Weltjugendtag 2005

Der XX. Weltjugendtag Köln (XX. Giornata mondiale della gioventù Colonia) ist ein katholisches Jugendfest, das vom 16. bis zum 21. August 2005 in Köln stattfindet.
Im Vorfeld fanden vom 11. bis zum 15. August die „Tage der Begegnung“ statt.
Der Papst lädt die „Jugend der Welt“ zum zwanzigsten Weltjugendtag nach Deutschland ein. Das Leitwort aus dem Matthäus-Evangelium heißt: „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten“ (Mt 2,2).
Programm
Wege nach Köln
Für viele Pilger begann der Weltjugendtag schon viel früher. Sie nutzten die Gelegenheit zu einer mehrtägigen Wallfahrt. Ein großes Kreuz wurde seit April von Jugendlichen unter dem Motto „Kreuz bewegt“ durch Deutschland getragen.
Tage der Begegnung
Vor dem eigentlichen Weltjugendtag in Köln fanden in vielen deutschen Diözesen und Gemeinden, vor allem im Rheinland und Ruhrgebiet (Bistümer Essen, Aachen, Trier, Paderborn) die „Tage der Begegnung“ statt. Die einheimischen Jugendlichen trafen sich in diesen Tagen mit ihren Gästen aus aller Welt, um sich gemeinsam mit Vertretern der Kirche und sozialer Einrichtungen auf das große Ereignis vorzubereiten und einzustimmen. Die Gruppen reisten anschließend gemeinsam nach Köln und Düsseldorf.
Papstbesuch
Der Veranstaltungsort Köln wurde in der Amtszeit von Johannes Paul II. festgelegt. Der im April 2005 verstorbene Papst, der dieses Fest des Glaubens und der Begegnung 1984 initiiert hatte, wollte selbst in die Domstadt kommen. Die Organisatoren hatten angesichts seines schlechten Gesundheitszustandes bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., bestätigte kurz nach der Wahl seine Teilnahme am Weltjugendtag. Für den deutschen Papst ist der Besuch in seiner Heimat die erste offizielle Auslandsreise als Oberhaupt der katholischen Kirche.
Benedikt XVI. wird vom 18. bis zum 21. August in Köln sein. Während der ersten Tage stehen repräsentative Aufgaben auf dem Programm, bevor der Papst am Wochenende die zentralen Gottesdienste leitet.
- 18. August
- 12 Uhr Ankunft am Flughafen Köln/Bonn
- 16.45 bis 18 Uhr Schifffahrt auf dem Rhein, Ansprache vor den Poller Wiesen
- 18.15 Uhr Besuch des Kölner Doms
- 19. August
- 10.30 Uhr Treffen mit Bundespräsident Horst Köhler in der Villa Hammerschmidt
- 12 Uhr Besuch der Synagoge in Köln
- 20. August
- 10 Uhr Audienz für Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, CDU-Vorsitzende Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
Gottesdienste

Am Weltjugendtag nehmen neben rund 400.000 registrierten Pilgern aus 193 Ländern auch 759 Bischöfe, darunter 60 Kardinäle, sowie über 7000 Priester teil. Außerdem sind 7700 Journalisten akkreditiert.
Für die zahlreichen Besucher wird sich auf dem Weltjugendtag ein breites Gottesdienstangebot finden. Gleich zu Beginn fanden für die Pilger in Bonn, Köln und Düsseldorf die Eröffnungsgottesdienste statt. In Bonn zelebrierte Jugendbischof Franz-Josef Bode vor 100.000 Leuten auf der Hofgartenwiese vor dem kurfürstlichen Schloss, im Rhein-Energie-Stadion Köln Kardinal Meisner (50.000 Besucher) und in der LTU arena Düsseldorf Kardinal Lehmann.
Höhepunkt der gottesdienstlichen Veranstaltungen und des Weltjugendtages an sich werden die Vigil und die Heilige Messe mit dem Papst sein. Am Abend des 20. August feiert der Papst auf dem Marienfeld mit den Pilgern von 20.30 bis 22.30 Uhr die Vigil. Am folgenden Tag zelebriert er zwischen 10.00 und 12.45 Uhr die feierliche Papstmesse zum Abschluss der Weltjugendtage. Das Marienfeld, das zwischen Kerpen-Türnich und Frechen-Habbelrath in der Nähe von Köln liegt, war früher ein Braunkohletagebau und wird heute landwirtschaftlich genutzt. Als Bühne für den Altar wurde eigens ein zehn Meter hoher Hügel errichtet, den Kardinal Meisner auf den Namen „Berg der 70 Nationen“ taufte. Für 800.000 bis eine Million Pilger, die am Wochenende auf dem Marienfeld sein werden, wird die Messe auf Großleinwänden übertragen.
