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Im Rausch der Tiefe

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Film
Titel Im Rausch der Tiefe
Originaltitel Le grand bleu
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1988
Länge Director’s Cut
ca. 160 Minuten
Stab
Regie Luc Besson
Drehbuch Luc Besson
Produktion Luc Besson
Musik Eric Serra
Kamera Carlo Varini
Schnitt Olivier Mauffroy
Besetzung

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Im Rausch der Tiefe ist ein Spielfilm des französischen Regisseurs Luc Besson aus dem Jahr 1988. Das Drama ist fiktional, lehnt sich aber leicht an die Biographien der Apnoe-Tauchrekordler Jacques Mayol und Enzo Maiorca an. Das Unterwasserepos fasziniert durch seine hervorragende Fotografie und seine märchenhafte Geschichte und gilt heutzutage als Kultfilm.

Handlung

Die Jungen Jacques und Enzo wachsen auf derselben kleinen griechischen Insel auf. Beide interessieren sich für das Tauchen, doch während die Kinder im Dorf sich bei Enzo einschmeicheln, ist Jacques ein Außenseiter, dessen einziger Halt an Land sein Vater, ein Schwammtaucher, ist. Als dieser bei einem Tauchgang ums Leben kommt, bricht für Jacques eine Welt zusammen. Er verlässt die Insel und erst nach Jahren kreuzen sich Jacques und Enzos Wege wieder. Jacques hat seine außergewöhnlichen Tauchkünste in den Dienst der Wissenschaft gestellt, Enzo ist aktueller Rekordhalter im Apnoetauchen und möchte bei der nächsten Weltmeisterschaft in Taormina gegen seinen Jugendfreund antreten. Jacques nimmt die Herausforderung an und reist nach Italien, wo er unter anderem die kecke Versicherungsagentin Johana aus New York wiedertrifft, die er bei einem Tauchgang in Peru kennengelernt hatte. Das Wetttauchen vor der Küste Siziliens wird zu einem packenden Duell der beiden Jugendfreunde. Ein späterer Weltrekordversuch in Griechenland endet tödlich für Enzo. Von diesem Schicksalsschlag traumatisiert, startet Jacques einen nächtlichen Tauchgang und verschwindet in den Tiefen des Meeres.

Entstehungsgeschichte

Drei Jahre nach seinem Pariser Untergrundabenteuer Subway mit Christopher Lambert und Isabelle Adjani in den Hauptrollen erfüllte sich der ehemalige Tauchlehrer Luc Besson mit dem Drehbuch und der späteren Verwirklichung von Im Rausch der Tiefe einen lang gehegten Traum. Inspiriert wurde der Regisseur bei seinem Drehbuch von der Rivalität des Franzosen Jacques Mayol und des Italieners Enzo Maiorca, die sich in den 1960er Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren die Tauchrekorde gegenseitig abjagten. Die Hauptdarsteller Jean Reno und Jean-Marc Barr, der nie zuvor in seinem Leben getaucht war, nahmen als Vorbereitung für Im Rausch der Tiefe an einem mehrmonatigen Training teil. Weder Reno noch Barr ließen sich in einer der zahlreichen Unterwassersequenzen doubeln, die in einer Tiefe von bis zu 40 Metern gedreht wurden (im Film tauchen Jacques und Enzo in einer Tiefe von bis zu 120 Metern). Als technischer Berater während der neunmonatigen Dreharbeiten fungierte der Tauchweltrekordler Jacques Mayol, an den Jean-Marc Barrs gleichnamiger Filmcharakter angelehnt ist. Luc Bessons zweite Kinoproduktion wurde ausschließlich in englischer Sprache gedreht.

Interpretation

Ein zwanzigminütiger, in Schwarzweiß gedrehter Prolog ist der Haupthandlung vorangestellt und dient dazu, die beiden Hauptfiguren Jacques und Enzo als Kinder kennenzulernen und so ihre späteren Charakterzüge besser zu verstehen. Die Bilder werden farbig, sobald die Handlung in die Gegenwart schwenkt. Jacques lebt in Antibes, an der Côte d’Azur, und arbeitet für das meeresbiologische Institut, doch Freunde hat er keine, mit Ausnahme der dort lebenden Delfine, von denen er immer ein Foto in seiner Brieftasche aufbewahrt – seine „Familie“. Jacques pendelt zwischen den verschiedenen Welten – der Weite des Meeres und dem vergänglichen irdischen Leben am Land, ist jedoch eher Delfin als Mensch und als redescheuer Mann der Sprache gegenüber, die zum Austausch und der Kommunikation zwischen den Menschen dient, abgeneigt. Der exzentrische Enzo lebt in Sizilien und ist seit sechs Jahren ungeschlagener Weltmeister im Apnoetauchen, dem Tauchen mit nur einem Atemzug. Er lässt seinen alten Jugendfreund Jacques nach Sizilien kommen, um gegen ihn anzutreten. Die Konkurrenz der beiden wird nur bei den Tauchgängen deutlich und Enzo übernimmt eine Art Vaterrolle für Jacques, der als kleiner Junge seinen Vater bei einem Tauchunfall verloren hatte. Enzo verschafft ihm durch seinen Einfluss ein Zimmer im Hotel, verköstigt ihn und berät Jacques auch bei seinen allerersten sexuellen Erfahrungen mit Johana, die ihm von Peru aus bis nach Italien gefolgt ist. Im Dialog zwischen ihr und Enzo sticht der Charakter Jacques deutlicher hervor. Wie war er, als er klein war?, fragt Johana Enzo, der mit der simplen Antwort Klein. ihre Frage beantwortet. Noch als trainierter Rekordtaucher ist der tapsige Jacques ein kleiner Junge und bewährt sich nur bei seinen gefährlichen Tauchgängen in der Erwachsenenrolle.

