Sesselbahn




Die Sesselbahnen gehören zur Kategorie der Umlaufseilbahnen. An einem unendlichen, dauernd umlaufenden Förderseil sind in regelmäßigen Abständen Gehänge mit Sitzen für eine oder mehrere Personen (zur Zeit für maximal acht Personen) befestigt. Die Personen sind mit einem Sicherheitsbügel gesichert. Moderne Anlagen öffnen und schließen den Bügel automatisch. Unter dem Sessel befindet sich meistens eine Fußraste, auf der die Fahrgäste Skier oder ihre Füße abstellen. In Übersee, vor allem den USA, gibt es allerdings auch Anlagen ohne Sicherheitsbügel.
Varianten
Fixgeklemmte Sesselbahnen
Bei der einfachsten und zugleich auch ältesten Bauform der Sesselbahn, deren Technik vom Skilift abgeleitet wurde, sind die Seilklemmen der Sesselgehänge fest mit dem Förderseil verbunden. Die Fahrgäste müssen die Sessel in den Stationen bei voller Fahrgeschwindigkeit besteigen und verlassen. Viele neuere fixgeklemmte Sesselbahnen sind mit einem Einstiegsförderband ausgestattet, um den Einstieg komfortabler und sicherer zu gestalten, aber auch die Fahrgeschwindigkeit zu erhöhen. Bei fixgeklemmten Sesselbahnen ist die Seilgeschwindigkeit eher mäßig (i. d. R. zwischen max. 3,0 m/s bei Einer- und Zweiersesselbahnen und bis zu 2,2 m/s bei Sechsersesselbahnen). Je größer die Sitzplatzanzahl eines Sessels ist, umso geringer ist die maximale Fahrgeschwindigkeit der Anlage, da ansonsten zu starke Zentrifugalkräfte beim Passieren der Umlenkrolle auf die Sessel wirken würden. Dies dürfte wohl auch der Hauptgrund dafür sein, dass bis jetzt keine fixgeklemmten Achtersesselbahnen gebaut wurden.
Kuppelbare Sesselbahnen
Für die Fahrgäste wesentlich komfortabler sind kuppelbare Sesselbahnen. Bei dieser Bauart werden in den Stationen die Sessel vom Förderseil gelöst. Der Ein- und Ausstieg der Fahrgäste erfolgt dann bei stark reduzierter Geschwindigkeit. Die Seilklemmen werden über Schienen in der Station automatisch geöffnet und geschlossen. Kuppelbare Anlagen werden in der Regel mit höheren Seilgeschwindigkeiten bis hin zu 5 m/s betrieben. Noch höhere Fahrgeschwindigkeiten sind möglich, aber im deutschsprachigen Raum von den Behörden nicht erlaubt. In Frankreich z. B. gibt es Anlagen, die mit bis zu 5,5 m/s betrieben werden können, in den USA sogar solche mit über 6 m/s maximaler Seilgeschwindigkeit. Auch hier können am Einstieg Förderbänder zum Einsatz kommen, die dann allerdings im Gegensatz zur fixen Bahn nur der einfacheren Positionierung der Fahrgäste dienen.
Transportkapazität
Die Transportkapazität von Sesselbahnen hängt von der Größe der Sessel,der Geschwindigkeit und dem Sesselabstand ab. Die maximalen Transportkapazitäten (ohne Double-Embarquement = doppelter Einstieg) liegen in etwa bei:
- 1er-Sessel: max. 800 Personen/Stunde
- 2er-Sessel: max. 1440 Personen/Stunde
- 3er-Sessel: max. 2160 Personen/Stunde
- 4er-Sessel: max. 2880 Personen/Stunde
- 6er-Sessel: max. 4000 Personen/Stunde
- 8er-Sessel: max. 5000 Personen/Stunde.
Allerdings kann die Kapazität nach unten stark variieren; so gibt es z. B. 6er-Sessellifte, die eine höhere Kapazität haben als manche 8er-Sessellifte, weil sie deutlich kürzere Sesselabstände haben.
Die Transportkapazität ist bei fixgeklemmten und kuppelbaren Seilbahnen prinzipiell in etwa gleich hoch.
Komfort
Der Komfort moderner Sesselbahnen ist vergleichbar mit dem von Gondelbahnen. Die Anlagen verfügen oftmals über gepolsterte Sessel und eine Haube aus Plexiglas, welche den Fahrgast vor Wind, Niederschlag und Kälte schützt. Auch Bahnen mit Sitzheizung, bei denen die Sessel in den Stationen über Stromschienen aufgeheizt werden, wurden bereits in einigen Skigebieten installiert.
Historische Sesselbahnen
Die älteste noch existierende Sesselbahn der Schweiz, die 1950 erbaute Sesselbahn Oberdorf–Weissenstein, ist zugleich die letzte Vertreterin der kuppelbaren Bauart Von Roll. Der Betrieb ist seit dem 2. November 2009 eingestellt und ihre Zukunft ungewiss. Die Besitzerin plant einen Ersatz durch eine Gondelbahn, es gibt jedoch Bestrebungen, die alte Sesselbahn aufgrund ihrer historischen Bedeutung zu erhalten.
Die 1948 nach demselben System errichtete Sesselbahn von Kandersteg zum Oeschinensee wurde im Herbst 2008 abgerissen und durch eine Gondelbahn ersetzt.[1]
Eine weitere Bahn, mit Baujahr 1947 die älteste derartige Anlage, die Gumen-Sesselbahn von Braunwald GL, wurde bereits im Sommer 2007 abgerissen und durch eine moderne Seilbahn ersetzt.
In Tschechien sind mit dem Lift auf die Schneekoppe (1949) und auf den Komáří hůrka (Mückentürmchen) (1952) noch zwei in Schweizer Lizenz errichtete Sessellifte der kuppelbaren Bauart in Betrieb. Die auf den Komáří hůrka (Erzgebirge) führende Sesselbahn galt zur Bauzeit als längster Sessellift Mitteleuropas und ist 2348 m lang.
Gebräuchliche Abkürzungen
In der Fachsprache und in Pistenplänen bezeichnet man fixgeklemmte Sesselbahnen oft als „SB“ und kuppelbare als „KSB“ (kuppelbare Seilbahn). Die Sesselgröße wird in der Regel davorgeschrieben, z. B. „4SB“, „6KSB“.
International gebräuchlich sind außerdem die Abkürzungen „CLF“ (Chairlift Fix gripped) anstatt „SB“ und „CLD“ (Chairlift Detachable) anstatt „KSB“.
Das Vorhandensein von Bubbles (Wetterschutzhauben) wird meist durch Anhängen von „/B“ angezeigt, z. B. „8-CLD/B“.
Siehe auch
sowie
Weblinks
- http://www.seilbahn-nostalgie.ch/sesselbahnen.html
- www.lift-world.info – Viele Informationen zur Seilbahntechnik und große Seilbahndatenbank
Einzelnachweise
- ↑ Kandersteg: Sessellift ist Geschichte in: Solothurner Tagblatt, 8. September 2008, S. 32.