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Plagiatsaffäre Guttenberg

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Karl-Theodor zu Guttenberg

Karl-Theodor zu Guttenberg (* 5. Dezember 1971 in München, vollständiger Name Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg[1]) ist ein deutscher Politiker (CSU) und seit dem 28. Oktober 2009 Bundesminister für Verteidigung im Kabinett Merkel II.

Herkunft und Familie

Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg

Karl-Theodor zu Guttenberg entstammt dem gleichnamigen fränkischen Adelsgeschlecht. Sein Großvater Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg war von 1967 bis 1969 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Seine Eltern sind der Dirigent Enoch zu Guttenberg[2] und dessen damalige Ehefrau Christiane, eine geborene Gräfin von und zu Eltz.[3] Die Eltern ließen sich 1977 scheiden und Christiane heiratete später in zweiter Ehe Adolf Henkell-von Ribbentrop. Nach der Scheidung der Eltern wuchsen Guttenberg und sein jüngerer Bruder Philipp beim Vater auf.[4] Die Familie ist römisch-katholischer Konfession.[5]

Seit dem 12. Februar 2000 ist Karl-Theodor zu Guttenberg mit Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg – einer Ururenkelin des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck – verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter (geboren 2001 und 2002) und lebt im Berliner Westend.[6]

Studium und Promotion

Nach dem Abitur am Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim 1991 leistete Karl-Theodor zu Guttenberg im Gebirgsjägerbataillon 233 der Gebirgstruppen der Bundeswehr in Mittenwald seinen Grundwehrdienst ab. Dort entschied er sich gegen den dreimonatigen Fahnenjunker-Lehrgang für Offiziersanwärter und absolvierte stattdessen einen sechs Monate dauernden Unteroffizierslehrgang.[7] Zu Guttenberg bekleidet den Dienstgrad Stabsunteroffizier der Reserve.[8]

Danach begann er in München ein Studium der Politikwissenschaften[9], über dessen Ausgang nichts bekannt ist. Zu Guttenberg studierte außerdem von 1992 bis 1999 Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth.[10][11] In der Sozietät Peltzer & Riesenkampff in Frankfurt am Main und in der Kanzlei Mayer, Brown and Platt in New York City absolvierte er während des Studiums mehrwöchige Praktika, die er in seinem Lebenslauf als „berufliche Stationen in Frankfurt und New York“ hervorhebt.[7] In Bayreuth bestand er im Jahr 1999 das Erste juristische Staatsexamen.[7]Weil ihm das Zweite juristische Staatsexamen fehlt, ist zu Guttenberg kein Volljurist.

Bei dem renommierten Bayreuther Juristen Peter Häberle begann zu Guttenberg schließlich seine Dissertation Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU,[12] mit der er 2007 nach rund sieben Jahren summa cum laude zum Doktor der Rechte promoviert wurde.[11] Die Arbeit geriet 2011 wegen des Vorwurfs des Plagiats in die Kritik (siehe Abschnitt Plagiatsvorwürfe).[13]

Tätigkeit vor der politischen Karriere

Karl-Theodor zu Guttenberg war laut eigener Aussage Leiter eines Familienbetriebs in München und Berlin sowie bis 2002 geschäftsführender Gesellschafter der Guttenberg GmbH in München.[14] Diese kümmerte sich um die Verwaltung des zu Guttenberg'schen Familienvermögens.[15]

In der Zeit von 1996 bis 2002 war er Mitglied des Aufsichtsrats der Rhön-Klinikum AG, an der die Familie 26,5 Prozent der Stammaktien hielt. Im März 2002, kurz bevor Karl-Theodor zu Guttenberg die politische Laufbahn einschlug, wurden die Aktien für 260 Millionen Euro an die HypoVereinsbank verkauft.[16][17]

Politische Karriere

Guttenberg beim CDU-Parteitag in Stuttgart, 2008

Karl-Theodor zu Guttenberg ist Mitglied der Christlich-Sozialen Union (CSU) in Bayern. Bis Dezember 2008 war er Vorsitzender des CSU-Verbands seines Heimatorts Guttenberg.[14] Er gehörte außerdem dem Vorstand des CSU-Kreisverbands Kulmbach an. Am 8. Dezember 2007 wurde er als Nachfolger Werner Schnappaufs zum Vorsitzenden des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken gewählt.[18] Karl-Theodor zu Guttenberg sitzt sowohl im Präsidium als auch im Vorstand seiner Partei und war Leiter des Fachausschusses Außenpolitik im Arbeitskreis Außen- und Sicherheitspolitik. Generalsekretär der CSU war er in der Zeit vom 30. Oktober 2008 bis zum 9. Februar 2009.

