Plagiatsaffäre Guttenberg

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (* 5. Dezember 1971 in München; weitere Vornamen: Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester)[1] ist ein deutscher Politiker (CSU) und war vom 10. Februar 2009 bis zum 28. Oktober 2009 Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Seit dem 28. Oktober 2009 ist er Bundesverteidigungsminister im Kabinett Merkel II. Von November 2008 bis Februar 2009 war er Generalsekretär der CSU.
Leben und Beruf
Guttenberg entstammt dem gleichnamigen fränkischen Adelsgeschlecht Guttenberg. Seine Eltern sind der Dirigent Enoch zu Guttenberg[2] und dessen Frau Christiane Henkell-von Ribbentrop, eine Tochter Jakobs von und zu Eltz. Sein Großvater Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg war von 1967 bis 1969 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt.
Nach dem Abitur am Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim 1991 leistete er seinen Grundwehrdienst im Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald und schied als Unteroffizier der Reserve aus. Anschließend begann er ein Studium der Rechts- und Politikwissenschaften in Bayreuth und München[3], das er mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. 2007 promovierte er an der Universität Bayreuth mit der Dissertation Verfassung und Verfassungsvertrag: konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU zum Dr. iur. (summa cum laude)[4].

Ab 1984 war er in die Leitung der familieneigenen Münchener Beteiligungsgesellschaft Guttenberg GmbH eingebunden, deren Aufgabe die Verwaltung des eigenen Vermögens war. Später war Guttenberg deren geschäftsführender Gesellschafter.[5][2] Von 1996 bis 2002 gehörte er dem Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG an, von der seine Familie 26,5 % der Stammaktien hielt. Im März 2002 verkaufte er diese Anteile an die HypoVereinsbank, kurz bevor er die politische Laufbahn einschlug.[6]
Seit Februar 2000 ist Guttenberg mit Stephanie Gräfin von Bismarck-Schönhausen, der Ur-Urenkelin von Reichskanzler Otto von Bismarck, verheiratet, die als Präsidentin der Organisation Innocence in Danger gegen Kinderpornographie die Internetpolitik ihres Mannes und die von Ursula von der Leyen[7] unterstützt. Guttenberg hat zwei Töchter[8] und ist römisch-katholisch.[9]
Politische Karriere
Partei und Bundestag

Guttenberg begann seine politische Laufbahn als Mitglied im Landesausschuss der Jungen Union Bayern. Er gehört seit 2002 dem Kreistag des Landkreises Kulmbach an und wurde im selben Jahr Mitglied des Deutschen Bundestages, wo er von 2005 bis November 2008 Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Abrüstung, Nichtverbreitung und Rüstungskontrolle war. Guttenberg zog bislang immer als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Kulmbach in den Bundestag ein. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte er 60,0 Prozent der Erststimmen. Bis Dezember 2008 war er CSU-Ortsvorsitzender seines Heimatortes Guttenberg[4] und gehörte dem Vorstand des CSU-Kreisverbandes Kulmbach an. Am 8. Dezember 2007 war er überraschend als Nachfolger Werner Schnappaufs zum Vorsitzenden des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken gewählt worden.[10]
Guttenberg ist Mitglied im CSU-Vorstand[11] und -Präsidium [12] und war Leiter des Fachausschusses Außenpolitik des CSU-Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik (ASP). Am 3. November 2008 wurde er zum Generalsekretär der CSU ernannt. Am 27. September 2009 wurde Guttenberg im Wahlkreis 240 Kulmbach mit dem besten Ergebnis aller Direktkandidaten (68,1 %) in den Bundestag gewählt.[13] [14]
Sonstige Mitgliedschaften
Guttenberg ist seit 2002 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik[15], der Atlantik-Brücke und des Aspen-Instituts. Seit 2005 ist er Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft und Mitglied der Deutsch-Britische Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag (Vorsitz von Mitte 2005 - März 2009).
