Bildungssystem in den Vereinigten Staaten

Das Bildungssystem in den Vereinigten Staaten umfasst alle Einrichtungen des Schul- und Hochschulbereichs. Es ist in die drei Bereiche Elementary (Primary) Schools, Secondary Education und Postsecondary Education unterteilt.
Schulsystem
Das Schulsystem in den Vereinigten Staaten ist aufgrund der föderalistischen Staatsform eine Angelegenheit der Bundesstaaten, so dass es eine große Vielfalt von Regelungen gibt. Grundlegende Entscheidungen werden lokal auf der Ebene der Schulbezirke gefällt, so dass selbst innerhalb der einzelnen Bundesstaaten zum Beispiel die Schulstufen von Ort zu Ort unterschiedlich gegliedert sind. Zusätzliche Vielfalt bzw. Komplexität verdankt das amerikanische Schulsystem der Tatsache, dass ein sehr umfangreiches Netz privater Einrichtungen neben den staatlichen Schulen besteht.
Schulpflicht
Die Regelung der Schulpflicht (Compulsory School Attendance) ist in den Vereinigten Staaten Sache der einzelnen Bundesstaaten. In dreizehn Staaten reicht die Schulpflicht vom vollendeten sechsten bis zum vollendeten achtzehnten Lebensjahr.[1]
Unter bestimmten Bedingungen kann der Schulbesuch durch Unschooling (vom Kind geleitetes Lernen) oder Homeschooling (Hausunterricht) ersetzt werden.
Hauptunterschiede zum deutschen und österreichischen Schulsystem
Das amerikanische Schulsystem sieht keine „vertikale Differenzierung“ vor, das heißt unterschiedlich begabte Kinder werden zu keinem Zeitpunkt auf unterschiedliche Schulformen – wie Gymnasium, Realschule oder Hauptschule – aufgeteilt, sondern besuchen die für ihr Alter vorgesehene Schulstufe gemeinsam. Kinder mit speziellem Betreuungsbedarf (special needs children, z. B. Kinder mit geistiger Behinderung) besuchen allgemeine Schulen und werden dort entweder integrativ in normalen Klassenverbänden oder in Kleingruppen gefördert. Unterrichtet werden sie von speziell qualifizierten Fachlehrern; in integrativen Klassen arbeiten diese Seite an Seite mit den Klassenlehrern. Hochbegabte Kinder haben die Möglichkeit, einzelne Klassenstufen zu überspringen. In finanziell gut ausgestatteten Schulbezirken können Hochbegabte auch an besonderen Programmen (educational enrichment) teilnehmen. In Schulbezirken mit entsprechendem Budget bieten die Schulen Kindern, die dies benötigen, auch Leseförderung, Sprachtherapie und englische Sprachförderung (English for Speakers of Other Languages, kurz ESOL).
Von der Grundschule an werden die Klassenverbände jedes Jahr vollständig aufgelöst und neu zusammengesetzt. Auch die Klassenlehrer sind auf einzelne Jahrgangsstufen spezialisiert und wechseln meist jedes Jahr. Während die Neubildung der Klassenverbände in der Grundschulzeit vor allem darauf abzielt, Gruppenstrukturen mit günstigem Lernklima zu schaffen (z. B. Verhinderung von Cliquenbildung), geht es später, d. h. an der Middle School, vor allem darum, homogene Gruppen aus gleich begabten Kindern zu erzeugen. In den höheren Klassenstufen, also an den Junior Highschools und Highschools, gibt es keine Klassenverbände mehr. Ähnlich wie in der Gymnasialen Oberstufe in Deutschland belegen die Schüler hier Kurse, die gelegentlich sogar Klassenstufen-übergreifend durchgeführt werden. An die Stelle von Klassenlehrern treten an den Junior Highschools und Highschools Ansprechlehrer.
Amerikanische Schulen sind – von der Grundschule an – Ganztagsschulen, an denen der Unterricht aller Schüler morgens zum selben Zeitpunkt beginnt und nachmittags auch zum selben Zeitpunkt endet. Darum betreiben alle Schulen auch Kantinen, in denen die Schüler zu Mittag essen.
