Joseph Smith

Joseph Smith, Jr. [23. Dezember 1805 in Sharon im Landkreis Windsor, Bundesstaat Vermont, USA; † 27. Juni 1844 in Carthage, Bundesstaat Illinois) war Religionsstifter der Mormonen-Bewegung und damit Gründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
] (*Leben
Joseph Smith stammte aus einer Familie in Neuengland, die bibelgläubig war und immer wieder mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Wegen geschäftlicher Fehlschläge und Missernten zog die Familie mehrmals innerhalb der nordöstlichen USA um, auf der Suche nach einem besseren Neuanfang. Joseph wurde als viertes Kind von Joseph Smith und Lucy Smith geb. Mack in Sharon, Vermont geboren. Im Alter von acht Jahren litt er an einer Knocheninfektion im Bein, die beinahe zur Amputation führte. Mit einer für jene Zeit ungewöhnlichen und äußerst schmerzhaften Operation konnte das Bein gerettet werden. Smith blieb von dieser Erkankung zeitlebens ein leichtes Hinken.
Im Jahr 1820 begannen die Ereignisse, die schließlich zur Gründung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (mehr siehe dort) führten. Joseph Smith schildert seine Sicht der Dinge in einem Bericht, den er 1838 verfasst hat, und dessen erster Teil heute unter der Bezeichnung „Joseph Smith – Lebensgeschichte“ einen Teil des Buches Köstliche Perle bildet, einer der kanonischen Schriften der von ihm gegründeten Kirche. Darin behauptet er, im Frühjahr 1820 seien ihm als Antwort auf ein inbrünstiges Gebet im Wald, Gott der Vater und Jesus Christus erschienen. Dies geschah nahe seines elterlichen Hauses in Manchester, New York.
Am 21. September 1823 sei ihm in seinem Schlafzimmer im elterlichen Haus ein Engel Namens Moroni erschienen und habe ihm in einer Vision einen antiken Bericht, graviert auf Goldplatten gezeigt. Am nächsten Tag soll er den Bericht tatsächlich gesehen haben. In diesen Jahren arbeitete Joseph auf der väterlichen Farm und auch als Lohnarbeiter in der weiteren Umgebung.
Im Frühjahr 1826 gab es gegen Joseph Smith eine gerichtliche Untersuchung wegen entgeltlicher Schatzgräberei mit magischen Mitteln.
Am 18. Januar 1827 heiratete er heimlich Emma Hale aus Harmony, Pennsylvania, da Emmas Vater gegen die Heirat war.
Am 22. September 1827 erhielt Joseph Smith, nach eigenen Angaben, die Goldplatten von Moroni, mit dem Auftrag, sie mit Gottes Hilfe und den den Platten beigefügten Sehersteinen Urim und Thummim ins Englische zu übersetzen. Joseph Smith und Oliver Cowdery berichten, der auferstandene Johannes der Täufer sei ihnen erschienen und habe ihnen das Aaronische Priestertum übertragen. Er habe ihnen den Auftrag gegeben, sich gegenseitig im Susquehanna zu taufen. Wenige Wochen später hätten die auferstandenen Apostel Petrus, Jakobus und Johannes die Vollmacht des Melchisedekischen Priestertums auf Joseph Smith übertragen.
Durch finanzielle Hilfe des wohlhabenden Nachbarn Martin Harris wurde Anfang 1830 die Übersetzung von den Goldplatten, das Buch Mormon, in einer Auflage von 5000 Exemplaren in Palmyra, New York gedruckt und erschien am 26. März. Am 6. April 1830 gründete Joseph Smith die Kirche Jesu Christi mit sechs weiteren Gründungsmitgliedern. 1831 zog Joseph Smith mit der Kirche um nach Kirtland in Ohio, zwei Jahre später nach Missouri.
Jospeh Smith praktizierte wahrscheinlich bereits ab 1833 heimlich die Vielehe, indem er mehrere Frauen, heiratet, obwohl dies im Bundesstaat Illinois gesetzlich verboten war und in der Gesellschaft als unmoralisch angesehen wurde. Öffentlich bestritt er alle Polygamievorwürfe. Seine Frau Emma stand diesen Praktiken meist ablehnend gegenüber, blieb aber ihrem Mann bis an sein Lebensende treu. Danach wendete sie sich aber von der Kirche ab und trat der Reorganisierten Kirche ihres Sohnes Joseph III. bei. Wie weit mit diesen Ehen sexuelle Beziehungen verbunden waren und in wie weit es sich nur um rein religiöse „Siegelungen“ handelte, ist bis heute nicht nachgewiesen (siehe dazu: Artikel zu Josephs Nachfolger Brigham Young). Jedenfalls berichtet Smiths Weggefährte Oliver Cowdery von einer Affaire Smiths mit der damals 16 jährigen Fanny Alger und erachtet diese Beziehung als unsittlich.
Joseph Smith verbrachte 1838 unter der Anschuldigung des Hochverrates neun Monate im Gefängnis von Liberty, Missouri.