Darüber hinaus ist zu Guttenberg seit dem Jahr 2002 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik[19], der Atlantik-Brücke und des Aspen-Instituts. Seit 2005 ist er Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft und Mitglied der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, dessen Vorsitz er von Mitte 2005 bis März 2009 innehatte. Er ist auch Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Deutscher Bundestag und der Jungen Union.

Kreistag Kulmbach (seit 2002)

Guttenberg gehört seit 2002 dem Kreistag des Landkreises Kulmbach an und wurde 2008 als Kreistagsmitglied für die CSU wiedergewählt. Die Wahlperiode im Kreistag Kulmbach läuft noch bis 2014.

Deutscher Bundestag (seit 2002)

Seit 2002 ist zu Guttenberg direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages, in dem er von 2005 bis November 2008 Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Abrüstung, Nichtverbreitung und Rüstungskontrolle war.[14] Zu Guttenberg ist bislang immer als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Kulmbach in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 hat er 60 Prozent der Erststimmen erreicht. Am 27. September 2009 ist er im Wahlkreis 240 Kulmbach mit dem bundesweit besten Erststimmen-Ergebnis (68,1 %) in den Bundestag gewählt worden.[20][21][22]

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie (2009)

Nach dem Rücktrittsgesuch von Michael Glos als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie wurde zu Guttenberg am 9. Februar 2009 zu dessen Nachfolger im Kabinett Merkel I ernannt.[23][24]

Die notwendige Kompetenz als Minister für das Wirtschaftsressort begründete er an diesem Tag so: „[Ich] habe vor dem Eintritt in die Politik in der freien Wirtschaft gearbeitet, war dort tätig, habe dort Verantwortung im eigenen Familienunternehmen getragen.“[25] Allerdings handelte es sich bei den Behauptungen um eine Täuschung, mit der er seine unternehmerische Erfahrung übertrieb.[26] Nach Recherchen des Magazins Panorama wurde einige Tage später bekannt, dass es sich bei dem angeführten Familienunternehmen in Wahrheit um die zu Guttenberg'sche Forstverwaltung und die Guttenberg GmbH in München handelte.[26] Letztgenannte hatte laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform "ca. drei Beschäftigte" und machte im Jahr 2000 einen geschätzten Umsatz in Höhe von 25.000 Euro.[26] Unternehmenszweck war vor allem die Verwaltung des Familienvermögens.[26] Auch in der Forstverwaltung waren nach Presserecherchen nur wenige Mitarbeiter beschäftigt.[26]

Darüber hinaus erweckte zu Guttenberg den Eindruck, am Börsengang der Rhön Klinikum AG mitgewirkt zu haben.[26] In Wahrheit war er im Jahr 1989 zum Zeitpunkt des Börsengangs gerade erst 18 Jahre alt.[26] Am operativen Geschäft der Gesellschaft war er auch während seiner späteren Zeit als Mitglied des Aufsichtsrats nie beteiligt.[26] Zu seinen irreführenden Behauptungen wollte zu Guttenberg später nicht mehr Stellung nehmen.[26]

Die Vereidigung vor dem Deutschen Bundestag fand am 12. Februar statt. Bei seinem Amtsantritt wurde zu Guttenberg mit 37 Jahren der bis dahin jüngste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland. Zu Guttenberg äußerte in einem Interview zu seiner Amtseinführung im Februar 2009, dass Märkte „erwiesenermaßen effizient“ seien. Er warne deswegen vor einer Ausweitung der Rolle des Staates im Zuge der Finanzkrise und stehe Mindestlöhnen skeptisch gegenüber. Die Wirtschaftsdebatte ist seiner Ansicht nach „in eine Schieflage geraten. Das Wort Gerechtigkeit erfreut sich großer Beliebtheit“. Laut zu Guttenberg gibt es in Deutschland eine „Umverteilungsgerechtigkeit“, aber keine „Leistungsgerechtigkeit“. Für die Zukunft kündigte er Steuersenkungen an.[27]