Zensuren
Die Zensuren in den Vereinigten Staaten (wie auch in anderen englischsprachigen Ländern) sind keine Zahlen sondern Buchstaben.
- A > 90 % (sehr gut)
- B > 80 % (gut)
- C > 70 % (befriedigend)
- D > 60 % (bestanden)
- F < 60 % (nicht bestanden)
F bedeutet normalerweise ‚durchgefallen‘. Die Zensuren selbst können mit einem Plus (+) bzw. mit einem Minus (-) weiter differenziert werden.
Schularten
Ca. 82% der Schüler in den Vereinigten Staaten besuchen staatliche Schulen. Diese werden über Steuergelder finanziert, sodass die Eltern kein Schulgeld zahlen müssen. Etwa 10 % der US-Schüler besuchen private Schulen (private schools), für die eine jährliche Gebühr bezahlt werden muss.
Außerdem gibt es in den USA die Option des Homeschooling, also Unterricht zu Hause. Für diese Möglichkeit entscheiden sich etwa 1-2 % US-amerikanischer Eltern. Gründe fürs Homeschooling sind z. B. religiöse Ansichten, besondere Bedürfnisse der Kinder (z. B. mit Behinderung), aber auch Probleme in herkömmlichen Schulen (Mobbing, Drogen usw.). Es gibt jedoch auch viele Stimmen gegen Homeschooling. Diese sind der Meinung, dass die Schüler keine sozialen Kompetenzen entwickeln, dass die Lehrer (oft die Eltern) keine ausreichende Ausbildung haben und dass (vor allem bei religiösen Gründen) Extremismus gefördert werden könnte.
Schuluniform
Wie ein Boom Bumerang komm ich immer wieder bei dir an.
Boom Boom Boom
EPIC FAIL ! DEIN REFERAT IST IM ARSCH MUHAHAHAHA!
Öffentliche und private Schulen
Während die staatlichen Schulen in den Vereinigten Staaten stets weltlich, also nicht-konfessionell sind, muss man bei den Privatschulen weltliche und konfessionelle Schulen unterscheiden, wobei der Begriff „konfessionell“ (parochial) erheblich weiter zu fassen ist als vor dem Hintergrund der Konfessionenlandschaft in Deutschland. Alle drei Gruppen – staatliche Schulen, weltliche Privatschulen und konfessionelle Privatschulen – sind in allen Bereichen des Schulsystems von der Elementary School bis zur Universität vertreten.
Während Privatschulen stets ein Schulgeld (tuition) erheben, ist der Besuch öffentlicher Schulen grundsätzlich kostenlos. Gebühren fallen lediglich an, wenn ein Kind eine öffentliche Schule in einem Schulbezirk besucht, der nicht der Schulbezirk der Wohnadresse ist.
Bedeutung der Schulbezirke
Anders als in Deutschland, wo die Schulpolitik Sache der Bundesländer ist, werden Entscheidungen, die die Schulstufen von der Elementary School bis zur High School betreffen, in den Vereinigten Staaten vor allem in den Schulbezirken gefällt. Schulbezirke bekommen aber auch strenge Richtlinien vom jeweiligen Department of Education des Bundesstaates. Der auf lokaler Ebene von der Bevölkerung gewählte Bildungsrat (Board of Education) legt innerhalb des Bezirks gewisse Bildungsrichtlinien und Schulsteuern fest, setzt Verwaltungs- und Lehrpersonal ein, richtet Schulen ein und unterhält sie mit staatlichen Geldern des Department of Education und auch von den oben genannten Quellen. Eigene Kurse werden so beschlossen und regionsspezifisch angeboten, beispielsweise haben Schulen in ländlichen Gebieten viele landwirtschaftliche Kurse im Angebot.
Die Zulassung von Lehrern (Certification) ist hingegen eine Angelegenheit der Bundesstaaten.