Wirtschaftsminister

Nach dem Rücktrittsgesuch von Michael Glos als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie wurde Guttenberg am 10. Februar 2009 zu dessen Nachfolger im Kabinett Merkel I ernannt.[16][17] Die Vereidigung vor dem Deutschen Bundestag fand am 12. Februar statt. Bei seinem Amtsantritt wurde Guttenberg mit 37 Jahren der bisher jüngste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland.
Guttenberg äußerte im Interview zu seiner Amtseinführung im Februar 2009, dass Märkte „erwiesenermaßen effizient“ seien. Guttenberg warnte deswegen vor einer Ausweitung der Rolle des Staates im Zuge der Finanzkrise und steht Mindestlöhnen skeptisch gegenüber. Die Wirtschaftsdebatte ist seiner Ansicht nach „in eine Schieflage geraten. Das Wort Gerechtigkeit erfreut sich großer Beliebtheit.“ Es gebe laut Guttenberg in Deutschland eine „Umverteilungsgerechtigkeit“, keine „Leistungsgerechtigkeit“. Für die Zukunft kündigte er Steuersenkungen an.[18]
Guttenberg trat sein Amt als Wirtschaftsminister während der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise an. Für den Automobilhersteller Opel, so erklärte Guttenberg, werde er zusammen mit General Motors nach Finanzinvestoren suchen. Die Verhandlungen bis Ende Mai 2009 mit General Motors zur Frage der Zukunft des Tochterunternehmens Opel verliefen ergebnislos.[19] Guttenberg erklärte daraufhin Ende Mai 2009, im Gegensatz zu anderen Ministern und Angela Merkel, er favorisiere für Opel ein Insolvenzverfahren, Minister mit gegenteiliger Meinung setzten sich jedoch beim Krisengipfel zu einer Rettung von Opel durch. Auch für das in die Krise geratene Unternehmen Quelle/Arcandor wurde die Insolvenz vom Wirtschaftsministerium bevorzugt, Bürgschaften wurden abgelehnt.[20] Unter anderem für das marode Finanzunternehmen Hypo Real Estate (HRE) bejahte Guttenberg die staatlichen Unterstützungszahlungen. Das Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz lehnte er jedoch (erfolglos) ab, da es dem Staat im Gegenzug zu den Rettungzahlungen eine Kontrolle über das Unternehmen ermöglicht und den Einfluss des HRE-Managements einschränkt.[21]
Öffentliche Wahrnehmung als Wirtschaftsminister
Zahlreiche Medien (unter anderem Spiegel Online und die FAZ) begrüßten die Ernennung Guttenbergs zum Wirtschaftsminister und begründeten dies u.a. mit dessen erfolgreicher Führung einer Großhandelsfirma für Trockenbau, Isoliertechnik und Dämmstoffe. Die betreffende Firma, die „Von Guttenberg GmbH“, gab daraufhin eine Meldung heraus, in der sie klarstellte, dass Karl-Theodor zu Guttenberg nie bei ihr gearbeitet habe. Es bestehe nur eine Namensgleichheit.[2][22]
Eine USA-Reise von Guttenberg zu den Opel-Verhandlungen erzielte hohe Medienaufmerksamkeit.[23] In den meisten Medien wurde Guttenberg fortan gelobt. In einem Porträt in der Zeitschrift Stern wurde Guttenberg neben Guido Westerwelle als authentischer, kantiger Klartexter beschrieben.[24] Hans-Ulrich Jörges, Chefredakteur für Sonderaufgaben des Verlages Gruner + Jahr, bezeichnete Guttenberg als „Baron der Herzen“ und „größte politische Entdeckung seit Angela Merkel“. [25] Ulf Poschardt schrieb für Die Welt, Guttenberg bringe alle zum Staunen mit „Fleiß und Auffassungsgabe“, er sei ein „promovierter Adliger mit einer ebenso adligen, attraktiven Frau“, habe „Profil“ und „Authentizität“.[26]
