens führte zu einem milderen Verhalten. Außerdem etablierten sich die Königreiche Norwegen, Dänemark und Schweden und man kann annehmen, dass ihre Könige friedlichere Verhältnisse schaffen wollten.

Die Wikinger aus dem heutigen Schweden wendeten sich bei ihren meist friedlichen Handelsfahrten Richtung Russland. Diese schwedischen Wikinger, die auch Rus genannt wurden gaben dem späteren Russland seinen Namen. Diese Gruppe skandinavischer Wikinger stellte auch die Leibgarde des byzantinischen Kaisers. Im oströmischen Reich wurden sie jedoch nicht Rus sondern Waräger genannt, wovon sich der Name für die größtenteils aus Wikingern bestehende Leibgarde herleitet (Warägergarde).
Weitere Bezeichnungen für die Wikinger sind Normannen oder Nordmänner.