Finanziert werden die Schulen aus den Steuern, die im Schulbezirk sowie im Bundesstaat als eine Art Grundsteuer erhoben werden (School Tax). Zusätzliche Zuschüsse erhalten sie aus den Steuereinkünften des Bundesstaates. Viele Schulen werben darüber hinaus in eigener Initiative private Drittmittel ein (Fundraising). Fundraising bietet z.B. die Möglichkeit, einer ganzen Klasse oder sogar einem ganzen Jahrgang für 1–2 Wochen eine besondere Klassenfahrt zu finanzieren. Die finanzielle Ausstattung der Schulen ist also etwas stärker vom Steueraufkommen des jeweiligen Schulbezirks abhängig.
Schulen
Die Grundstufe des amerikanischen Schulsystems bildet die Elementary School. Was darauf folgt, ist von Schuldistrikt zu Schuldistrikt unterschiedlich.
Elementary School


Die Kinder werden gewöhnlich mit fünf Jahren in den sogenannten Kindergarten eingeschult, ein Angebot der Grundschulen (Elementary Schools), das der Pflichtschule als Einstiegsprogramm vorgeschaltet ist. Vor dem Kindergarten haben viele Kinder bereits ein privates Schul- oder Betreuungsprogramm besucht (Day Care, Nursery School, Preschool).
Die Elementary Schools, die auch als Grade Schools bezeichnet werden, umfassen die Klassenstufen vom Kindergarten bis zur vierten, fünften oder sechsten Klasse (je nach Schulbezirk). In Schulbezirken, in denen keine Middle Schools und Junior High Schools vorhanden sind, reichen sie auch bis zur achten Klasse.
Die Klassengröße beträgt etwa 18–24 Kinder. Anders als an britischen Schulen, wo die Schüler pupils genannt werden, ist in den Vereinigten Staaten bereits von der Kindergartenstufe an die Bezeichnung students üblich. Das Lehrpersonal an amerikanischen Grundschulen ist, wie in vielen anderen Ländern, mehrheitlich weiblich. Der Klassenlehrer, der über jeden Schüler eine individuelle Akte führt, wird − besonders in finanziell gut ausgestatteten Schulbezirken − oft von einem Assistenten (Teacher Assistant) unterstützt. In integrativen Klassen, in denen auch behinderte Kinder unterrichtet werden, können sogar noch mehr Fachkräfte und Assistenten eingesetzt werden. Daneben werden in allen Klassenstufen Fachlehrkräfte für Sport, Kunst- und Musikerziehung – in den höheren Klassenstufen manchmal auch für Naturwissenschaften – eingesetzt. Diese Fachlehrer verfügen meist über eigene Unterrichtsräume.
Der Schultag der Grundschüler hat unabhängig vom Alter der Kinder etwa 6 Stunden und schließt ein kostenpflichtiges Mittagessen in der Schulkantine ein. Der Schultag, der mit dem feierlichen Treuegelöbnis beginnt, ist straff organisiert und wird nur durch eine Pause am Mittag unterbrochen, die von den Kindern – außer an kalten oder regnerischen Tagen – auf dem Schulspielplatz verbracht wird; in manchen Schuldistrikten sind auch zwei Pausen üblich. In der Kindergartenstufe und an vielen Schulen auch in der ersten Klasse wird der Unterricht jedoch auch durch freie Spielzeiten im Unterrichtsraum („Centers“) unterbrochen. Etwa von der dritten Klasse an erhalten die Schüler an vielen Schulen auch Zeit zum freien Arbeiten (Study Hall), in der Hausaufgaben erledigt oder Bücher aus der Schulbibliothek gelesen werden können. Obwohl der Schultag kaum vor 15 Uhr endet, werden bereits von der ersten oder zweiten Klasse an jeden Tag Hausaufgaben erteilt.
Die Lehrziele amerikanischer Grundschulen entsprechen zu einem großem Teil denen deutscher oder österreichischer Schulen. Freilich setzt die Alphabetisierung der Kinder bereits in der Kindergartenstufe, also im Alter von 5 Jahren ein. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Leseförderung. Die Klassenräume verfügen meist über eigene Büchersammlungen, und darüber hinaus besuchen die Klassen regelmäßig die Schulbibliothek, in der die Kinder von einer Fachlehrkraft betreut werden. Fremdsprachen werden – außer in Metropolen – an Grundschulen in der Regel nicht unterrichtet, dafür wird jedoch bereits früh Instrumentalunterricht angeboten.
