Zum Inhalt springen

Heinrich Blücher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Februar 2011 um 22:56 Uhr durch Anima (Diskussion | Beiträge) (eigener Typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Heinrich Friedrich Ernst Blücher (* 29. Januar 1899 in Berlin; † 31. Oktober 1970 in New York) war ein deutscher Intellektueller, Autor und Hochschullehrer. Er war der zweite Ehemann der politischen Theoretikerin Hannah Arendt.

Leben

Herkunft und Jugend

Sein Vater, August Charles Heinrich Blücher, starb vor der Geburt seines Sohnes bei einem Fabrikunfall. Seine Mutter, Klara Emilie Wilke Blücher, musste ihren Sohn allein großziehen. Sie war Wäscherin, und ihr Sohn half ihr den Lebensunterhalt zu verdienen, indem er Pakete austrug. Nach der Volksschule absolvierte Heinrich Blücher eine Ausbildung an einem Lehrerseminar, die er - durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen - nicht abschloss.

Als Jugendlicher war er sehr wissensdurstig und kaufte sich Bücher, wann immer er Geld hatte – u.a. deutsche Dichtung und Shakespeare. Während des Krieges las er Marx, Engels und Trotzki. Obwohl er kein Jude war, trat er der zionistischen Jugendgruppe Blau-Weiß bei.

1917 wurde Blücher zum Kriegsdienst eingezogen. An einem Offizierlehrgang konnte er wegen einer Gasvergiftung nicht teilnehmen. Im November 1918 schloss er sich in Berlin den Soldatenräten an, wurde Mitglied des Spartakusbundes und 1919 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. Er beteiligte sich an den Kämpfen und Streiks im Frühjahr 1919.

Reife Jahre

In Berlin besuchte Blücher Abendvorlesungen an der Deutschen Hochschule für Politik zur politischen Theorie und an der Berliner Akademie über Kunstgeschichte. Blücher war zu der Zeit ein enger Freund von Heinrich Brandler. Er war eine Zeit lang Angestellter der Politischen Ost-West Nachrichtenagentur. Mit seinem lebenslangen Freund Robert Gilbert arbeitete er an Kabarett-, Operetten- und Filmprojekten. Aus Protest gegen den Stalinismus verließ er 1928 die KPD und schloss sich der Kommunistischen Partei-Opposition an.

1933 floh er vor den NS-Regime nach Prag und ging 1934 nach Frankreich. Nach zwei Ehen begegnete er 1936 Hannah Arendt in Paris. Nach ihrer Scheidung heirateten sie am 16. Januar 1940. Von September bis Dezember 1939 war er in einem französischen Internierungslager als sogenannter feindlicher Ausländer inhaftiert. Von Paris aus flohen beide 1941 über Spanien nach Lissabon und zu Schiff weiter nach New York City, wo sie im Mai ankamen. Blücher erhielt am 7. August 1952 die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Ab 1950 hielt der Autodidakt Blücher Vorlesungen an der New School for Social Research in New York City. Ab 1952 war er Professor für Philosophie am Bard College in Annandale-on-Hudson, New York.

Wie seine Ehefrau, stand auch Blücher – allerdings sehr selten – in brieflichem Kontakt mit Karl Jaspers. Dieser versuchte – stets vergeblich –, seine jüdische Ehefrau sowie Hannah Arendt und Heinrich Blücher dazu zu bewegen, sich als Deutsche zu fühlen. Blücher schrieb ihm dazu im Februar 1956:

„Damit stoße ich nun wieder an ihre alte Frage an mich: wie ich mich denn in dieser Zeit als Deutscher fühle? Meine Antwort muß sein: Gar nicht. So wie Hölderlin einst sagte, es sei die Zeit der Könige nicht mehr, so ist nun die Zeit der Völker nicht mehr.[1]

Anfang 1962 erhielt Blücher eine Wiedergutmachung für den Berufsschaden, den er durch die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erlitten hatte.

1970 starb er an einem Herzinfarkt.

Zitat

„Man schreit nicht gegen die Menge, sondern wartet, bis sie sich zu verlaufen beginnt und ihres eigenen Geschreis ein wenig müde geworden ist. So wie man nicht gegen den Wind spuckt.[2]

„Pessimist are cowards and optimists are fools. (in einem Vortrag gegenüber amerikanischen Studenten)[3]

Literatur

  • Hannah Arendt/Heinrich Blücher, Briefe 1936 - 1968, München 1999.
  • Wolfgang Heuer: Hannah Arendt in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1987.
  • Wolfgang Heuer: Der Sokrates an ihrer Seite. In: du. Die Zeitschrift der Kultur. Heft 710, Oktober 2000, S. 8f, englischsprachige Fassung als PDF-Datei
  • Elisabeth Young-Bruehl: Hannah Arendt. Leben, Werk und Zeit, Frankfurt/Main 2004. S. 185-206, S. 367-383.

Einzelnachweise

  1. So Blücher in: Hannah Arendt/Karl Jaspers, Briefwechsel, München 1993, S. 315.
  2. Vgl. Briefe, S. 273.
  3. Vgl. Booth, Ken (2007): Theory of world Security, S. 172.