Zu den wenigen kritischen Stimmen gehört der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer, der im März 2009 in der Frankfurter Rundschau Guttenberg unter anderem vorwarf, seine USA-Reise zur Opelverhandlung sei reines „Polit-Marketing“ gewesen, da er gar nicht vorgehabt habe Opel zu erhalten.[27] Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Albrecht Müller kritisierte unter anderem, dass während Guttenberg Staatsunterstützungen für Firmen aus der Realwirtschaft teils ablehnte, hingegen deutlich größere Unterstützungen an Firmen der Finanzwirtschaft gezahlt wurden, obwohl die Überkapazitäten im Bereich der Finanzwirtschaft vermutlich größer seien.[28]
Verteidigungsminister
Seit dem 28. Oktober 2009 ist Guttenberg Bundesverteidigungsminister. Er ist der bisher jüngste Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
- Persönliche Website Karl-Theodor zu Guttenbergs
- Biografie beim Deutschen Bundestag
- Lebenslauf bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag in der WW-Person, basierend auf dem Genealogischen Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels, Band 17. Neustadt, Aisch, 1988 (abgerufen am 10. Februar 2009)
- ↑ a b c Panorama: Bundeswirtschaftsminister Freiherr zu Guttenberg, 13. Februar 2009: als Video
- ↑ Köpfe der Wirtschaft: Karl-Theodor zu Guttenberg bei WirtschaftsWoche, abgerufen am 21. Juli 2009
- ↑ a b zuguttenberg.de, Website des Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg
- ↑ München HRB 134661 – Guttenberg GmbH
- ↑ Vgl. Hypovereinsbank engagiert sich bei Rhön Klinikum bei Handelsblatt, 13. März 2002
- ↑ Homepage Innocence in danger
- ↑ Descendants of Otto von Bismarck
- ↑ Bundestagsbiographie, abgerufen am 17. Juni 2009.
- ↑ CSU-Oberfranken, Stand: 3. Februar 2009, abgerufen am 11. Februar 2009
- ↑ csu.de, unter Vorstand, abgerufen am 11. Februar 2009
- ↑ csu.de, unter Präsidium, aufgerufen am 27. Juli 2009
- ↑ Guttenberg mit bundesweit bestem Erststimmenergebnis
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Wahl zum 17. Deutschen Bundestag am 27. September 2009 - Wahlkreis 240 Kulmbach
- ↑ Website der DGAP
- ↑ Vgl. Seehofer schickt CSU-Talent Guttenberg ins Wirtschaftsministerium bei Spiegel Online, 9. Februar 2009 (aufgerufen am 9. Februar 2009)
- ↑ n-tv: Köhler ernennt Guttenberg zum Wirtschaftsminister
- ↑ Interview mit der FAZ, 14. Februar 2009
- ↑ Opel: Verkorkster Krisengipfel, Süddeutsche, 28.05.2009
- ↑ FR: Guttenberg zögert mit Hilfe für Quelle, 18.06.2009
- ↑ FTD: Guttenberg will Enteignung erschweren, 11.03.2009
- ↑ Zapp: Recherche-Chaos: Falsche Behauptungen über neuen Wirtschaftsminister, 11. Februar 2009 ;als Video und Pressemeldung der von Guttenberg GmbH vom 13. Februar 2009
- ↑ FTD: Pop und Pose am Times Square, 17. März 2009
- ↑ Stern: Die Klartext-Sympathen, 24. Juli 2009
- ↑ Jörges: Guttenberg, der Baron der Herzen, 6. Juni 2009
- ↑ Die Welt: Der einsame Kampf des Wirtschaftsministers., 31. Mai 2009
- ↑ Frankfurter Rundschau: Autoexperte greift Guttenberg scharf an, 17. März 2009
- ↑ Albrecht Müller: Wo bleibt eigentlich Mr. Insolvenz zu Guttenberg?, 19. Juni 2009
Personendaten | |
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NAME | Guttenberg, Karl-Theodor zu |
ALTERNATIVNAMEN | Guttenberg, Karl-Theodor Freiherr von und zu |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CSU) |
GEBURTSDATUM | 5. Dezember 1971 |
GEBURTSORT | München |