Oberleitungsbus Leipzig
Der Oberleitungsbus Leipzig war von 1938 bis 1975 Teil des öffentlichen Nahverkehrs der Städte Leipzig, Markkleeberg, Zwenkau und Markranstädt. Betrieben wurde das Netz aus drei Linien von den Leipziger Verkehrsbetrieben.
Geschichte
Die ersten Jahre
Die Buslinie A, die zwischen Kleinzschocher und der Südvorstadt verkehrte und die fahrgastreichste Buslinie des Netzes war, sollten nach Planungen aus den 1920er Jahren schon ab 1929 Straßenbahnen ersetzen, was zunächst durch die Weltwirtschaftskrise nicht realisiert wurde. Aufgrund der Rüstungsplanungen wurden die Straßenbahnpläne Ende der 1930er Jahre aufgegeben und eine weniger materialintensiven Obuslinie geplant. Diese Linie wurde am Gründungstag der Leipziger Verkehrsbetriebe, am 29. Juli 1938, eröffnet.
Die bisherige Buslinie A vom „Adler“ (Antonien-/Dieskaustraße, Wendeschleife über Windorfer und Klarastraße) über den Schleußiger Weg und die Kronprinzstraße (heute Kurt-Eisner-Straße) bis zur Kreuzung Bayrische Straße (heute Arthur-Hoffmann-Straße) wurde vollständig elektrifiziert. Die Wagen verkehrten im Berufsverkehr alle 7,5 Minuten, sonst alle 10 Minuten. Es gab acht Zwischenhaltestellen, die Fahrzeit über die Gesamtstrecke betrug zehn Minuten.[1] Fünf Obusse wurden beschafft und im Betriebshof Lindenau an der Lützner Straße untergestellt.
Eine teilweise einspurige Betriebsstrecke durch die Antonien-, Diezmann-, Thüringer und Saalfelder Straße verband den Betriebshof mit der Endstelle am Adler. Die Fahrleitungsanlage hatte die AEG ab dem Sommer 1937 gebaut. Da sich am Adler neben dem Obus zwei Straßenbahnlinien nebst Verbindungskurven kreuzten, musste hier eine komplizierte Fahrleitungsanordnung errichtet werden. Eine weitere Verbindungskurve der Straßenbahn wurde 1939 eingebaut, die die Anlage weiter verkomplizierte.
Bei der im Juli 1939 stattfindenden Landwirtschaftsausstellung im Volkspark Kleinzschocher musste die O-Buslinie durch 14 Omnibusse verstärkt werden, da die fünf vorhandenen Obusse das Beförderungsaufkommen bei weitem nicht meistern konnten.
Die Zeit des 2.Weltkrieges
1940 plante man die Umstellung der Straßenbahnlinie 5 (Kleinzschocher–Schleußig–Beethovenstraße–Bayrischer Platz–Johannisplatz–Täubchenweg–Anger-Crottendorf) auf Obusbetrieb. Vorgesehen war die Linienbezeichnung B. Aufgrund des Krieges wurden die Pläne bald auf eine Strecke von der Kronprinzstraße am Bayrischen Bahnhof vorbei zum Johannisplatz verkürzt. Am 17. November 1941 wurde allerdings zunächst aufgrund kriegsbedingten Treibstoffmangels ein Teil der Buslinie G (Lindenau–Markranstädt–Lützen) elektrifiziert und als zweite Obuslinie in Betrieb genommen.
Vom Betriebshof an der Lützner Straße verkehrte nun außerhalb des Berufsverkehrs ein Obus bis zur Mühle in Miltitz. Im Berufsverkehr waren alle Obusse auf der Linie A im Einsatz, sodass in dieser Zeit auf der Linie G nur Omnibusse fahren konnten. Der restliche Abschnitt der Linie G von Miltitz bis Lützen wurde weiterhin mit einem Omnibus bedient. Am 5. August 1942 wurde die Wendeschleife in Lindenau durch die Plaut- und Demmeringstraße in Betrieb genommen und die Linie G im Westen bis Markranstädt, Markt verlängert. Die Linie führte dabei nicht durch den Ort Miltitz, sondern auf der Reichsstraße 87 entlang, die damals südlich der heutigen Trasse geradlinig verlief.
