Benutzerin:Saginet55/Werkstatt
Unsterblich | |
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Studioalbum von Die Toten Hosen | |
Veröffent- |
6. Dezember 1999 |
Label(s) | JKP, Eastwest Records |
Format(e) |
CD, LP |
Titel (Anzahl) |
18 |
54 min 28 s | |
Besetzung |
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Studio(s) |
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Unsterblich ist ein Studioalbum der Band Die Toten Hosen. Es wurde von Jon Caffery produziert und erschien am 6. Dezember 1999 beim bandeigenen Label JKP kurz vor der Jahrtausendwende.
Die Band setzt die Richtung des voangegangenen Studioalbums Opium fürs Volk fort und beschäftigt sich hauptsächlich mit philosophischen Themen, wie die Vergänglichkeit des Seins und der Sinnfrage des Lebens.[1]
Das Album enthält mit dem Titel Sonntag im Zoo von Frank Ziegert, ursprünglich von der Band Abwärts veröffentlicht, und Lesbische, schwarze Behinderte von Funny van Dannen zwei Coverversionen. Die satirischen Stücke Schön sein und Bayern, sind eine Zusammenarbeit mit van Dannen. Der Text zum einzig englischsprachigen Song Call of the Wild des Tonträgers entstand mit Unterstützung von T. V. Smith.
Das Album stellt zudem einen Einschnitt in der Bandbiografie dar, da Schlagzeuger Wolfgang Rohde seinen Platz am Schlagzeug während der Aufnahmen zum Album, wegen gesundheitlicher Probleme mit der Wirbelsäule an Vom Ritchie abgab. Rohde, seit 1986 Schlagzeuger der Band, ist lediglich in vier Stücken zu hören.
Cover
Das Cover von Johann Zambryski zeigt eine Aufnahme mit dem Blick über eine Gebirgslandschaft; im Vordergrund ein einfacher Holzzaun und ein Schild mit der Aufschrift: „Auf Wiedersehen!“ Das Begleitheft enthält neben sämtlichen Liedtexten, Schwarzweißportraits der Bandmitglieder, aufgenommen von Olaf Heine.
Entstehung
Die Band setzte bei Unsterblich die Linie des vorangegangenen Studioalbums Opium fürs Volk fort und konzentrierte sich hauptsächlich auf ernsthafte Stücke.[2] Campino, dem es zunehmend schwer fiel komödiantische Stücke zu schreiben, fand in Funny van Dannen einen Partner, der ihn bei den Lieder Schön Sein und Bayern unterstützte.[3]
Das Album Unsterblich entstand von August bis November 1999 im Studio von Dieter Dierks in Stommeln unter der Leitung von Jon Caffery. Die Abmischung und das endgültige Mastering erfolgte im in der Skyline Tonfabrik in Düsseldorf.[4]
Themen und Titelliste
Titelliste | |
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Wie in allen vorherigen Alben stammen die meisten Texte von Campino und sind aus der Erste-Person-Perspektive heraus verfasst. Dennoch wirken die großteils schwermütigen Texte auf diesem Album, dadurch dass Campino zum Teil Einblicke in sein Privatleben und seine intimen Gefühle gewährt, authentischer als je zuvor.
Im ersten Lied Entschuldigung, es tut uns leid, das mit einem kurzen Hörspiel eingeleitet wird, gesprochen von das Heiner Ebber und Rocko Schamoni, [5] begegnet die Band ihren Gegnern mit rhetorische Ironie: „Wir haben euch erzürnt, eure Kinder versaut, und euch dann noch ausgelacht. Doch jetzt tut es uns leid, wir stehen vor euch und haben Blumen mitgebracht,“ heißt es im letzten Refrain.
Mit der Darstellung ihres Stellenwertes durch die Medien und ihrer Selbsteinschätzung, setzt sich die Band in Helden und Diebe auseinander. Mit einer Spielzeit von über sechs Minuten ist es das längste Stück auf diesem Album. Dort heißt es: „Wir sind Propheten, wir sind Lügner, mal sind wir falsch und manchmal echt.“ Die Band warnt im Schlußrefrain ihre Fans davor, zu viele Erwartungen in sie zu stecken und sie nicht zu vergöttern[6]:„Wir sind Helden, wir sind Diebe, wir nehmen’s so wie es grad kommt. Und wenn ihr an etwas glauben wollt, glaubt an Euch selbst und nicht an uns.“ Eine Einstellung, die laut Campino aus der Punk-Generation kommt, bei der „We don't want no heroes!“ immer eine gängige Theorie war.[6]
Für die Person, die im Lied Warum werde ich nicht satt? über ihren Status nachdenkt, zählt ausschließlich materielle Werte, von denen sie nicht genug bekommen kann. Auch in Wofür man lebt beschäftigt sich Campino mit der Sinnfrage des Lebens: „Ich bin gestern, als ich barfuß war, auf einer Frage ausgerutscht, die ich irgendwann mal verloren hab und die schon länger da gelegen haben muss.“ Der absurde Text von Der Mond, der Kühlschrank und ich greift das Thema im vorletzten Lied des Albums wieder auf.