Junior High School und Middle School
Das traditionelle Bindeglied zwischen Elementary School und High School ist die Junior High School, eine Schule, deren Fachabteilungen – wie an der High School – mehr oder weniger unabhängig voneinander arbeiten. Die Entwicklung dieses Konzepts wird Charles William Eliot, der 1869–1909 Präsident der Harvard University war, zugeschrieben.
In zunehmendem Umfang treten an die Stelle der Junior High Schools heute Middle Schools. Der Hauptunterschied zur Junior High School besteht darin, dass die Fachlehrer der Middle School eng zusammenarbeiten und sogar interdisziplinäre Einheiten bilden. Da jede Klasse von einem Lehrerteam betreut wird, treten an die Stelle des in den USA sonst üblichen Lehrerraumsystems oftmals Klassenzimmer. Der Definition nach können Middle Schools die Klassen 5–8 umfassen, meist umfassen sie jedoch nur die Klassen 6–8.
High School
Die High School ist eine mit der deutschen Gesamtschule vergleichbare Einheitsschule für die sekundäre Ausbildung. Sie deckt die Klassenstufen 9 bis 12 ab und wird mit dem High School Diploma abgeschlossen.
Die High School ist eine Schule mit Kurssystem, also ohne Klassenverbände.
Klassenstufen
In der High School werden die Klassen meist nicht mit Nummern bezeichnet, sondern den Schülern der einzelnen Klassenstufen werden Namen gegeben:
- die Neuntklässler heißen freshmen,
- die Zehntklässler heißen sophomores,
- die Elftklässler heißen juniors,
- die Zwölftklässler heißen seniors.
Dieselben Bezeichnungen werden auch in US-amerikanischen Colleges und Universitäten für das erste bis vierte Jahr geführt. Weniger weit verbreitet, aber hin und wieder anzutreffen sind folgende Spitznamen:
- die Achtklässler heißen greenling
- die Dreizehntklässler (in den USA kaum üblich, aber in Kanada) heißen grandfathers
Besonderheiten, die alle Schulstufen betreffen


Schulbus
Die Mehrzahl der Kinder benutzt den Schulbus. Das 1970 eingeführte Crosstown School Busing, bei dem Kinder mit dem Schulbus in andere Stadtteile gebracht wurden, um eine Isolierung afro-amerikanischer Kinder in rein afro-amerikanischen Schulen zu vermeiden, wurde nach und nach wieder abgeschafft und durch andere Maßnahmen ersetzt. Die Wahl der Schule ist heute frei, auch innerhalb des staatlichen Schulsystems.
Hochbegabtenförderung
In Schulbezirken, die über hohe Steuereinnahmen verfügen, bestehen oftmals spezielle Hochbegabtenförderungsprogramme (Educational Enrichment). Am Ende des ersten Schuljahres werden Kinder, die dafür in Frage kommen, auf Empfehlung des Klassenlehrers und Wunsch der Eltern einem Schulpsychologen vorgestellt, der mit dem Kind einen Intelligenztest durchführt. Kinder, die sich für das Programm qualifiziert haben, werden stundenweise aus dem Klassenverband herausgenommen und erhalten in Kleingruppen bei einem Fachlehrer Projektunterricht. Darüber hinaus können sie auch innerhalb des normalen Unterrichts im Klassenverband Sonderübungen erhalten, die ihrer Begabung entsprechen; dies betrifft besonders den Mathematik- und Englischunterricht.
Schülerwettbewerbe und über-curriculare Talentförderung
Charakteristisch für das Bildungswesen der Vereinigten Staaten ist eine ausgeprägte, über den eigentlichen Unterricht hinausgehende Breitenförderung sowohl naturwissenschaftlicher als auch künstlerischer Begabungen. Von der Kindergartenstufe an können Schüler an Science Fairs, Kunstwettbewerben und ähnlichem teilnehmen. Viele Schulen – von der Grundschule an – besitzen eigene Chöre, Instrumentalensembles und Orchester.
