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Saif al-Islam al-Gaddafi

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Saif al-Islam al-Gaddafi, auch Qaddhafi, (* 25. Juni 1972 in Tripolis; arabisch سيف الإسلام القذافي, DMG Saif al-Islām al-Qaḏḏāfī) ist einer der Söhne des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi. Übersetzt bedeutet sein Name so viel wie „Schwert des Islam“.

Leben

Im Herbst 1994 machte Saif al-Islam sein Diplom in Architektur und plante unter anderem die Al-Fatah-Universität in Tripolis mit.

1995 absolvierte er einen Kurs in Digital Design beim National Consultancy Office. An der ehemaligen privaten IMADEC University in Wien absolvierte er einen MBA-Lehrgang und erstellte Konzepte und Projekte für mehrere Bauvorhaben in Libyen, darunter bis März 1996 den Rowaifa-Al-Ansari-Komplex in Bayda mit einer großen Moschee, einem Vier-Sterne-Hotel mit 200 Betten und einem Einkaufszentrum, sowie ein Jahr später eine große Villa mit Swimmingpool und Garten und einen Sportkomplex einschließlich dazugehöriger Gebäuden.

Saif al-Islam al-Gaddafi ist Vorsitzender der Gaddafi International Foundation of Charitable Associations (GIFCA). Sie wurde im Jahr 2000 bekannt im Zusammenhang mit der Entführung von 22 Geiseln durch Rebellen der Abu Sayyaf auf die philippinische Insel Jolo, bei der die Stiftung das Lösegeld für die Freilassung der Geiseln bezahlt haben soll.

Seitdem verhandelte die Gaddafi-Stiftung auch über Entschädigungszahlungen für die Opfer des Lockerbie-Anschlags von 1988, des Anschlags auf ein Flugzeug der französischen Gesellschaft UTA 1989, des Bombenattentats auf die Diskothek La Belle in Berlin 1986 und weiterer Aktivitäten, die Libyen außenpolitisch belasteten. Auch gehörte die Organisation von Hilfslieferungen nach Afghanistan und die Vermittlung in Konflikten unter anderem auf den Philippinen zu ihren Aufgaben. Saif al-Islam Gaddafi ist zudem Vorsitzender der libyschen Organisation zur Drogenbekämpfung (General Meeting of the Organization to Fight Drug Abuse).

Saif al-Islam al-Gaddafi spricht neben Arabisch auch Englisch, Französisch und Deutsch und tritt im Gegensatz zu seinem als exzentrisch geltenden Vater in der Öffentlichkeit als gemäßigter, diplomatischer Staatsmann auf. Er äußert sich regelmäßig zu außenpolitischen und wirtschaftlichen Belangen des libyschen Staates, obwohl er kein offizielles politisches Amt bekleidet. Für Aufsehen sorgten in den letzten Jahren Interviews, in denen er der Politik seines Vaters widersprach. In der internationalen Affäre um den HIV-Prozess gegen fünf bulgarische Krankenschwestern und einen palästinensischen Arzt etwa gestand er ein, dass die Verdächtigten gefoltert und politisch missbraucht worden seien. Er äußerte auch mehrfach, dass er das politische System seines Vaters für reformbedürftig halte.[1]

Aufgrund dieser ihm vom Regime zugestandenen Freiheiten wurde er von westlichen Medien lange als möglicher Nachfolger seines Vaters betrachtet. Diese Einschätzung ist seit den Massenprotesten im Februar 2011 fraglich, da er in einer Fernsehansprache mit den Worten "Flüsse voller Blut werden fließen" den Einsatz militärischer Gewalt gegen die Protestierenden rechtfertigte, der zu hunderten Toten und Verletzten führte[2].

Einzelnachweise

  1. „Saif al Islam Gaddafi. Der Exzentrische“, FAZ, 12. August 2007.
  2. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,746812,00.html