Guttenberg trat sein Amt als Wirtschaftsminister während der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise an. Für den Automobilhersteller Opel, so erklärte er, werde er zusammen mit General Motors nach Finanzinvestoren suchen. Die Verhandlungen mit General Motors zur Frage der Zukunft des Tochterunternehmens Opel währten bis Ende Mai 2009 und endeten ergebnislos.[28] Zu Guttenberg erklärte daraufhin Ende Mai 2009 im Gegensatz zu anderen Ministern und Angela Merkel, er favorisiere für Opel ein Insolvenzverfahren, beim Krisengipfel zu einer Rettung von Opel setzten sich jedoch Minister mit gegenteiliger Meinung durch. Auch für das in die Krise geratene Unternehmen Quelle/Arcandor wurde vom Wirtschaftsministerium die Insolvenz bevorzugt, Bürgschaften wurden abgelehnt.[29] Zu Guttenberg begründete sein Vorgehen, dass die Unternehmen bereits vor der Krise von betriebswirtschaftlichen Fehlentwicklungen und Managementfehlern geprägt waren.[30] Für das marode Finanzunternehmen Hypo Real Estate (HRE) stimmte zu Guttenberg aufgrund von Systemrelevanz nach genauer Prüfung staatlicher Unterstützungszahlungen zu.[31] Das Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz lehnte er jedoch (erfolglos) ab, da es dem Staat im Gegenzug zu den Rettungszahlungen eine Kontrolle über das Unternehmen ermöglicht und den Einfluss des HRE-Managements einschränkt.[32]

Bundesminister der Verteidigung (seit 2009)

Karl-Theodor zu Guttenberg bei einem Truppenbesuch in Kunduz im Dezember 2009

Seit dem 28. Oktober 2009 ist zu Guttenberg Bundesverteidigungsminister. Er ist der jüngste Verteidigungsminister in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Er setzt sich für den verstärkten Kampfeinsatz der Bundeswehr im Süden Afghanistans ein.[33]

Mit dem Amt übernahm er auch die Aufgabe, die Vorgänge um den Luftangriff bei Kunduz vom 3. und 4. September 2009 aufzuklären, der zur Amtszeit seines Vorgängers Franz Josef Jung erfolgt war. Zu Guttenberg nahm die Bundeswehr zunächst wie Jung dagegen in Schutz, dass das Bombardement nicht zu rechtfertigen sei, bestritt aber nicht mehr wie Jung, dass Zivilisten getötet wurden,[34] bezeichnete die Aktion aber am 6. November 2009 als „militärisch angemessen“.[35] Am 3. Dezember 2009 revidierte er die letztere Aussage.[36]

Aufgrund von Vorwürfen der Oppositionsparteien über den bisherigen Informationsfluss zum Vorfall in Kunduz wurde ein Untersuchungsausschuss gebildet. Zu Guttenberg sagte, dass er sich vor seiner ersten Stellungnahme zum Luftschlag im Kundus telefonisch mit Wolfgang Schneiderhan auf einen konkreten Wortlaut verständigt habe. In dieser Erklärung hatte zu Guttenberg das Bombardement nicht nur als militärisch angemessen, sondern als unvermeidlich bezeichnet. Schneiderhan dagegen sagte aus, er habe zu Guttenberg keineswegs empfohlen, den Luftschlag als unvermeidlich darzustellen. Widersprüchlich waren auch Darstellungen eines Gesprächs, das zur Entlassung Peter Wicherts und Schneiderhans geführt hatte.[37]

Im Rahmen der Berliner Sicherheitskonferenz im November 2010 forderte zu Guttenberg, ähnlich wie der damalige Bundespräsident Horst Köhler zuvor, wirtschaftliche Interessen Deutschlands auch militärisch abzusichern. Demnach müsse der „Zusammenhang von regionaler Sicherheit und deutschen Wirtschaftsinteressen offen und ohne Verklemmung angesprochen werden“. SPD und Grüne reagierten mit scharfer Kritik;[38] Zu Guttenberg bekräftigte seine Aussage bei einer Gastrede auf dem CDU-Parteitag am 15. November 2010.[39]

Frank-Jürgen Weise überreicht den Bericht der Strukturkommission

Anfang 2010 gab zu Guttenberg eine Defizitanalyse zur Erkennung von Stärken und Schwächen der aktuellen Bundeswehrsituation in Auftrag. Am 12. April setzte er die Bundeswehr-Strukturkommission ein, deren Vorsitz durch den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, übernommen wurde. Deren Empfehlungen sollen eine umfassende Umstrukturierung der Bundeswehr vorbereiten, mit dem Ziel, die Verteidigungsressourcen Deutschlands den aktuellen und künftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen anzupassen.