Versetzung
Versetzung (Graduation) von einer Klassenstufe (bzw. Schulstufe) zur nächsten erfolgt, wenn das Programm erfolgreich absolviert wurde, an den meisten amerikanischen Schulen ohne weitere Prüfung. Der No Child Left Behind Act sieht für öffentliche Schulen allerdings regelmäßige Tests des Lernerfolgs vor. Schüler die das Schuljahr nicht erfolgreich absolvieren konnten, erhalten in der Sommerzeit spezielle Nachschulungskurse (summer school). Alle Schüler müssen eine Hochschulaufnahmeprüfung bestehen, wenn sie eine Universität besuchen wollen, und in vielen Fällen werden zusätzlich zur Hochschulaufnahmeprüfung einige Advanced-Placement-Prüfungen (vergleichbar mit dem und in vielen Fällen gleichwertig zum Abitur) belegt. Die Vorbereitungen auf solche Advanced-Placement-Tests sind Leistungskurse (AP courses genannt), die dem deutschen Leistungskurs entsprechen und ihn in manchen Fällen überschreiten.
Hochschulwesen
Colleges und Universitäten
Der Erwerb des High School Diploma in Verbindung mit einigen Aufnahmeprüfungen (Advanced Placement, ACT, SAT I, SAT II) sowie Empfehlungsschreiben von Lehrern und einem entsprechenden Stand im Jahrgang (z. B. oberste 10 % – dem numerus-clausus-System ähnlich) berechtigt zum Besuch einer tertiären Bildungseinrichtung (Postsecondary Education), die allgemein unter der Bezeichnung College zusammengefasst werden. Über verschiedene Stufen können die Studenten dabei bis zur Doktor-Promotion gelangen, in der Regel wird die College-Ausbildung jedoch mit einem forschungsvorbereitenden Grundabschluss (z. B. Bachelor’s Degree) vollendet. In manchen Fällen wird auch eine wissenschaftliche Schlussarbeit angefertigt und öffentlich verlegt. In diesem Fall bekommt der Absolvent die Bezeichnung Honors. Für besonders gute Leistungen (mit oder ohne honors) werden Bezeichnungen wie summa cum laude, magna cum laude, cum laude und with distinction verliehen.
Es gibt folgende Collegetypen in den USA, wobei eine Hochschule auch mehrere davon vereinigen kann:
- Undergraduate Schools, z. B. vierjährige Colleges, Community Colleges, Junior Colleges, Vocational Institutes, Technical Institutes (Abschluss: Associate Degree, Bachelor u. a.)
- Graduate Schools (Abschlüsse: den deutschen Forschungsgraden gleichwertigen Master’s Degrees und Philosophiae Doctors, Ph. D. genannt)
- Professional Schools (Abschluss: Professional Degree)
In den USA bestehen im Jahre 2005:
- 3.197 Senior Colleges (4-jährige Colleges und Graduate Colleges)
- 2.526 Junior/Community/Technical Colleges (Junior Colleges sind 1-, 2- und 3-jährige Colleges)
Unterscheidung von College und University
Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet College vor allem die ersten vier Jahre des Hochschulstudiums (Undergraduate Period), unabhängig davon, wie die Schule sich selbst bezeichnet. Die Bezeichnung University ist hingegen solchen Hochschulen vorbehalten, die eine Ausbildung und Forschungsmöglichkeiten jenseits des Grundstudiums anbieten.
Die Entscheidung einer Bildungseinrichtung, sich den Namen College oder University zu geben, ist in jedem Fall vom jeweiligen Bundesstaat und der Akkreditierungsagentur gesetzlich geregelt. Der Begriff „Universität“ suggeriert ein höheres Niveau von Bildung und ist damit prestigeträchtiger, aber tatsächlich gibt es in den Vereinigten Staaten viele Colleges, an denen hochkarätige Forschung betrieben wird und deren Absolventen dem hohen Prestige ihres Colleges bessere berufliche Startchancen verdanken als die Absolventen einer mittelmäßigen Universität.