Er gründete 1839 am Flecken Commerce am Mississippi in Illinois die Stadt Nauvoo und richtete sich dort als Kaufmann und Gastwirt ein. Die Stadt erhielt vom Staat Illinois ein eigenes Statut und Joseph wurde Bürgermeister und Generalleutnant der von ihm gegründeten Miliz, der Nauvoo-Legion. Smith war von 1842 bis zu seinem Ausschluss Mitglied der „Nauvoo Lodge“ (Illinois), einer der vielen irregulären Freimaurer-Logen jener Zeit.
1844 kandidiert Smith für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Als Bürgermeister verfügte Joseph Smith am 10. Juni 1844 durch gemeinsamen Beschluss des Stadtrates die Vernichtung der Druckstöcke und der Druckerpresse einer Zeitung, des Nauvoo Expositor, als öffentliches Ärgernis. Sie hatte in ihrer ersten und einzigen Ausgabe die Kirche und vor allem Joseph Smith dahingehend kritisiert, dass seine polygame Lebensweise anstößig sei und er ein gefallener Prophet sei. Dieser Angriff Smiths auf die Pressefreiheit wurde zum Anlass für seine Verhaftung durch Gouverneur Thomas Ford.
Am 27. Juni 1844 wurde Smith als Untersuchungshäftling in einem Gefängnis in Carthage, Illinois von einem Mob ermordet. Damit war er der erste US-amerikanische Präsidentschaftskandidat, der während des Wahlkampfs ermordet wurde.
Kontroverse Meinungen
Wie sich aus zeitgenössischen Zeitungsberichten und anderen Dokumenten entnehmen lässt, war Joseph Smith und sein prophetischer Anspruch in seiner Umgebung rasch Gegenstand heftiger Kontroversen. Auf der einen Seite fand er viele Anhänger, die seinen Berichten von Visionen, dem Buch Mormon und seinem prophetischen Anspruch Glauben schenkten und deshalb von seinem edlen Charakter, seinem Fleiß, Humor und Mitgefühl berichteten. Auf der anderen Seite gab es viele, die ihn für einen Scharlatan und Kriminellen hielten. Seine Lehre wurde von seinen Kritikern als nicht der Bibel entsprechend und daher als nicht christlich dargestellt. Das Buch Mormon wird vielfach als reines Phantasieprodukt des 19. Jahrhunderts betrachtet, das von Joseph Smith erdacht oder von ihm von anderen Autoren gestohlen wurde.
Diese Kontroversen ziehen sich bis in die heutige Zeit durch, hauptsächlich durch eine Fülle von Publikationen. Nach Ansicht der Mitglieder der Kirche gibt es entweder nur solche Veröffentlichungen, die Joseph Smith entweder verteidigen oder ihn verdammen. Zutreffender dürfte es sein, dass es neben den pro contra Schriften auch Publikationen gibt, die sich in unabhängiger und historischer Weise mit dem Thema auseinandersetzen. Die Auseinandersetzung über Joseph Smiths Leben findet überwiegend in USA statt. In deutscher Sprache gibt es seit einigen Jahren im Internet diese Kontroverse auch.
Die Argumente der Gegner haben auf Seiten der Anhänger dazu geführt, dass historische Studien intensiviert wurden, um mit Hilfe von Dokumenten, möglichst den Originalen, die Kritik an Joseph Smiths angeblich schlechtem Charakter zu entkräften. Außerdem gibt es innerhalb der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine Anzahl von Apologeten, die in ihren Schriften argumentieren, die Lehren von Joseph Smith seien erstens biblisch und zweitens in den Anfängen der christlichen Kirche im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus auch so gelehrt worden und ziehen dazu Bibelstellen und Schriften der frühchristlichen Kirchenlehrer heran. Um die Authentizität des Buches Mormon als antike Schrift aus dem Kulturraum des Nahen Ostens und aus Mittelamerika zu bestätigen, bemühen sich viele Anhänger um archäologische, linguistisch und literaturkiritische Anhaltspunkte. Viele Apologetiken vertreten noch die Ansicht, die DNS-Methode sei nicht zur Feststellung geeignet, um die ursprüngliche gemeinsame Abstammung von Indianern und Hebräern zu bestimmen. Hintergrund dieser Diskussion ist, dass führende unabhängige US-amerikanische Wissenschaftler mittels der DNS-Analyse zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Indianer (Lamaniten) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht von Hebräern abstammen. Auch einige Wissenschaftler innerhalb der Kirche wollen sich dem nicht verschließen und akzeptieren die Ergebnisse der DNS-Vergleiche.
Literatur
- No Man Knows My History : The Life of Joseph Smith, Fawn M. Brodie, Knopf, 1971
- Mord im Auftrag Gottes, Jon Krakauer, Piper Verlag 2004.
- Die Lebensgeschichte von Joseph Smith, erzählt von seiner Mutter Lucy Mack Smith, deutsche Übersetzung LDS BOOKS Schubert & Roth OHG, Bad Reichenhall, 1990
- Lehren des Propheten Joseph Smith, zusammengefasst von Joseph Fielding Smith, deutsche Ausgabe, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Frankfurt am Main 1983
Personendaten | |
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NAME | Smith, Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | Gründer und erster Prophet der Mormonen |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1805 |
GEBURTSORT | Sharon, Vermont |
STERBEDATUM | 27. Juni 1844 |
STERBEORT | Carthage, Illinois |