Am 23. August stellte zu Guttenberg der Regierungskoalition fünf verschiedene Modelle zur künftigen Struktur der Streitkräfte vor. In allen Modellen wurde von 150.000 bis 180.000 Zeit- und Berufssoldaten ausgegangen. In einigen Modellen wurde die Aussetzung der Wehrpflicht geplant, während andere von 25.000 Grundwehrdienstleistenden und 25.000 freiwilligen zusätzlichen Wehrdienstleistenden ausgingen. Auch Varianten mit 30.000 Grundwehrdienstleistenden oder generell freiwillig Wehrdienenden waren darunter.

Am 1. September 2010 unterrichtete zu Guttenberg die Verteidigungsausschüsse von Bundestag und Bundesrat über den aktuellen Sachstand der Ergebnisse der Strukturkommission. Der Zwischenbericht des Generalinspekteurs ergab, dass die Bundeswehr kleiner werden soll. 163.500 Soldatinnen und Soldaten – 156.000 Berufs- und Zeitsoldaten plus mindestens 7.500 bis 23 Monate freiwillig Wehrdienende – wurde als „absoluter Mindestumfang“ bezeichnet. Weiterhin wurde die Aussetzung der Wehrpflicht empfohlen. Im Grundgesetz soll die Wehrpflicht jedoch weiterhin verankert bleiben.

Am 26. Oktober wurde der Abschlussbericht der Strukturkommission an Karl-Theodor zu Guttenberg übergeben. Die Ergebnisse sehen vor, dass Musterung und Einberufung zukünftig ausgesetzt werden, da die Verpflichtung zum Grundwehrdienst auf absehbare Zeit sicherheitspolitisch nicht mehr erforderlich ist. Die 7.000 Soldaten, die derzeit an aktiven Einsätzen teilnehmen, sollen auf 18.000 mehr als verdoppelt werden. Die Bundeswehr soll auf circa 180.000 Soldaten und etwa 50.000 Dienstposten für zivile Beschäftigte reduziert werden. Außerdem wird empfohlen, das Verteidigungsministerium von Bonn komplett nach Berlin zu verlegen und die Anzahl der Dienstposten zu halbieren.[40][41][42][43][44]

Ein auf zu Guttenbergs Initiative gestellter Antrag des CSU-Vorstandes, die Wehrpflicht auszusetzen, wurde auf dem CSU-Parteitag am 29. Oktober 2010 mit großer Mehrheit angenommen.[45] Auch der CDU-Parteitag stimmte dem am 15. November 2010 mit großer Mehrheit zu. Zu Guttenberg hatte zuvor in einer Rede bei den Delegierten für seine Bundeswehrreform geworben.[46]

Plagiatsvorwürfe

Im Februar 2011 stellte der Bremer Staatsrechts-Professor Andreas Fischer-Lescano in einer Rezension von zu Guttenbergs Dissertation in der von ihm mit herausgegebenen Zeitschrift Kritische Justiz fest, dass in zu Guttenbergs Arbeit Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU mehrere Passagen wörtlich oder minimal überarbeitet mit älteren Texten anderer Autoren übereinstimmen, ohne dass diese Übereinstimmungen als Zitate gekennzeichnet sind. Fischer-Lescano sieht darin einen Verstoß gegen die Promotionsordnung der Universität Bayreuth.[13] Auf einer Internetseite namens „GuttenPlag“ wurden zahlreiche weitere mutmaßliche Plagiate aufgelistet.[47][48] Demnach enthalten mehr als 68 Prozent der Seiten plagiierte Textstellen.[49] Insgesamt seien 16% der Doktorarbeit Plagiate.[50]

Guttenberg nannte die Vorwürfe zunächst „abstrus“[51], räumte dann aber „Fehler“ ein, wies jedoch Plagiatsvorwürfe erneut zurück. Er erklärte, er werde „gerne bis zum Ergebnis der Prüfung vorübergehend auf das Führen des Titels verzichten“. Ferner führte er aus: Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft anderer nicht kenntlich gemacht.[52] Die Plagiatsvorwürfe[53] werden von der Universität Bayreuth durch die „Kommission für Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ untersucht. Zu den Mitgliedern gehören die Professoren Stephan Rixen, Nuri Aksel, Wiebke Putz-Osterloh, Paul Rösch und als Ombudsmann der Bayreuther Kommission Diethelm Klippel.[54][55] Bei der Staatsanwaltschaft Bayreuth ist gegen Guttenberg eine Strafanzeige wegen möglicher Verstöße gegen das Urheberrecht gestellt worden.[56]