Studiengebühren
An amerikanischen Hochschulen werden grundsätzlich Studiengebühren (Tuition fees) erhoben. Vor allem an privaten Universitäten und Colleges können diese Gebühren sehr hoch sein, aber auch an staatlichen Hochschulen werden die in Deutschland derzeit erhobenen Gebühren überstiegen. Die Höhe der Studiengebühren hängt auch von der Spezialisierung des Colleges ab. So werden z. B. an Fachschulen für Zahnmedizin erheblich höhere Gebühren erhoben als an Kunst- oder Musikhochschulen.
Viele amerikanische Familien legen bereits bei der Geburt eines Kindes ein Ausbildungskonto (College Plan) an. Soziale Härten werden in vielen Fällen jedoch durch ein umfangreiches Netz von Stipendien (Grants, Tuition Waivers) und festverzinsten Darlehen abgefangen. Staatliche Ausbildungsförderung (Federal Student Aid, dem deutschen BAföG entsprechend) ist in den USA weiter verbreitet und leichter erreichbar als in Deutschland, sodass manche Studenten eine teure Ausbildung ausschließlich auf Kosten des Staates unternehmen können. Staatliche Zuschüsse (Grants) müssen nie zurückgezahlt werden.
Nicht nur sozial benachteiligte Studenten haben eine Chance auf ein Stipendium. Besonders gute Studenten können auf ein akademisches Stipendium hoffen, besonders sportliche auf ein Sportstipendium. Dessen Empfänger treten dann in ihrer Sportart für die jeweilige Universitätsmannschaft an. Für die Universitäten ist eine gute Sportmannschaft wichtig, um ihren Bekanntheitsgrad zu fördern und damit an Prestige zu gewinnen. Gerade Sportstipendien eröffnen auch vielen ausländischen Studenten die Möglichkeit, sich ein Studium in den USA zu finanzieren. Eine gute Gelegenheit, ein solches Stipendium zu ergattern, bieten so genannte Sportcamps.
Alle öffentlichen Universitäten in den Vereinigten Staaten werden staatlich unterstützt. Die Tuition beträgt etwa 20–30 % der Gesamtkosten der Ausbildung. Den Rest trägt der Bundesstaat.
Einen großen Teil der Kosten können die Universitäten auch über Spenden von Ehemaligen decken. In den USA ist es üblich, dass die so genannten Alumni aus Verbundenheit zu ihren ehemaligen Universitäten noch Jahrzehnte später große Beiträge spenden.
Es besteht auch die Möglichkeit, sich im Rahmen des Reserve Officer Training Corps zum Reserveoffizier ausbilden zu lassen. In diesem Fall übernimmt das Militär üblicherweise einen großen Teil der Ausbildungskosten.
Undergraduate Schools
Unter Undergraduate Schools versteht man diejenigen Hochschulen, die unmittelbar nach Abschluss der High School besucht werden können. Es werden aber immer von den Bewerbern neben dem High School Diploma bestimmte Mindestnoten, gute Empfehlungsschreiben, Exemplare schriftlicher Arbeit, und manchmal sogar auch Aufnahmegespräche verlangt. Auch Tests sind üblich.
Jedoch ist es an US-amerikanischen Colleges eher die Ausnahme, dass ein echtes Auswahlverfahren stattfindet, da die Colleges zumeist über zu wenige qualifizerte Bewerber verfügen. Nur geschätze 20% der Colleges können unter den qualifizierten Bewerbern auswählen. Das hat u. a. zur Folge, dass eine Förderung sozialer Minderheiten über eine Bevorzugung oder Quotierung bei der Zulassung nur schwer möglich ist[2].
Zu unterscheiden sind zweijährige und vierjährige Schulen.
Die größte Gruppe unter den zweijährigen Undergraduate Schools bilden die in den meisten Städten vorhandenen Community Colleges, die staatlich gefördert werden und darum nur vergleichsweise geringe Studiengebühren erheben. Community Colleges bieten meist berufsbildende Programme und Abschlüsse wie ein Certificate, ein Diploma oder ein Associate Degree, wobei Associate-Programme als Vorstufe zum Besuch eines vierjährigen Colleges konzipiert sind. Viele Studenten wechseln nach dem Abschluss eines zweijährigen Programms als Quereinsteiger auf eine vierjährige Schule, die sie auch von Anfang an hätten besuchen können, jedoch bei deutlich höheren Studiengebühren und – wegen der meist größeren Entfernung zum Heimatort – auch Lebenshaltungskosten.