Mit dem Tode Enzos erfährt der Film eine unerwartete Wendung. Haben bis dahin überwiegend komödiantische Elemente Vorrang gehabt, wechselt das Genre hin zum Drama. Jacques kann den Tod seines Jugendfreundes, der neu gewonnenen Vaterfigur, nicht bewältigen und wird von schweren Albträumen geplagt. Er ist hin- und hergerissen zwischen der irdischen Liebe zu Johana und dem Ruf seines maritimen Paradieses. Der Konflikt gipfelt in einem unvergesslich dunklen und märchenhaften Ende, in dem Jacques trotz der Offenbarung Johanas, von ihm schwanger zu sein, einen letzten nächtlichen Tauchgang wagt, bei dem er tiefer taucht als je zuvor. Jacques kappt symbolisch die Verbindung zum Landleben, als er sich vom schweren Zugschlitten, der die Taucher schnell in die angepeilte Tiefe bringen soll, löst. Schließlich erliegt Jacques der Halluzination eines neben ihm schwimmenden Delfins, der ihn in die Dunkelheit des Meeres führt.

Rezeption

Im Rausch der Tiefe avancierte mit seiner außergewöhnlichen Fotografie, der märchenhaften Geschichte und Eric Serras populärer Synthesizer-Musik zum Kultfilm der auslaufenden 1980er Jahre. Luc Bessons auf 80 Mio. Francs (ca. 12 Mio. Euro) geschätztes Unterwassermärchen war so erfolgreich an den Kinokassen, dass der Film mehr als ein Jahr lang in den französischen Kinos gezeigt wurde. Der damals noch unbekannte Hauptdarsteller Jean-Marc Barr avancierte mit seiner Rolle des introvertierten, selbstzerstörerischen Tiefseetauchers Jacques in Frankreich über Nacht zum Star: „Plötzlich war ich Teenie-Idol und bekannt wie Micky Maus,“ so Barr Jahre später in einem Interview. Obwohl Kritiker dem charismatischen Schauspieler eine internationale Karriere im Filmgeschäft voraussagten, konnte Jean-Marc Barr trotz vielfacher Anstrengungen nie mehr so einprägsam in Erscheinung treten wie in Luc Bessons Unterwasser-Epos. Der Erfolg, den er in Europa hatte, blieb dem Film in den USA verwehrt.

Kritiken

Der film-dienst feierte Bessons Film in seiner zeitgenössischen Kritik als „Weithin spannende Bildererzählung auf dem Hintergrund der Biografie des bekannten französischen Weltrekordlers Jacques Mayol“. Kritisiert wurden jedoch die „glorifizierenden Selbsttötungen“ am Ende von Im Rausch der Tiefe, die den insgesamt positiven Eindruck stören würden.[1]

Versionen

Von Im Rausch der Tiefe gibt es drei verschiedene Filmversionen. Die französische Kinofassung ist 132 Minuten lang. Die amerikanische Fassung ist 14 Minuten kürzer und wurde mit einer neuen Filmmusik von Bill Conti unterlegt sowie mit einem anderen Ende versehen. In der amerikanischen Version gibt es ein Happy End, in dem der Delfin Jacques zur Wasseroberfläche führt. Der Director's Cut ist 160 Minuten lang und als so genannte Extended Version nur in Europa und Japan als Kauf-DVD erhältlich. Inzwischen ist auch in Deutschland eine 166 Minuten lange Fassung des Films auf Blu-Ray Disc erschienen, die über 2 Stunden Special Features (u.a. "Making of") enthält. Der Ton ist in DTS-HD Master Audio 5.1 (Dt./Frz./Ital./Engl.) vorhanden und die Bildqualität (1080P/24 im Widescreen-Format 2,35:1) ist für einen über 20 Jahre alten Film überragend gut.

Anmerkungen

Das gestrandete Schiff, aus dem Enzo am Anfang einen eingeklemmten Taucher rettet, ist die Olympia, die noch immer an der Küste von Amorgos in Griechenland liegt.

Regisseur Luc Besson hat einen kurzen Cameo-Auftritt als Taucher.

Das eigentümliche, in Blautönen gehaltene Filmposter mit dem träumerisch-phantasievollen Motiv eines im nächtlichen Meer schwimmenden Mannes, der versucht, einen über sich springenden Delfin mit der Hand zu berühren, kreierte der französische Künstler Malinovski.

Der US-amerikanische Verleihtitel des Films lautet The Big Blue.

Auszeichnungen

1989 zählte Im Rausch der Tiefe mit acht Nominierungen zum erweiterten Favoritenkreis der Filmpreisverleihung César, dem französischen Äquivalent zu den US-amerikanischen Oscars. Trotz des enormen Erfolgs beim französischen Kinopublikum konnte sich Luc Bessons Werk in den wichtigen Kategorien nicht gegen Bruno Nuyttens Künstlerbiographie Camille Claudel bzw. Étienne Chatiliez Sozialkomödie Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß durchsetzen. Im Rausch der Tiefe gewann in den Nebenkategorien zwei Césars für Eric Serras Filmmusik und den besten Ton.

  • Beste Filmmusik
  • Bester Ton

Nominiert in den Kategorien

Weitere

Prix de l'Académie nationale du cinéma

  • Grand Prix als bester Film

Literatur

  • Besson, Luc: L'histoire du Grand bleu. [Frankreich] : Intervista, 1994. - ISBN 291075300X (engl. Ausgabe)

Einzelnachweise

  1. Im Rausch der Tiefe im Lexikon des internationalen Films