Marie Thérèse Charlotte de Bourbon
Marie Thérèse Charlotte von Frankreich oder Madame Royale (* 19. Dezember 1778 in Versailles; † 19. Oktober 1851 in Schloss Frohsdorf
Marie Thérèse Charlotte von Frankreich ist eines der Opfer der französischen Revolution. Geboren als erstes Kind von König Ludwig XVI. von Frankreich und seiner Gemahlin Marie Antoinette von Österreich wuchs das Mädchen am verschwenderischen Hof ihres Vaters in Versailles auf. Die heile Welt zerbrach, als die Familie im Zuge der französischen Revolution nach einem missglückten Fluchtversuch in die Tuilerien verbannt wurde. Das Mädchen überlebte als einziges Mitglied der königlichen Familie die Gefangenschaft und wurde schließlich vom Wiener Hof im Austausch gegen französische Gefangene freigekauft. Trotz der traumatischen Erlebnisse, die sie während der französischen Revolution erfahren musste, blieb sie Zeit ihres Lebens im Herzen eine Französin und unterstützte nach der Revolution die Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie in Frankreich.
Kindheit während der französischen Revolution
Die Mutter, Marie Antoinette von Österreich, wurde als jüngste Tochter von Kaiserin Maria Theresia von Österreich und ihrem Gemahl Franz I. Stephan von Lothringen am 2. November 1755 in Wien geboren. Sowohl Kaiserin Maria Theresia von Österreich als auch der französische König Ludwig XV. von Frankreich waren an einer dynastischen Verbindung und einer daraus resultierenden Verbesserung der politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich interessiert. So wurde wurde am 19. August 1770 zuerst die Trauung zwischen der 14-jährigen Marie Antoinette und dem 15-jährigen Enkel des Königs, dem späteren Ludwig XVI. von Frankreich, per procurationem in der Augustinerkirche vollzogen. Die eigentliche Hochzeit der beiden Jugendlichen fand am 16. Mai 1770 in Versailles statt.
Die Ehe von Marie Antoinette und Ludwig XVI. war nicht harmonisch. Die beiden Eheleute schienen in verschiedenen Welten zu leben. Das einzige, was diese beiden unterschiedlichen Menschen verband, war die Pflicht, so schnell wie möglich einem Thronfolger das Leben zu schenken. Ludwig XVI. von Frankreich litt an einem Geburtsfehler, der die Zeugung eines Kindes zunächst unmöglich machte. Erst nach einer Operation, zu der ihn sein Schwager Joseph II. von Österreich während eines Besuches im Jahre 1777 überredet hatte, konnte der Hof am 5. Mai 1778 die Schwangerschaft der Königin bekanntgeben.
Marie Thérèse Charlotte von Frankreich erblickte am 19. Dezember 1778 in Versailles als erstes Kind von König Ludwig XVI. von Frankreich und seiner Gemahlin Marie Antoinette von Österreich das Licht der Welt. Die Geburt des kleines Mädchens hatte nach langen Jahren der Kinderlosigkeit des französischen Königspaares nicht nur die Freude und Erleichterung der Eltern über den gesunden Nachwuchs, sondern auch ein enthusiastischer Jubel in ganz Frankreich zur Folge und steigerte die Beliebtheit des jungen Königspaares immens.
Die Beliebtheit der Königin erreichte am 22. Oktober 1781 mit der Geburt des Dauphins Louis Joseph Xavier und eines weiteren Sohnes mit dem Namen Louis Charles, am 25. März 1785 ihren Höhepunkt und sollte von nun an immer weiter sinken. Ein Jahr später brachte Marie Antoinette ihr letztes Kind, Sophie Beatrice, zur Welt.
Marie Antoinette verwöhnte ihre Kinderschar und überhäufte sie mit teuren Spielsachen und Geschenken. Marie Thérèse Charlotte entwickelte sich so zu einem kleinen Mädchen, das an luxuriösen Kinderbällen und teuren Roben gefallen fand. Die Welt außerhalb ihres goldenen Käfigs war ihr völlig unbekannt. Frankreich zählte Ende des 18. Jahrhunderts ungefähr 25 Millionen Einwohner. 98 % der Bevölkerung waren Bauern und Bürger, die unter der finanziellen und wirtschaftlichen Dominanz des Adels und der Geistlichkeit litten. Die Unzufriedenheit des französischen Volkes über ihre missliche Lage wuchs beständig und endete schließlich in der französichen Revolution.
Trotz dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 konnte die heile Welt im Versailler Schloß noch einige Zeit aufrecht erhalten werden. Schließlich spitzte sich die Lage zu und die königliche Familie wurde am 5. Oktober in die Tuilerien gebracht. Nach einem missglückten Fluchtversuch wurde die Gefangenen im Temple einquartiert und nun begann der lange Leidensweg des französischen Königs und seiner Familie. Nachdem der König schon am 21. Januar 1793 enthauptet wurde, ließ seine Frau 16. Oktober 1793 ihr Leben unter der Guillotine. Der kleine König, Ludwig XVII. Charles, der nach seinem frühen Tod seines älteren Bruders zum neuen Dauphin wurde, starb höchstwahrscheinlich im Jahr 1785 unter mysteriösen Umständen.
Jugend im Exil
Die einzige Überlebende Marie Thérèse Charlotte wurde zum Spielball der Politik und im Austausch zu französischen Kriegsgefangenen der österreischischen Verwandtschaft übergeben. Gegen den Willen des österreichischen Kaisers heiratete Marie Thérèse Charlotte am 10. Juli 1799 ihren französischen Cousin, Herzog Louis Antoine von Angoulême. Die Nachwirkungen der franzöischen Revolution waren noch immer spürbar und zwangen die Boubonenprinzessin und die gesamte bourbonische Verwandtschaft zu einem Wanderleben in Europa.
Restauration
Marie Thérèse Charlotte spielte eine wichtige Rolle während der Restauration in Frankreich und setzte sich für die Wiederherstellung der Monarchie ein. Nach einigen Jahren des Asylaufenthaltes bei befreundeten Fürstenhöfen konnte Herzog Louis Antoine von Angoulême als Ludwig XVIII. von Frankreich mit seinem Hofstaat 1814 als König von Frankreich in Paris einziehen. Die Politik Ludwigs wurde bis zu seinem Tod 1824 wesentlich von der Herzogin von Angoulême mitgeprägt. Durch die Revolution von 1830 musste die Herzogin Frankreich wieder verlassen. Nach dem Sieg über Napoleon versuchte sie ihren Neffen, Herzog Heinrich von Bordeaux auf den französischen Thron zu setzen. In ihren späteren Lebensjahren zog sie sich auf Schloss Frohsdorf zurück und kümmerte sich um die Erziehung ihrer beiden Ziehkinder, Herzog Heinrich von Bordeaux und der späteren Herzogin Luise von Parma. Am 19. Oktober 1851 starb die Tochter von Marie Antoinette an den Folgen einer Lungenentzündung in Frohsdorf.
Nach einigen Jahren des Asylaufenthaltes bei befreundeten Fürstenhöfen konnte Ludwig XVIII. mit seinem Hofstaat, zu dem nun auch Ernestine Lambriquet als Herzogin von Angoulême gehörte, 1814 als König von Frankreich in Paris einziehen. Die Politik Ludwigs wurde bis zu seinem Tod 1824 wesentlich von der Herzogin von Angoulême mitgeprägt. Durch die Revolution von 1830 musste die Herzogin Frankreich wieder verlassen.
Weblinks
Literatur
Habsburgs vergessene Kinder, Thea Leitner