Anders als später an den Graduate Schools wird von den Undergraduate-Studenten erwartet, dass sie, um ihren geistigen Horizont zu erweitern, unabhängig von ihrem Berufswunsch zunächst Fächer aller Disziplinen studieren. So müssen Studenten vierjähriger Colleges sich erst nach einem Jahr für ein Hauptfach (Major) entscheiden.
Vierjährige Undergraduate Schools werden als Bachelor abgeschlossen. Eine Abschlussprüfung (exit examination) gibt es an den zweijährigen Colleges im Gegensatz zu den vierjährigen Schulen nicht, die Absolventen müssen jedoch einen umfangreichen Katalog von Wahl- und Pflichtkursen absolviert haben und eine bestimmte Mindestdurchschnittsnote erreichen. Das Studium am College ist stärker strukturiert als an deutschen Universitäten.
Im ersten Jahr werden die Studierenden freshmen (inzwischen manchmal politisch korrekt first year students) genannt, im zweiten Jahr sophomores, im dritten juniors und im vierten seniors.
Das akademische Jahr gliedert sich in den USA je nach College in Semester, Trimester oder Quartale.
Professional Schools
Professional Schools sind Spezialhochschulen und -Fakultäten, die in den Bereichen Recht, Medizin, Theologie, Zahnmedizin, Tiermedizin und Business/Management verschiedene Abschlüsse (z. B. Associate, Bachelor, Master, Doktorat) anbieten.
Graduate Schools
Graduate Schools bieten Studienmöglichkeiten für Studenten, die ihr Bachelor’s Degree bereits erreicht haben. Weitere Eingangsvoraussetzungen sind ein guter Notendurchschnitt, Empfehlungen der bisherigen Professoren und oft auch Aufnahmetests.
Graduate Schools umfassen zwei Ausbildungsstufen: Die erste Stufe führt nach einem meist zweijährigen Studium zum Master’s Degree. Die zweite Stufe führt nach einem auf den Master’s Degree aufbauenden drei- bis vierjährigen Studium zum Doktorat. Beide Stufen beinhalten ein umfangreiches Programm an Wahl- und Pflichtkursen. Die Kurse, die zur Anfertigung der Dissertation führen, sind forschungsintensiver als in Deutschland und bereiten die Studenten darauf vor, im Berufsleben als universitäre Lehrkräfte und vor allem Forscher zu arbeiten, die eine Reihe von Kursen unterrichten und konzipieren können. Die Anfertigung der schriftlichen wissenschaftlichen Abschlussarbeit (Dissertation) dauert zwei bis drei Jahre und darf erst nach erfolgreichem Bestehen einer ausführlichen Prüfung (candidacy examination), die das Allgemeinwissen im Hauptfach sowie den Schwerpunkt des Promovierenden testet, angefangen werden. Die Anfertigung der Dissertation wird ständig von einer Promotionskommission beobachtet. Dies schließt Plagiat in den meisten Fällen aus. Zusätzlich stehen die Studenten in der Regel unter einem höheren Leistungsdruck als im deutschsprachigen Raum. Der amerikanische Doktorgrad ist in jedem Fall gleichwertig zum deutschen und wird am Ende öffentlich verlegt.
Der Master’s Degree setzt – neben der Absolvierung des Studienprogramms und einer bestimmten Durchschnittsnote – meist eine schriftliche Prüfung, eine wissenschaftliche Arbeit (Thesis) und eine mündliche Verteidigung dieser Arbeit voraus. Diese akademischen Grade sind in den meisten Fällen dem deutschen Magister gleichwertig.
Direkt zum Doktorat (ohne die Zwischenstufe des Master’s Degree) führen die Studiengänge einiger Graduate Professional Schools, v. a. an den spezialisierten Hochschulen für Recht und für Medizin. Diese Abschlüsse sind sogenannte Berufsdoktorate (First Professional Degrees).