Das Containerlied ist ein kurzes trauriges Märchen und handelt von einem Obdachlosen, der in einer kalten Nacht, mit einer Krone aus Zeitungspapier auf seinem Kopf, in einem Müllcontainer erfriert. Er kommt später als Wolke zurück und freut sich, das ein kleiner Junge seine Krone mit sich führt.
Alles wie immer ist ein Lied über Resignation.
Die ewige Liebe zu einem Partner ist Thema der Lyrik zu Unsterblich, das dem Album den Titel gibt. Den Text zu Call of the Wild schrieben Campino und T. V. Smith gemeinsam, in dessen Londoner Wohnung, bevor sie das Konzert von Joe Strummer am 21. Oktober 1999 im London Astoria besuchten.[7]
In Unser Haus gibt Campino viel Persönliches über sich, sein Elternhaus und die Beziehung zu seinem verstorbenen Vater preis. Er entschuldigt sich dafür im Begleitheft zum Album bei seiner Mutter und seinen fünf Geschwistern.[4]
Die Lyrik in Regen beschreibt eine depressive Stimmung. Der Erzähler wünscht sich, ein Regenguss könnte nicht nur den Schmutz in der Großstadt, sondern auch alles wegspülen, was ihn bedrückt.[8]
In König der Blinden geht um einen Herrscher, der dem Volk blinden Gehorsam auferlegt. Dazu gibt es im Booklet eine Zeichnung dreier Frauen, die sich wie die sprichwörtlichen drei Affen Ohren, Augen und Mund zuhalten.
Der Text von Sonntag im Zoo betrachtet den Begriff von Freiheit aus der Sicht von Sonntagsausflüglern in einem zoologischen Garten. Im Text heißt es „Sie sind freudig erregt, und sie fotografieren, sie lachen mit sich und der Welt und den Tieren. Und die Kinder schreien fröhlich, und eine Schlange vorm Klo. Und alle sind glücklich sonntags im Zoo.“ Der Refrain lautet: „Hier sind wir glücklich - ich und du. Hier sind wir frei - an einem Sonntag im Zoo.“
Das Lied Lesbische, schwarze Behinderte stammt aus dem Repertoire des Satirikers Funny van Dannen. Zudem war der Künstler maßgeblich an den Titeln Schön Sein und Bayern beteiligt.
Der Text zu Schön Sein betrachtet satirisch den Jugend- und Schönheitswahn [9] während Bayern eine spöttelnde Kritik am FC Bayern München ist.[3] An beiden Liedern war van Dannen ebenfalls maßgeblich beteiligt.
Im abschließenden Lied Die Unendlichkeit des Albums wird der Begriff der nicht vorstellbare Begriff der Unendlichkeit personifiziert. Das Fazit des Liedes lautet: „Ich hätte gedacht, dass sie viel älter ist, und jeder Ernst hat ihr gefehlt. Sie ist auch lange nicht so groß wie man sich's vorstellt.“
Musik
Neben E-Gitarren, dem E-Bass und dem Schlagzeug, setzt die Band, wie bereits im Album Opium fürs Volk, vermehrt Streicher ein, die von Hans Steingens Big Noise Orchestra ausgeführt werden. Unser Haus ist ausschließlich mit Geigen und Celli instrumentiert. Das Cello in Wofür man lebt spielt Birte Schuler.
Als Pausenmusik zwischen der Ballade Unsterblich und dem englischsprachigen Punkrockstück Call of the Wild, das sich an den Stil von The Clash anlehnt, dient das 40 sekündige rein instrumentale Rock ’n’ Roll-Stück Intersex.
Warum werde ich nicht satt hat den Rhythmus des Swing der 1970er Jahre. Das Arrangement der Blechblasinstrumente in diesem Stück stammt ebenfalls von Steingen.