Im Zusammenhang mit den Plagiatsvorwürfen warfen Vertreter der Oppositionsparteien zu Guttenberg Amtsmissbrauch vor.[57] Er soll die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages mit Zuarbeiten für seine Dissertation beauftragt haben. Ein Ministerialrat verfasste für den damaligen CSU-Abgeordneten die Ausarbeitung „Die Frage nach einem Gottesbezug in der US-Verfassung und die Rechtsprechung des Supreme Court zur Trennung von Staat und Religion“.[58] Diese rund zehn Seiten umfassende Arbeit fügte zu Guttenberg nahezu vollständig in seine Dissertation ein, obwohl Abgeordnete die Dienste der Parlamentsjuristen nur im Rahmen ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit nutzen dürfen.[58]

Öffentliche Wahrnehmung

Zahlreiche Medien (unter anderem Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Zeitung) begrüßten die Ernennung zu Guttenbergs zum Wirtschaftsminister und begründeten dies unter anderem mit Erfahrungen in der Wirtschaft wie der erfolgreichen Führung einer Großhandelsfirma für Trockenbau, Isoliertechnik und Dämmstoffe. Die betreffende Firma, die „Von Guttenberg GmbH“, stellte daraufhin klar, dass Karl-Theodor zu Guttenberg nie bei ihr gearbeitet habe und nur eine Namensgleichheit bestehe.[2][59] Die Verwechslung wurde dadurch gefördert, dass die Firma zu Guttenbergs und seiner Verwandten keinen eigenen Internet-Auftritt hatte und beide Firmen ihren Sitz in München bzw. in dessen Nähe haben.[60]

Zu Guttenberg stieg innerhalb kurzer Zeit zu einem der populärsten Politiker in Deutschland auf. Bei einer Umfrage der Zeitschrift „Stern“ aus dem Juni 2009 lag zu Guttenberg beim Politiker-Ranking auf Platz 3. 61 % der Befragten gaben an, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein. Laut Stern war dies bis dahin der beste Wert, der je für einen Wirtschaftsminister in Deutschland gemessen wurde.[61]

Andere Berichterstatter, wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung, kritisierten die „Hofberichterstattung“ einiger Medien wie Spiegel Online. Sähe man genauer hin „dann fällt auf, dass Karl-Theodor zu Guttenberg für blanke Selbstverständlichkeiten gepriesen wird“.[62] Die Zeit resümierte, dass für zu Guttenberg in der „Kluft zwischen öffentlicher Bewunderung und politischer Bilanz“ die Gefahr läge: „Wie soll er die Projektionen mit seinen realen Möglichkeiten je zur Deckung bringen?“ Bislang versuche er „mit demonstrativer Unterstützung des Boulevards“ diese „Differenz zwischen Schein und Sein durch Inszenierung und Imagebildung zu überspielen.“ Auf die irrealen Hoffnungen, die sich an seine Person knüpften, „antwortet er mit Selbststilisierung“.[63]

Karl-Theodor zu Guttenberg erhielt im Jahr 2011 den Orden wider den tierischen Ernst des Aachener Karnevalsvereins überreicht.[64] Der Minister wurde bei dieser Gelegenheit als „Politiker mit Bodenhaftung“ gewürdigt. Er habe „Mut zum Widerspruch und zum akrobatischen Querdenken“, hieß es in der Begründung.[64] Sein Bruder Philipp nahm die Auszeichnung entgegen.[64] Die Preisverleihung fand einen Tag nach dem Tod dreier deutscher Soldaten in Afghanistan statt und wurde deshalb kritisiert. Es sei eine Beleidigung der Opfer, den Verteidigungsminister als Humoristen zu feiern.[65]

Veröffentlichungen (Auswahl)