Berühmte amerikanische Universitäten und Colleges
- University of Georgia, Athens, Georgia
- Brandeis University, Waltham, Massachusetts
- Brown University, Providence, Rhode Island
- California Institute of Technology (Caltech), Pasadena, California
- Carnegie Mellon University, Pittsburgh, Pennsylvania
- Colgate University, Hamilton, New York
- Columbia University, New York, New York
- University of Delaware, Newark Delaware
- Cornell University, Ithaca, New York
- University of California, Berkeley, Berkeley, California
- University of California, Los Angeles, Los Angeles, California
- University of North Carolina at Chapel Hill, North Carolina
- University of Notre Dame, South Bend, Indiana
- Purdue University, West Lafayette, Indiana
- University of Pennsylvania, Philadelphia, Pennsylvania
- Harvard University, Cambridge, Massachusetts
- Johns Hopkins University, Baltimore, Maryland
- Massachusetts Institute of Technology (M. I. T.), Cambridge, Massachusetts
- Princeton University, Princeton, New Jersey
- Rice University, Houston, Texas
- Stanford University, Palo Alto, California
- United States Military Academy, West Point, New York
- United States Naval Academy, Annapolis, Maryland
- Yale University, New Haven, Connecticut
- Dartmouth College, Hanover, New Hampshire
- University of Southern California, Los Angeles, California
Qualität
Qualitätssicherung
Eine wichtige Rolle bei der Qualitätssicherung der Bildungseinrichtungen spielen in den USA unabhängige Organisationen wie z. B. die Northwest Association of Colleges and Universities oder die Northcentral Association of Secondary Schools, die Schulen prüfen und vielbeachtete Akkreditierungen erteilen bzw. vorenthalten.
Zur Qualitätssicherung führte Präsident Bush die Gesetzesinitiative No Child Left Behind Act (NCLB, Public Law 107–110) ein; das Gesetz ist seit Januar 2002 in Kraft. Auf dieser Grundlage bildeten sich u. a. viele Charter Schools, die von der US-Regierung finanziell gefördert werden und eine Alternative zu den herkömmlichen High Schools bilden. Das NCLB-Programm prägt jedoch auch die Arbeit an den Grundschulen, Junior High Schools und Middle Schools. Das Programm ist jedoch stark umstritten. Kritisiert wird es insbesondere von Eltern mit hohem Bildungsniveau, die fürchten, dass ihre begabten Kinder an staatlichen Schulen keine angemessene Förderung mehr erhalten.
Internationaler Vergleich und Kritik
Im Vergleich zu anderen entwickelten Staaten erreichen die Fähigkeiten der Schüler und Absolventen oft nur unterdurchschnittliche Leistungen. In den PISA der OECD belegten 2003 in Mathematik 15-jährige den 24. Platz, in Naturwissenschaften den 19. Platz, in Lesen den 12. Platz und in Problemlösungsfähigkeiten den 26. Platz. Teilgenommen an der Studie hatten 38 Staaten. Beinahe jeder dritte Amerikaner verlässt die Schule ohne Abschluss.[3] Viele Wirtschaftsführer haben dahingehend Bedenken geäußert, dass die Qualität des US-Bildungssystems in seiner Gesamtheit unter einem akzeptablen Niveau liegt.
Einzelnachweise
- ↑ State Compulsory School Attendance Laws
- ↑ Vgl. Johannes Kopp: Bildungssoziologie. Eine Einführung anhand empirischer Studien, Wiesbaden 2009, S. 175.
- ↑ http://www.welt.de/vermischtes/article1860666/Fast_jeder_dritte_US-Schueler_verfehlt_Abschluss.html
Siehe auch
- Kindheit und Jugend in den Vereinigten Staaten
- Schullehrer in den Vereinigten Staaten
- Schulkrankenschwester
Weblinks
- ED.gov: The Federal Role in Education (englisch)
- ED.gov: Organization of U.S. Education (englisch)
- Charles L. McGehee, The American School System (Gute Einführung) (englisch)
- MDR – Market Data Retrieval (mit einem „Education Catalog“, der grundlegendes statistisches Material über die amerikanischen Schulen enthält) (englisch)
- USNews College and Graduate School Ranking (englisch)