Veranstaltungen
Neben den geistlichen Inhalten gibt es auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. Museen in Köln bieten spezielle Ausstellungen. In Köln und den zum Bistum Köln gehörenden großen Nachbarstädten Düsseldorf und Bonn fanden im Anschluss an die Eröffnungsgottesdienste Konzerte statt. Dabei traten lokale Gruppen wie die Höhner und Bläck Fööss ebenso auf wie internationale Stars und spirituelle Musiker.
Zum Weltjugendtag gibt es das Lied „Du für mich“, das das WJT-Kreuz auf seinem Weg nach Köln begleitet. Das offizielle Lied des Weltjugendtages lautet „Venimus adorare eum“. Der Titel ist die lateinische Übersetzung des Mottos.
Kritik und Gegenveranstaltungen (Auszug)
Die Aktion „Religionsfreie Zone“ bietet als Protest gegen den Weltjugendtag und die Katholische Kirche unter dem Motto „Heidenspaß statt Höllenqualen“ eine Vortrags- und Veranstaltungsreihe in Köln, Düsseldorf und Bonn während des Weltjugendtages an. Die Aktion von verschiedenen Organisationen wird durch diverse Firmen und Kölner Bürger unterstützt. Vor dem Amtsgericht Köln wird beispielsweise eine „Kirchenaustrittsparty“ veranstaltet.
Das Jugendzentrum „anyway“ bietet eine Anlaufstelle für lesbische und schwule Teilnehmer. Das Programm soll nicht gegen den Weltjugendtag demonstrieren, sondern zeigen, dass sich Homosexuelle gegen die aktuelle Haltung der Katholischen Kirche wehren.
Christoph Schlingensiefs Church of Fear ist in Köln mit einem eigenen Kirchengebäude vertreten. Spontane Aktionen sollen folgen.
Im Unterschied zum letzten internationalen Weltjugendtag der katholischen Kirche in Toronto wurden durch die Weltjugendtags-Veranstalter in Köln fundamentalistische Gruppen (z. B. Opus Dei, Juventutem, Christusjugend) auch zur Mitorganisation eingeladen, während kirchenrelevante, aber kritischere Gruppen (u.a. Donum Vitae, Frauenkirche, Wir sind Kirche Jugend) eine Teilnahme und ein Mittun bei der Organisation verwehrt wurde. Begründet wurde diese politische Differenzierung mit der Internationalität des Weltjugendtages. Viele teilnehmende Gruppen nehmen zu Fragen der Empfängnisverhütung, Geschiedenen-Kommunion, (Homo-)Sexualität Positionen ein, die vorgeblich internationalen und fundamentalistischen Gruppen wie Opus Dei nahestehen.
Von sich sich als "progressiv" verstehenden Grupppen innerhalb und ausserhalb des Katholizismus wird deshalb kritisiert, dass bei dem aktuellen Weltjugendtag - im Unterschied zu den vorhergehenden - eine "konservativere" oder "fundamentalistischere" Neuausrichtung zu beobachten sei. So wird insbesondere kritisiert, dass von Seiten der offiziellen Veranstalter nur solche Gruppen und Vereinigungen erwünscht seien, die ohne Vorbehalte die Kirchenhierarchie (Kurie) und deren Lehre bejahen, was zu Konflikten mit kritischen Gruppen führt. Gruppen, die die Kirchenhierarchie stützen (z.B. Opus Dei), hätten erstmals Zutritt zum Weltjugendtag. Weiterhin wird von diesen Gruppen befürchtet, dass es dem konservativen Kardinal Joachim Meisner mit Hilfe des Weltjugendtages gelingen könnte, die von ihm vertretenen, bisher isolierten konservativen Gruppen aus ihrer Isolation innerhalb des deutschen Katholizismus zu führen.
Kritiker werfen beim Weltjugendtag in Köln einen zu große Bezugnahme und Vorbildfunktion der Großveranstaltungen des Baptisten und Massenpredigers Billy Graham vor.
Organisation

Die lokale Organisation und Durchführung des Weltjugendtags ist Aufgabe der Weltjugendtag gGmbH in Köln. Um die Besuchermassen im Großraum Köln zu bewältigen arbeitet die Weltjugendtag gGmbH eng mit den Kölner Verkehrs-Betrieben zusammen, die ihrerseits mit anderen lokalen Verkehrsunternehmen kooperiert. So wird zum Beispiel während der Stoßzeiten der Straßenbahntakt auf zwei Minuten herabgesetzt oder ein Pendelverkehr in Richtung Marienfeld aufgebaut. Zusätzlich stehen viele Busse zur Verfügung, die Routen zum Marienfeld befahren. Das Marienfeld wird für knapp 1.000.000 Menschen zu den Abschlussveranstaltungen mit Papst Benedikt XVI. vorbereitet.