Literatur

Dokumentation

Commons: Karl-Theodor zu Guttenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Karl-Theodor zu Guttenberg – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Eintrag in der WW-Person, basierend auf dem Genealogischen Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, Band 17. Neustadt, Aisch, 1988 (abgerufen am 10. Februar 2009)
  2. a b Panorama: Bundeswirtschaftsminister Freiherr zu Guttenberg, 13. Februar 2009: als Video
  3. Christiane, Gräfin von Eltz. In: Geneall.net. Abgerufen am 20. Februar 2011.
  4. Natascha Gottlieb: Ein Dirigent als Dompteur In: Welt Online, 27. Oktober 2002. Abgerufen am 20. Februar 2011 
  5. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, CDU/CSU. Deutscher Bundestag, abgerufen am 13. September 2010.
  6. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: Der coole Baron In: stern.de, 18. Juni 2009. Abgerufen am 20. Februar 2011 
  7. a b c Markus Wehner und Eckart Lohse: Karl-Theodor zu Guttenberg: Die Studierstube ist seine Bühne nicht In: faz.net, 20. Februar 2011 
  8. http://www.zuguttenberg.de/person.php
  9. Köpfe der Wirtschaft: Karl-Theodor zu Guttenberg – Biografie. In: WirtschaftsWoche. Abgerufen am 21. Juli 2009.
  10. Verteidigung: Report: Betretenes Schweigen an der Bayreuther Uni In: Focus Online, 18. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011 
  11. a b Imagefilm „Jura in Bayreuth“. Universität Bayreuth / Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, 9. Dezember 2010, abgerufen am 20. Februar 2011.
  12. Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU. / Karl-Theodor Frhr. zu Guttenberg. In: DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 20. Februar 2011.
  13. a b Andreas Fischer-Lescano: Karl-Theodor Frhr. zu Guttenberg, Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU. In: [Kritische Justiz]]. Nr. 1, 2011, ISSN 0023-4834, S. 112–119 (PDF Online [abgerufen am 20. Februar 2011] im Erscheinen).
  14. a b c Persönliche Website Karl-Theodor zu Guttenberg.
  15. Innenpolitik: Verwirrung um Guttenberg In: Abendzeitung, 17. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011 
  16. Der neue Minister ist Millionär In: Bild.de, 11. Februar 2009. Abgerufen am 20. Februar 2011 
  17. Anna Trömel: Guttenberg-Familie gibt ihre Anteile vollständig ab: Hypovereinsbank engagiert sich bei Rhön Klinikum. In: Handelsblatt. 13. März 2002, abgerufen am 20. Februar 2011.
  18. CSU-Oberfranken, Stand: 3. Februar 2009, abgerufen am 11. Februar 2009.
  19. Mitgliedschaft auf der Website der DGAP
  20. CSU gewinnt alle Direktmandate BR-online, 27. September 2009.
  21. Guttenberg mit bundesweit bestem Erststimmenergebnis. 28. September 2009, abgerufen am 20. Februar 2011.
  22. Wahl zum 17. Deutschen Bundestag am 27. September 2009 – Wahlkreis 240 Kulmbach. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, abgerufen am 20. Februar 2011.
  23. Vgl. Seehofer schickt CSU-Talent Guttenberg ins Wirtschaftsministerium bei Spiegel Online, 9. Februar 2009 (aufgerufen am 9. Februar 2009)
  24. Köhler ernennt Guttenberg zum Wirtschaftsminister. n-tv, 10. Februar 2009
  25. Karl-Theodor zu Guttenberg – Was versteht der neue Minister von Wirtschaft? Panorama Nr. 707 vom 12.02.2009.
  26. a b c d e f g h i "Panorama": Guttenberg übertrieb unternehmerische Erfahrung Pressemeldung des NDR vom 12. Februar 2009.
  27. Interview mit der FAZ, 14. Februar 2009.
  28. Opel: Verkorkster Krisengipfel. Süddeutsche, 28. Mai 2009.
  29. Michael Bayer, Annika Joeres und Michael Bergius: Guttenberg zögert mit Hilfe für Quelle. Frankfurter Rundschau, 18. Juni 2009.
  30. Die Last der hohen Schulden. Süddeutsche Zeitung, 19. Juni 2009.