Am 9. Dezember 1942 ging die Verlängerung der Linie A vom Adler durch die Antonien-, Gießer-, Naumburger, Saalfelder und Lützner Straße bis zur Plautstraße in Betrieb. Sie ersetzte einerseits die Betriebsstrecke durch die Diezmann- und Thüringer Straße, entlastete aber auch die Straßenbahn, da nun eine Querverbindung zur Verfügung stand, die Fahrten durch das Stadtzentrum abkürzten. Hierfür wurden vier weitere Obusse sowie einige Beiwagen beschafft. Eine kurze Zweigstrecke zum Bahnhof Miltitz wurde am 12. April 1943 eröffnet. Im Berufsverkehr verkehrte eine neue Linie R vom Bahnhof Miltitz über Lindenau und Adler zur Endstelle Kronprinzstraße, ab Juni 1943 wurden diese Fahrten ebenfalls als Linie A bezeichnet.
Der Bauauftrag für die geplante Linie B von der Kronprinzstraße durch die Elisenstraße (heute Bernhard-Göring-Straße), Albert-, Nürnberger, Brüder- und Talstraße zum Johannisplatz mit dortiger Wendeschleife um die Johanniskirche erging am 19. Februar 1943 an die AEG. Eine Linie M war nun außerdem vom Johannisplatz über Täubchenweg und Anger-Crottendorf nach Mölkau geplant, sowie die Umstellung der Buslinie N (im Wiederitzscher Weg und der heutigen Max-Liebermann-Straße) auf Obusbetrieb. Der Bau der Linie B wurde erst im Oktober 1943 begonnen. Da die AEG aus Arbeitskräftemangel nicht bauen konnte, begann die LVB in Eigenregie die Bauarbeiten an der Kronprinzstraße. Die Fahrleitungsmasten wurden auf der ganzen Strecke bis zum Johannisplatz aufgestellt. Material für die Fahrleitung stand jedoch nicht zur Verfügung. Darüber hinaus musste aufgrund von Schäden an den Fahrzeugen durch Überbeanspruchung am 28. November 1943 die Linie A zwischen Miltitz und Adler stillgelegt werden.
Zeit des Wiederaufbaues und der DDR
Nach mehreren kriegsbedingten Betriebseinstellungen konnte am 23. Mai 1945 die Linie A zwischen Adler und Kronprinzstraße wieder verkehren. Erst am 14. Oktober 1945 fuhr auch die Linie G nach Markranstädt wieder. Um Schienenmaterial zu gewinnen, plante man 1947 die Umstellung eines Teils der Straßenbahnlinie 6 vom Waldplatz nach Reudnitz auf Obusbetrieb. Die Linie G sollte über Angerbrücke und Waldplatz verlängert werden und bis nach Anger-Crottendorf und Mölkau fahren. Die wirtschaftliche Situation ließ diese Maßnahme jedoch nicht zu.
Durch den Mangel an Reifen und Ersatzteilen musste der Obusbetrieb auf der Linie A Ende der 1940er Jahre zeitweise eingestellt werden. Anfang 1950 wurden die Wendeschleifen in der Plaut-/Gröpplerstraße und am Adler abgebaut und eine neue Endstellenanlage zunächst nur für die Linie G am Bushof Lindenau in Betrieb genommen. Am 7. März 1950 konnte die Linie A vom Adler bis zur Arthur-Hoffmann-Straße wieder verkehren, ab 1. April des Jahres bis zum Bushof Lindenau. Am 1. März 1951 wurde auch die Zweigstrecke zum Bahnhof Miltitz wieder in Betrieb genommen. Eine neue Linie B fuhr von dort bis zur Endstelle Lindenau.