Veröffentlichungen
Singles
Chartplatzierungen Erklärung der Daten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alben | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Singles | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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- Schön sein (1999)
- Schön sein − 3:12
- You're Dead − 4:40 (v. Holst / Campino, T. V. Smith )
- Fußball − 2:10 (v. Holst / Campino)
- Im Westen nichts Neues − 1:59 (Breitkopf / Campino)
- Unsterblich (2000)
- Unsterblich − 3:46 (Campino, von Holst / Campino)
- Wofür man lebt (Dub-Version) − 3:22 (Campino, von Holst / Campino)
- Psycho − 1:44 Cover von The Sonics (Gerhard Roslie)
- Unsterblich Musikvideo
- Bayern (2000)
- Bayern Tipp-Kick Version − 4:19 (v. Dannen, Campino)
- Laß doch mal Dampf ab − 2:24 Cover von Gert Fröbe (Christian Bruhn / Fred Weyrich)
- You’ll Never Walk Alone − 2:34
- Hang On Sloopy − 2:43 Cover von The McCoys
- Warum werde ich nicht satt? (2000)
- Warum werde ich nicht satt? − 3:28 (Breitkopf, v. Holst / Campino)
- Babylons burning − 4:25 Cover von The Ruts
- Should I stay or should I go? − 2:43 Cover von the Clash
Musikvideos
Im Musikvideo zu Schön sein von Regisseur Stefan Telegdy, das 1999 veröffentlicht wurde, spielt Ben Becker einen transsexuellen Menschen, der ein Doppelleben führt. Zeitgleich mit den Singles erschienen im Jahr 2000 drei weitere Videos:
Unsterblich von Peter Lindbergh in dem Campino am Strand von Cornwall zusehen ist. Am Ende des Clips verwandelt sich sein Gesicht durch Computeranimation in das des Modells Marie-Sophie Wilson.
Bayern von Regisseur Peter Thorwarth, das Video bewusst im Stil einer Amateuraufnahme und drehte um damit den Unterschied vom Amateurfußball und dem Spaß am aktiven „Kicken“, zum rein nach Geld und Profit orientierten Profi-Fußball herauszustellen. Zu sehen ist ein Fußballspiel der Toten Hosen und ihrer Freunde gegen Fans auf dem Ascheplatz von Alemannia 08 in Düsseldorf-Flingern.[13] Als Reaktion auf die abfälligen Reime im Lied gegen den FC Bayern München schimpfte Uli Hoeneß: „Das ist der Dreck, an dem unsere Gesellschaft irgendwann ersticken wird.“[3] Die Toten Hosen nahmen diesen Satz in den Nachspann des Videos auf.
Warum werde ich nicht satt von Wim Wenders, in dem Campino einen Mann spielt, der sich mit Luxus umgibt, jedoch unzufrieden ist. Die Rolle seiner Gespielin spielt Michaela Schaffrath. Durch Computeranimationen wurde der Düsseldorfer Rheinturm in eine extravagante Villa umgestaltet. Die Produktion markiert den Beginn der Zusammenarbeit mit Wim Wenders. 2004 beteiligte sich die Band zusammen mit T. V. Smith am Soundtrack des Films Land of Plenty.[14]
Neuauflage 2007
Zum 25. Bestehen der Toten Hosen wurde unter anderem das Album Unsterblich remastert. Das Album enthält ein zweites, neues Booklet und die CD wurde um verschiedene Titel erweitert. Es handelt sich dabei der B-Seiten, Demos und Titel, die bisher auf Samplern zusammen mit anderen Interpreten herausgebracht wurden.