Rund 300 mobile Restaurants werden auf dem Weltjugendtag für das leibliche Wohl der Pilger sorgen. Für die Zubereitung von Frühstück, Mittagessen und Lunchpaket wurde die Firma Sodexho Catering und Service GmbH engagiert. Sie stellt vom 16. bis zum 21. August 2005 im Erzbistum Köln mobile Restaurants zur Verfügung, von denen aus die Pilger versorgt werden. Dieses flexible Versorgungssystem, das für die Zubereitung von rund 6,4 Millionen Mahlzeiten zuständig ist, wurde speziell für den Weltjugendtag entwickelt.
Finanzierung
Einnahmen
Die geschätzte Summe der Ausgaben des Weltjugendtages liegen bei 100 Millionen Euro. Die Katholische Kirche Deutschland beteiligt sich an diesen Ausgaben mit 30 Millionen Euro, der Vatikan als Einladender selbst ist nicht an der Finanzierung beteiligt. 15 Millionen Euro sollen aus öffentlichen Mittel kommen, wobei allein das Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen Euro beisteuert. Ein weiterer Teil der Finanzierung wird durch Spenden und Einnahmen aus Aktionen für den Weltjugendtag gewonnen. Geplant ist, 40 % der Finanzierung über die Pilgerbeiträge einzunehmen, wobei die Teilnehmer nach ihren Herkunftsländern gestaffelt unterschiedlich hohe Beiträge zahlen.

Jugendbischof Franz-Josef Bode sagte, dass die Finanzierung des Weltjugendtages gesichert ist und eine große Verschuldung, wie beim WJT im Erzbistum Toronto, nicht eintreten werde. Einen Teil der Ausgaben finanziert der Weltjugendtag auch mit dem Verkauf von Merchandising-Artikeln, wie z. B. Rosenkränzen, T-Shirts, Mützen und Kerzen. Die sichere Finanzierung sei auch durch die frühzeitige Suche nach Sponsoren erfolgreich gewesen, zu denen Firmen wie die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, Bayer, RWE, Volkswagen, das Flugunternehmen HLX, der Getränkeproduzent Sinalco sowie der Eiscremehersteller Nestlé-Schöller gehörte. Ein Großteil der Unterstützungen besteht aus Sachspenden. Wörtlich sagte Franz-Josef Bode: „Insgesamt ist die Situation finanziell von den Erwartungen her zufrieden stellend.“
Ausgaben
Über die Zuordnung der Ausgaben ist bisher nichts bekannt.
Medien
Der WDR berichtet sowohl im Fernsehen als auch im Radio (Weltjugendtagsradio von WDR 5) intensiv vom Geschehen rund um den Weltjugendtag. Die wichtigsten Veranstaltungen werden live im Ersten und im ZDF gezeigt, insgesamt beläuft sich die Dauer der Ausstrahlungen auf ca. 120 Stunden. Die Fernsehbilder werden von den internationalen Medien übernommen. Das Fernsehmagazin Monitor setzte sich in einer Sendung am 11.08.2005 kritisch mit der Relevanz fundamentalistischer Strömungen bei der Vorbereitung des Kirchentages auseinander. Im Zuge des Weltjugendtages wurde auch ein WebTV Sender eröffnet, dieser berichtet exklusiv über das Geschehen während des Weltjugendtages.
Versuchter Anschlag
Im thüringischen Volkenroda haben drei junge Männer in der Nacht zum 12. August versucht, einen Brandanschlag auf ein Zeltlager mit 2000 Pilgern aus 40 verschiedenen Ländern zu verüben. Die Personen konnten vom örtlichen Sicherheitspersonal vor Ausübung ihrer Tat gefasst werden. Sie trugen eine Reichskriegsflagge und ein Luftgewehr bei sich. Nach ersten Vernehmungen stellte sich heraus, dass der Grund der Aktion wahrscheinlich Rassismus war. Das Bistum Erfurt hat diese Tat scharf verurteilt.
Siehe auch
Weblinks
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- Offizielle Seite des WJT Köln 2005
- Botschaft von Johannes Paul II an den Weltjugendtag Motto:“Wir sind gekommen, um ihn anzubeten”
Linkkatalog zum Thema Weltjugendtag bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Kritik und Gegenveranstaltungen
- Religionsfreie Zone – Gegenveranstaltung zum Weltjugendtag
- Jugendzentrum Anyway – Treffpunkt lesbisch-schwuler Teilnehmer des Weltjugendtags.