  31. HRE Guttenberg erwägt auch Insolvenz. Focus, 6. März 2009.
  32. Timo Pache, Jens Tartler und Peter Ehrlich: Guttenberg will Enteignung erschweren. Financial Times Deutschland, 11. März 2009.
  33. Michael Smith: „Von Biggles goes bombing with the RAF“. The Sunday Times (Vereinigtes Königreich), 4. April 2010, abgerufen am 17. April 2010.
  34. Sven Becker und Lutz Kinkel: Afghanistan-Bombardement: Guttenberg und das „Blutgeld“, Stern Online, 9. Dezember 2009.
  35. Bericht des Roten Kreuzes: Guttenberg bleibt in Kunduz-Affäre unter Druck. Spiegel Online, 9. Dezember 2009.
  36. Luftschlag bei Kundus: „Guttenberg muss Begründung für seine Korrektur nachliefern“. FAZ.net, 4. Dezember 2009.
  37. P. Blechschmidt: Guttenberg in der Bredouille Süddeutsche.de vom 18. Mai 2010
  38. Sicherheitskonferenz. Zu Guttenberg will Wirtschaft militärisch absichern. im Handelsblatt vom 10. November 2010, abgerufen am 10. November 2010.
  39. Stefan Uhlmann: Sieg für Guttenberg: CDU votiert gegen Wehrpflicht abendblatt.de, 15. November 2010.
  40. Bundesministerum für Verteidigung: Leitlinien zur Ausplanung der neuen Bundeswehr. 30. Juni 2010
  41. Bundesministerum für Verteidigung: Die Strukturkommission. 12. April 2010
  42. Bundesministerum für Verteidigung: Offizieller Startschuss der politischen Diskussion über die Struktur der Bundeswehr. 24. August 2010
  43. Bundesministerum für Verteidigung: Strukturreform: Unterrichtung der Verteidigungsausschüsse. 1. September 2010
  44. Bundesministerum für Verteidigung: Empfehlungen der Strukturkommission gehen in die interne und politische Diskussion. 26. Oktober 2010
  45. CSU stimmt für Aussetzung der Wehrpflicht. spiegel.de, 29. Oktober 2010
  46. Stefan Uhlmann: Sieg für Guttenberg: CDU votiert gegen Wehrpflicht. abendblatt.de, 15. November 2010.
  47. http://www.stern.de/digital/online/guttenplag-wiki-analysiert-guttenberg-arbeit-das-netz-jagt-dr-copy-paste-1655530.html
  48. Internetprojekt GuttenPlag: „Schwarmintelligenz“ im Kampf gegen Plagiate in: tagesschau.de
  49. GuttenPlag Wiki (19.02.2011)
  50. Oliver Neuroth: Wer steckt hinter Guttenplag? (Audiodatei). In: ARD Tagesschau.de, 19. Februar 2011
  51. Dr. Guttenberg nennt Plagiatsvorwürfe abstrus. In: Der Spiegel, 16. Februar 2011
  52. Stellungnahme von Karl Theodor zu Guttenberg. abgerufen am 18. Februar 2011
  53. Plagiatsvorwurf gegen Guttenberg. Wörtlicher Textvergleich in Spiegel Online in Flashanimation Dissertation zu Guttenberg mit den angeblichen Vorlagen
  54. Besondere Aufgaben an der Universität Bayreuth. Abgerufen am 19. Februar 2011
  55. Roland Preuß und Tanjev Schultz: Plagiatsvorwurf gegen Verteidigungsminister. In: Süddeutsche Zeitung vom 16. Februar 2011
  56. Strafanzeige gegen Guttenberg. In: Süddeutsche Zeitung vom 18. Februar 2011
  57. Trittin: „Halbgare Entschuldigung“ In: FAZ.net vom 18. Februar 2011
  58. a b Guttenberg kopierte auch von Bundestagsdienst Spiegel Online, 19. Februar 2011.
  59. Zapp: Recherche-Chaos: Falsche Behauptungen über neuen Wirtschaftsminister. bei: ndr.de vom 11. Februar 2009; als Video und Pressemeldung der von Guttenberg GmbH vom 13. Februar 2009
  60. Guttenberg GmbH. bei: linx.de abgerufen am 17. Februar 2011
  61. Guttenberg ist der Shootingstar, Stern, 12. Juni 2009.
  62. Edo Reents: Guttenberg und die Medien – Unterwürfiges Sturmgeschütz. In: faz.net vom 14. November 2009
  63. Matthias Geis: Der Durchgreifer. In: Die Zeit vom 29. Januar 2011
  64. a b c Guttenberg jetzt Ritter statt Doktor FAZ.net, 20. Februar 2011.
  65. Proteste gegen Guttenberg, in: Kölnische Rundschau Online abgerufen am 20.02.11.