Sinfonieorchester Aachen
Das Sinfonieorchester Aachen ist das Konzert- und Opernorchester des Theaters Aachen. Es besteht aus ca. 70 Musikern und absolviert etwa 140 Auftritte jährlich. Die regelmäßigen Sinfoniekonzerte finden im Eurogress Aachen statt. In der Planung befindet sich in Aachen ein Haus für Musik. Es soll u.a. die neue Spielstätte für das Sinfonieorchester Aachen werden.[1]
Geschichte
Das Sinfonieorchester Aachen wurde erstmals 1720 erwähnt und gehört damit zu den ältesten Klangkörpern Deutschlands. Es bestand anfangs aus Militärmusikern der Stadtgarde unterstützt von nebenberuflichen Streichern. Erst 1771 beantragten die Musikanten die Einrichtung und Ausführung von so genannten „Concerts zur Ergötzung der ansehnlichen Leute", die es in dieser Form bisher noch nicht gab. Im Jahr 1782 erhielten sie schließlich als Konzertsaal die neue von Jakob Couven erbaute Redoute in der Aachener Komphausbadstraße und 1787 mit Georg Zethner den ersten Kapellmeister. Für die Aufführung von Haydns Oratorium Die Schöpfung im Jahr 1803 war etwa die Hälfte der insgesamt 48 Orchestermitglieder Musiker von auswärts, die zur Verstärkung eingeladen worden waren. Anlässlich der Einweihung des neuen Stadttheaters am 28. März 1825 im Rahmen des Niederrheinischen Musikfestes wurde das Orchester einschließlich des Chores auf 422 Mitglieder aufgestockt um unter der Leitung von Ferdinand Ries Beethovens 9. Sinfonie erstmalig außerhalb Wiens aufführen zu können, wobei allerdings damals noch manche schwierigen Passagen dezent ausgelassen wurden. Seit dieser Zeit nahm das Orchester regelmäßig an dem bis 1957 in den Städten Elberfeld, Düsseldorf, Köln und Aachen stattfindenden Musikfest mit einem anspruchsvollen Programm teil und wurde vereinzelt geleitet von auswärtigen Gastdirigenten wie beispielsweise Felix Mendelssohn Bartholdy, Julius Rietz, Max Bruch, Karl Reinecke, Richard Strauss, Hans Pfitzner, Clemens Krauss oder Felix Weingartner. Auch traten jetzt immer öfter Gastinterpreten wie beispielsweise der erst 12-jährige César Franck (1835), Johann Strauß (Vater) (1836) oder Jacques Offenbach (1843) mit dem Orchester auf. Schließlich fand 1841 die erste große Auslandstournee des Sinfonieorchesters nach Frankreich statt.
Nach der Gründung des "Aachener Instrumentalvereins" im Jahr 1844, der das städtische Orchester verstärken sollte, wurde ab dem Jahr 1852 auf Beschluss des Stadtrates das noch immer mit Freizeitmusikern bestückte Orchester von nun an als eine ständige feste Einrichtung mit Berufsmusikern im Angestelltenverhältnis übernommen. Damit war das Aachener Sinfonieorchester das erste seiner Art im Rheinland. Ab diesem Zeitpunkt bot das Orchester zusätzlich regelmäßige Winterabonnements, musikalische Projektwochen und später ab 1910 die beliebten Kurkonzerte an. Dabei wurden sie je nach Programmgestaltung immer wieder von den verschiedenen Gesangsvereinen und Chören, die in jenen Jahren zahlreich entstanden waren, begleitet. Zur Unterstützung des Orchesters und als Bindeglied zur Öffentlichkeit gründete sich im Jahr 1924 der Förderverein "Gesellschaft der Theater- und Musikfreunde Aachen", heute in "accelerando – Freunde des Aachener Sinfonieorchesters e. V." umbenannt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Konzertbetrieb so weit es möglich war aufrechterhalten, die Aufführungen fanden aber teilweise in der Aula oder der Talbothalle der RWTH Aachen und im Aachener Dom statt. Nach diesen Kriegszeiten begann das Orchester ab 1945 zunächst im 14-täglichen Abstand mit der Reihe der Dommusik, trat 1946 bei dem ersten Musikfest im Kloster Steinfeld auf, nutzte schließlich ab 1951 nach seiner Wiedereröffnung das Stadttheater als Konzertraum und nahm im gleichen Jahr ebenfalls die unterbrochenen Kurkonzerte wieder auf sowie ab 1958 wieder die musikalische Ausgestaltung der Aachener Heiligtumsfahrt. Darüber hinaus kam es in den Folgejahren zu zahlreichen Gastauftritten an renommierten Häusern im In- und Ausland sowie zu regelmäßigen Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem Aachener Domchor, dem Sinfonischen Chor Aachen, dem Aachener Bachverein, dem Jungen Chor Aachen und vielen anderen.
Heute ist das Aachener Sinfonieorchester, welches zwischenzeitlich vor der Jahrhundertwende aus finanziellen Gründen mit dem Limburgs Symfonie Orkest in Maastricht zusammengelegt werden sollte, eine feste und anerkannte Größe im Aachener Kulturleben. Diese positive Entwicklung haben sowohl frühere Musikdirektoren wie Fritz Busch, Herbert von Karajan und Wolfgang Sawallisch, die ihre Karriere in Aachen begonnen hatten, entschieden mitgeprägt, als auch in jüngster Zeit Marcus Bosch, der u. a. auf Grund der aktuellen und anspruchsvollen Mitschnitte diverser hervorragender Konzerte für großes Ansehen des Orchesters sorgt.
