Hausunterricht
Hausunterricht (auch Heimunterricht oder Homeschooling) ist eine Form der Erziehung, bei der die Kinder zuhause von den Eltern oder Privatlehrern statt in Schulen unterrichtet werden.
USA
Das Phänomen Homeschooling stammt ursprünglich aus den USA, wo es sowohl aufgrund der möglichen Entfernung zur nächsten Schule als auch aus weltanschaulichen Gründen traditionell verankert ist und zur Zeit fast 2 Mio. Kinder zu Hause unterrichtet werden.
Zur Ablehnung von Schulunterricht aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen siehe auch Christlicher Fundamentalismus, Amerikanischer Fundamentalismus.
Europa
In Europa ist Hausunterricht vielfach nur eingeschränkt zulässig.
Österreich, Schweiz und Dänemark
In den meisten europäischen Ländern besteht Bildungspflicht, d.h. die Vermittlung von Wissen ist für das Kind nicht an den Besuch einer Schule gebunden. Werden Kinder zu Hause unterrichtet, so wird z.B. in Österreich der Wissensstand der Kinder in regelmäßigen Abständen überprüft, wobei diese Prüfungen im Prinzip von jeder beliebigen staatlichen Schule übernommen werden können. Auch Schüler staatlich nicht anerkannte Schulen (zum Beispiel viele Montessori-Schulen) werden nach dem gleichen Prinzip geprüft. Sollte ein Kind diese Prüfung - welche sich meist auf den gesamten Jahresstoff bezieht - nicht schaffen, so wird es im Folgejahr zur Schule eingezogen.
In der Schweiz finden Hausbesuche in der Familie statt. Leitfaden des Unterrichts ist hier jeweils der staatliche Bildungsplan.
In Dänemark ist Heimuntericht vergleichsweise weit verbreitet, und es gibt sogar staatliche finanzielle Unterstützung beim Kauf von Unterrichtsmaterialien.
Deutschland
Da in Deutschland nicht Bildungs-, sondern Schulpflicht besteht, darf nur in Sonderfällen von dem Besuch einer Schule abgewichen und Heimunterricht erteilt werden. Das Gesetz erlaubt Heimunterricht nur Schülern, deren Eltern im Ausland arbeiten, oder Schülern, die wegen Behinderung oder Krankheit nicht transportfähig sind. Auch dann ist der staatliche Lehrplan Grundlage des Unterrichts.
Kontroversen
Immer wieder ist die Schulpflicht zugunsten von Heimunterricht vor allem von religiöser Seite in Frage gestellt worden, nach einer Schätzung der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" werden in Deutschland zwischen 40 und 80 Kinder aus religiösen Gründen nicht zur Schule geschickt. Im Jahre 2002 kam es zu Verfahren und Einsätzen gegen eine christliche Sekte namens Die Zwölf Stämme und im Winter 2003 kam es zu einem Verfahren gegen eine Familie bibeltreuer Christen aus Hessen, die 5 ihrer Kinder von der Schule abgemeldet hatte. Alle Verfahren gingen jeweils mit Entscheidungen gegen den Heimunterricht aus. Siehe auch Christlicher Fundamentalismus.
Neben religiösen Gründen kann auch eine Ablehnung gegen das staatliche Schulsystem eine Rolle spielen: Die Eltern solcher Kinder halten dieses oft für zu einschränkend (siehe auch: Antiautoritäre Erziehung) und der Entwicklung der Persönlichkeit und Kreativität des Kindes abträglich. Dieser Ansatz steht der Alternativschulbewegung nahe.
Immer wieder wird jedoch betont, dass auch Kinder von Eltern mit strengen religiösen Vorstellungen das Recht haben müssen, sich über Sexualität, Naturwissenschaften und andere Weltanschauungen zu informieren, deren Ablehnung durch die Eltern häufige Gründe für Hausunterricht sind. Auch der Umgang mit Gleichaltrigen unterschiedlicher Herkunft soll den Kindern nicht verwehrt bleiben.