- Zusatztitel
- Ich seh′ die Schiffe den Fluss herunterfahren − 2:41 (Cover von Abwärts)
- Fussball − 2:09 (von Holst / Campino)
- Im Westen nichts Neues − 1:59 (Breitkopf / Campino)
- Gesicht 2000 − 2:20 (Breitkopf / Campino)
- Lass doch mal Dampf ab − 2:24 (Christian Bruhn / Fred Weyrich)
- Meine Stadt − 2:47 (Breitkopf / Campino)
- Neandertaler − 3:22 (van Dannen, Campino)
- Die Nacht der lebenden Leichen − 2:33 (Meurer / Campino)
- You're Dead − 4:41
Tournee
Die gleichnamige Konzertreise zum Album Unsterblich eröffnete die Band am 6. Mai und 7. Mai in Wels und in Schruns in Österreich. Es folgten weitere sechzehn Auftritte in Deutschland, der Schweiz und in Polen. Am 11. Juni zog sich der Frontmann der Band beim Sprung auf die Bühne einen Kreuzbandriss zu. Mit Spritzen behandelt, zog Campino das Konzert bis zum Ende durch, trat auch am Tag darauf beim Pinkpop-Festival in den Niederlanden auf, musste sich dann jedoch unverzüglich operieren lassen. Der Rest der geplanten Tour bis Ende des Jahres wurde abgesagt.[15]
Resonanz
Charterfolge und Auszeichnungen
Das Album erreichte Platz Eins der Charts in Deutschland, Platz Sechs in Österreich und Platz Neun in der Schweiz.[7] Obwohl das Album durch die abgebrochene Tour nicht die übliche Promotion erfuhr, erreichte es hohe Verkaufszahlen. Im Jahr 2000 wurde es mit drei Goldenen und einer Platin-Schallplatte in Deutschland ausgezeichnet; in Österreich einmal mit Gold. Im Jahr 2001 erreichte es in Deutschland nochmals einmal mit Gold und zweimal mit Platin.[16]
Pressestimmen
Joachim Gauger von laut.de ist erstaunt über „soviel explizite Besinnlichkeit“ und schreibt das hauptsächlich dem Alter der Bandmitglieder zu. „Klavierbegleitete Balladen“ und ein „melancholischer Campino“ würde nicht recht in die Kategorie Punkrock passen. Es sei eher unwahrscheinlich, dass jugendliche Pogotänzer jemals den Text zu Warum werde ich nicht satt auswendig kennen werden, vermutet Gauger, dafür hätten andere Songs wie Sonntags im Zoo oder Schön Sein „kein bißchen weniger Drive als zu Zeiten der Opel-Gang“.[17]
In diesem Sinne beklagt sich auch Abel Gebhardt von Ox-Fanzine über das Album. Die Musik sei zum „langweilig belanglosen Deutschrock verkommen“ und die Texte bestünden aus „weltverbesserischen Klugscheißereien, die jedem Jungpunk eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben sollten“.[18]
Die Süddeutsche Zeitung verleiht ihnen am 18. Dezember 1999 für Bayern den „Musenkuss der Woche“ der Woche. „Das hat was von dezenter Sozialpolitik, die, verpackt in ohrwurmmäßig arrangierte Harmonien, sicher ihre Adressaten finden wird“,[19]heißt es in besagtem Artikel.
Einzelnachweise
- ↑ Ungebremste Lust auf Leben, Musikexpress, Ausgabe November 1999.
- ↑ Jan Weiler: Kinder, wie die Zeit vergeht ... Die Toten Hosen erzählen – Jan Weiler hört zu 1982–2007. Begleitheft zur Neuauflage 2007, Folge 16: Unsterblich.
- ↑ a b c Locker aus dem Bauch raus Artikel im Spiegel Ausgabe Nr. 51, 1999.
- ↑ a b Begleitheft zum Album Unsterblich, 5245-037-2 JKP 35, 1999.
- ↑ Interview mit Rocko Schamoni
- ↑ a b Interview mit Campino im SWR 3 Club Magazin, Ausgabe Februar 2000, Seite 10–15.
- ↑ a b Hollow Skai: Die Toten Hosen. Hannibal, A-Höfen 2007, ISBN 978-3-85445-281-2, S. 102–103.
- ↑ Interview mit Campino im Online-Magazin Mucke und mehr, Dezember 1999.
- ↑ Popcorn, Ausgabe Januar 2000.
- ↑ musicline.de: Chartverfolgung/Toten Hosen, Die/ Longplay abgerufen am 31. Dezember 2010.
- ↑ austriancharts.at: Discographie Die Toten Hosen abgerufen am 31. Dezember 2010.
- ↑ hitparade.ch: Discographie Die Toten Hosen abgerufen am 31. Dezember 2010.
- ↑ Videoaufnahmen zu Bayern.
- ↑ Videoaufnahmen zu Warum werde ich nicht satt?.
- ↑ Tourdatenarchiv
- ↑ Die Toten Hosen „Unsterblich“ in der IFPI-Datenbank DE AT CH
- ↑ CD-Kritik bei laut.de.
- ↑ Review in Ox-Fanzine, Ausgabe Nr. 38, März 2000.
- ↑ Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 18. Dezember 1999.
Weblinks
- Interview in guitar, Ausgabe Januar 2000.
- Artikel im Überblick, Ausgabe Dezember 1999.
- Texte zum Album
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