Kapellmeister und Musikdirektoren
- 1787–1794 Georg Zethner (städtischer Kapellmeister)
- 1804–1823 Karl Matthias Engels
- 1823–1825 Paul Kreutzer (neue Bezeichnung: Städtischer Musikdirektor)
- 1825–1827 Justus Amadeus Lecerf
- 1828–1832 Wilhelm Telle
- 1834–1835 Ferdinand Ries
- 1835–1840 Anton Felix Schindler (zeitgleich auch Stiftskapellmeister am Aachener Dom)
- 1841–1842 Wenzel Heinrich Veit
- 1842–1857 Karl von Turanyi
- 1858–1865 Franz Wüllner
- 1865–1883 Ferdinand Breunung
- 1884–1887 Julius Kniese
- 1887–1912 Eberhard Schwickerath (1893–1898 Leo Blech, Kapellmeister)
- 1912–1919 Fritz Busch
- 1920–1935 Peter Raabe (neue Bezeichnung: Generalmusikdirektor) (1927–1932 Paul Pella musikalischer Oberleiter))
- 1935–1942 Herbert von Karajan
- 1942–1944 Paul van Kempen
- 1945–1946 Theodor Bernhard Rehmann (kommissarisch, hauptberuflich 1924–1963 Domkapellmeister)
- 1946–1953 Felix Raabe (Sohn von Peter Raabe)
- 1953–1958 Wolfgang Sawallisch
- 1958–1962 Hans Walter Kämpfel
- 1962–1975 Wolfgang Trommer
- 1974–1983 Gabriel Chmura
- 1983–1984 Jean-Francois Monnard (kommissarischer Musikdirektor)
- 1984–1990 Yoram David
- 1990–1992 Bruce Ferden
- 1992–1993 Stefan Lano (kommissarischer Musikdirektor)
- 1993–1996 Yukio Kitahara
- 1996–1997 Elio Boncompagni (kommissarischer Musikdirektor)
- 1997–2002 Elio Boncompagni
- Seit 2002 Marcus R. Bosch
Diskographie
Marcus R. Bosch mit dem Sinfonieorchester Aachen
- Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll, Livemitschnitt des Konzerts "Bruckner in St. Nikolaus" am 9. Juni 2003 (Coviello Classics)
- Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur, Livemitschnitt des Konzerts "Bruckner in St. Nikolaus" am 31. Mai 2004 (Coviello Classics)
- Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 5 B-Dur, Livemitschnitt des Konzerts "Bruckner in St. Nikolaus" am 16. Mai 2005 (Coviello Classics)
- Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 3 d-Moll, Livemitschnitt des Konzerts "Bruckner in St. Nikolaus" am 5. Juni 2006 (Coviello Classics)
- Wolfgang Amadeus Mozart: Krönungsmesse KV 317, Exsultate, jubilate KV 165, Vesperae solennes de Confessore KV 339, Ave verum KV 618, Dorothee Mields (Sopran), Mélanie Forgeron (Mezzosopran), Christoph Wittmann (Tenor), Martin Berner (Bariton), Chor der vocapella, Livemitschnitt des Domkonzerts am 4. März 2006 (Coviello Classics)
- Giuseppe Verdi: Messa da Requiem, Melba Ramos (Sopran), Gabriele May (Alt), Michael Ende (Tenor), Martin Blasius (Bass), Chor der vocapella, Livemitschnitt des Domkonzerts am 12. Februar 2005, (Coviello Classics)
- Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 und Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 (Coviello Classics)
- Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll KV 626, Ave verum KV 618, Judith Kuhn (Sopran), Gabriele May (Alt), Michael König (Tenor), Claudius Muth (Bass), Chor der vocapella, Livemitschnitt des Domkonzerts am 8. März 2003 (Verlag Friedrich Bischoff GmbH)
- Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll "Auferstehung", Carola Höhn (Sopran), Anke Vondung (Mezzosopran), Livemitschnitt des Konzertes aus Anlass der Wiedereröffnung des Eurogress Aachen am 17. September 2005
- Mikis Theodorakis: Rhapsody for Cello and Orchestra, Suite from „Les amants de Téruel”, Johannes Moser (Violoncello), Livemitschnitt des Konzerts aus Anlass der Verleihung des IMC-UNESCO-Musikpreises an Mikis Theodorakis am 4. November 2005 (Coviello Classics)
- Wolfgang Amadeus Mozart: concertos for two pianos KV 365, Klavierduo Anna & Ines Walachowski (Oehms Classics)
- Marijn Simons: Secret notes op. 19, a tí te toca op. 23, symphony No. 1 op. 26, Klavierduo Anna & Ines Walachowski, Livemitschnitt des Sinfoniekonzertes am 15. und 16. Dezember 2004 (NorthWest Classics)
- Ludwig van Beethoven: Missa Solemnis, Alexandra Coku (Sopran), Daniela Denschlag (Alt), Andreas Scheidegger (Tenor), Martin Berner (Bass), Chor der vocapella, Livemitschnitt des Domkonzerts am 9. Februar 2008, (Coviello Classics)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Das Haus für Musik. HAUS FÜR MUSIK Aachen e. V., abgerufen am 4. Dezember 2007.