Auch die bereits in den Kriegsjahren geplante Verbindung zum Bayrischen Platz und weiter in Richtung Osten wurde nun wieder aufgegriffen. Man entschied sich jedoch für eine Linienführung durch die Arthur-Hoffmann-Straße und über Johannisallee, Liebig- und Oststraße zur Lipsiusstraße. Bereits am 16. Dezember 1951 fuhr die A bis zum Ostplatz, ab dem 1. Mai 1953 bis zur Lipsiusstraße. Eine Linie AE verstärkte die Linie A im Berufsverkehr zwischen Bahnhof Plagwitz und Kurt-Eisner-/Arthur-Hoffmann-Straße. Aufgrund von Fahrzeugmangel wurde der Abschnitt der Linie A zwischen Ostplatz und Lipsiusstraße zunächst nur außerhalb des Berufsverkehrs befahren.
Als Ersatz für die zwischen Gaschwitz und Zwenkau stillgelegte Bahnstrecke Gaschwitz–Meuselwitz wurde am 20. Dezember 1956 eine neue Obuslinie C eröffnet. Sie verkehrte von der Straßenbahnendstelle Markkleeberg-West bis zum Busbetriebshof in Zwenkau-Imnitz. Ab dem 1. Mai 1957 fuhr die Linie C über die Koburger, Brand-, Windscheid- und August-Bebel-Straße bis zur Kurt-Eisner-Straße und durch diese bis zur Endstelle an der Arthur-Hoffmann-Straße, wodurch eine Verbindung zum übrigen Netz hergestellt wurde.
Die geplante Verlängerung zu den Böhlener Werken südlich von Zwenkau wurde nicht verwirklicht. Am 24. August 1958 wurde eine neue Verbindung von der Miltitzer Schulstraße vorbei am Friedhof zur neuen Fernverkehrsstraße 87 eröffnet, die von der nach Markranstädt verlängerten Linie B befahren wurde. Die Linie G wurde gleichzeitig eingestellt. Der Abschnitt in der Miltitzer Bahnhofstraße zum Bahnhof Miltitz wurde abgebaut. Die Trasse auf der alten Fernstraße wurde für den Braunkohletagebau ebenfalls stillgelegt, heute befindet sich hier der Kulkwitzer See. Erst ab dem 3. November 1958 wurde der östliche Abschnitt der Linie A zur Lipsiusstraße auch im Berufsverkehr befahren.
Stilllegung und Ende des Obusbetriebes
1964 wurde die Streckenführung im Schleußiger Weg durch die neue Paußnitzbrücke begradigt und verkürzt. Die alte Brücke ist bis heute erhalten. 1966 wurde jedoch die Einstellung des Obusbetriebs beschlossen, da die Instandhaltung des Fahrleitungsnetzes und der Fahrzeuge zu kostspielig erschien. Ab dem 2. Januar 1967 verkehrten einige Kurse der Linie A mit Omnibussen, am 31. März 1969 fuhr auf dieser Linie der letzte Obus.
Weiterhin elektrisch fuhr jedoch die Berufsverkehrslinie A' vom Bahnhof Plagwitz zum Ostplatz. Noch im Februar 1971 wurde die Wendeschleife am Ostplatz umgebaut. Am 24. März 1972 endete der elektrische Betrieb auf der Linie A', am 1. Oktober 1972 auch auf der seit dem 2. Mai 1972 nur noch bis zur Kurt-Eisner-/Kochstraße fahrenden Linie C nach Zwenkau. Am 31. Mai 1975 fuhren auch auf der Linie B nach Markranstädt die letzten Obusse.
Literatur
- Klaus Adam, Manfred Preiß, Rolf-Roland Scholze: Vom Zweispänner zur Stadtbahn: Die Geschichte der Leipziger Verkehrsbetriebe und ihrer Vorgänger. Herausgegeben von den Leipziger Verkehrsbetrieben, 1996.
- Nahverkehr in Leipzig (Sonderausgabe des Straßenbahn-Magazins) München: GeraNova Zeitschriftenverlag, 2001.
Einzelnachweis
- ↑ Fahrplan der LVB vom 1. Juni 1939.