Nitrofen-Skandal
Der Nitrofen-Skandal wurde im Sommer 2002 in Deutschland bekannt. 1988 wurde ein vollständiges Vertriebs- und Anwendungsverbot für den herbiziden Wirkstoff Nitrofen und nitrofenhaltige Substanzen in der damaligen EG (heute EU) erlassen, und damit auch in der Bundesrepublik gültig, wo bereits 1980 die Vertriebszulassung für nitrofenhaltige Mittel ausgelaufen war.
Zu dieser existierte die DDR noch, in der Nitrofen und andere in der EU verbotene Pestizide weiter zugelassen und im Gebrauch waren. Es wurde erst 1990 für die neuen Bundesländer übernommen. Dementsprechend gab es nach der Wiedervereinigung noch eingelagerte Restbestände. So wurde in einer Lagerhalle, die nach der Einlagerung von Pestiziden nicht ausreichend überprüft und gereinigt worden war, Getreide für Futtermittel eingelagert. Das Getreide war hierdurch mit Nitrofen versetzt, als es an Geflügel verfüttert wurde. Da das Getreide als Bio-Futtermittel verkauft wurde, waren vor allem Eier und Geflügel aus Bio-Betrieben betroffen.
Erstmalig aufgefallen waren die erhöhten Nitrofenwerte im November 2001 bei dem Babynahrungshersteller, dessen Labor die Werte nachwies. Zunächt versuchte der Betrieb, seine Lieferanten zur Abhilfe zu bewegen, was aber misslang. Die erhöhten Werte blieben auch deswegen verhältnismässig lang, da zu dieser Zeit wegen des lange betehenden Verbots nicht mehr routinemäßig auf Nitrofen getestet wurde. So wurde auch erst im Juni 2002 die Europäische Kommission über das Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel von der Kontaminierung in Kenntnis gesetzt. Der Skandal brachte kurzzeitig die Verbraucherschutzministerin Renate Künast in Bedrängnis.
Der durch den Skandal entstandene mittelbare und unmittelbare Schaden wurde vom Deutschen Bauernverband auf rund 500.000 € geschätzt
Literatur
Brennpunkt Nr. 1/2002, Behr's Verlag, Hamburg, Der Nitrofen-Skandal